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Politisches im Februar

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Politisches im Februar


Es gibt jeden Monat auch ein Hauch Politisches im Stadtkind, nur nicht immer online, wir wollen ja, dass Ihr das Heft in der Hand behaltet :-).

Politisches im Februar:

Die eigene Verantwortung …

Silvester hat’s geknallt – und nicht nur Friedrich Merz hat‘s gefreut, denn nach solchen Eskalationen dürfen sich alle wieder in die Talkshows setzen und frei von der Leber weg jede Menge Unsinn erzählen, Öl ins Feuer gießen, Ressentiments schüren.
Da stört es auch nicht weiter, wenn Professor*innen mit in den Runden hocken und sich um Wahrheit und Tiefe bemühen.
Wahr ist – scheinbar auch für Friedrich Merz – was sich wahr anfühlt.
Und so haben wir mal wieder die übliche Versuchsanordnung: Idioten, die gequirlte Scheiße erzählen, weil das vermeintlich aufs eigene Konto einzahlt, andere Idioten, die die gequirlte Scheiße unreflektiert glauben, und dazu viele weitere Idioten, die die gequirlte Scheiße unbedingt glauben wollen, weil es so schön passt.

Erst nach ein paar Tagen lichten sich dann allmählich die Nebel, die tatsächlichen Zahlen über Beteiligte und Nationalitäten werden öffentlich, langsam dringt durch, dass Schwarz und Weiß mal wieder nicht die klügste Formel war, ein paar Merz-Kolleg*innen relativieren die „kleinen Paschas“ ihres Chefs und ein paar Wissenschaftler machen sich an die Ursachenforschung, wobei die Ergebnisse später vielleicht nicht niemanden, aber auf jeden Fall nicht Friedrich Merz interessieren werden. Der freut sich stattdessen lieber auf den nächsten Skandal, um sich dann wieder als empörter, schimpfender Rohrspatz in die großen, wichtigen Runden setzen zu können.

Aber immerhin, wenn über die Krawalle in der Silvesternacht diskutiert wurde, dann gab es am Ende oft eine ganz vernünftige Formel, auf die man sich trotz aller Unterschiede in der Bewertung gerne einigte. Ja, auch wenn diese Leute in der Gesellschaft vielleicht kaum Chancen hatten und haben, sich abgehängt fühlen oder abgehängt sind, sich nicht gewollt und nicht gemocht und nicht geschätzt fühlen, und auch wenn sie deswegen wütend sind, auch wenn das alles so ist, haben sie ganz am Ende trotzdem nicht das Recht, Menschen anzugreifen, die anderen Menschen helfen wollen, ja, sie haben kein Recht, überhaupt andere Menschen anzugreifen – und weil sie Menschen sind, können sie sich frei entscheiden. Diese Menschen haben sich entschieden, das Falsche zu tun. Sie müssen dafür entsprechend bestraft werden.
Einverstanden. Das kann man so mitgehen. Wir haben die Wahl, zumal in einer freien Gesellschaft mit einem ungehinderten Zugang zu Informationen. Es gibt keine Ausrede. Wer in einer unfreien Gesellschaft aufwächst, mit zensierten Informationen, wer von Kindesbeinen an hört, dass man bestimmte andere Menschen schlecht behandeln darf, der hat eventuell eine (schwache) Ausrede, aber in Deutschland hat man absolut keine Ausrede. Wer hier aufwächst, der weiß, dass man anderen Menschen keinen Schaden zufügt, dass das verboten ist. Gewalt ist verboten, außer man ist zur Selbstverteidigung gezwungen. Silvester war nachweislich niemand der Knallchargen bedroht.

Also, ich kann mir überlegen, ob ich mit Raketen auf Einsatzkräfte schieße. Und wenn ich einen Moment lang darüber nachdenke, komme ich vielleicht darauf, dass das über ziemlich gefährlichen Schwachsinn noch weit hinausgeht. Ich attackiere Helfende und nehme damit billigend in Kauf, dass anderen Menschen, die Hilfe brauchen, vielleicht nicht rechtzeitig geholfen werden kann. Ich habe eine Wahl und treffe eine Entscheidung. Auch, wenn ich auf einem Bahnhofsvorplatz einer jungen Familie einen Böller vor die Füße schmeiße. Ich treffe eine Entscheidung, wenn ich andere zum Opfer mache. Dann werde ich zum Täter. Und Täter müssen und sollen damit rechnen, bestraft zu werden. Fehlverhalten wird sanktioniert, das ist die Grundlage unseres Rechtssystems. So wird für Gerechtigkeit gesorgt. Einverstanden.

Aber, wenn wir die Wahl haben, wenn wir nachdenken dürfen, dann sollten wir das nicht nur Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Silvesternächten ans Herz legen, dann sollten wir uns das alle ins Stammbusch schreiben: Erst nachdenken, erst reflektieren, erst informieren, dann reden.
Das ist in einer Demokratie unsere Verantwortung – nicht einfach gequirlte Scheiße glauben, auch nicht, wenn sie vom Chef der größten Oppositionspartei in Deutschland kommt.

POL

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Ein offener Brief an Angela Merkel

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Ein offener Brief an Angela Merkel


Liebe Angela,

ja, du genießt deinen Ruhestand, sollst du auch, aber trotzdem:
Dieser Brief ist ein Hilferuf! Du ahnst ja wahrscheinlich gar nicht, was inzwischen passiert ist. Da sitzt jetzt so ein Schlumpf auf deinem Thron.
Okay, nichts gegen Schlümpfe … Aber dieser Schlumpf ist echt sehr speziell. Das Gegenteil von Papa-Schlumpf.
Der erklärt nichts, der schweigt zu allem, der ist die personifizierte ruhige Hand, der wartet ab, dann zögert er, dann wartet er ab, dann grübelt er noch einmal ausführlich, dann zögert er und dann wartet er noch ein bisschen ab. Und dabei grinst er die ganze Zeit dieses schlumpfige Grinsen.
Während sich alle Welt fragt, worauf er eigentlich noch wartet. Das ist schwer auszuhalten, insbesondere natürlich für Ukrainer*innen unter Dauerfeuer. Aber auch für alle anderen, insbesondere Marie-Agnes Strack-Zimmermann.
Was ist mit dem los? Was läuft da schief?

Es ist inzwischen ganz offensichtlich, Olaf braucht dringend ein Coaching. Und wer sollte das übernehmen, wenn nicht du?
Denn du stehst ja wie keine andere für das, was jetzt ganz dringend gefragt ist: Schnelle Entscheidungen, Mut, Pragmatismus, einfach geradlinige Kompetenz, und das alles begleitet von einer möglichst barrierefreien, direkten Kommunikation.
Gut und schnörkellos erklärte Politik, heruntergebrochen für alle, um möglichst alle mitzunehmen. Das waren zusammengefasst deine 16 Jahre.
Oder haben wir das falsch in Erinnerung?
Natürlich nicht! Du warst immer die Nr. 1, wenn es um Führung ging. Klare Weichenstellungen, klare Ansagen, da geht’s lang. Auf dich konnten wir uns verlassen in all den Jahren. Du warst der Fels im Kanzler*innenamt. Wir wussten uns in guten Händen, so sehr, dass wir zuletzt fast vergessen hatten, dass es überhaupt so etwas wie Politik gab, geschweige denn kontroverse Meinungen oder Diskussionen. Das Ergebnis deiner Führungskraft.
Wenn jemand am Steuer sitzt, der gut und sicher fährt, muss man sich keinen Kopf machen.
Aber jetzt sitzt da plötzlich dieser Schlumpf.
Also, los geht’s! Du musst deine Expertise jetzt schnell weitergeben, denn die Zeit drängt.
Der böse, russische Gargamel schmiedet bestimmt schon wieder neue, abgrundtief böse Pläne. Während unser Zauder-Schlumpf zögert und prüft, und noch einmal abwägt, noch einmal alle Argumente auf die Brav-Seite schreibt, und alle anderen Argumente auf die Böse-Seite, um dann noch einmal eine Nacht drüber zu schlafen und mit allen zu telefonieren, während Marie-Agnes Strack-Zimmermann völlig durchdreht. So kann es doch nicht weitergehen.
Liebe Angela, in schweren Zeiten müssen die politischen Schwergewichte Deutschlands, die aktuellen und die ehemaligen, den Schulterschluss wagen und gemeinsam für schnelle Entscheidungen sorgen. Sonst verpassen wir den Zug. Vielleicht könnt ihr zwei ja noch diesen anderen, diesen Dingens dazu holen. Na, wie heißt der denn noch? Wir kommen gerade nicht drauf. Sag schon! Auch so ein großer Ehemaliger. Gute, alte Kontakte nach Moskau. Rotweintrinker. Hach, wir kommen nicht drauf.

Egal, es wäre jedenfalls gut, wenn du jetzt das Heft in die Hand nimmst, wenn sich die politische Elite in Deutschland um deinen Tisch versammelt, gerne bei einer deftigen Brotsuppe, und Olaf erklärt, wie die Geschichte nun laufen muss. Sonst machen wir uns am Ende noch ganz und gar lächerlich. Und dann will irgendwann niemand mehr mit uns spielen.
Bitte, Angela! Hilfe!

GAH

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El Kurdis Kolumne im Februar

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El Kurdis Kolumne im Februar


Der surrende Satan auf Rädern

Ich habe keinen Führerschein. Und das aus guten, nicht etwa aus Alkohol-assoziierten Gründen.
Das muss ich stets dazu sagen. Ich bekomme sonst augenblicklich diese verständnisvollen, solidarischen Blicke aus der Trinker-Community zugeworfen.
Nein, man hat mir die Fahrerlaubnis – um mal die alte DDR-Terminologie zu benutzen – nicht weggenommen:
Ich habe den Führerschein einfach nie gemacht.
Ich hielt tägliches Auto fahren und vor allem das Besitzen eines eigenen Autos schon vor 40 Jahren für ökologisch nicht sinnvoll. Ich gehe zu Fuß, ich benutze Busse und Bahnen, wenn es nicht anders geht steige ich auch mal in ein Taxi – meistens aber fahre ich Fahrrad.

Das Fahrrad ist unzweifelhaft die größte Erfindung seit dem Regenschirm! Es mag unspektakulär klingen, aber mal ehrlich: Es schüttet wie aus Eimern und man kann, ohne sich die Frisur zu ruinieren, von A nach B gehen? Hammer! Das ist kurz vor Zauberei! Ähnlich para-metaphysisch wie Regenschirme sind Geschirrspülmaschinen: Sie eröffnen dem Menschen die Möglichkeit mit anderen Menschen zusammenzuleben, ohne sich nicht mit ihnen wegen vertrockneter Milchreiskrusten oder Schimmelplantagen auf dem Porzellan schlagen zu müssen. Oder gar die Notwendigkeit zu sehen, jemanden zu töten. Was für ein Zivilisationssprung!

Und ebenso magisch und gleichzeitig auch noch gesellschaftlich progressiv ist das Rad. Man braucht kein Benzin, kein Gas, keinen Dampf, keine Sklaven, die es ziehen oder schieben – man kann sich nur mit der eigenen Muskelkraft drei, vier, fünf Mal schneller bewegen als man gehen kann. Ist man erschöpft, steckt man sich ein Stück Schokolade in den Mund und trinkt eine Irgendwasschorle – und weiter geht’s.
Und man belastet mit dem Rad – außer bei der Herstellung – die Umwelt nicht. Führen alle Rad, müssten sich junge Menschen nicht auf Straßen festkleben. Und die „Welt“ hätte nichts zum hämisch kommentieren und Markus Lanz nichts zum talken.
Zudem kann man sich mit dem Fahrrad fit halten, das Herz-Kreislaufsystem in Schuss bringen und, sofern man das möchte, sogar abspecken – ohne Zeit mit Sport zu vertrödeln und sich dabei zu Tode langweilen zu müssen. Man sportelt – wie man in Österreich sagt – nebenbei, en passant, während man sich beeilt, um einen privaten oder geschäftlichen Termin einzuhalten.
Also: Alles gut!
Wenn da nicht diese Weiterentwicklung wäre …
Ich möchte auf keinen Fall missverstanden werden. Selbstverständlich gibt es Menschen mit körperlichen Einschränkungen – sei es aufgrund des Alters, einer Krankheit oder einer Behinderung – für die ein E-Bike oder Pedelec ein Segen ist.
Auch für Pendler, die, statt sich feist und faul ins Auto zu setzen, tapfer jeden Tag 45 oder 60 Minuten radeln, um zur Arbeit zu kommen. All diesen Menschen gönne ich das Akkurad von Herzen. Aber der Rest der E-Biker hat nicht mehr alle Latten am Zaun. Viele von ihnen benehmen sich wie lichthupende, drängelnde, auf-die-Stoßstange-auffahrende, FDP-wählende BMW-Fahrer auf der Autobahn.
Man rollt vielleicht grade mit einer gewissen somnambulen Verträumtheit leicht mittig und über philosophische Fragestellungen sinnierend auf dem Radweg daher, da hört man eine aggressive Klingel. Man dreht sich kurz um, sieht in einiger Entfernung einen normalen, nicht schwitzenden, sich nicht anstrengenden Menschen um die vierzig oder fünfzig, vielleicht dezent übergewichtig wie man selbst, auf einem völlig unauffällig aussehenden Fahrrad und denkt: Okay, der fährt jetzt so ungefähr 15 Stundenkilometer. Maximal. Keine Ahnung, warum der klingelt. Aber wenn er ein bisschen in die Pedale tritt und sich Mühe gibt, kann er vermutlich doch demnächst zur Überholung ansetzen. Man ist natürlich bereit, ihn passieren zu lassen. Warum auch nicht. Wenn er es denn eilig hat.
Aber da wird man auch schon – mitten im Gedanken – leise surrend, aber um so brutaler gebodycheckt, weil der Raser beim Überholvorgang nur geringfügig bis gar nicht von seiner graden Linie abweicht, schließlich hat er ja geklingelt. Man ist also selbst schuld…. Man spürt dabei den Fahrtwind des vorbeizischenden E-Bikers auf der Wange, das eigene Rad taumelt wie ein angeschossenes Reh, und man kippt im besten Fall seitlich auf den Gehweg und schubbert noch einige Meter mit dem Gesicht auf dem Asphalt entlang.
Irgendwann rappelt man sich wieder auf, sortiert die Knochen, leckt sich die Wunden und denkt: Ja, auch das E-Bike ist Magie. Aber keine weiße.
Es ist klassischer Schadenszauber. Maleficum.
Das E-Bike ist der Teufel.

● Hartmut El Kurdi

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Kummerkasten 2023-02

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Kummerkasten 2023-02


unseren Kummerkasten hatten wir bisher ja noch nicht online…

Jetzt aber…und eben ab + an und zu in der Zukunft.

Schreibt uns Euren Kummer und wir wissen die Antwort: kummer@stadtkind-hannover.de
Mit etwas Glück und mit Abo dann im kommenden Monat in Eurem Kasten 🙂
PS: bitte habt Verständnis, dass wir Eure Nachrichten nicht persönlich beantworten können und natürlich erklärt Ihr Euch mit Abschicken Eurer Nachricht damit einverstanden, dass wir diese eventuell veröffentlichen (selbstverständlich nur mit Vornamen). Wie früher bei Dr. Sommer ;-)…

Zu Euren Fragen in der Februar-Ausgabe:

Kummerkasten

wir nehmen uns Zeit für das Leid dieser Welt…

Ich sehe oftmals Leute auf der Straße, die sich nach Ein-Cent-Stücken am Boden bücken. Ich habe mal nachgerechnet: Der Bückvorgang dauert im Schnitt 3 Sekunden, das heißt sie könnten auf diese Weise 20-mal ein Centstück aufheben, also 12 Euro pro Stunde. Das ist der Mindestlohn. Warum bückt man sich dafür? Weder meine Kolleg*innen noch meine FDP-Parteigenoss*innen können das verstehen. Also, wenn ich mich bücke, will ich wenigstens einen Fuffi dafür haben. // Jérôme, 34
Einen Fuffi zahlt dir aber keiner. Wenn überhaupt, müsstest du dich kostenlos bücken. Was wiederum 12 Euro unter Mindestlohn wäre. Denk mal drüber nach …

Ein neuer Kollege aus Malaysia, der noch nicht fließend deutsch spricht, fragte mich, was Lakritze sei. Durch seine Betonung dachte ich, er habe eine Lack-Ritze gemeint. Und ich habe sodann über Schnitt und Schritt enger Lackhosen gesprochen. Das war ein etwas Gespräch. Ich glaube, dass er nun glaubt, dass ich mit ihm flirten wollte – zumal wir schon einmal ein Missverständnis wegen Weingummis hatten, das nur rechtzeitig als solches von uns erkannt wurde, weil er gar keinen Alkohol trinkt … Ich bin da jetzt etwas ratlos … // Katharina, 23
Wir auch, liebe Katharina!

Ich war ja richtig Fan, ich hatte in den letzten Monaten immer Kreide dabei. Und ich habe die Stadt so richtig zugetextet. Erst der Spruch, klar, geiler Arsch, Hammer Titten und so, und dann die Geschichte jeweils kurz auf dem Asphalt notieren. Foto machen, zack, ins Netz stellen, schön auf meine Insta-Seite. Aber jetzt bekomme ich laufend seltsame Kommentare. Was ist da los? Dürfen bei dieser Catcall-Geschichte wieder nur Frauen mitmachen, oder was? // Torben, 23
Da gibt es tatsächlich noch mehr Betroffene, lieber Torben. Und die würden sich gerne am Valentinstag gegen 19Uhr mit dir auf der Dornröschenbrücke zum Gedankenaustausch treffen. Kommst du?

Ich stehe total auf königsblaue Strohhalme von 74cm Länge. Ich kann nicht genau sagen, wieso – aber die machen mich automatisch unfassbar wuschig. Doch wenn ich Frauen mit ähnlichem Fetisch suche, bevorzugen die entweder die bordeauxroten oder zitronengelben 74cm-Halme. Oder aber die königsblauen 48er-Halme. Meint ihr, ich könnte auf eurer Anzeigenseite Erfolg haben? // Florian, 30
Was für einen Frage, Anzeigenschaltungen haben bei uns grundsätzlich immer Erfolg! Das sagt auch der Chef. Und was der Chef sagt, das stimmt!

Kennt ihr einen Trick, einen verklemmten Sicherheitsgurt zu öffnen? Bitte schleunigst zurückmailen, wir überschlagen uns ziemlich rasant und der Abgrund kommt bedauerlicherweise frappierend schnell näher! // Guido, 44
Lieber Guido, leider entdecken wir deine Nachricht erst jetzt …

Guten Tag. Ich habe eine neue Alternative zum Dezimalsystem ersonnen. Im Grunde ein pi-basiertes Tredezimalsystem, das mit den Wurzeln von Fibonacci-Zahlen angereichert wird; es bringt zwar zugegebenermaßen Nachteile mit sich, hat aber Vorteile bei der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Von den Universitäten erhalte ich leider keine Antwort; bin aber in großer Sorge, weil mir scheinbar Spielcasino-Typen und zwielichtige Wallstreet-Bänker nachstellen. Haben Sie vielleicht Kontakte für mich? // Alfred, 46
Interessant. Das könnte tatsächlich das P-NP-Problem lösen und zum Beweis der Riemannschen Vermutung beitragen. Und vielleicht hilft es auch beiden Gleichungen von Yang-Mills. Aber ich in auch nur ein ambitionierter Laie.

Ich hatte einen entsetzlichen Alptraum. FDP und AfD haben darin eine große Koalition gebildet und Marie-Agnes Strack-Zimmermann war Bundeskanzlerin. Das verfolgt mich immer noch … Werde ich jemals wieder unbeschwerte Momente erleben können? // Jochen, 19
Nein.

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Editorial 2023-02

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Editorial 2023-02


 

Liebe Leserinnen und Leser,
und noch einmal, nach der Ausgabe Dezember, in der ich mir ein paar Sorgen gemacht und über meine Ängste geschrieben habe, ein weiterer kleiner, persönlicher Zwischenruf. „Bruchlinien“, so habe ich den Text auf den Seiten 54 und 55 in dieser Ausgabe überschrieben. Und ich ahne schon, dass ich es mir mit diesem Text vielleicht mit ein paar guten, alten Freunden verderbe, von denen ich weiß, dass sie sehr vehement ganz anderer Meinung sind. Denn ich habe in meinen „Bruchlinien“ unter anderem einen ganz klaren Standpunkt bei der Frage zur Unterstützung der Ukraine: Alles, was geht, beziehungsweise rollt!

Ich habe bereits vor einigen Monaten den von Alice Schwarzer initiierten Offenen Brief an Olaf Scholz gegen die Lieferung von schweren Waffen nicht nur nicht verstanden, mich hat im Nachgang dazu erschrocken, wer dort alles mitunterzeichnet hat. Ich habe im Nachgang die Erklärungen von Richard David Precht gehört und bin noch heute überzeugt, dass nie ein Philosoph mehr geirrt hat. Okay, ich übertreibe. Die Philosophie hat eine große Geschichte der Irrungen und Wirrungen. Was gut ist, denn das schafft Erkenntnis.

Inzwischen gab es ein paar Erkenntnisse, und auch Richard David Precht musste zähneknirschend zugeben, dass er damals ein bisschen danebengelegen hat. Die Ukrainer haben sich gewehrt und sie sind immer noch da, was ohne die gelieferten Waffen äußerst fraglich wäre. Sie haben sich verteidigt, während Russland bis heute Kriegsverbrechen an Kriegsverbrechen reiht. Ich sehe kein einziges Argument, nach wie vor nicht, das diesen russischen Angriff rechtfertigen könnte. Alles, was da so kursiert, ist aus meiner Sicht auf Deutsch gesagt dummes Zeug. Man hat sich bedroht gefühlt von der NATO? Ernsthaft? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Bevölkerungen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien usw. einen Angriffskrieg der NATO gegen Russland mit wehenden Fahnen begleitet hätten? Genau! Null. Und dann diese Geschichte mit den Nazis in der Ukraine. Ich sehe dort vor allem Menschen, denen das blanke Entsetzen in den Gesichtern steht. Putin hat diesen Krieg lange vorbereitet. Und Teil dieser Vorbereitung war die gezielte Verbreitung diverser wirrer Erzählungen. Leider hat das vielfach funktioniert. Wer aber diese Erzählungen jetzt noch glaubt, angesichts der täglichen Gräueltaten durch die Russen in der Ukraine, dem ist entweder nicht zu helfen oder der möchte ahnungslos bleiben.

Ich habe meinen Zwischenruf in dieser Ausgabe vor allem wegen des Krieges in der Ukraine, beziehungsweise wegen der deutschen Haltung zu Waffenlieferungen geschrieben. Glaubt man den neusten Umfragen, lehnt eine Mehrheit die Lieferung schwerer Waffen inzwischen ab. Ich finde das ganz entsetzlich. Denn diese Ablehnung hat ja Gründe. Angst vor Eskalation, Angst davor, dass wir zur Kriegspartei werden könnten, Angst vor einer Verlängerung des Krieges, der Wunsch nach einem schnellen Ende, der Wunsch, dass möglichst bald wieder billiges Gas durch die Pipelines fließt, der Wunsch, dass möglichst schnell alles so wird wie früher. Ich finde diese Gründe zynisch, angesichts dessen, was in der Ukraine passiert.

Aber warum bezieht „der Westen“ nicht auch in anderen Kriegen Stellung, warum nur in der Ukraine? Diese Frage höre ich sehr oft. Manchmal auch mit diesem schönen „Ich-stelle-nur-Fragen-Unterton“. Die Frage ist absolut berechtigt. „Der Westen“ war in der Vergangenheit ziemlich oft ein äußerst fragwürdiger Verein und ist es stellenweise noch. Aber vielleicht erleben wir ja gerade einen Neuanfang. Eine Abkehr von der Verlogenheit, eine Abkehr davon, für gute Geschäfte beide Augen zuzudrücken. Okay, ich höre schon auf. Aber man wird ja wohl noch träumen dürfen …
Geträumt habe ich zugegeben auch ein bisschen im Titeltext. Von einer Gesellschaft, die hoffentlich noch die Kurve kriegt. Ich habe nämlich die Befürchtung, dass wir bereits vor einer Weile ziemlich falsch abgebogen sind. Dass wir stellenweise unsere Mitmenschlichkeit vernachlässigt und vergessen haben, dass wir nicht mehr aufeinander achtgeben. Dass wir uns mehr und mehr im Egoismus verlieren. Dass wir nicht mehr als Gesellschaft funktionieren, sondern nur noch eine Versammlung von Ego-Shootern sind. Ich hoffe sehr, dass ich mich irre, aber die Haltung zur Unterstützung der Ukraine, die sich momentan in Deutschland mehr und mehr etabliert, lässt mich doch arg zweifeln. Ich habe vor einigen Ausgaben im Titelinterview „Über Armut“ mit Klaus Dieter Gleitze gesprochen, dem Geschäftsführer der Landesarmutskonferenz, und er hat mir erzählt, dass er unsere Gesellschaft zunehmend als kalt empfindet. Ich habe das damals nicht so recht glauben wollen. Inzwischen habe ich die Befürchtung, dass es stimmt. Es wird kälter in Deutschland und stellenweise ist es schon eiskalt.
Ich hoffe, wir bekommen das irgendwie gedreht.

Viel Freude mit dieser Ausgabe wünscht
Lars Kompa
Herausgeber Stadtkind

PS: Ihr findet uns übrigens auch im Fediverse auf Mastodon:
https://norden.social/@Stadtkind
let’s make a change

 

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Verlosung: 5 x 2 Karten für „NDR Kultur Foyerkonzert on tour“  mit dem Trio E.T.A. am 02.02.2023

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Verlosung: 5 x 2 Karten für „NDR Kultur Foyerkonzert on tour“ mit dem Trio E.T.A. am 02.02.2023


Wir verlosen 5 x 2 Karten für das „NDR Kultur Foyerkonzert on tour“ mit dem Trio E.T.A. am 02.02.2023, 18:00 im kleinen Sendesaal des NDR im Landesfunkhaus.
 
Aus gutem Grund verneigt sich das 2019 in Hamburg gegründete Trio E. T. A. mit seinem Namen vor dem Schriftsteller, Komponisten und Kritiker E. T. A. Hoffmann: Elene Meipariani (Violine), Till Schuler (Violoncello) und Till Hoffmann (Klavier) haben ihr Triospiel mit romantischer Musik begonnen, lieben künstlerische Querverbindungen und beschäftigen sich mit dem kammermusikalischen Repertoire von der Klassik bis hin zur zeitgenössischen Musik. E.T.A. Hoffmann ist gerade durch seine Vielseitigkeit und seine Liebe zur Musik als der für ihn höchsten Kunst ein Vorbild für die drei.
 
Und so einfach könnt Ihr gewinnen:
sendet uns eine Email an gewinnen@stadtkind-hannover.de mit dem Betreff „NDR“ und Eure vollen Namen im Text. Die Gewinner*innen werden per Email benachrichtigt und stehen dann auf der Gästeliste des NDR. (Die Daten werden bei uns zum Ende der Verlosung wieder gelöscht.)
Teilnahmebedingungen:
– Die Verlosung endet am 26.01.2023 um 23:59 Uhr.
– Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
– Pro Teilnehmer*in wird nur ein Preis vergeben. Mehrfachgewinne sind nicht möglich.
– Der Gewinn ist weder austausch- noch übertragbar. Auszahlungen sind ausgeschlossen.
– Die Gewinner*innen werden aus allen Einsendungen per Losentscheid ermittelt.
– Durch die Teilnahme an der Verlosung akzeptieren die Teilnehmenden diese Teilnahmebedingungen.
 
Und wenn Ihr Lust habt, dann folgt uns auf den „sozialen“ Medien, „liked“ unsere Beiträge und abonniert das Stadtkind ?
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Weitere Infos zum Konzert:
https://www.ndr.de/der_ndr/presse/mitteilungen/NDR-Kultur-Foyerkonzert-on-tour-mit-dem-Trio-ETA,pressemeldungndr23678.html

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