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Literarisches: Bert Strebe und die Lyrikedition Hannover


Innerhalb von drei Jahren erscheinen im Rahmen der Lyrikedition Hannover, im hannoverschen Wehrhahn-Verlag, insgesamt zehn einzigartige Lyrikbände, herausgegeben von Bert Strebe. Die Idee: Hannovers Lyrikszene zu repräsentieren und die Vielfalt dichtender und poetischer Stimmen der Region in den Vordergrund zu rücken. Beim Lyrikfest im Literaturhaus Hannover am 27. September wurden die neuen drei Bände von Tabea Farnbacher, Annette Hagemann und Jan Egge Sedelies vorgestellt – eine Reise durch das lyrische Hannover.
Entlang der drei so unterschiedlichen Bände entfalten sich düstere Bilder und ein poetisches Buchstabengewirr, mal leise, mal laut, aber immer kraftvoll. Mit dieser Edition will Strebe zeigen, wie viele herausragende Dichterinnen und Dichter aus der Region Hannover stammen oder hier leben.
Die in Hannover geborene Psychologin und Poetry-Slammerin Tabea Farnbacher ist eine dieser Dichterinnen. In „überwintern“ verwebt sie Mutterschaft und Sehnsucht mit Erinnerungen an die früheste Kindheit. Das Resultat ist eine naturwissenschaftliche Atmosphäre mit dem zentralen und immer wiederkehrenden Motiv des Atmens, bei dem die Bewunderung der Autorin für den menschlichen Körper deutlich wird. „Sie lässt mit leiser Stimme uralte Bilder und Klänge aufsteigen, versöhnliche, verbunden mit der Welt. Wildlederrauh sind diese Gedichte, wildlederfein.“, so heißt es im Vorwort der Schriftstellerin Gabriela Jaskulla. Farnbachers Gedichte sind sanfte Wortströme, die die Lesenden, wie zahme Schattenspiele in einen Sog ziehen.
„Die fünfte Jahreszeit“ ist der Lyrik-Band der in Hannover lebenden Annette Hagemann. Die Lyrikerin schreibt über eine sich wandelnde Welt, die kleinen Dinge und das Alltägliche. Die Konstante: Das lyrische Leitmotiv der Metamorphose. Ihre Gedichte sind „welthaltig, weitsichtig (…) und witzig“, so heißt es im Vorwort von Andreas Platthaus. Die Texte befinden sich im Dauerzustand zwischen Bewegung, Ruhe und Reflexion.
Der dritte Band „kinetischer Sand“ von Journalist, Moderator und Autor Jan Egge Sedelies zeigt politisierte Lyrik, die das Laute leise macht und das Vergessene ins Bewusstsein rückt. Es geht um das Erwachsenwerden und -sein, um Scham, Angst sowie politische Alltäglichkeiten. Mit schlittriger Straßenmusiker-Motivik sind die Gedichte mal sperrig, mal bitter, mal ernst. Der kinetische Sand, nach dem der Band benannt ist, verdeutlicht die Fähigkeit, Vergangenes zu formen und neu zu gestalten, ohne es je vollständig festhalten zu können.
Herausgeber, Schriftsteller und Lyriker Bert Strebe lebt in Hannover und ist stolz auf das literarische Klima der Stadt. Er erzählt: „Die Szene ist bescheidener als beispielsweise die in Berlin. Aber kein Stück schlechter. Wir müssen uns hier überhaupt nicht verstecken, im Gegenteil. Und ich hoffe, die Lyrikedition macht das auch deutlich.“ Vor der Lyrikedition hatte Strebe noch nie Texte anderer Verfasser und Verfasserinnen lektoriert; es ist ein Projekt, das er in die Hand genommen hat, weil es sonst niemand getan hat. „Das ist ein toller Job, und es ist ein unglaubliches Gefühl, im Literaturhaus zu stehen und zu sehen, wie gut die Lyrikfeste, mit denen wir in jedem der drei Jahre die neuen Lyrikbände der Edition feiern, bei den Leuten ankommen“, erzählt Strebe. Mit der Lyrikedition Hannover erschafft er einen poetischen Raum, der die Vielfalt und Tiefe der hannoverschen Lyrikszene widerspiegelt. Jeder Band regt zum
Eintauchen, Staunen und Nachdenken an, ebenso auch die Bände aus dem Vorjahr von Caroline Hartge, Sabine Göttel und Hans Georg Bulla. Bis 2025 erscheinen noch vier weitere Bände.
Werhahn Verlag
48 Seiten
10 Euro

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