Stadtkinder essen: 05elf

Als mich der Chef gefragt hat, ob ich diese Rubrik im nächsten Heft betexten möchte, habe ich nicht lange gefackelt. Essen gehen und die Redaktion zahlt? Freude für mich und meinen studentischen Geldbeutel. Also rein ins 05Elf und: Schlemmen!

Schon beim Betreten des Ladens am Weißekreuz Platz hinter dem Hauptbahnhof können Besuchende durch ein Fenster einen Blick in die Küche erhaschen, inklusive eines Pizzaofens – ein vielversprechender erster Eindruck. Doch absoluter Blickfang ist eindeutig die runde Bar, direkt in der Mitte des 05Elfs. Der Halbkreis ist grün gefliest, darüber hängen in einem schwarzen Regal unzählige Gläser und verschiedenste Flaschen reihen sich aneinander. So kann man von jedem Platz den Cocktailmixer Cocktails mixen sehen.

Schnell fühle ich mich wie Serena van der Woodsen, das It-Girl bei Gossip Girl, einer US-amerikanischen Serie über die Elite Kids der Upper East Side in New York City. Ich sehe mich auf einem der gelben Hocker an der Bar, die Beine überschlagen, einen Dirty Martini bestellen, um mich so vom Shoppen bei Bergdorf Goodman zu erholen und mich vor den Paparazzi, die auf den Straßen lungern, zu verstecken.

Na ja. Ich bin aber kein Teil der oberen ein Prozent, sondern Studentin und nicht in New York, sondern in Hannover. Die Atmosphäre ist trotzdem gesetzt. Denn nicht nur die auffällige Bar, sondern der ganze Laden – der Café, Bar und Restaurant in einem ist – ist schick eingerichtet. Dunkle Blümchentapete ziert die eine Hälfte des Ladens, darüber offene Regalfronten dekoriert mit Wein, Blumen und Vasen. Die andere Hälfte ist besetzt mit Stuck und gestaltet mit großen Malereien von Engeln und dem Abendmahl. Und genau darum geht es bei uns jetzt auch – unser Abendmahl.

Als das, wirklich über den ganzen Abend hinweg, liebe Servicepersonal das erste Mal zu unserem Tisch kommt, bestellen wir aus der sehr großen Getränkekarte einen Gin Basil Smash (10,50 Euro) und eine „Fancy Himbeerschorle“ (4,80 Euro, 0,45 l). Für das „Vorspiel“, wie es in der Karte heißt, entscheiden wir uns für den Burrata mit hausgemachter Tomatenmarmelade, Olivenerde, sonnengetrockneten Kirschtomaten, Olivenöl und Kresse – vor allem, weil wir gespannt sind, was sich hinter der Olivenerde verbirgt. Nur einen Augenblick später steht auch schon der Käse vor uns auf dem Tisch. Hübsch angerichtet, auf einem Bett aus Rucola und mit Pesto-Schnecke getoppt. Dazu Brot. Die Oliven Erde entpuppt sich als gehackte Oliven. Es schmeckt, wie Burrata mit Rucola eben schmeckt. Lecker, aber erwartbar.

Für die Entscheidung des Hauptgangs brauche ich einen Moment länger. Das breite Angebot überfordert mich ein wenig. Salate, Bowls, Pizza, Pasta, Burger, Currywurst, Rumpsteak, Schnitzel, dazwischen ein paar asiatisch angehauchte Gerichte. Während ich die Karte weiter durchstöbere, frage ich mich, was der Laden sein will. Ich gehe zwar nicht oft essen, aber wenn eine Karte so viele Gerichte anbietet, werde ich immer ein bisschen stutzig. 

Meine Begleitung entscheidet sich für die Trüffelpasta (19,90 Euro) mit Trüffel-Sahnesauce, Grana Padano, frisch gehobeltem Trüffel und Rucola. Die Atmosphäre ist wie gesagt gesetzt. Mein Gegenüber hat sich also schon längst entschieden, während ich noch fleißig am Blättern bin. Meine Verwirrung führt dazu, dass ich mich auch für eine Pasta entscheide – „Farbspiel“ (13,90 Euro) mit Pesto-Sahnesauce, getrockneten Tomaten, Pinienkernen und Grana Padano.

Die Pasta kommt flott. So flott, dass wir noch mit der Vorspeise beschäftigt sind. Auch die Nudeln sind schön angerichtet. Die Trüffelpasta ist getoppt mit gehobeltem Trüffel und im Farbspiel steckt ein Basilikumblatt. Auch wenn das Farbspiel vor allem einfach sehr grün ist. Mein grüner Teller schmeckt lecker, so auch die andere Pasta. Ich mag keine Trüffel, aber lasse mir von meinem Gegenüber sagen, dass die Nudeln ein wenig nach Pilz schmecken. In der Karte steht nichts von Pilzen. Ich traue mich dann doch, zu probieren und kann das bestätigen. In beiden Fällen sind die Nudeln ein kleines bisschen zu durch und Salz fehlt. Schmecken tut’s trotzdem.

Nach den Nudeln sind wir beide so satt, dass kein Blatt mehr passt. Die Nachspeise lassen wir aus. Ein schöner Abend in New Hannover. Für das Essen ein wenig teuer. Oder liegt das an meinem studentischen Geldbeutel? Wir sind uns einig, wiederkommen würden wir nicht. Es sei denn, uns lädt nochmal jemand ein … Vielleicht ein Weihnachtsessen mit der Redaktion?

Jule Merx

05Elf

Lister Meile 15

30161 Hannover

www.05elf.com

So-Do 11-01 Uhr, Fr und Sa 11-03 Uhr

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