Martina ist der „Nachtengel“ für obdachlose Menschen in Hannover. Jede Nacht zieht sie mit heißem Tee und warmer Suppe durch die Innenstadt und kümmert sich um Bedürftige. Sie hört zu, spendet Trost und schenkt Hoffnung.
Seit rund zwölf Jahren ist Martina nachts auf den Straßen rund um den Hauptbahnhof unterwegs und hilft denen, die auf der Straße leben. Sie kocht jeden Tag selbst in ihrer kleinen Dachgeschosswohnung und macht sich gegen 20 Uhr auf den Weg nach draußen. Voll bepackt mit Suppentopf, Teekannen, Brötchentüten, Einweggeschirr und -besteck, Erste-Hilfe-Kasten, Wasserflaschen und gespendeter Kleidung zieht sie los: von der Lister Meile, vorbei am Weißekreuzplatz und Pavillon zum Hauptbahnhof. Viele kennen Martina schon seit einigen Jahren und freuen sich jede Nacht auf ihren Besuch.
Anfangs finanziert Martina alles selbst von ihrem Gehalt und hat zusätzlich zu ihrem Vollzeitjob als Wimperndesignerin noch einen Minijob. Sie arbeitet von 9 bis 18 Uhr, geht einkaufen, kocht zu Hause und zieht dann los. Mittlerweile erhält sie regelmäßig Sachspenden, wie zum Beispiel Brötchen, Gemüse oder Becher für Tee, sowie finanzielle Spenden.
Jede Nacht ist sie sechs bis sieben Stunden unterwegs und versorgt 70 bis 100 Obdachlose mit Essen, Trinken und warmen Worten. Aber auch warme Kleidung hat sie oft dabei, denn die wird gerade jetzt in den kalten Jahreszeiten dringend benötigt. Wenn der Tee ausgetrunken und die letzte Portion Suppe verteilt ist, kümmert Martina sich um Wunden und nimmt sich Zeit zum Reden oder um bei wichtigen Unterlagen und Arztterminen zu helfen. Ein- bis zweimal im Monat wird sie von einer befreundeten Ärztin unterstützt, die bei schwerwiegenden Verletzungen und Krankheiten helfen kann.
Martina kämpft jeden Tag und jede Nacht für „ihre Obdachlosen“, wie sie selbst sagt, und versucht, ihre Stimme zu sein. Doch sie weiß auch, dass sie allein nicht allen helfen kann: „Wenn ich könnte, würde ich sie alle aufnehmen, aber das geht leider nicht. Es würde viel helfen, Mecki 1 und Mecki 2 oder die Berliner Allee 8 durchgehend zu öffnen. Wir brauchen in Hannover mehr sichere und vor allem warme Schlafplätze.“ Auf die Frage, wie man die Situation der Obdachlosen bei uns in der Stadt außerdem verbessern könnte, hat Martina eine klare Antwort: kostenlos Stadtbahn und Bus fahren, damit sie zum Beispiel in Notunterkünfte fahren können, die außerhalb der Innenstadt liegen. Außerdem wäre es wichtig, dass Obdachlose auch ohne Krankenversicherung in Krankenhäusern behandelt werden.
Auch, wenn man als einzelne Person nicht die Welt verbessern kann, wünscht sich Martina von uns allen etwas mehr Empathie und Hilfsbereitschaft für unsere Mitmenschen. „Wir alle können bei uns zu Hause anfangen. Helft euren Eltern oder wenn ihr wisst, dass im Haus eine alleinstehende Dame oder ein einsamer Opa wohnt, fragt diese, ob sie Hilfe brauchen. Haltet anderen die Tür auf und schaut genau hin, ob jemand Hilfe benötigt. Mit solchen Kleinigkeiten kann man die Welt immer ein kleines bisschen besser machen. Und habt Mitleid. Viele sagen, das sei ein schlechtes Wort, aber das finde ich nicht. Wir alle sollten Mitleid haben und dankbar dafür sein, was wir haben. Denn für das, was wir haben,selbst wenn es nur ein kleines Zimmer oder ein Bett ist, beten andere jeden Tag.“
Laura Druselmann
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