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Neu in der Stadt: Bestia Vera Pizza Napoletana

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Neu in der Stadt: Bestia Vera Pizza Napoletana


Ganz leise gab es Ende Dezember letzten Jahres im Herzen Hannovers Innenstadt ein „Soft Opening“ – seitdem wird in der Osterstraße bei Bestia fleißig Pizza gebacken.
Bestia hat nun, nach Hildesheim, auch in Hannover ein Restaurant auf 380 Quadratmetern eröffnet.
Seit 2018 wird bei Bestia traditionell nach neapolitanischer Art Pizza gebacken. Und das ausschließlich mit hochwertigen Zutaten aus der Region Neapel.
Das Grundrezept, das 2010 in der UN-Verordnung festgeschrieben wurde, besteht seit über 200 Jahren: Hefe, Salz, Wasser, Mehl. Die bei über 450°C gebackenen runden Köstlichkeiten aus dem neapolitanischen Pizzaofen dürften die Herzen für Pizzaliebhaber*innen sicherlich höherschlagen lassen. „Unser Ziel ist es, den einzigartigen Geschmack Neapels nach Hildesheim und jetzt Hannover zu bringen, die Tradition der neapolitanischen Pizza zu wahren und sie mit eigenen kreativen Ideen immer wieder neu zu erfinden.“

Das Team von Bestia begrüßt die Hannoveraner*innen in ihren neuen Räumlichkeiten  – 120 Sitzplätze im Innenraum, rund 80 Außensitzplätze, zwei Etagen, ein veronagrüner Bartresen, viel Licht und kräftige Farben erwarten alle Pizzabegeisterten.
Genossen werden kann in stimmungsvoller Atmosphäre, die an den letzten oder nächsten Italienurlaub erinnert.
Neapel ist zu Gast in Hannover.
Osterstraße 27, 30159 Hannover.
Öffnungszeiten Mi-So, 17-22 Uhr.
Tel: 0511 41088730
www.bestia.pizza
info@bestia.pizza

 

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Randgruppenbeleidigung im Februar

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Randgruppenbeleidigung im Februar


jeden Monat neu: unsere Randgruppenbeleidigung. Ab und zu mal hier online. Aber immer im Druck.

Stelzböcke

Du denkst, du hast dich gut gehalten, du denkst, man sieht dir dein Alter gar nicht so sehr an. Du denkst, weil du ein Stückchen größer bist als all die kleinen Mäuse, dass sie die lichten Stellen auf deinem Hinterkopf nicht sehen. Du denkst, dass du vergleichsweise jung angezogen bist. Du hast dich umgesehen, was so getragen wird, und du hast dir diverse Verkleidungen zugelegt. Du kannst auch die Sprache ganz gut. Und so stehst du nun auf den diversen Partys in den diversen Locations herum, während du eigentlich beim Bingo-Abend sein solltest oder auf Butterfahrt mit dem Kegelclub. Du stehst dort und guckst so ein bisschen cool und lässig und unbeteiligt, vielleicht sogar desinteressiert über die Köpfe hinweg, aber nach ein bisschen Alkohol bleibt dein Blick dann doch stellenweise kleben. Und man sieht es kurz lodern in deinen Augen, ehe du deinen Blick schnell wieder abwendest. Ach, wenn du könntest, wie du wolltest. All die jungen Mäuse … Wenn sich doch nur eine erbarmen würde.

Aber sie erbarmen sich nicht. Denn man erkennt einen Stelzbock ja schon drei Meilen gegen den Wind. Manchmal riecht man sie auch, denn sie neigen zu sportlichen Düften, reichlich aufgetragen. Da kannst du dich noch so unauffällig ranpirschen, dich noch so uninteressiert geben, alle wissen, dass du einer von der Sorte bist, alle ahnen, was du willst. Du willst das Eine, wobei du das Eine wahrscheinlich gar nicht mehr so richtig hinbekommst in deinem Alter. Wobei wir hier nicht alte Menschen bashen und die nachwachsenden Stelzböcke vergessen wollen. Es gibt sie auch in jüngeren Varianten. Aber es stimmt schon, die älteren Varianten sind meist schlimmer, weil sie verzweifelter sind. Sie klappern verzweifelt mit dem Autoschlüssel und hantieren verzweifelt mit den Kreditkarten, sie rascheln verzweifelt mit den großen Scheinen und wenn du richtig großes Glück hast, dann bekommst du eine von ihren High-end-Visitenkarten, handgeschöpftes Papier mit Prägung.
Stelzböcke sind eigentlich ganz lustig – aus der Ferne. Man kann sich wunderbar über ihre Erbärmlichkeit amüsieren. Obwohl das natürlich gemein ist. Aber es trifft ja die Richtigen, denn wenn du sie zu nah ranlassen würdest, wären sie gemein zu dir. Sie interessieren sich nicht für dich, sie interessieren sich ausschließlich für deine junge Hülle. Du bist zwanzig, dreißig, vierzig Jahre jünger? Völlig egal, Hauptsache volljährig, obwohl selbst darauf manche pfeifen. So stelzen sie dir nach, pirschen sich ran an den einen Rock, entdecken den nächsten Rock, und den übernächsten Rock, und vielleicht wäre die Kleine da hinten auch nicht so schlecht … Und wenn die Party sich dem Ende neigt, wird der Stelzbock nervös, wie eine hungrige Katze rennt er dann durch den großen Mäuseschwarm, aber die kleinen Mäuse sind schneller.
Und so sitzt der arme Stelzbock ganz am Ende mal wieder resigniert im Taxi und erzählt dem armen Taxifahrer, dass er wichtig ist und sportlich und begehrt, dass er sich gut gehalten hat und eben in der Bar mal wieder etliche Angebote ausschlagen musste. Diese jungen Mäuse, ganz verrückt, man könne sich ja kaum retten. Und der Taxifahrer nickt beiläufig, bringt den Stelzbock nach Hause und holt den nächsten Stelzbock mit der gleichen Geschichte von der nächsten Party ab. Ein steter Strom resignierter Stelzböcke. Ihr Armen. Probiert es mal im Kegelclub, da habt ihr bestimmt mehr Glück.

VA

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Politisches im Februar

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Politisches im Februar


Es gibt jeden Monat auch ein Hauch Politisches im Stadtkind, nur nicht immer online, wir wollen ja, dass Ihr das Heft in der Hand behaltet :-).

Politisches im Februar:

Die eigene Verantwortung …

Silvester hat’s geknallt – und nicht nur Friedrich Merz hat‘s gefreut, denn nach solchen Eskalationen dürfen sich alle wieder in die Talkshows setzen und frei von der Leber weg jede Menge Unsinn erzählen, Öl ins Feuer gießen, Ressentiments schüren.
Da stört es auch nicht weiter, wenn Professor*innen mit in den Runden hocken und sich um Wahrheit und Tiefe bemühen.
Wahr ist – scheinbar auch für Friedrich Merz – was sich wahr anfühlt.
Und so haben wir mal wieder die übliche Versuchsanordnung: Idioten, die gequirlte Scheiße erzählen, weil das vermeintlich aufs eigene Konto einzahlt, andere Idioten, die die gequirlte Scheiße unreflektiert glauben, und dazu viele weitere Idioten, die die gequirlte Scheiße unbedingt glauben wollen, weil es so schön passt.

Erst nach ein paar Tagen lichten sich dann allmählich die Nebel, die tatsächlichen Zahlen über Beteiligte und Nationalitäten werden öffentlich, langsam dringt durch, dass Schwarz und Weiß mal wieder nicht die klügste Formel war, ein paar Merz-Kolleg*innen relativieren die „kleinen Paschas“ ihres Chefs und ein paar Wissenschaftler machen sich an die Ursachenforschung, wobei die Ergebnisse später vielleicht nicht niemanden, aber auf jeden Fall nicht Friedrich Merz interessieren werden. Der freut sich stattdessen lieber auf den nächsten Skandal, um sich dann wieder als empörter, schimpfender Rohrspatz in die großen, wichtigen Runden setzen zu können.

Aber immerhin, wenn über die Krawalle in der Silvesternacht diskutiert wurde, dann gab es am Ende oft eine ganz vernünftige Formel, auf die man sich trotz aller Unterschiede in der Bewertung gerne einigte. Ja, auch wenn diese Leute in der Gesellschaft vielleicht kaum Chancen hatten und haben, sich abgehängt fühlen oder abgehängt sind, sich nicht gewollt und nicht gemocht und nicht geschätzt fühlen, und auch wenn sie deswegen wütend sind, auch wenn das alles so ist, haben sie ganz am Ende trotzdem nicht das Recht, Menschen anzugreifen, die anderen Menschen helfen wollen, ja, sie haben kein Recht, überhaupt andere Menschen anzugreifen – und weil sie Menschen sind, können sie sich frei entscheiden. Diese Menschen haben sich entschieden, das Falsche zu tun. Sie müssen dafür entsprechend bestraft werden.
Einverstanden. Das kann man so mitgehen. Wir haben die Wahl, zumal in einer freien Gesellschaft mit einem ungehinderten Zugang zu Informationen. Es gibt keine Ausrede. Wer in einer unfreien Gesellschaft aufwächst, mit zensierten Informationen, wer von Kindesbeinen an hört, dass man bestimmte andere Menschen schlecht behandeln darf, der hat eventuell eine (schwache) Ausrede, aber in Deutschland hat man absolut keine Ausrede. Wer hier aufwächst, der weiß, dass man anderen Menschen keinen Schaden zufügt, dass das verboten ist. Gewalt ist verboten, außer man ist zur Selbstverteidigung gezwungen. Silvester war nachweislich niemand der Knallchargen bedroht.

Also, ich kann mir überlegen, ob ich mit Raketen auf Einsatzkräfte schieße. Und wenn ich einen Moment lang darüber nachdenke, komme ich vielleicht darauf, dass das über ziemlich gefährlichen Schwachsinn noch weit hinausgeht. Ich attackiere Helfende und nehme damit billigend in Kauf, dass anderen Menschen, die Hilfe brauchen, vielleicht nicht rechtzeitig geholfen werden kann. Ich habe eine Wahl und treffe eine Entscheidung. Auch, wenn ich auf einem Bahnhofsvorplatz einer jungen Familie einen Böller vor die Füße schmeiße. Ich treffe eine Entscheidung, wenn ich andere zum Opfer mache. Dann werde ich zum Täter. Und Täter müssen und sollen damit rechnen, bestraft zu werden. Fehlverhalten wird sanktioniert, das ist die Grundlage unseres Rechtssystems. So wird für Gerechtigkeit gesorgt. Einverstanden.

Aber, wenn wir die Wahl haben, wenn wir nachdenken dürfen, dann sollten wir das nicht nur Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Silvesternächten ans Herz legen, dann sollten wir uns das alle ins Stammbusch schreiben: Erst nachdenken, erst reflektieren, erst informieren, dann reden.
Das ist in einer Demokratie unsere Verantwortung – nicht einfach gequirlte Scheiße glauben, auch nicht, wenn sie vom Chef der größten Oppositionspartei in Deutschland kommt.

POL

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Ein offener Brief an Angela Merkel

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Ein offener Brief an Angela Merkel


Liebe Angela,

ja, du genießt deinen Ruhestand, sollst du auch, aber trotzdem:
Dieser Brief ist ein Hilferuf! Du ahnst ja wahrscheinlich gar nicht, was inzwischen passiert ist. Da sitzt jetzt so ein Schlumpf auf deinem Thron.
Okay, nichts gegen Schlümpfe … Aber dieser Schlumpf ist echt sehr speziell. Das Gegenteil von Papa-Schlumpf.
Der erklärt nichts, der schweigt zu allem, der ist die personifizierte ruhige Hand, der wartet ab, dann zögert er, dann wartet er ab, dann grübelt er noch einmal ausführlich, dann zögert er und dann wartet er noch ein bisschen ab. Und dabei grinst er die ganze Zeit dieses schlumpfige Grinsen.
Während sich alle Welt fragt, worauf er eigentlich noch wartet. Das ist schwer auszuhalten, insbesondere natürlich für Ukrainer*innen unter Dauerfeuer. Aber auch für alle anderen, insbesondere Marie-Agnes Strack-Zimmermann.
Was ist mit dem los? Was läuft da schief?

Es ist inzwischen ganz offensichtlich, Olaf braucht dringend ein Coaching. Und wer sollte das übernehmen, wenn nicht du?
Denn du stehst ja wie keine andere für das, was jetzt ganz dringend gefragt ist: Schnelle Entscheidungen, Mut, Pragmatismus, einfach geradlinige Kompetenz, und das alles begleitet von einer möglichst barrierefreien, direkten Kommunikation.
Gut und schnörkellos erklärte Politik, heruntergebrochen für alle, um möglichst alle mitzunehmen. Das waren zusammengefasst deine 16 Jahre.
Oder haben wir das falsch in Erinnerung?
Natürlich nicht! Du warst immer die Nr. 1, wenn es um Führung ging. Klare Weichenstellungen, klare Ansagen, da geht’s lang. Auf dich konnten wir uns verlassen in all den Jahren. Du warst der Fels im Kanzler*innenamt. Wir wussten uns in guten Händen, so sehr, dass wir zuletzt fast vergessen hatten, dass es überhaupt so etwas wie Politik gab, geschweige denn kontroverse Meinungen oder Diskussionen. Das Ergebnis deiner Führungskraft.
Wenn jemand am Steuer sitzt, der gut und sicher fährt, muss man sich keinen Kopf machen.
Aber jetzt sitzt da plötzlich dieser Schlumpf.
Also, los geht’s! Du musst deine Expertise jetzt schnell weitergeben, denn die Zeit drängt.
Der böse, russische Gargamel schmiedet bestimmt schon wieder neue, abgrundtief böse Pläne. Während unser Zauder-Schlumpf zögert und prüft, und noch einmal abwägt, noch einmal alle Argumente auf die Brav-Seite schreibt, und alle anderen Argumente auf die Böse-Seite, um dann noch einmal eine Nacht drüber zu schlafen und mit allen zu telefonieren, während Marie-Agnes Strack-Zimmermann völlig durchdreht. So kann es doch nicht weitergehen.
Liebe Angela, in schweren Zeiten müssen die politischen Schwergewichte Deutschlands, die aktuellen und die ehemaligen, den Schulterschluss wagen und gemeinsam für schnelle Entscheidungen sorgen. Sonst verpassen wir den Zug. Vielleicht könnt ihr zwei ja noch diesen anderen, diesen Dingens dazu holen. Na, wie heißt der denn noch? Wir kommen gerade nicht drauf. Sag schon! Auch so ein großer Ehemaliger. Gute, alte Kontakte nach Moskau. Rotweintrinker. Hach, wir kommen nicht drauf.

Egal, es wäre jedenfalls gut, wenn du jetzt das Heft in die Hand nimmst, wenn sich die politische Elite in Deutschland um deinen Tisch versammelt, gerne bei einer deftigen Brotsuppe, und Olaf erklärt, wie die Geschichte nun laufen muss. Sonst machen wir uns am Ende noch ganz und gar lächerlich. Und dann will irgendwann niemand mehr mit uns spielen.
Bitte, Angela! Hilfe!

GAH

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El Kurdis Kolumne im Februar

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El Kurdis Kolumne im Februar


Der surrende Satan auf Rädern

Ich habe keinen Führerschein. Und das aus guten, nicht etwa aus Alkohol-assoziierten Gründen.
Das muss ich stets dazu sagen. Ich bekomme sonst augenblicklich diese verständnisvollen, solidarischen Blicke aus der Trinker-Community zugeworfen.
Nein, man hat mir die Fahrerlaubnis – um mal die alte DDR-Terminologie zu benutzen – nicht weggenommen:
Ich habe den Führerschein einfach nie gemacht.
Ich hielt tägliches Auto fahren und vor allem das Besitzen eines eigenen Autos schon vor 40 Jahren für ökologisch nicht sinnvoll. Ich gehe zu Fuß, ich benutze Busse und Bahnen, wenn es nicht anders geht steige ich auch mal in ein Taxi – meistens aber fahre ich Fahrrad.

Das Fahrrad ist unzweifelhaft die größte Erfindung seit dem Regenschirm! Es mag unspektakulär klingen, aber mal ehrlich: Es schüttet wie aus Eimern und man kann, ohne sich die Frisur zu ruinieren, von A nach B gehen? Hammer! Das ist kurz vor Zauberei! Ähnlich para-metaphysisch wie Regenschirme sind Geschirrspülmaschinen: Sie eröffnen dem Menschen die Möglichkeit mit anderen Menschen zusammenzuleben, ohne sich nicht mit ihnen wegen vertrockneter Milchreiskrusten oder Schimmelplantagen auf dem Porzellan schlagen zu müssen. Oder gar die Notwendigkeit zu sehen, jemanden zu töten. Was für ein Zivilisationssprung!

Und ebenso magisch und gleichzeitig auch noch gesellschaftlich progressiv ist das Rad. Man braucht kein Benzin, kein Gas, keinen Dampf, keine Sklaven, die es ziehen oder schieben – man kann sich nur mit der eigenen Muskelkraft drei, vier, fünf Mal schneller bewegen als man gehen kann. Ist man erschöpft, steckt man sich ein Stück Schokolade in den Mund und trinkt eine Irgendwasschorle – und weiter geht’s.
Und man belastet mit dem Rad – außer bei der Herstellung – die Umwelt nicht. Führen alle Rad, müssten sich junge Menschen nicht auf Straßen festkleben. Und die „Welt“ hätte nichts zum hämisch kommentieren und Markus Lanz nichts zum talken.
Zudem kann man sich mit dem Fahrrad fit halten, das Herz-Kreislaufsystem in Schuss bringen und, sofern man das möchte, sogar abspecken – ohne Zeit mit Sport zu vertrödeln und sich dabei zu Tode langweilen zu müssen. Man sportelt – wie man in Österreich sagt – nebenbei, en passant, während man sich beeilt, um einen privaten oder geschäftlichen Termin einzuhalten.
Also: Alles gut!
Wenn da nicht diese Weiterentwicklung wäre …
Ich möchte auf keinen Fall missverstanden werden. Selbstverständlich gibt es Menschen mit körperlichen Einschränkungen – sei es aufgrund des Alters, einer Krankheit oder einer Behinderung – für die ein E-Bike oder Pedelec ein Segen ist.
Auch für Pendler, die, statt sich feist und faul ins Auto zu setzen, tapfer jeden Tag 45 oder 60 Minuten radeln, um zur Arbeit zu kommen. All diesen Menschen gönne ich das Akkurad von Herzen. Aber der Rest der E-Biker hat nicht mehr alle Latten am Zaun. Viele von ihnen benehmen sich wie lichthupende, drängelnde, auf-die-Stoßstange-auffahrende, FDP-wählende BMW-Fahrer auf der Autobahn.
Man rollt vielleicht grade mit einer gewissen somnambulen Verträumtheit leicht mittig und über philosophische Fragestellungen sinnierend auf dem Radweg daher, da hört man eine aggressive Klingel. Man dreht sich kurz um, sieht in einiger Entfernung einen normalen, nicht schwitzenden, sich nicht anstrengenden Menschen um die vierzig oder fünfzig, vielleicht dezent übergewichtig wie man selbst, auf einem völlig unauffällig aussehenden Fahrrad und denkt: Okay, der fährt jetzt so ungefähr 15 Stundenkilometer. Maximal. Keine Ahnung, warum der klingelt. Aber wenn er ein bisschen in die Pedale tritt und sich Mühe gibt, kann er vermutlich doch demnächst zur Überholung ansetzen. Man ist natürlich bereit, ihn passieren zu lassen. Warum auch nicht. Wenn er es denn eilig hat.
Aber da wird man auch schon – mitten im Gedanken – leise surrend, aber um so brutaler gebodycheckt, weil der Raser beim Überholvorgang nur geringfügig bis gar nicht von seiner graden Linie abweicht, schließlich hat er ja geklingelt. Man ist also selbst schuld…. Man spürt dabei den Fahrtwind des vorbeizischenden E-Bikers auf der Wange, das eigene Rad taumelt wie ein angeschossenes Reh, und man kippt im besten Fall seitlich auf den Gehweg und schubbert noch einige Meter mit dem Gesicht auf dem Asphalt entlang.
Irgendwann rappelt man sich wieder auf, sortiert die Knochen, leckt sich die Wunden und denkt: Ja, auch das E-Bike ist Magie. Aber keine weiße.
Es ist klassischer Schadenszauber. Maleficum.
Das E-Bike ist der Teufel.

● Hartmut El Kurdi

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Kummerkasten 2023-02

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Kummerkasten 2023-02


unseren Kummerkasten hatten wir bisher ja noch nicht online…

Jetzt aber…und eben ab + an und zu in der Zukunft.

Schreibt uns Euren Kummer und wir wissen die Antwort: kummer@stadtkind-hannover.de
Mit etwas Glück und mit Abo dann im kommenden Monat in Eurem Kasten 🙂
PS: bitte habt Verständnis, dass wir Eure Nachrichten nicht persönlich beantworten können und natürlich erklärt Ihr Euch mit Abschicken Eurer Nachricht damit einverstanden, dass wir diese eventuell veröffentlichen (selbstverständlich nur mit Vornamen). Wie früher bei Dr. Sommer ;-)…

Zu Euren Fragen in der Februar-Ausgabe:

Kummerkasten

wir nehmen uns Zeit für das Leid dieser Welt…

Ich sehe oftmals Leute auf der Straße, die sich nach Ein-Cent-Stücken am Boden bücken. Ich habe mal nachgerechnet: Der Bückvorgang dauert im Schnitt 3 Sekunden, das heißt sie könnten auf diese Weise 20-mal ein Centstück aufheben, also 12 Euro pro Stunde. Das ist der Mindestlohn. Warum bückt man sich dafür? Weder meine Kolleg*innen noch meine FDP-Parteigenoss*innen können das verstehen. Also, wenn ich mich bücke, will ich wenigstens einen Fuffi dafür haben. // Jérôme, 34
Einen Fuffi zahlt dir aber keiner. Wenn überhaupt, müsstest du dich kostenlos bücken. Was wiederum 12 Euro unter Mindestlohn wäre. Denk mal drüber nach …

Ein neuer Kollege aus Malaysia, der noch nicht fließend deutsch spricht, fragte mich, was Lakritze sei. Durch seine Betonung dachte ich, er habe eine Lack-Ritze gemeint. Und ich habe sodann über Schnitt und Schritt enger Lackhosen gesprochen. Das war ein etwas Gespräch. Ich glaube, dass er nun glaubt, dass ich mit ihm flirten wollte – zumal wir schon einmal ein Missverständnis wegen Weingummis hatten, das nur rechtzeitig als solches von uns erkannt wurde, weil er gar keinen Alkohol trinkt … Ich bin da jetzt etwas ratlos … // Katharina, 23
Wir auch, liebe Katharina!

Ich war ja richtig Fan, ich hatte in den letzten Monaten immer Kreide dabei. Und ich habe die Stadt so richtig zugetextet. Erst der Spruch, klar, geiler Arsch, Hammer Titten und so, und dann die Geschichte jeweils kurz auf dem Asphalt notieren. Foto machen, zack, ins Netz stellen, schön auf meine Insta-Seite. Aber jetzt bekomme ich laufend seltsame Kommentare. Was ist da los? Dürfen bei dieser Catcall-Geschichte wieder nur Frauen mitmachen, oder was? // Torben, 23
Da gibt es tatsächlich noch mehr Betroffene, lieber Torben. Und die würden sich gerne am Valentinstag gegen 19Uhr mit dir auf der Dornröschenbrücke zum Gedankenaustausch treffen. Kommst du?

Ich stehe total auf königsblaue Strohhalme von 74cm Länge. Ich kann nicht genau sagen, wieso – aber die machen mich automatisch unfassbar wuschig. Doch wenn ich Frauen mit ähnlichem Fetisch suche, bevorzugen die entweder die bordeauxroten oder zitronengelben 74cm-Halme. Oder aber die königsblauen 48er-Halme. Meint ihr, ich könnte auf eurer Anzeigenseite Erfolg haben? // Florian, 30
Was für einen Frage, Anzeigenschaltungen haben bei uns grundsätzlich immer Erfolg! Das sagt auch der Chef. Und was der Chef sagt, das stimmt!

Kennt ihr einen Trick, einen verklemmten Sicherheitsgurt zu öffnen? Bitte schleunigst zurückmailen, wir überschlagen uns ziemlich rasant und der Abgrund kommt bedauerlicherweise frappierend schnell näher! // Guido, 44
Lieber Guido, leider entdecken wir deine Nachricht erst jetzt …

Guten Tag. Ich habe eine neue Alternative zum Dezimalsystem ersonnen. Im Grunde ein pi-basiertes Tredezimalsystem, das mit den Wurzeln von Fibonacci-Zahlen angereichert wird; es bringt zwar zugegebenermaßen Nachteile mit sich, hat aber Vorteile bei der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Von den Universitäten erhalte ich leider keine Antwort; bin aber in großer Sorge, weil mir scheinbar Spielcasino-Typen und zwielichtige Wallstreet-Bänker nachstellen. Haben Sie vielleicht Kontakte für mich? // Alfred, 46
Interessant. Das könnte tatsächlich das P-NP-Problem lösen und zum Beweis der Riemannschen Vermutung beitragen. Und vielleicht hilft es auch beiden Gleichungen von Yang-Mills. Aber ich in auch nur ein ambitionierter Laie.

Ich hatte einen entsetzlichen Alptraum. FDP und AfD haben darin eine große Koalition gebildet und Marie-Agnes Strack-Zimmermann war Bundeskanzlerin. Das verfolgt mich immer noch … Werde ich jemals wieder unbeschwerte Momente erleben können? // Jochen, 19
Nein.

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