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Ein letztes Wort im Oktober

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Ein letztes Wort im Oktober


Stephan Weil (r) und Lars Kompa (l)

mit dem Ministerpräsidenten Stephan Weil

Herr Weil, wir haben es hinter uns – und vor uns. Die Wahlen in Sachsen und Thüringen sind gelaufen, jetzt droht zum Zeitpunkt unseres Gesprächs noch Brandenburg. Lassen Sie uns zuerst über die zwei Ergebnisse sprechen. Was passiert da gerade im Osten Deutschlands? Oder passiert da sogar etwas in ganz Deutschland?

Das ist natürlich kein exklusiv ostdeutsches Problem, sondern ein gesamtdeutsches, aber im Osten haben wir schon ein anderes Niveau, das muss man klar feststellen. Einzig die CDU-Ergebnisse liegen mehr oder weniger im Bundesdurchschnitt. Bei allen anderen Parteien sind die Wahlergebnisse in Sachsen und Thüringen entweder nach oben oder nach unten total abweichend von dem, was sie auf der Bundesebene erreichen. Die SPD kam nur knapp über 6 Prozent. Bei den Grünen und der FDP sieht es noch desaströser aus. Während das BSW aus dem Stand ein zweistelliges Ergebnis erreicht hat. Es wäre jetzt falsch daraus zu schließen, dass es solche Ergebnisse mal in ganz Deutschland geben könnte. Aber wenn in einem Land wie Thüringen ein Landesverband der AfD stärkste Kraft werden kann, eine als gesichert rechtsextrem eingestufte Partei mit einem Faschisten an der Spitze, dann finde ich das wirklich sehr bedrückend.
Ich hoffe wirklich, dass das keine Schule macht. Aber dafür werden alle auch etwas tun müssen.

Die SPD ist mit einem blauen Auge davongekommen, aber das ist schon ein sehr dunkles Blau, oder?

Ja, da muss man auch gar nicht groß drumherum reden. Wobei ich hohen Respekt vor der Arbeit der SPD-Leute in Sachsen und Thüringen habe. Die haben mit ungeheuer viel persönlichem Einsatz gekämpft. Und ich habe mich gefreut, dass es sich dann doch gelohnt hat und für die SPD die ganz große Katastrophe ausgeblieben ist. Ein Wahlkampf in Sachsen und vor allem auch in Thüringen ist schon deutlich anders als hier in Niedersachsen. Ich war ja vor Ort und es herrschte teilweise schon eine bedrückende Atmosphäre. Aber noch einmal zum Ergebnis: Natürlich kann die SPD nicht zufrieden sein. Mit solchen Werten ist es relativ schwer, von sich zu behaupten, eine Volkspartei zu sein.

Aus der Wirtschaft kamen ja schon vor der Wahl sehr deutliche Worte. Nicht wenige Unternehmen überlegen, sich dort nun zurückzuziehen.

Es gehört für mich zu den wenigen positiven Nachrichten aus dem Wahlkampf in Ostdeutschland, dass sich die Wirtschaft zum ersten Mal sehr klar positioniert hat. Beispielsweise hat der Chef von Jenoptik das Problem sehr deutlich angesprochen und sinngemäß gefragt, wie er künftig eine muslimische Ingenieurin überzeugen soll, in ein ostdeutsches Land zu kommen. Das bringt die Sache auf den Punkt. Wir werden in Zukunft zwingend deutlich mehr Beschäftigte mit ausländischen Wurzeln brauchen, schon jetzt bremst der Fachkräftemangel die wirtschaftliche Entwicklung. Wir benötigen also eine kontrollierte und gesteuerte Zuwanderung. Das passt aber nun so gar nicht zu einer ausländerfeindlichen Grundstimmung, wie sie die AfD und in Teilen auch das BSW verbreiten. Wir sprechen ja über gut qualifizierte Menschen, die es sich aussuchen können, in welches Land sie auswandern.

Der Grundsound verschiebt sich ja schon seit einer Weile. Die AfD setzt die Themen und alle rennen hinterher. Bei der CDU ist es momentan völlig aus dem Ruder gelaufen. Man fordert jetzt populistisch Maßnahmen, die rechtlich total fragwürdig sind …

Die CDU will einfach alle, die an den deutschen Grenzen auftauchen, gleich wieder zurückschieben. Und das lässt das europäische Recht schlichtweg nicht zu. Es gibt dazu sehr klare Aussagen, beispielsweise des Europäischen Gerichtshofs. Und dann fordert Friedrich Merz, dass Deutschland eben mal den Notstand ausruft. Abgesehen davon, dass ich sehen möchte, dass der bayerische Innenminister für sein Land erklärt, die Sicherheit und Ordnung nicht mehr aufrechterhalten zu können, glaube ich nicht, dass uns diese Notlage von der EU bestätigt wird.
Die Zahl der Asylbewerber ist gegenüber dem Vorjahr deutlich rückläufig. Dass Merz trotzdem Ultimaten stellt und anderen Demokraten die Türen vor der Nase zuschlägt, ist nur Wasser auf die Mühlen der AfD. Das finde ich in einer solchen Situation, wie wir sie derzeit erleben, wirklich fatal.

Wenn ständig nur noch von Notlagen gesprochen wird, von einem Ausnahmezustand, dann erzeugt das Angst. Und Angst ist generell kein guter Berater …

Wobei wir Probleme schon benennen müssen. Die Kommunen stehen tatsächlich sehr unter Druck. Aber dieser Grundsound und dieses Schüren von Angst ist dennoch fatal und spricht für fehlendes Verantwortungsbewusstsein. Es ist ja so, dass in größeren Teilen der Bevölkerung das Vertrauen in die Kompetenz des Staates zur Lösung der Probleme derzeit doch sehr begrenzt ist. Dieses Vertrauen gewinnt man aber nicht durch vollmundige Versprechungen zurück, die ohnehin nicht einzuhalten sind. Das schafft man nur durch Taten und Fortschritte.
Im Herbst des letzten Jahres haben Bund und Länder gemeinsame Beschlüsse gefasst und wir sehen, dass wir in diesem Jahr bereits deutlich weniger Asylgesuche registrieren. Natürlich, das reicht noch nicht. Mittlerweile genießt nur noch die Hälfte der Geflüchteten ein Schutzrecht. Deshalb müssen wir sehr genau unterscheiden: Schutz müssen jene bekommen, die Schutz brauchen. Aber diejenigen, die durch irreguläre Migration ins Land kommen, können nicht bleiben. In diesem Zusammenhang jedoch über rechtlich mehr als fragwürdige Zurückweisungen an der Grenze zu schwadronieren, ist keine gute Idee.

Kommen wir noch einmal auf den veränderten Grundsound zurück. Würden Sie heute noch in einer Bürgerversammlung sagen, dass wir in Deutschland eine Willkommenskultur brauchen? Dass wir attraktiv sein müssen für gut ausgebildete Menschen, die kommen und gerne bleiben?

Das sage ich überall. Und das steht auch nicht im Widerspruch zu dem, was ich eben gesagt habe. Wir brauchen mehr kontrollierte Zuwanderung und wir müssen die irreguläre Zuwanderung so gut wie möglich stoppen.
Deutschland hat den großen Fehler gemacht, jahrzehntelang so zu tun, als seien wir kein Einwanderungsland. Das war immer eine Illusion. Deshalb komme ich mal zu einem Erfolg der Ampelregierung in Berlin: Sie hat mit dem neuen Einwanderungsrecht eine wesentlich bessere Grundlage für kontrollierte Zuwanderung geschaffen.
Wenn ich mich recht entsinne, ist inzwischen jeder vierte Arbeitsplatz in Deutschland von Menschen mit migrantischen Wurzeln besetzt – viele Bereiche von Krankenhäusern bis hin zu Forschungseinrichtungen müssten ohne diese Arbeitskräfte schließen.

Das ist so, und Deutschland wird momentan gleichzeitig immer ausländerfeindlicher. Wie bekommt man das jetzt wieder gedreht? Der Geist ist aus der Flasche … Ich höre immer, man müsse jetzt eine „bessere Politik“ machen. Was wäre denn eine „bessere Politik“?

Das geht mit der Kommunikation los. Man muss mit den Streitereien aufhören, aber diesen Appell mag man mittlerweile ja auch schon nicht mehr hören. Alle sind gefordert an guten Lösungen zu arbeiten. Ich finde zum Beispiel das Sicherheitskonzept gut, das die Ampel nach der Messerattacke in Solingen auf den Tisch gelegt hat. Punkt.
Die Leute erwarten in diesen Zeiten vom Staat Schutz und Sicherheit. Wir müssen liefern. Vieles muss auch einfacher und schneller werden, Stichwort Arbeitsmarktintegration. Geflüchtete mit Bleibeperspektive sollten möglichst zügig arbeiten und nebenbei Deutsch lernen können – im Kontakt mit Kolleginnen und Kollegen lernt man die Sprache auch viel schneller. Wenn sich dann herumspricht, dass die Leute typischerweise für ihr Geld arbeiten und nicht von Steuergeldern leben, wird das auch die Akzeptanz erhöhen.
Momentan haben die wirklich guten Ansätze leider noch viel zu oft Projektcharakter. Wir werden darum jetzt im Herbst mit einer größeren Initiative auch in Niedersachsen antreten, um Geflüchtete wesentlich früher in die Betriebe zu bekommen. Wir müssen einfach in vielen Dingen sehr viel pragmatischer werden.

Interview: Lars Kompa

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Über Hannover… (Titel 2024-10)

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Über Hannover… (Titel 2024-10)


Im Gespräch mit André Lawiszus, Hannover Veranstaltungs GmbH

André Lawiszus, Hannover Veranstaltungs GmbH

André, du hast nach dem vergangenen Maschseefest die Geschäftsführung der Hannover Veranstaltungs GmbH von Hans Nolte übernommen. Bevor wir tiefer einsteigen in deinen neuen (alten) Job, würde ich gerne einen kleinen Abstecher in deine Vita machen. Ein Praktikum kann manchmal ein ganzes Leben verändern, oder?
Das stimmt, besonders wenn die Chemie stimmt, so wie es damals 2004 bei meinem Praktikum bei Hans Nolte war.

Lass uns gerne noch ein bisschen früher einsteigen. Kommst du eigentlich ursprünglich aus Hannover?
Ich bin in Garbsen zur Realschule gegangen und habe nach der zehnten Klasse meine kaufmännische Ausbildung im Groß- und Außenhandel bei der Firma Sültrop in Berenbostel absolviert, die bereits seit mehr als 50 Jahren besteht und wo sich alles um maßgeschneiderte Büroeinrichtungen dreht. Dort hätte ich nach der Ausbildung bleiben können, ich habe mich aber lieber an der FH in Hannover für BWL eingeschrieben.

Und während des Studiums die ersten Partys organisiert …
Genau, so hat alles angefangen – mit ein paar Freunden. In der Karmarschstraße, neben Thorenz, gab es den Spaghetti-Palast. Dort stand uns ein Raum zur Verfügung, den wir für unsere Partys genutzt haben. Der Eintritt wurde einfach ausgewürfelt. Das war die Zeit der großen Techno-Partys auf dem Hanomag-Gelände. Wir haben selbst aufgelegt, ich habe an der Kasse gearbeitet – das Ganze war natürlich auch „just for fun“. So hat alles angefangen, gemeinsam mit Frank Witzke, der heute in Buxtehude lebt und am Hamburger Hafen arbeitet, also einen ganz anderen Weg eingeschlagen hat. Er ist einer meiner besten Freunde, und wir haben immer noch Kontakt – ich bin sogar sein Trauzeuge. Auch Alexander Grabowski war dabei, mit ihm habe ich dann die Veranstaltungsagentur „The Next Generation“ mit Projekten wie Der Rote Salon, Der Sonne entgegen, Die Nacht der Nächte etc. weitergeführt. Die Partys im Spaghetti-Palast waren ein voller Erfolg. Wir mussten sogar Drängelgitter aufstellen, um nicht von der Menge überrannt zu werden. Nach zwei, drei Partys haben wir den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Wir organisierten Events im Grünen Pelikan und lernten dabei Leute wie Frank Ochotta, Markus Scheele – der heute die event it AG leitet – und Kai Horender von STR8 kennen. Gemeinsam mit Markus und Kai haben wir „Die Nacht der Nächte“ ins Leben gerufen, ein Clubhopping-Event mit bis zu 16 Locations in Hannover, das bis zu 15.000 Besucher anzog. Mit der üstra stellten wir einen Shuttle-Service auf die Beine, und VIVA TV sowie PRINZ waren unsere Media-Partner. VIVA war mit einem Kamerateam unterwegs, darunter Frank Lämmermann und Oliver Pocher, die das Spektakel dokumentierten.

Das war die Party-Hochzeit in Hannover.
Ja. In diesen Jahren hat sich unglaublich viel getan, besonders im Vorfeld zur EXPO 2000. Frank Ochotta, der damals das EXPO-Café am Kröpcke leitete, kam auf uns zu und fragte, ob wir eine Idee für ein Veranstaltungskonzept zur Vorabbewerbung der EXPO 2000 hätten. So entstand dann „Der Rote Salon“, ein Event mit hochkarätigen internationalen Künstlern, Musikern, DJs und Produzenten der House-Szene aus aller Welt. Damals gab es die exklusiven „Limited Entry Cards“ – nur wer diese Karte hatte, konnte an der Party teilnehmen. Das Konzept entwickelte sich rasant, und wir wechselten durch verschiedene Locations, bis wir schließlich im HCC, im damaligen Beethovensaal, unsere Residenz fanden.

Mir fallen wenige Orte ein, wo ihr damals nicht gewesen seid.
(Lacht) Ja, wir waren wirklich überall unterwegs, in jeder Off-Location. Besonders im Palo Palo waren wir oft aktiv mit Formaten wie „Wednesday Club“ oder „High:Fidelity“, und wir haben auch ein Veranstaltungskonzept für die schwul-lesbische Szene konzipiert namens Der Blaue (B)engel.

Diese Party-Zeit in Hannover ist schon eine Weile vorbei, oder?
Ja, das stimmt, diese Party-Zeit ist schon eine Weile vorbei. Heute kann man sich kaum noch vorstellen, wie viele Veranstaltungen es damals gab – aber wenige Clubs. Hannover war immer eine Stadt der Events, keine Club-Stadt. Es fanden Partys an den verschiedensten Locations statt. In Städten wie Hamburg oder Köln war es genau andersherum: Dort gab es die Clubs, aber kaum Partys. Bei uns hingegen liefen manchmal drei oder vier hochkarätige Events an einem Wochenende – und alle waren voll! Die Menschen sind damals viel häufiger ausgegangen, es gab eine ganz andere Ausgehkultur. Das haben wir immer wieder bei der „Nacht der Nächte“ gesehen, die Locations waren voll. Viele dieser Orte gibt es heute nicht mehr, wie das Rainbow, das Zino, das Konvex am Kröpcke oder das Altro Mondo – das waren Locations mit Kapazitäten von 500 bis 1.000 Leuten.

Wie ging es damals bei dir weiter?
Mit einem Zufall. Ich wohnte in einer WG in der Bödekerstraße, und mein Mitbewohner machte ein Praktikum bei den ATP. Hans Nolte, der die ATP-Finals in Hannover organisiert hat, war dabei federführend. Die Tennis-Weltmeisterschaft auf dem Messegelände war ein Riesending, und mein Mitbewohner konnte über seine Arbeit dort das eine oder andere Ticket besorgen. Als Tennis-Fan war das natürlich großartig für mich! Ich spiele selbst seit meinem sechsten Lebensjahr, Tennis war immer meine Sportart Nummer Eins. Die ganzen Stars dann live zu erleben, sie beim Training hautnah zu sehen, war etwas ganz Besonderes. Das war echt eine tolle Zeit, auch für Hannover. Irgendwann kam die Idee für eine Players Night auf, und mein Mitbewohner brachte uns bei Hans ins Gespräch. Wir kannten die Szene, die DJs und die Locations. So kam es zur ersten Players Night im ehemaligen Bentley-Haus, gemeinsam mit Radio Antenne. Ein Jahr später organisierten wir die Party mit der TUI in der Orangerie – das war alles noch vor der EXPO.

Aber zu der Zeit hast du auch noch studiert.
Ja, genau, während meines Hauptstudiums brauchte ich allerdings einen Praktikumsplatz. Über meine damalige Freundin bin ich zufällig bei einer Einweihungsparty einer Werbeagentur gelandet und dort bin ich wieder Hans Nolte begegnet. Er war inzwischen Geschäftsführer der Hannover Marketing Gesellschaft (HMG), damals noch in der Bahnhofstraße ansässig. Wir haben uns unterhalten, und ich erwähnte, dass ich BWL mit Schwerpunkt Marketing studiere und auf der Suche nach einem Praktikumsplatz bin. Ein paar Tage später habe ich mich dann ganz offiziell vorgestellt. Und ich hatte wirklich Glück – ich wurde genommen. Über ein Dreivierteljahr habe ich City-Marketingprojekte begleitet. Und zum Ende meines Praktikums lag plötzlich ein Arbeitsvertrag auf meinem Schreibtisch.

Da lag einfach so ein Arbeitsvertrag?
Ja, das ist typisch Hans Nolte. Er meinte: „Wenn du bleiben möchtest, sehr gerne.“ Und ich wollte bleiben. 2005 ging es dann für mich bei der HMG los. Schon 2006 haben wir die Hannover.de Internet GmbH gegründet. Hans war der Geschäftsführer, und ich durfte das Projekt leiten. 2010 kam dann der große Relaunch – neues Design, neue Technik, neues Content Management System. Kurz danach kam Hans plötzlich mit einem ganz neuen Anliegen in mein Büro: Herr Weil als damaliger Oberbürgermeister hatte ihn angesprochen, ob wir als HMG Interesse hätten, das Maschseefest zu organisieren.

Wie wir wissen, hattet ihr Interesse …
Klar! Bis dahin kannte ich das Maschseefest nur als Besucher und fand es schon beeindruckend – als großes See-Fest für Hannover. Obwohl ich bereits Erfahrung im Event-Bereich hatte, war das trotzdem etwas, wovor ich Respekt hatte. Ein Event mit 15.000 Leuten ist die eine Sache, aber ein mehrtägiges Fest von der Größenordnung des Maschseefestes ist nochmal eine ganz andere Hausnummer. Trotzdem fühlte es sich für mich ein bisschen wie „nach Hause kommen“ an. Ich kannte viele Leute, die Ansprechpartner aus den verschiedensten Bereichen, die Technikfirmen, die Security-Unternehmen – es war also nicht komplett Neuland für mich. 2010 haben wir dann die Hannover Veranstaltungs GmbH gegründet. Unter dieser GmbH haben wir neben dem Maschseefest auch den Internationalen Feuerwerkswettbewerb, die Kuppelauffahrt im Neuen Rathaus und den Altstadt-Flohmarkt ausgerichtet. Also alles, was Eventcharakter hatte, wurde von der Muttergesellschaft HMTG abgekoppelt.

Und 2011 folgte das erste Maschseefest mit der HVG. Seid ihr gleich mit großen Neuerungen gestartet?
Nein, anfangs haben wir das Maschseefest ohne große Veränderungen gemeinsam mit den damaligen Betreibern weitergeführt, um erst einmal ein Gefühl dafür zu bekommen. Damals gab es noch einige sehr große Standmieter, und das Ganze war bei Weitem nicht so kleinteilig organisiert wie heute. Im Grunde hatten wir vier große Ansprechpartner, mit denen wir uns zusammengesetzt und alles besprochen haben. Dazwischen gab es nur ein paar wenige kleinere Flächen zur Vermietung.

Aber ein Jahr später gab es dann schon die europaweite Ausschreibung, mit der sich einiges änderte.
Genau, das betraf vor allem die neuen Bereiche am Westufer. Vor unserer Zeit war das die Kinderwiese. Wir haben am Rudolf-von-Bennigsen-Ufer neue Flächen geschaffen und auch im logistischen Bereich einiges verändert.

Ich kann mich erinnern, dass es mit der Ausschreibung auch Gegenwind gab.
Zu Beginn stießen wir natürlich auf etwas Skepsis von den vorherigen Betreibern, die das Maschseefest über viele Jahre geprägt hatten. Ihre Stände waren quasi das Herz des Festes, und Veränderungen wurden verständlicherweise als Bedrohung wahrgenommen. Das ist ja oft so, wenn etablierte Strukturen auf den Prüfstand gestellt werden: Da kommen zwei Neue, die vieles anders machen wollen – das sorgt erst einmal für Unruhe! Aber wir hatten von Anfang an die Vision, das Fest touristischer auszurichten und die Qualität zu steigern. Deshalb haben wir zum Beispiel in Schwerlastböden investiert. Früher standen die Verkaufsstände zum Teil einfach auf Schotter, meist in Zelten – bei 30 Grad und mit jeder Menge Staub. Gleichzeitig haben wir das Sortiment überarbeitet und das Konzept „In 19 Tagen um die Welt“ eingeführt. Mit der Ausschreibung konnten wir die Richtung klar vorgeben: Die Konzepte sollten einen maritimen Charakter haben und Urlaubsorte, Regionen oder Städte am Wasser widerspiegeln. Passende Ausstattung, Dekoration sowie entsprechende Speisen und Getränke waren dabei essenziell.

Das Maschseefest als Reise …
Genau, das war die Idee. Nicht einfach nur Bratwurst, Crêpes und Döner, sondern richtig viel Abwechslung, um das Fest auch über den klassischen Tagesbesuch hinaus spannend zu machen. Am ersten Tag warst du vielleicht „im Süden“, aber Nord-, West-, und Ostufer waren dann jeweils nochmal eine eigene kleine Reise wert. Gerade in den Anfangsjahren haben wir die Flächen mit diesem Konzept richtig cool entwickelt – auch dank der vielen engagierten Mieter, die oft viel investiert haben. Mit Dreijahresverträgen haben wir ihnen die Chance gegeben, auch mal ein Jahr mit schlechtem Wetter auszugleichen. Das führte dazu, dass viele von ihnen immer wieder dabei waren, sechs oder sogar neun Jahre lang. So hat sich das Fest stetig weiterentwickelt – zum Beispiel auch mit der Bühne mitten am Nordufer.

Die Lautstärke war vorher ein Problem.
Ja, am Anfang haben wir den Standort der Bühne am Nordufer einfach so übernommen. Hier gab es oft das Problem der Überfüllung. Auch das Thema Lärm war ein sehr wichtiger Punkt. Für diese Problematik brauchten wir eine Lösung. Also haben wir den Gastrobereich am Hellebardier mit dem Bühnenstandort getauscht. Das bot viel mehr Platz vor der Bühne. Zudem war die Bühne so zur Südstadt hin abgewandt, dass sich die Lautstärkewerte für den gesamten Stadtteil deutlich verbesserten. Die Gastrofläche passte perfekt an den neuen Standort, sodass es am Ende eine absolute Win-win-win-Situation war.

Aber es braucht manchmal, um auf solche Lösungen zu kommen.
Das stimmt, manchmal braucht es einfach Zeit. Man lernt ja auch mit jeder Erfahrung dazu, und plötzlich werden Dinge möglich, die man anfangs gar nicht so auf dem Schirm hatte. Seit 2017 haben wir das Maschseefest auf dem Niveau, das wir uns damals beim Start erträumt hatten.

Und du warst operativ seit 2011 voll dabei. Wie hat sich der Job für dich entwickelt?
Als wir mit dem Maschseefest angefangen haben, war das für mich eher ein Halbjahresjob. Es gab noch viele andere Aufgaben. Aber durch den Ausschreibungsprozess, die Nachbereitung und die enge Zusammenarbeit mit der Stadt hat sich das schnell geändert. Du musst dich früh um Sponsoren kümmern und die Marketingmaßnahmen planen. Heute ist es definitiv ein Jahresjob – und das muss es auch sein, bei der Bedeutung, die das Fest inzwischen für Hannover hat.

Wie haben sich die Zuschauerzahlen entwickelt seit eurem Start?
Die haben sich gut entwickelt. Aber das Maschseefest ist und bleibt stark wetterabhängig. Wenn das Wetter mitspielt, strömen die Leute in Scharen, bei schlechtem Wetter kommen zwar auch Besucher, aber natürlich nicht in der gleichen Menge. Wir hatten Feste mit traumhaftem Wetter aber auch Jahre, in denen es mit 13 Grad echt frisch war und viel regnete. Im Durchschnitt kommen jedes Jahr rund zwei Millionen Besucherinnen und Besucher.

Es gab auch immer mal wieder Probleme.
Ja, das bleibt nicht aus. Wir hatten vor einigen Jahren mal die Antanz-Problematik. Es gab ein Jahr, wo viel Falschgeld im Umlauf war. Und wir hatten ein Jahr, in dem sich extrem viele Jugendliche zum „School’s Out“-Trinken am See getroffen haben – mit den entsprechenden Nebenwirkungen. Ein Dauerbrenner sind die Unwetter, die Stürme. Im Maschpark ist mal ein Ast runtergekommen und hat jemanden auf dem Heimweg erschlagen. All das begleitet einen als Veranstalter eines so großen und langen Festes immer wieder aufs Neue, und damit auch eine gewisse Sorge, was als Nächstes passiert.

Und dann kam Corona …
Ja, das war wirklich eine Situation, der wir völlig hilflos ausgeliefert waren. Das Maschseefest ist zwei Jahre in Folge komplett ausgefallen. Du arbeitest monatelang an den Vorbereitungen, und dann hörst du plötzlich von einer Behörde, dass gar nichts stattfinden wird. Wir haben alle Verträge eingefroren und sind in ständigem Austausch mit den Standbetreibern geblieben. Man hat sich getroffen, gefragt: Wie läuft’s bei euch? Kommt ihr zurecht? Im zweiten Jahr haben wir bis Mai gehofft, dass es stattfinden kann, aber dann stiegen die Zahlen wieder, und wir mussten erneut absagen. Daraufhin sind erste Standbetreiber angesprungen, und wir mussten Teilflächen neu ausschreiben, alles nachjustieren. Das war ein ständiges Hin und Her. Es hat im Prinzip bis 2024 gedauert, bis wir wieder in eine normale Vertragstaktung gekommen sind. Für 2025 wird neu ausgeschrieben.

Wenn du mal eure Aktivitäten zusammen betrachtest, also das Maschseefest, den Internationalen Feuerwerkswettbewerb, die Kuppelauffahrt im Neuen Rathaus, den Altstadt-Flohmarkt und auch die Glitterbox, wie wichtig sind all diese Formate für Hannover in der Außenwirkung?
Die vielfältigen Aktivitäten sind natürlich alle extrem wichtig für Hannovers Image – jede auf ihre Art. Man kann sie schwer vergleichen, aber nehmen wir zum Beispiel die Glitterbox. Das ist ein Partykonzept, das sich Simon Dunmore (Defected) ausgedacht und auf Ibiza etabliert hat. Es hat ganz klein angefangen, in einem Miniclub, und findet heute im Hi auf der Playa d’en Bossa gegenüber vom Ushuaïa statt, einem der größten Clubs, immer sonntags – seit zehn Jahren. Nach langen und intensiven Gesprächen mit Mousse T., haben wir die Glitterbox dann nach Hannover geholt. Mousse T. ist seit Beginn der Glitterbox-Ära mit dabei und hatte einen engen Draht zu Simon Dunmore. Er schlug ihm vor, das Format auch in Hannover, seiner Heimatstadt, zu etablieren. Seit 2019 richten wir die einzige Glitterbox-Party in Deutschland im wunderbaren Kuppelsaal im HCC aus – mit Mousse T. als Resident und Gastgeber. Dafür sind wir sehr dankbar, denn die Glitterbox hat deutschlandweit und über die Grenzen hinaus eine unglaubliche Strahlkraft. Die Gäste kommen aus der Schweiz, Dänemark und Österreich. Das eröffnet uns natürlich Möglichkeiten, Hotel-Packages anzubieten und das Event touristisch weiter zu vermarkten. Wenn die Leute für eine Party kommen, dann wird Hannover auch automatisch zum Aushängeschild für eine pulsierende Partykultur.

Vielleicht müsste man mal Harald Schmidt zur Glitterbox einladen …
Dass Harald Schmidt Hannovers Image in seiner Show auf die Schippe genommen hat, ist Jahre her. Das muss man mal vergessen. Es hat sich seitdem viel getan, auch in der Außenwahrnehmung der Stadt. Aber er ist trotzdem herzlich eingeladen zur Glitterbox am 16. November (lacht). Als Simon Dunmore, der Gründer von Defected, damals zur ersten Party nach Hannover kam, war er wirklich sprachlos. Wir haben ihn und sein Team – inklusive der Tänzerinnen – vom Flughafen abgeholt, und als besonderes Highlight hatten wir eine Kiste Bier dabei, deren Flaschen wir mit dem Glitterbox-Logo versehen hatten, in Zusammenarbeit mit der Gilde. Da sind sie schon mal ausgeflippt vor Freude. Und als wir dann in die Stadt fuhren und sie die Flaggen sahen, war die Begeisterung riesig. Im HCC angekommen, waren sie dann völlig überwältigt. Diese Location mitten im Grünen, zentral gelegen, mit einem Hotel direkt daneben – das war für sie ein absolutes Highlight. Die Party in Hannover gehört zu den größten Glitterbox-Events überhaupt, während sie sonst eher in kleineren Clubs unterwegs sind. Abends dann noch die Projektionen auf der Fassade des HCC – das ist einfach ein starkes Statement. Da muss man sich als Stadt nicht mehr klein machen.

Ein Leuchtturm …
Genau wie der Internationale Feuerwerkswettbewerb. Die Teams, die hier antreten und es unter die Top drei schaffen, stärken ihr internationales Renommee enorm, denn der Wettbewerb ist in der Szene eine bedeutende Referenz. Und auch hier reicht die Strahlkraft weit über Niedersachsens Grenze hinaus. Gäste aus ganz Deutschland und den angrenzenden Ländern kommen in den Großen Garten. Er ist ebenso wie das Maschseefest zu einer Marke geworden.

Auf die man wahrscheinlich ähnlich achtgeben muss, wie die Glitterbox-Leute auf ihre Marke achtgeben.
Absolut, darauf muss man ähnlich sorgfältig achten. Das ist ein zentraler Punkt. Darum entwickeln wir unsere Konzepte immer weiter, damit sie ihre Magie behalten.

Es geht also immer darum, Konzepte umzusetzen, die überregional Strahlkraft entwickeln?
Ganz genau. Damit zeigen wir, was Hannover zu bieten hat, und sprechen gleichzeitig eine Einladung aus, das selbst vor Ort zu erleben. Alle sind herzlich willkommen, sich davon zu überzeugen!

Wie sehr ärgert dich der schlechte Ruf Hannovers, dieses problematische Image? Das ploppt ja immer wieder aufs Neue auf.
Nicht mehr so sehr. Ich weiß inzwischen, dass vieles an diesem schlechten Ruf schlichtweg nicht der Realität entspricht. Natürlich ist es trotzdem ein Thema, mit dem wir immer wieder zu kämpfen haben. Das war schon damals bei den Partys eine Herausforderung. Wie holst du einen weltbekannten DJ nach Hannover, wenn er sich aussuchen kann, ob er an einem Freitag oder Samstag lieber in Barcelona, Athen oder Dubai auflegt? Da sticht ein Angebot aus Hannover nicht sofort hervor. Aber wenn die Leute einmal hier waren, sind sie oft positiv überrascht – und genau das ist unser Vorteil. Vielleicht sollte Harald Schmidt wirklich mal vorbeikommen, zum Fakten-Check.

Schauen wir nach vorne: Nun laufen ja bald die Ausschreibungen für das Maschseefest 2025. Gibt es da auch Kritik, zum Beispiel von Bewerbern, die nicht genommen werden?
Ach, das hält sich in Grenzen. Natürlich gibt es immer mal wieder Kritik an der europaweiten Ausschreibung, gerade mit der Frage: „Warum nicht nur hannoversche Unternehmen?“ Aber die Antwort darauf ist einfach – die EU-Richtlinien sind da sehr klar. Wir sind verpflichtet, europaweit auszuschreiben. Und ehrlich gesagt finde ich das auch gut, weil es immer wieder frischen Wind reinbringt. Alles läuft transparent ab, und jeder hat die Möglichkeit, sich zu bewerben. Die Unterlagen umfassen etwa 70 Seiten und sind ganz leicht herunterzuladen. Es gibt zwei Optionen: die großen gastronomischen Flächen, die wir für drei Jahre vergeben, und die Plätze auf der Foodmeile, die jährlich neu ausgeschrieben werden. Letztere sind auch eine überschaubare Investition, und viele probieren es erst einmal mit einer kleineren Fläche, um zu sehen, wie ihr Angebot ankommt und wie sie damit zurechtkommen. Wenn alles gut läuft, kann man dann darüber nachdenken, zu expandieren.

Wer entscheidet denn, ob ein Konzept passt?
Wir sammeln zunächst alle Bewerbungen. Dabei unterstützt uns eine Beratungsgesellschaft aus Berlin, die auf öffentliche Ausschreibungen spezialisiert ist. Sie kümmern sich um die Bewerbungsunterlagen und stellen sicher, dass alles wasserdicht ist. Wir hatten einmal einen Klagefall, aber da war der Richter sehr eindeutig – keine Chance. Der Stichtag ist immer um 12 Uhr an einem festgelegten Datum, und oft kommen die letzten Konzepte auch buchstäblich in letzter Minute rein. Früher wurden sogar noch Mappen gebastelt und Modelle der Stände eingereicht, heute läuft das digitaler. Während der Ausschreibungsphase gibt es eine Frist für Rückfragen, und wir beraten gerne und beantworten diese. Am Ende treffen sich zehn Personen: zwei Mitarbeiter der Landeshauptstadt, unsere Genehmigungsbehörde, ein Rechtsanwalt, ein ehemaliger Koch, jemand aus dem Veranstaltungsbereich und ein Musikexperte – also ein bunter Mix aus Menschen, die dann nach einem Punkteverfahren bewerten. Das Maschseefest ist in Lose aufgeteilt, und jeder Bewerber kann sich nur auf ein Los bewerben, zum Beispiel das Nordufer. Dort gibt es sieben Flächen zu vergeben. Wenn es zehn Bewerber gibt, bleiben drei auf der Strecke. Allerdings kann es immer vorkommen, dass jemand zurückzieht oder zum Vertragsabschluss nicht erscheint – das ist tatsächlich schon vorgekommen. In solchen Fällen rücken die Nächsten in der Warteliste nach.

Gibt es viele, die es nicht schaffen?
Die wirtschaftliche Lage hat das Ganze etwas verändert. Früher hatten wir deutlich mehr Bewerbungen, weil Hannover gastronomisch auch breiter aufgestellt war. Das hat sich in den letzten Jahren, besonders seit Corona, gewandelt. Heute erhalten wir zwar immer noch genug Bewerbungen, aber eben nicht mehr so viele wie früher. Die Kosten sind insgesamt stark gestiegen, und das müssen wir teilweise an die Betreiber weitergeben. Diese wiederum geben die Mehrkosten im Zweifel an die Gäste weiter. Deshalb versuchen wir, mit unseren Dienstleistern langfristige Verträge abzuschließen, um die Kosten im Rahmen zu halten und zu verhindern, dass das Bier irgendwann acht Euro kostet.

Das Thema Nachhaltigkeit ist auch wichtiger geworden, oder?
Ja, das Thema Nachhaltigkeit ist für uns immer wichtiger geworden, und wir haben schon einiges in die richtige Richtung bewegt. Plastikstrohhalme und Einwegbecher gibt es bei uns nicht mehr, stattdessen haben wir ein Pfandsystem eingeführt. Ich denke, wir sind da auf einem sehr guten Weg und versuchen, das kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Du bist seit 1. September Geschäftsführer der HVG und hast den Staffelstab von Hans Nolte übernommen. Hast du vor diesem Schritt schlecht geschlafen? Immerhin werden die Verträge jetzt von dir unterschrieben.
Ich bin seit 2018 Prokurist, das heißt, ich habe mich an diese Verantwortung schon gewöhnen können. Natürlich war mir bewusst, was dieser Schritt bedeutet, gerade in Bezug auf Haftung – darüber macht man sich schon Gedanken. Aber ich lasse mich davon nicht verrückt machen und arbeite eigentlich genauso weiter wie zuvor. Klar, es ist mehr Verantwortung, aber ich sehe das auch als positive Herausforderung.

Mal so ganz unter uns, war Hans Nolte sehr traurig?
(Lacht) Ganz unter uns – ich glaube, er war einfach sehr zufrieden mit diesem Schritt. Es ist ja auch ein tolles Gefühl, wenn man ein so erfolgreiches Unternehmen übergeben kann. Und er bleibt der HMTG ja weiterhin erhalten. Am letzten Festtag war es schon ein emotionaler Moment, vor allem mit den Menschen, mit denen wir über die Jahre so eng zusammengearbeitet haben. Aber Hans und ich bleiben natürlich verbunden. Ich würde schon sagen, dass wir Freunde sind. Wir haben gemeinsam viel durchgemacht und einiges erlebt.

Wirst du das Fest jetzt verändern? Gehst du ganz neue Wege?
Nein, das Fest ist definitiv auf dem richtigen Weg. Wir haben schon vor Jahren die richtigen Weichen gestellt: das Fest international auszurichten, unser Konzept konsequent durchzuziehen und auf eine solide Umsetzung zu bestehen. Das hat sich bewährt.

Also keine Neumacheritis. Was gut ist, darf einfach gut bleiben?
Ganz genau. Wir werden natürlich immer wieder kleine Dinge optimieren und mit allen Beteiligten überlegen, wie 2024 gelaufen ist. Die Mitarbeitenden werden brainstormen, wir werden uns das Thema Awareness ansehen, und ich werde mich mit unserem Veranstaltungsmeister zusammensetzen. Aber insgesamt bleibt das Konzept solide und stimmig. Während das Fest läuft, macht man sich natürlich Notizen, schaut sich die Flächen, das Programm und den Bühnenaufbau an – aber letztlich sind es nur Feinheiten. Große Veränderungen sind nicht notwendig. Das gilt auch für den Feuerwerkswettbewerb, den Flohmarkt, die Turmauffahrten und die Glitterbox. Warum sollte man bewährte und beliebte Konzepte verändern? Man muss das Rad nicht jedes Mal neu erfinden. Hier und da ein paar Stellschrauben anpassen, die Profile schärfen, optimieren – das reicht fürs erste.

Kommt denn etwas ganz Neues dazu im nächsten Jahr?
Ich habe ein paar Projekte im Kopf, aber in nächster Zukunft geht es erstmal darum, dass ich mich um die HVG allgemein kümmere. Wir sind nur ein kleines Team, und das letzte Jahr war wirklich ein Marathon, zu dem auch noch das Public Viewing am Raschplatz on top kam. Jetzt ist es für die Mitarbeitenden an der Zeit, auch mal ein bisschen Urlaub zu machen.

Hannover hat ja sehr viele Veranstaltungen. Sind es schon zu viele?
Manchmal habe ich das Gefühl, dass es fast zu viel wird, besonders wenn sich die Termine in manchen Monaten so sehr ballen. Immer mehr ist nicht immer der beste Weg. Im Gegenteil, manchmal muss man gezielt eine gewisse Knappheit erzeugen, um attraktiv zu bleiben. Das beste Beispiel dafür ist das „Kleine Fest im großen Garten“. Früher habe ich selbst immer versucht, Karten zu bekommen, und wenn man es geschafft hat, war die Freude riesig. Genau das würde ich mir auch für andere Veranstaltungen wünschen. Ein knappes Gut sorgt einfach für eine hohe Aufmerksamkeit. Das war damals bei unseren Partys genauso – je exklusiver, desto mehr wollten die Leute dabei sein.

Kribbelt es eigentlich noch bei dir vor einer Veranstaltung?
Wenn es gar nicht mehr kribbelt, sollte man tatsächlich über seinen Job nachdenken. Natürlich gibt es immer diese Anspannung, bevor es losgeht. Vor dem Maschseefest schlafe ich zum Beispiel kaum gut, weil mir so viel durch den Kopf geht – passt das Timing, haben wir wirklich an alles gedacht? Ich bin schon jemand, der viel nachdenkt, und das rattert dann ständig. Viele dieser Gedanken nehme ich auch mit nach Hause. Sport hilft mir, ein bisschen runterzukommen und den Kopf freizubekommen, aber die Themen bleiben natürlich präsent. Wenn dann noch vorher etwas Schlimmes passiert, wie ein Anschlag oder eine ähnliche Katastrophe, ist das natürlich der absolute Albtraum, der im Hinterkopf mitschwingt. Aber wir dürfen uns davon nicht aufhalten lassen, sondern weitermachen.

Du hast gesagt, du nimmst eine Menge mit nach Hause. Hängt da nicht manchmal der Haussegen schief?
Meine Freundin wusste von Anfang an, worauf sie sich einlässt (lacht). Im Ernst, ich bin ihr sehr dankbar. Sie hat immer viel Verständnis und ein offenes Ohr für mich. Und sie erinnert mich daran, die Dinge positiv zu sehen, was wirklich wertvoll ist.

Wie hart muss man eigentlich auftreten, wenn man mit Gastronomen zu tun hat? Ich könnte mir vorstellen, dass die nicht so leicht zu handeln sind.
Manche versuchen natürlich, die Absprachen ein wenig zu dehnen. Aber ich kenne die Ausschreibungsunterlagen sehr genau, und ich weiß genau, welche Biere im Kühlschrank des Betreibers stehen dürfen. Wenn ich dann ein anderes Label sehe, ist ein Gespräch fällig – schließlich gibt es ja einen Vertrag. Da braucht es schon ab und zu etwas Durchsetzungsvermögen. Und wenn etwas zu groß geraten ist, muss es eben abgebaut werden. Das gehört zum Job dazu: viel Vertrauen, aber auch eine Portion gesunde Härte.

● Interview: Lars Kompa

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Der besondere Laden: Pirate Business / Horst on fire

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Der besondere Laden: Pirate Business / Horst on fire


Eine Nähmaschine, einen Kopf voller kreativer Ideen und ein Lager voller Feuerwehrschläuche – mehr benötigt Kerstin Klockow nicht, um stilvolle Accessoires für Zwei- und Vierbeiner herzustellen. Sie bietet ihren Kund*innen nicht nur eine große Auswahl an Unikaten, sondern auch handgefertigte, vegane und nahezu abfallfreie Slow Fashion direkt aus Hannover.

Was im Studium mit einer einfachen Idee begann, wurde 2009 in die Tat umgesetzt als Kerstin Klockow gemeinsam mit einer Freundin ihr erstes Kleidungsstück aus Feuerwehrschlauch entwickelte: ein Korsett.
Das Sortiment von Pirate Business wurde schnell um Taschen in verschiedenen Größen und Formen erweitert und erstreckt sich heute von Schlüsselbändern und Portemonnaies, über Gürtel und Krawatten bis hin zu personalisierten Sonderanfertigungen. „Aus was Altem was Neues und Schönes zu machen, ist etwas, das mich unglaublich glücklich macht“, so die Designerin.

Neben alten Schläuchen, die sie von der Feuerwehr bekommt, nutzt Klockow für ihre Designs auch ausgemustertes Schlauchmaterial direkt aus den Produktionsfirmen. Als Abdecker für Nähte oder farblichen Akzent verwendet sie außerdem Fahrradschläuche, Segeltuch, LKW-Planen oder Mesh. Alle Materialien werden vor der Verarbeitung gründlich gereinigt und „dann sitze ich in der Werkstatt, habe eine riesige, schwere Rolle Schlauch auf meiner Schulter liegen, muss sie mit dem Knie halten und mit beiden Händen runterdrücken, damit beim Nähen alles da bleibt, wo es hingehört.“ Je nach Größe und Schnittmuster arbeitet Klockow zwischen zehn Minuten und einer Woche an einem Produkt.

Inzwischen hat die Lindenerin auch eine eigene Hundelinie aufgebaut: Horst on fire, ihr „Beißwurstimperium“, wie sie es liebevoll nennt. Im Onlineshop bietet sie Leinen und Halsbänder, Futterdummies, To-Go-Trinkschalen und Leckerliebeutel sowie zahlreiche Beißwürste in verschiedenen Farben, Stärken und Größen an. Die Beißwurst „Horst“ als Trainingsspielzeug ist wasserfest, waschmaschinengeeignet und gebissgeprüft, sodass sie bei einer korrekten Anwendung nicht zerkaut werden kann. Hinzu kommt, dass Kerstin Klockow durch die Beißwürste ihre Produktionsreste sinnvoll wiederverwendet: Übriges Material wird in einer großen Maschine geschreddert und dient in dieser Form als Füllung.

So reagiert die Designerin in Zeiten des Klimawandels und zunehmender Umweltbelastung mit ihrem Konzept auf aktuelle Themen. Durch die Verwendung gebrauchter und ausgemusterter Materialien betreibt Klockow in ihrer Werkstatt in Linden Upcycling mit dem Anspruch möglichst wenig Müll zu produzieren und energiesparend zu arbeiten. „Ein Idealismus funktioniert nur, wenn man ihn lebt und genau das verfolge ich: Ich mache ein hochwertiges und nachhaltiges Produkt in Handarbeit hier in Deutschland.“ Das Besondere dabei sei, dass sie dem „robusten und wunderschönen Designelement Feuerwehrschlauch“ neues Leben einhauchen könne und gleichzeitig etwas Gutes für ihre Mitmenschen und die Umwelt tut. So sagt sie über ihre Arbeit: „Es macht mir unglaublich viel Spaß. Ich brenne einfach für Feuerwehrschlauch!“.
Laura Druselmann
Pirate Business / Horst on fire
Lindener Marktplatz 12, 30449 Hannover
Tel.: 0176 62172423
E- Mail: mail@piratebusiness.com
www.piratebusiness.com / www.horstonfire.com
Instagram: pirate_business

Kerstin Klockow sucht Unterstützung im Marketing und Vertrieb ihres Labels.

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Ein offener Brief an Friedrich Merz

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Ein offener Brief an Friedrich Merz


Lieber Friedrich,

es ist soooo schön! Du bist es! Nach all den Jahren! Endlich! Und der blöde Söder mit seinem Bärtchen kann nach Hause gehen.
Wir freuen uns! Wir haben ein gutes Gefühl! Das wird was! Projekt MerzKanzler! Wir sind Fan! Und möchten dir darum – selbstlos wie wir sind – hier noch schnell ein paar gutgemeinte Ratschläge mit auf den Weg geben. Beziehungsweise eigentlich nur einen gutgemeinten Rat: Weiter so!

Denn es passt ja schon alles. Die Performance ist nahezu perfekt. Wie du beispielsweise gegen die Grünen wetterst, wegen ihrer verkorksten Wirtschaftspolitik, ihrer Regulationswut und Technikfeindlichkeit, das macht richtig Spaß. Klar, der Söder schaltet bei der Geschichte noch einen Gang höher, aber du musst ja schon jetzt ein bisschen staatsmännisch rüberkommen und ein Türchen offen lassen für später, für den Fall der Fälle. Da braucht es kein rüpelhaftes Rumgepoltere, sondern kluge Hintertür-Sätze: „Wenn es sich in den nächsten zwölf Monaten anders entwickelt, können wir schauen.“ Genial. Wenn sie sich ändern, diese irren, woken Grünen, wenn sie ein bisschen technikfreundlicher und regulierungsunwütiger werden, dann geht da eventuell doch was.

Wobei du natürlich weißt, dass sie sich gar nicht so sehr ändern müssen, weil ohnehin nur die Hälfte von dem stimmt, was ihr gegen die Grünen raushaut. Ganz am Ende sind sie dann wahrscheinlich gar nicht so schlimm – wenn es denn sein muss. Wenn es mit der SPD nicht reicht. Das ist ja die einzige übrige Option. AfD geht nicht und BSW geht auch nicht. Da bleiben nur die guten, alten Sozialdemokraten. Würde man dann eigentlich noch von einer GroKo sprechen? Wenn sich die stärkste Kraft mit der wahrscheinlich viertstärksten Kraft im Land zusammenschließt? Auch so eine Frage. Aber egal, Hauptsache es reicht für dich und du wirst endlich Kanzler.

Und da darfst du dich jetzt bitte nicht beirren lassen. Mach weiter so! Auch wenn deine Polemik im AfD-Sound im Osten noch nicht ganz so viele Stimmen für die CDU gebracht hat. Und auch wenn kaum jemand dir und euch das ganze Theater um die härtere Migrationspolitik nach dem Solingen-Anschlag abgenommen hat, mit euren Gesprächsangeboten und Notlagen und Zurückweisungen und der Pauschalverurteilung von Menschen aus Syrien oder Afghanistan. Das wird noch. Ihr müsst nur auf Linie bleiben. Auf die rechte und populistische AfD schimpfen und gleichzeitig rechte Stammtischparolen raushauen und keine populistische Chance auslassen. Immer weiter spalten, immer weiter aufwiegeln, den Leuten möglichst immer mehr Angst machen. Du kannst das!

Und Spahn und Linnemann helfen schon schön mit. Macht ihnen so viel Angst, dass niemand mehr klar denken kann. Und dann werden die Leute ganz am Ende bei der Bundestagswahl das richtige Kreuz machen. Warum die AfD wählen, wenn man dasselbe mit der CDU/CSU haben kann, nur professioneller, weil ihr von Regierungsarbeit viel mehr Ahnung habt? Wobei du ja von
Regierungsarbeit eigentlich keine Ahnung hast. Ähm – was aber total gut ist, weil dann die Gedanken noch freier sind, weil man ungelernt die Dinge ja ein bisschen unbefangener und offener anfasst. Genau. Wer braucht schon Erfahrung? Und im Zweifel kannst du ja den Spahn fragen, der war immerhin schon mal Minister.

Also, lieber Friedrich, lass dir nichts erzählen, ihr müsst jetzt einfach bis zur Wahl im September 25 die AfD weiter rechts überholen, dazu die Grünen, die SPD und die FDP mit ganz viel Dreck beschmeißen und das Bündnis Sahra Wagenknecht das Bündnis Sahra Wagenknecht sein lassen
– die werden sich bis zur Wahl ja bestimmt noch dreimal selbst zerlegen, da sind ja ganz viele frühere Linke dabei, und die Selbstzerlegung steckt da einfach in der DNA. Und dann fegt ihr ganz am Ende die Scherben unserer Demokratie zusammen und drückt auf Neustart mit dir als Kanzler. Und dann wird endlich alles gut. Dann können sich die kleinen Paschas aber warm anziehen.
● GAH
Foto: Tiago Sierra sierratds / Pixabay.com

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El Kurdis Kolumne im Oktober: Gendern leicht gemacht: Das muss kasseln!

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El Kurdis Kolumne im Oktober: Gendern leicht gemacht: Das muss kasseln!


In Hannover ist das Gendern in Bezug auf die hier lebende Bevölkerung sehr einfach. Je nachdem, wie inklusiv man sein möchte, spricht oder schreibt man von Hannoveraner*innen oder benutzt die binäre Doppelbezeichnung: Hannoveraner und Hannoveranerinnen. Das ist alles schnell gemacht und meiner Meinung nach keines wutbürgerlichen Aufschreis wert. In den Nachbarstädten Hildesheim und Braunschweig ist das ähnlich simpel und unaufgeregt praktizierbar.

Wer allerdings über die Bevölkerung meiner Heimat- beziehungsweise Aufwachs-Stadt Kassel spricht, steht – was das Gendern betrifft – vor einigen besonderen Problemen. Vor allem, wenn die gendernde Person selbst aus Kassel kommt und daher mit den dortigen Gepflogenheiten und Empfindlichkeiten vertraut ist und versucht, auf diese Rücksicht zu nehmen.

In Kassel sind die Dinge nämlich extrem kompliziert. Dort neigt man seit Jahrhunderten zu kleinteiligen Differenzierungen. Vor allem, wenn das Verhältnis der Bewohner*innen zu ihrer Stadt definiert wird. Traditionell unterscheidet man dort zwischen Kasselern, also Menschen, die irgendwann zugezogen sind, Kasselanern, die dort geboren wurden und Kasselänern, deren Eltern schon in Kassel auf die Welt kamen. So beginnt die Rede einer Politikfachkraft im Nordhessischen in der ungegenderten Variante durchaus mal mit: „Lieber Kasseläner, Kasselaner und Kasseler.“

Nach den zurzeit gängigsten Gender-Regeln müsste man nun aber drei Mal hintereinander das Sternchen sprechen. Beziehungsweise eben nicht sprechen, denn das Sonderzeichen, der „Asterisk“, wird ja akustisch durch den Glottisschlag (im Englischen auch „glottal stop“ genannt) repräsentiert, einem mit den Stimmlippen gebildeten, aber trotzdem stimmlosen Verschlusslaut. Diesen einmal im Satz zu verwenden, ist kein großes Ding und auch nichts wirklich Neues. Man benutzt den Glottisschlag im Deutschen ja auch in Wörtern wie „Theater“, „beachten“ oder in dem schönen Wort „mäandern“. Um die nebeneinander stehenden Vokale zu trennen. Aber dreimal direkt hintereinander kann sich das durchaus anhören, als habe jemand schwere Schluckbeschwerden oder einen Schlaganfall.

Will die in Kassel tätige Politikfachkraft das vermeiden und benutzt stattdessen die männlichen und weiblichen Formen, dabei in Kauf nehmend, dass sie so alle Menschen ignoriert, die sich zwischen diesen Polen sehen, ist die Hälfte des Publikums schon gegangen oder betrunken, bevor die Begrüßung beendet ist: „Lieber Kasseläner und Kasselänerinnen, liebe Kasselaner und Kasselanerinnen, liebe Kasseler und Kasselerinnen …“ Zumal man diese Begrüßungsformel, schnell und mehrfach hintereinander gesprochen, auch in den Kanon der deutschen Zungenbrecher aufnehmen könnte. Gleich nach „Blaukraut bleibt Blaukraut und Brautkleid bleibt Brautkleid“ und „In Ulm, um Ulm und um Ulm herum.“

Ich will hier keineswegs der konservativen Paranoia vor einem angeblichen von oben verordneten „Gender-Wahnsinn“ das Wort reden. Diese rechte Quatsch-Propaganda interessiert mich nicht die Bohne. Menschen, die glauben, Sprache dürfe sich nicht oder nur auf eine bestimmte Art verändern, haben noch nicht mal im Ansatz kapiert, nach welchen Chaos-Regeln Sprache funktioniert. Sprache hat sich immer gewandelt, manchmal freiwillig, manchmal gezwungenermaßen, manchmal aktiv subversiv, manchmal zufällig, manchmal der Obrigkeit folgend, also von oben, von unten, von vorne, von hinten – und manchmal aus allen und in alle Richtungen gleichzeitig.

Trotzdem scheint mir weder „Lieber Kasseläner und Kasselänerinnen, liebe Kasselaner und Kasselanerinnen, liebe Kasseler und Kasselerinnen“ noch „Lieber Kasseläner*innen, liebe Kasselaner*innen, liebe Kasseler*innen“ wirklich sprechbar zu sein. Auch geschrieben – sagen wir: in einem kulturwissenschaftlichen Aufsatz über die Sitten und Gebräuche des urbanen Nordhessens – wären diese den Text durchziehenden Wort-Karawanen dem Leseverständnis eher abträglich.

Was also tun? Gar nicht zu gendern wäre feige. Die einzige Lösung ist für mich ein substantiviertes Partizip/Verb, wie es auch bei „die Studierenden“, „die Wählenden“ oder „die Auszubildenden“ benutzt wird. Das neue Wort hieße: Die Kasselnden. Dazu müsste man zwar erst das Verb „kasseln“ im Sinne von „in Kassel leben“ einführen. Aber das macht meinen Vorschlag für mich um so reizvoller. Wenn ich über meine Vergangenheit spräche, könnte ich dann sagen: „Ich habe früher jahrelang gekasselt.“ Und dann würde ich anfügen: „Aber frag bitte nicht nach Sonnenschein.“
● Hartmut El Kurdi

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Neu in der Stadt: htp eSport Akademie Hannover

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Neu in der Stadt: htp eSport Akademie Hannover


Ende August wurde in Hannover ein bedeutender Schritt für die Zukunft des eSports in Niedersachsen gesetzt.

Björn Benke, Olaf Lies, Thomas Heitmann

Die htp GmbH, die Dr. Buhmann Schule & Akademie gGmbH sowie der eSport Innovation Hub Hannover feierten nämlich die Taufe der htp eSport Akademie Hannover im Innenhof der Dr. Buhmann Schule in der Prinzenstraße.
Mit dieser Partnerschaft werden eSportler*innen in der Landeshauptstadt Niedersachsens nachhaltig gefördert und ein neues Kapitel in der Verbindung von Bildung, eSport und digitaler Hochleistungsinfrastruktur wird aufgeschlagen. Dabei übernimmt htp die Rolle der Namensgeberin und setzt damit einen starken Impuls für den verantwortungsbewussten Umgang mit und die Weiterentwicklung von eSport in Niedersachsen. Durch die Bereitstellung von Highspeed-Internet trägt htp maßgeblich zur Modernisierung und Optimierung der eSport-Infrastruktur bei: Die leistungsstarke Internetverbindung bildet das Rückgrat der Akademie und ist entscheidend für die Anforderungen im modernen eSport, aber auch in den Bildungszentren der Dr. Buhmann Schule & Akademie.

Diese bietet den eSportler*innen neben der sportlichen Förderung auch die Möglichkeit, die ersten Schritte ihrer beruflichen Laufbahn zu gehen.
Mit spezialisierten Studiengängen und praxisnaher Ausbildung – also Ausbildungs- und Studienprogrammen in verschiedenen Vertiefungsrichtungen wie Sportmanagement, Internationalem Tourismus oder Internationalem Marketing und Management – wird den Studierenden eine fundierte Basis für eine erfolgreiche Karriere in- und außerhalb des eSports geboten.
Und das duale Stipendien-System des eSport Innovation Hub Hannover wiederum eröffnet talentierten eSportler*innen eine einzigartige Möglichkeit, sich nicht nur im Gaming sondern auch beruflich weiterzuentwickeln. Stipendiat*innen werden dabei umfassend unterstützt: Neben einer akademischen Ausbildung erhalten sie Zugang zu einem Fitnessstudio, mentaler Betreuung sowie einer eigenen Wohnung – alles, um die ideale Balance zwischen eSport und beruflicher Entwicklung zu gewährleisten.

Der eSport Innovation Hub sieht es zudem als seine Aufgabe, gesellschaftliche Aufklärung rund um den eSport zu leisten. Durch Workshops mit großen lokalen Unternehmen und bekannten Marken, Elternabende und betreute Kindergeburtstage wird das oft missverstandene Bild vom eSport in ein neues Licht gerückt. Es geht darum, das veraltete Klischee vom „unsportlichen Zocker im Keller“ zu widerlegen und den eSport als ernstzunehmende, gesellschaftlich relevante Sportart zu etablieren.
Und trotz der noch jungen Geschichte des eSports in Hannover konnten bereits beachtliche Erfolge verzeichnet werden: Teams aus der htp eSport Akademie Hannover haben bereits nationale Meisterschaften, Europameisterschaften und sogar einen Weltmeistertitel in Disziplinen wie Rocket League und League of Legends gewonnen. Beim letzten internationalen Turnier, den „Worlds“, erreichte das Team einen respektablen vierten Platz und stellt regelmäßig die besten nationalen eSportler.
Mit der Taufe der htp eSport Akademie Hannover wurde also ein so notwendiges wie starkes Zeichen für die Zukunft des digitalen Sports und die ganzheitliche Entwicklung der nächsten eSport-Generationen gesetzt:
Hannover statt Game Over!

htp eSport Akademie Hannover
Prinzenstraße 13 30159 Hannover

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