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Ein letztes Wort im September

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Ein letztes Wort im September


mit dem Ministerpräsidenten Stephan Weil

Stephan Weil (r) und Lars Kompa (l)

Herr Weil, wie war der Urlaub?
Sehr schön! Ich kann nicht meckern. Ich war mit meiner Frau unterwegs, wir haben es uns wirklich gut gehen lassen: Gut gegessen und getrunken, schöne Landschaften genossen, ein bisschen gewandert, viel gelesen, alles fein.

Haben Sie wirklich entspannen und abschalten können? Gleichzeitig gab es ja zum Beispiel in Deutschland schon wieder die Querelen um den Haushalt, nachdem der bereits beschlossen war.
Inzwischen ist man das ja leider schon gewohnt. Und ich habe in den letzten Jahren dazugelernt, ich ärgere mich nicht mehr so schnell.

Bei mir ist es inzwischen mehr Verzweiflung als Ärger. Ich verstehe beispielsweise so gar nicht mehr, was die FDP eigentlich umtreibt.
Schwer zu begreifen ist jedenfalls dieses wiederholte Schauspiel eines feierlichen Verkündens einer Einigung und knapp zwei Wochen später das Abräumen dieser Einigung auf offener Bühne. Bei mir schwindet allmählich die Hoffnung, dass sich daran noch etwas ändern wird. Appelle gab es genug, immer wieder Mahnungen, Diskussionen oder auch Streitigkeiten doch bitte intern und geräuschlos auszutragen. Genützt hat es wenig.

Ich verstehe ja, dass auch die FDP im Wahlkampf ist vor den Landtagswahlen, so wie die anderen Parteien, aber wenn die FDP dann mit so einem Pro-Auto-Programm um die Ecke kommt, lässt mich das wirklich ratlos zurück.
Ich habe mich auch gefragt, was das sollte, und ich habe keine plausible Antwort gefunden. Was soll dieser Plan für den Wahlkampf bringen? Zumal es sich dabei um ein kommunalpolitisches Thema handelt. Ich glaube, die Leute im Osten Deutschlands haben ganz andere Sorgen und die FDP rangiert in diesen Ländern inzwischen unter den Sonstigen. Mir kommt das alles vor wie ein wildes Flügelschlagen, in dem Versuch, irgendwie irgendwo Zuspruch zu erzielen. Pro-Auto, Kürzungen des Bürgergeldes, Schuldenbremse – all diese Positionen werden ja wie eine Monstranz vor sich hertragen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das bei Wählerinnen und Wählern verfängt. Eher im Gegenteil. Aber die Schlussfolgerung der FDP scheint zu sein, irgendwie immer so weiterzumachen, koste es, was es wolle.

Ich finde die Diskussionen um das Bürgergeld teilweise arg populistisch.
Das sind sie, Populismus auf dem Rücken der Schwachen. Politik soll und muss die Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts berücksichtigen. Die Karlsruher Richter haben entschieden, dass in jedem Fall das Existenzminimum gewährleistet sein muss. Das wiederum wird nach bestimmten Regeln festgelegt, insofern gibt es in Bezug auf die Höhe von Sozialtransfers einen relativ engen Handlungsspielraum. Würde man aus einer Wahlkampflaune heraus, einfach mal X Euro streichen, würde das zu Recht in Karlsruhe sofort kassiert werden. An solchen Beispielen kann man gut sehen, was der Begriff Populismus eigentlich meint: Man sagt Dinge, von denen man denkt, dass sie gut ankommen, obwohl man es besser weiß. Damit macht man den Leuten nur etwas vor, man täuscht sie.

Was mir bei den Diskussionen ums Bürgergeld Sorgen macht, ist dieses fortwährende Befeuern der Neiddebatte. Die einen arbeiten und bekommen zu wenig, während die anderen faul sind und trotzdem viel bekommen. Damit wird polarisiert. Das spaltet. Wobei die Wirklichkeit natürlich sehr viel differenzierter ist. Die Zahl der Leute, die sich wirklich gemütlich in die soziale Hängematte legen, ist ja sehr überschaubar.
Das stimmt, dennoch muss man bei diesem Thema genau hinsehen, denn es geht um Gerechtigkeit. Und wenn es da Schieflagen gibt, müssen die abgestellt werden. Einige Korrekturen sind richtig und notwendig, damit diejenigen, die zumutbare Arbeit ablehnen, Konsequenzen spüren. Und wer Geld vom Staat bekommt, nebenher aber schwarz arbeitet und ein gutes Leben führt auf Kosten der Allgemeinheit, der muss sanktioniert werden. Der Abstand beim Einkommen zu jenen, die im Niedriglohnbereich voll arbeiten gehen, ist in bestimmten Konstellationen zu gering. Was allerdings auch heißt, dass es neben Sanktionen auf der einen Seite eine Erhöhung des Mindestlohns auf der anderen Seite geben muss. Das wird bei der Diskussion aber gerne ausgeklammert. Es gibt in Deutschland viel zu viele Menschen, die voll arbeiten, aber dennoch keine anständige Altersversorgung aufbauen können.

Müssten wir nicht eigentlich auch viel mehr über die Reichen reden? Gerade gab es ja wieder so eine Diskussion der G20-Finanzminister, leider nur mit einer Absichtserklärung. Diskutiert wurde eine Steuer von 2 Prozent für Superreiche. Das brächte weltweit etwa 250 Milliarden Dollar pro Jahr.
Ich hätte damit überhaupt kein Problem. Wir haben aus Niedersachsen vor sieben Jahren mal einen klugen Vorschlag für eine Änderung des Einkommenssteuertarifs gemacht und insbesondere eine Superreichensteuer gefordert. Womit man bei vielen Superreichen übrigens durchaus auf Zustimmung stößt. Einige sagen, dass man gerne das monatliche Einkommen höher besteuern könne, wenn man gleichzeitig die Substanzbesteuerung in Grenzen hält. Denn in vielen Fällen steckt das Vermögen, über das wir reden, in Unternehmen, und ist damit auch Grundlage für Arbeitsplätze. Also, darüber könnte man sprechen und mit den vernünftigen reichen Leuten wahrscheinlich auch einen Konsens herstellen. Aber mit einem FDP-Finanzministerium ist über solche Ideen nicht zu reden.

Den Vorschlag der 2-Prozent-Reichensteuer hat die FDP direkt im Anschluss an das Treffen in Rio „nicht zielführend“ genannt. Fertig waren sie mit der Diskussion. Aber ich finde, dass auch die SPD bei diesem Thema zu leise bleibt.
Ja, da gehe ich mit, das ist ein Defizit meiner eigenen Partei. Man kann über mehr Konsequenz beim Bezug von Bürgergeld reden, aber man muss sich dann auch die andere Seite der Medaille ansehen.

Das klingt ja schon fast nach einer Agenda.

Naja, die SPD ist seit vier oder fünf Bundestagswahlkämpfen mit der Forderung nach einer Vermögenssteuer in den Wahlkampf gegangen. So wahnsinnig viel geholfen hat das nicht. Man hat mit dieser Forderung typischerweise regelmäßig Zustimmung in Umfragen, aber im Wahlergebnis schlägt es sich nicht nieder.

Vielleicht muss man die Forderung einfach ein bisschen lauter vertreten? Wenn wir uns jetzt noch schnell darauf einigen, die Schuldenbremse zu schleifen, bin ich für heute zufrieden.
Ich möchte die Schuldenbremse aber gar nicht schleifen. Wir müssten sie allerdings dringend reformieren. Für die Abschaffung bräuchte es ohnehin eine Zweidrittelmehrheit, die ist völlig unrealistisch. Aber für eine Modifizierung plädieren inzwischen auch viele, die früher nichts ändern wollten – etwa große Teile der Wirtschaft und große Teile der Wirtschaftswissenschaften. Es ist völlig klar, dass wir es mit diesem engen finanzwirtschaftlichen Korsett nicht hinbekommen werden. Alle anderen entwickelten Industriegesellschaften investieren gerade und Deutschland versucht durch Sparen voranzukommen. Diese Rechnung kann nicht aufgehen. Es führt kein Weg daran vorbei: wir müssen Investitionen nachholen, damit Deutschland wettbewerbsfähig bleibt. Das wird eine enorme Kraftanstrengung über 10, vielleicht auch 20 Jahre. Darüber muss geredet werden. Aber wenn überall ein Stoppschild namens Schuldenbremse steht, dann wird es nicht weitergehen. Womit wir wieder am Anfang unseres Gesprächs wären. Ich glaube, dass der Kurs von Christian Lindner direkt in eine Sackgasse führt. Davon bin ich leider absolut überzeugt.

Die schwäbische Hausfrau sollte in Rente gehen?
Die schwäbische Hausfrau ist eine kluge Frau, die repariert auch ihr Haus, wenn es durchregnet. Für eine Reform der Schuldenbremse sind inzwischen sogar die Wirtschaftsweisen, und die stehen wirklich nicht unter dem Verdacht, links zu sein. Viele Menschen, die sich früher ganz klar in die Fankurve zur Schuldenbremse gestellt haben, sind in letzter Zeit sehr nachdenklich geworden. Nach meiner tiefen Überzeugung zweifeln inzwischen auch große Teile der FDP daran, ob diese Schuldenbremse in der jetzigen Form der Weisheit letzter Schluss ist. Aber man hat sie eben über Jahre gehütet wie den heiligen Gral. Wahrscheinlich geht es jetzt vor allem um Gesichtswahrung. Aber die Entwicklung in Deutschland ist zu wichtig, als dass man jetzt Rücksicht auf die Befindlichkeit einer Partei nehmen könnte.

Interview: Lars Kompa

 

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Der Freundeskreis im Gespräch mit Bianka Bradler & Greta Garlichs

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Der Freundeskreis im Gespräch mit Bianka Bradler & Greta Garlichs


Diesen Monat haben wir uns mit Bianka Bradler vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Hannover und Greta Garlichs, der Landesvorsitzenden der Grünen, getroffen. Gesprochen haben wir über soziale Arbeit, ehrenamtliches Engagement und die Stimmung im Land …

Erzählt doch einmal, wer ihr seid und was ihr macht …

Bianka Bradler: Ich vertrete den Paritätischen Wohlfahrtsverband Hannover. Dort bin ich schon ziemlich lang und habe als Einrichtungsleitung für die Kontaktstelle KIBIS, für die Selbsthilfegruppen, angefangen. Inzwischen bin ich seit Jahren für unsere Mitgliederförderung zuständig. Der Paritätische ist ja ein Dachverband von gemeinnützigen und sozialen Organisationen. Unsere Mitglieder sind also Vereine, gGmbHs und andere gemeinnützige Organisationen, die alle im Sozialen tätig sind. Wir haben in Hannover und der Region ca. 190 Mitglieder, die alle Themen abdecken, von jung bis alt: also kleine Kindergärten, Waldorfkindergärten, Jugendzentren, Jugendeinrichtungen, Elterninitiativen, Beratungsstellen wie Violetta … Dann die Einrichtungen aus der Behindertenhilfe, die den Paritätischen schon sehr lange begleitet. Die Lebenshilfe ist ein wichtiger Begriff: Die sind von Anfang an dabei. Es gibt es mittlerweile auch viele Einrichtungen in der psychosozialen Betreuung, wie Beta oder Balance, und Organisationen aus der Regenbogenfamilie – wie den Andersraum –, die Mitglieder bei uns sind. Und die Suchthilfe wäre zu erwähnen: z. B. die Paritätische Suchthilfe Niedersachsen, vormals STEP. Das war schon immer eine Tochter-GmbH des Paritätischen, was sie mit dem neuen Namen ein stärker nach vorne stellen wollten. Die Suchthilfe ist – auch im Selbsthilfebereich – ein wichtiges Thema für uns. Überhaupt die Selbsthilfe, die ein buntes Spektrum abdeckt: von trauernden Eltern, allergiekranken Kindern bis hin zu psychisch Kranken, Kaufsüchtigen … Und abschließend ist da die Pflege, ambulante Pflege, stationäre Pflege: Große Wohnstifte wie die GDA, das Eilenriedestift oder kleinere Seniorenvereine … Lions Malstudio ist etwa eine ganz spannende Einrichtung, wo Senior*innen gemeinsam malen, um der Einsamkeit vorzubeugen. Das klappt wunderbar, die blühen richtig auf.

Wie schaust du auf die Entwicklung über die Jahre?

BB: Der Paritätische wächst langsam, aber kontinuierlich. Das hat sicher auch damit zu tun, dass soziale Einrichtungen stärker erkennen, dass sie im Prinzip eine Art Lobbyismus brauchen: jemanden, der sie vertritt und als Sprachrohr fungiert. Und die schlechte Finanzierung für soziale Einrichtungen ist ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt: Die Kampagne „Investieren statt Kaputtsparen“ unterstütz(t)en wir ausdrücklich. Die macht deutlich, dass es gemeinnützige Organisationen – insbesondere wenn sie sogenannte freiwillige Leistungen anbieten – sehr schwer haben: z. B. Jugendzentren. Es steht in keinem Gesetz drin, dass mehr Jugendzentren vorgehalten werden müssen. Dementsprechend schlecht ist die Finanzierung. Und die Stadt Hannover hat nun gesagt, dass sie im nächsten Doppelhaushalt eigentlich nicht kürzen, aber auch nicht erhöhen wollen – was de facto eine Kürzung bedeutet: Die Energiekosten steigen – und die Lohnkosten. Überall steigen die Tarife, im sozialen Bereich auch. Und kleine Träger können nicht einfach sagen: „Kein Problem, kriegst du mal 10 % mehr.“ Mittlerweile ist der Arbeitsmarkt ein Arbeitnehmermarkt geworden, was ich persönlich sehr gut finde. Aber das heißt auch, dass kleine Vereine in Konkurrenz z. B. mit der Stadt stehen. Diesen Spagat können viele Organisationen nur noch ganz schlecht aushalten.

Kommen wir zu dir …

Greta Garlichs: Ich bin seit 2023 Parteivorsitzende der Grünen in Niedersachsen – und war vorher Vorsitzende der Grünen im Stadtverband Hannover. Ich war zwar immer engagiert, aber war lange nicht politisch, erst recht nicht parteipolitisch. Anpacken ist mein Ding, ob im Sportverein, beim Jugendorchester oder für queere Bildung… Etwas für die Gemeinschaft zu tun und zu schauen, wo es noch etwas gibt, was man voranbringen kann: Das macht Spaß und schweißt zusammen, weil man gemeinsam etwas bewegt und real etwas besser wird.
Leider bekomme ich immer wieder mit, wie schwer es Menschen gemacht wird, die sich engagieren und wie rau die gesellschaftliche Stimmung geworden ist. Beides sind Dinge, die mich politisiert und letztendlich auch in eine Partei gebracht haben. Probleme muss man benennen, aber dabei nicht bleiben, sondern auch schauen, wie es besser geht und was man dafür tut.
Ich habe in Hannover zu Zeiten der rot-grünen Einigkeit einen Stadthaushalt mitverhandelt und erinnere mich, wie wir da mit uns gerungen haben, weil eigentlich so viele Bereiche mehr Förderung verdient und gebraucht hätten, und wir so viel mehr finanzieren wollen, weil wir ja wissen, wie wichtig genau diese Infrastruktur für eine starke Stadtgemeinschaft ist.

BB: Das weiß ich, das ist schwierig …

GG: Ja, vor allem, weil Kommunen sehr begrenzt sind in ihrem finanziellen Spielraum und strikte Vorgaben einhalten müssen, die ihnen die Luft für Investitionen abschnürt. Genau diese Investitionen in ein modernes, gut aufgestelltes Hannover bräuchte es gerade sehr dringend. Und gleichzeitig drückt der Bund den Kommunen immer mehr Aufgaben auf, während ihnen immer weniger Geld zur Verfügung steht. Diejenigen, die zuerst darunter leiden, sind dann genau diese Bereiche, über die wir heute reden: Soziales, Sport, Gleichstellung, Klimaschutz, Integration, Teilhabe, Kultur. Dort wird als erstes gekürzt, weil vieles davon sogenannte freiwillige Ausgaben sind. Die sind aber kein nice-to-have, sondern das Herzstück einer funktionierenden Kommune. Wir brauchen eine andere Haushaltslösung. Das wären ja Investitionen, die sich auszahlen im Sinne unserer Stadt. Das Menschliche einmal beiseite gelassen: Wenn ein Kind in Armut aufwächst – und das tut derzeit jedes fünfte Kind in Deutschland – sind die gesellschaftlichen Folgekosten deutlich höher als bei einer finanziellen Unterstützung, die die besten Startchancen gegeben hätte. Als reiche Industrienation sollten wir doch ermöglichen, dass jedes Kind sein Potential entfalten kann. Da brauchen wir aber den Bund, dort liegt das Thema hauptsächlich.

BB: Und diese Stimmung, die du erwähntest, wird sich noch verstärken, je weniger wir in die Jugend von morgen investieren. Wenn man den Rechtsruck jetzt verhindern will, dann muss man auch dafür sorgen, dass gesellschaftliche Spannungen abgebaut werden.

GG: Auf jeden Fall! Und das werden sie eben nicht, wenn es so weitergeht. Es wird so getan, als sei kein Geld da: immer an den Stellen, wo es jene trifft, die eh schon benachteiligt sind. Das stimmt aber nicht. Es bräuchte jetzt mehr soziale Ausgaben, nicht weniger.

BB: Und der Arbeitsmarkt wird sich wohl dahingehend entwickeln, dass immer weniger Menschen bereit sind, in die soziale Arbeit zu gehen. Wir werden irgendwann einen Mangel an Sozialarbeiter*innen haben. Man hat jetzt schon festgestellt, dass viele Leute aus der Pflege abwandern. Das wird verheerend.

GG: Und es wird immer schwerer gemacht. Seit dem Klatschen vom Balkon hat sich nicht genug getan: Die Hoffnung, dass sich gesellschaftlich etwas bewegt und den Menschen mehr Anerkennung auch in Form von gutem Lohn gezollt wird, hat sich nicht erfüllt.

Diese zu Beginn der Pandemie diskutierten Umverteilungsmöglichkeiten haben sich ja ziemlich schnell wieder zerschlagen.

GG: Was fast schon etwas bizarr ist, denn die Umverteilung findet statt, aber von unten und der Mitte nach oben. Das kann man mit Zahlen belegen …

BB: Ja, das nennt man Wirtschafts- und Neoliberalismus …

GG: Genau. Diejenigen, die sich am wenigsten wehren können, werden gegeneinander ausgespielt. Dann ist da noch die berühmte Schere, die auseinander geht, und der Mittelstand, der erodiert. Wenn so etwas wie das Aufstiegsversprechen nicht mehr gilt, zweifeln viele zurecht an Politik und ob sie versucht, gerecht zu sein. Im Endeffekt geht es darum, dass wir die Gesellschaft zusammenhalten und Chancen bieten für Menschen und Entwicklung, nicht, dass Politik nur am zanken ist und von den Sonntagsreden bei den Menschen wenig ankommt. Da müssen sich alle an die eigene Nase fassen. Aber es geht nicht nur um die politischen Akteure. Wie sich das gesellschaftliche Klima entwickelt, liegt an jedem Einzelnen. Machen, nicht meckern. Sich informieren, anstatt alles direkt ungeprüft zu übernehmen. Diese riesige Demo für Demokratie, die der Freundeskreis Anfang des Jahres organisiert hat, war zum Beispiel toll …

BB: Und genau das ist es, wo sich unsere Interessen mit denen des Freundeskreises decken: dieser Ansatz, sich für die für die Demokratie in der Stadtgesellschaft einzusetzen, aufzustehen gegen Ungerechtigkeit und ein Zeichen zu setzen … Wir als Wohlfahrtsverband versuchen das, aber es ist gut, wenn es auch aus anderen Richtungen kommt, wie z. B. vom Freundeskreis.

Kommen wir vielleicht doch einmal kurz auf Parteienpolitik zu sprechen: Die Grünen scheinen gerade so eine Art Sündenbockposition einzunehmen, oder?

GG: Ja, klar. Wir haben derzeit einen Politikstil, der sehr einfach von Rechtsextremen ausgenutzt werden kann. Die versuchen, Ängste vor Veränderung zu schüren, behaupten, es würde alles wie früher wenn man sie nur wählen würde, und wir konnten die vorhandenen Sorgen nicht ausräumen und Perspektive und Vertrauen geben. Wir sagen: „Wir wollen Veränderung, um Wohlstand bewahren zu können.“ Und dann wird erst einmal dieses „Wir wollen verändern“ wahrgenommen. Wir sind einfach seit unserer Gründung eine Partei, die den Status Quo auf den Prüfstand stellt. Das macht vielen Angst, gerade jetzt, wo es weltweit immer mehr Krisenherde und Unsicherheit gibt, die Realität immer komplexer zu werden scheint und wir auch an manchen Stellen nicht gut kommuniziert und Fehler gemacht haben. Uns nützt es aber allen nichts, den Kopf in den Sand zu stecken, sondern besser zu werden. Nichts bleibt, wie es ist. Früher war auch nicht alles besser. Und genau dann kommen auch noch diese ganzen Fake News mit rein …

Das Engagement gegen den Rechtsruck, die Empörung über ihn, scheint in Hannover ja recht groß zu sein. Ist das für euch ein Grund zum Optimismus?

BB: Also es ist auf jeden Fall positiv, muss ich sagen. Im letzten Stadtkind sagte jemand, er lebe total gerne hier und sei stolz auf Hannover … Das geht mir auch so. Ich denke, hier ist es schon besser als in MeckPomm, und ich stelle es mir bedrückend vor, in einer Stadt zu leben, wo man Veranstaltungen – wie die erwähnte Demo am Opernplatz – nicht aufsuchen kann, ohne Angst zu haben …

GG: Hannover ist zuhause, ich würde auch nirgendwo anders leben wollen. Ich war gerade in Mecklenburg-Vorpommern für die Europawahl. Es gibt Grund zum Optimismus, aber die Stimmung ist aufgeheizt. Sachliche Gespräche sind oft schwer zu führen. Umso mehr brauchen diejenigen, die unsere Demokratie verteidigen, unsere Rückendeckung. Lasst uns den Osten nicht abschreiben, das hilft nicht weiter.

BB: Dabei habe ich neulich einen Beitrag gehört, in dem es darum ging, ob wir wirklich eine so stark gespaltene Gesellschaft sind, wie das in den Medien manchmal verkauft wird. Und da kam über die Auswertung einer Umfrage raus, dass bestimmte Werte – wie Gerechtigkeit – fast allen Menschen total wichtig sind. Es gab mehrere basisdemokratische Werte, die fast 75 % der Gesellschaft wichtig sind. Das Fazit lautete also, dass wir gar nicht so furchtbar gespalten sind, denn bei dem wichtigen Thema sind die Menschen in Deutschland sich einig. Sie wollen soziale Gerechtigkeit. Schwierig wird es nur bei bestimmten Themen, die sehr emotional besetzt sind.

GG: Sie werden auch emotionalisiert. Das ist der öffentliche Diskurs, wo mehr nach dem Spaltenden als nach dem Verbindenden gesucht wird.

BB: Also die die Heizung, die verboten wird, oder der Veggie Day: Das wird emotional besetzt – da drehen die Leute dann wirklich frei. Aber bei den Sachen, die wichtig ist sind, scheinen die Menschen doch noch sehr gut beieinander zu stehen.

GG: Ich würde das aber so ein bisschen rausnehmen, weil das Themenbereiche sind – wenn es ums Essen und ums Häusle geht –, die sofort emotional sind. Das gleiche bei den Bauernprotesten. Es geht gar nicht nur um den Agrardiesel, es geht um das große Ganze. Es hat sich einfach nur entzündet. Oder bei der Genderdebatte: Mir ist es komplett egal, ob es jemand tut oder nicht.

BB: Es gibt ja auch kein Gesetz, das irgendwas erzwingt. Außer in Bayern, wo das Nicht-Gendern erzwungen wird. Aber ansonsten kann man es machen, wie man will.

GG: Doch, in Sachsen wird das jetzt in den Schulen als Fehler gewertet. Hessen will auch überall die männliche Form vorschreiben. Scheint wohl oberste Priorität zu haben.

BB: Ja, die fangen an einzuschränken. Das ist so absurd: Sie werfen es den anderen noch vor und dabei … Man könnte es doch einfach mal loslassen und sagen: „Ich mache es nicht – und gut ist.“

GG: Vor allem löst es keine realen Probleme. Das hilft niemandem auch nur einen Meter weiter. Lasst den Leuten doch ihre Freiheit und ihre Ruhe. Sprache war schon immer im Fluss

Was hättet ihr denn so für Tipps aus euren verschiedenen Warten, wenn sich jemand ehrenamtlich sozial engagieren will?

GG: Jeder Mensch ist unterschiedlich. Niedrigschwelligkeit ist dabei wichtig. Die Belastungen wachsen und viele sind echt ausgelaugt, habe ich den Eindruck. Wer weniger Geld hat, hat dann nochmal weniger Zeit zur Verfügung – dann schrumpft die übrige Zeit, in der man sich engagieren kann. Das heißt: In jedem Fall sollte einem das, was man tut, naheliegen, damit man dranbleibt. Ob man nun gesellig ist und sich im Sportverein engagiert, oder ob man eher ungern redet, aber besonders gut Dinge reparieren kann und das anbietet … an Orten wie dem Hölderlin in Kleefeld findet man zum Beispiel viele Möglichkeiten direkt im Stadtteil.

BB: Genau. Mein erster Impuls war zu sagen: „Ich habe 190 Organisationen im Hintergrund, für die man sich ehrenamtlich engagieren kann.“ Aber es ist natürlich so, wie Greta gesagt hat: Es muss eine absolute Deckung geben zwischen den Interessen der Leute, ihren Fähigkeiten und dem, was die andere Seite sucht. Und es lohnt sich auf jeden Fall. Alle Leute, die sich ehrenamtlich engagieren, sagen: „Es macht Spaß, es gibt einem was zurück.“ Es ist bereichernd. Gerade auch für Menschen, die sozial womöglich ein bisschen einsam dastehen. Es ist eine Möglichkeit, wieder unter Leute zu kommen, den Horizont zu erweitern, Gutes zu tun …

GG: Es kann natürlich auch anstrengend sein, mit Menschen, mit denen man privat vielleicht nicht befreundet ist, etwas auf die Beine zu stellen. Aber für mich hat es sich immer gelohnt, weil es so viele neue Perspektiven öffnet. Einigeln bringt einen nicht weiter. Und mein Hauptamt – denn mein Ehrenamt ist ja letztlich zum Hauptamt geworden – würde ich um nichts in der Welt tauschen wollen. Man muss eher aufpassen, dass man nicht andauernd die eigenen Grenzen überschreitet und sich ausbeutet.

Wo könnte man sich denn informieren, was gut zu einem passt?

BB: Naja, was unsere Mitglieder angeht, haben wir auf der Webseite ein Mitgliederverzeichnis. Ansonsten gibt es das Freiwilligenzentrum in Hannover, über das ihr auch schon einmal berichtet habt. Da kann man sich melden, hingehen und einen Bogen mit seinen Wünschen ausfüllen …

GG: Wir haben noch die Freiwilligenbörse.

BB: Stimmt, die war jetzt gerade im März. Das ist immer eine schöne Veranstaltung. Es gibt ja das Netzwerk Bürgermitwirkung in Hannover, wo sich viele gemeinnützige Organisationen – von der Stadt unterstützt – im Netzwerk verbinden. Und die machen alle zwei Jahre zum Jahresanfang eine Börse, auf der Infostände sind, wo man sich Organisationen angucken, alles erklären lassen, Material mitnehmen kann …

Vielleicht noch ein Schlusswort?

BB: Mehr denn je kommt es darauf an, etwas Gutes für die Gesellschaft zu tun, die Stadtgesellschaft Hannover basisdemokratisch nach vorne zu bringen und die soziale Landschaft gesund zu erhalten und sie nicht kaputt zu sparen.

GG: Genau. Das Gemeinschaftliche und der Zusammenhalt ist total wichtig. Das macht Hannover aus und darauf können wir alle ein Stück weit stolz sei.

● CK

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Stadtkinder essen: Stephanseck

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Stadtkinder essen: Stephanseck


Wenn es Läden seit sehr langer Zeit gibt, hat das wahrscheinlich gute Gründe. Qualität könnte – und sollte – einer davon sein. Nun ist es aber auch möglich, dass Lokale von Zeit zu Zeit den Betreiber wechseln. Ein guter Anlass, um also immer mal wieder zu prüfen, ob‘s denn noch schmeckt.
Auf der langen Liste der „Ach, das gibt‘s schon eeeewig“-Restaurants in Hannover steht auch das Stephanseck in der Südstadt. In schöner Lage zwischen gut gepflegten Altbauten hält diese Institution dort seit vielen Jahren die Stellung. Zu Recht? Werden wir rausfinden.

Der Internetauftritt ist schon mal ganz schön, die dort angebotenen Speisen werden mit Fotos beworben, so dass man direkt Appetit bekommt. Man ist hier sehr stolz auf seine traditionsreiche deutsche Küche – die wohl auch gut ankommt, denn Google-User bewerten das Stephanseck mit durchschnittlich viereinhalb Sternen.
Als wir ankommen und freundlich grüßen, ist noch nichts los. Die Mitarbeiterin schaut uns verwundert an. Komm schon, Gäste in einem Restaurant sind jetzt nicht so unüblich!

Was wir trinken möchten? Wissen wir nicht, eine Karte wäre hilfreich gewesen. So lassen wir uns von der Servicekraft unsere Optionen nennen. Wo die Homepage noch eine große Auswahl regionaler Biersorten versprach, bleibt am Ende doch nur Gilde vom Fass (2,50€, 0,2l). Gut, dann das und eine große Cola (4,50€, 0,5l). Beidem mangelt es auffällig an Kohlensäure, aber wir bekommen zu unseren Getränken dann auch eine Speisekarte. „Jedes Schnitzel von Hand geklopft und fein angebraten“ steht in der Karte, die sich mit der aus dem Internet nur partiell überschneidet, sowohl in der Auswahl, als auch im Preis. Wir entscheiden uns also für das Cordon bleu mit Bratkartoffeln und Beilagensalat (18,90€ + 3,50€ für die Bratkartoffeln) sowie für die Currywurst mit Pommes (9,90€).

Das Essen kommt recht zügig und sieht erst mal super aus. Wir zweifeln nicht daran, dass das Cordon Bleu hausgemacht ist, denn das ist deutlich erkennbar. Handwerklich gibt es hier rein gar nichts zu bekritteln. Das sieht bei den Bratkartoffeln schon ein bisschen anders aus, sie sind leider recht fettig und bieten nur wenig Röstaromen. Der Beilagensalat ist frisch und kommt à part, das verwendete Joghurtdressing allerdings ist zu homogen um hausgemacht zu sein, aber sei‘s drum. Jetzt zum Geschmack: Das Fleisch ist von guter Qualität, perfekt gegart, weder zäh noch grau, sondern exakt so, wie es sein soll. Allerdings ist das ganze Gericht recht unterwürzt, der verwendete Schinken wie auch der Käse (mutmaßlich Mozzarella) bringen kaum Eigengeschmack, so dass der Hauptgeschmacksträger die in Butterschmalz gebackene Panierung bleibt. Auch den Kartoffeln hätte etwas mehr, zumindest Salz und Pfeffer, nicht geschadet.

Von der Currywurst haben wir kein hausgemachtes Exemplar erwartet – das ist, im wahrsten Sinne, eine Schweinearbeit, die man dann auch nicht zu diesem günstigen Preis anbieten könnte. Sie ist gut, außen knusprig und innen saftig, es gibt auch genug Sauce für die Pommes.
Beide Gerichte sind so reichlich portioniert, dass man sie nicht aufessen kann.
Unser Fazit fällt gemischt aus. In der Küche steht auf jeden Fall eine Person, die was kann, so viel ist klar. Aber „hausgemachte deutsche Küche“? Hm. Dafür gibt es doch zu viele Komponenten aus dem Convenience-Bereich. Ja, Convenient-Küche trifft es vielleicht am ehesten. Es ist Soulfood für Fleischliebhaber, für Vegetarier oder sogar Veganer ist es aber wohl eher nicht das erste Haus am Platz.

● IH, Fotos Gero Drnek

Stephanseck
Geibelstraße 35
30173 Hannover
www.stephanseck.de
Mo-Fr.: 16:00-00:00h
Sa-So.: 15:00-00:00h
https://www.facebook.com/StephansEckHannover

https://www.instagram.com/stephans.eck/

 

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Der besondere Laden: Kriese’s Brillenatelier

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Der besondere Laden: Kriese’s Brillenatelier


Im kommenden Jahr wird Kriese’s Brillenatelier in Ahlem sein 30-jähriges Jubiläum feiern. Und im Oktober können Geschäftsführer Wolfgang Kriese und sein Team auf bereits 15 Jahre in den 2009 neu bezogenen Räumlichkeiten in der Richard-Lattorf-Straße 37 zurückblicken. Auf 160 Quadratmetern besticht der Meisterbetrieb nicht allein mit einem ausgesuchten Sortiment an hochwertigen Brillen. Der klassische Sehtest wird hier u. a. erweitert durch die Polaskop-3D-Technik zur Untersuchung räumlichen Sehens. Zudem gibt es noch weitere Möglichkeiten, die eigene Augengesundheit zu überprüfen und zum Beispiel eine äußerst präzise Augenvermessung – etwa der Hornhautdicke und des Augeninnendrucks – durchführen zu lassen.

Letzteres geschieht mithilfe eines DNEye-Scanners von Rodenstock, der über 7.000 Messpunkte erfasst. Auch eine Simulation unterschiedlicher Lichtverhältnisse ist bei diesem Prozess gewährleistet. Zusätzlich zu den gewonnenen Informationen über Sehvermögen, Tränenfilmbeschaffenheit, Augenvorderkammer, Augeninnendruck und Hornhautdicke kann mit der Funduskamera „Easyscan“ von Rodenstock, die man eher von Augenärzt*innen gewohnt ist, eine Reihe von Augenhintergrundanalysen durchgeführt werden. Eine KI analysiert in kürzester Zeit die gewonnene Datenmenge, sodass man unmittelbar nach der Untersuchung bereits einen QuickCheck erhält: Über Schlaganfall- oder Diabetes-Risiken, Risiken von Gefäßschäden oder altersbedingter Makuladegeneration kann man sich nun ebenfalls aufklären lassen. Kriese’s Brillenatelier ist bei diesen gesundheitlichen Fragen eng mit dem Augenzentrum München vernetzt.
Nach der Analyse geht es an die Fertigung individualisierter Brillengläser. Die auf exakten biometrischen Augenmodellen basierenden Brillengläser von Rodenstock ermöglichen ein bis zu 40 Prozent schärferes Sehen im Nah- und Zwischenbereich. Auch ein deutlich kontrastreicheres Sehen sowie besseres Sehen in der Dämmerung zählen zu den Vorteilen.

Wenn eine übliche Brille nicht mehr ausreicht, kann man in Kriese’s Brillenatelier aber auch weitere moderne Sehhilfen erhalten: neben professionellen Leselampen und Kantenfiltern, die die Blauanteile des Tageslichts herausfiltern, kontrastreichere Seherlebnisse erzeugen oder wärmere, sattere Farben produzieren, sind vor allem auch elektronische Lupen mit ihren immensen Vorteilen gegenüber klassischen Lupen sowie stationäre, individuell einstellbare Bildschirmlesegeräte im Angebot.

Damit gravierendere Sehbeeinträchtigungen aber nach Möglichkeit gar nicht erst entstehen, wird neben der Erfassung der Augengesundheit besonderes Augenmerk darauf gelegt, bei Kindern mit einer im Bildschirm-Zeitalter immer stärker verbreiteten Myopieprogression – einer fortschreitenden Kurzsichtigkeit – dem Verlauf der Entwicklung entgegenzuwirken und das Risiko für spätere schwere Augenerkrankungen zu minimieren: Über spezielle My-Kid Brillengläser von Optovision lässt sich das Augenlängenwachstum verlangsamen und das Voranschreiten um bis zu 40 Prozent ausbremsen.

Aber wer einfach eine neue Brille – oder eben auch Kontaktlinsen – benötigt, wird in Kriese’s Brillenatelier natürlich ebenfalls fündig; auch dann, wenn es um Sonnen- oder Sportbrillen oder gar um spezielle Computer- oder Arbeitsplatzbrillen geht, die einer Ermüdung der Augen vorbeugen. Eine entsprechende Arbeitsplatzsimulation bekommt man direkt im Geschäft geboten. Sind dann die richtigen Gläser – ob mit oder ohne Gleitsicht – erst einmal gefunden, hat man noch die Auswahl zwischen den Gestellen deutscher Hersteller wie Matze Mape, Tinpal oder Flair. Dazu gibt es quasi maßgeschneiderte Designermodelle von Tom Davies – bei denen man das Design individuell mitgestalten kann. Und nicht zuletzt sind auch Sonnenbrillen von Maui Jim im Sortiment vertreten.

Wer also – erstmals oder wieder einmal – eine neue Brille braucht, der ist in Kriese’s Brillenatelier mit seinem freundlichen und kompetenten Team sehr gut aufgehoben. Tragekomfort, Präzision, Wertigkeit und vor allem die Augengesundheit stehen hier an erster Stelle.
● Christian Kaiser
Kriese’s Brillenatelier
Richard-Lattorf-Straße 37, 30453 Hannover
Tel.: 0511 48 50 360
info@krieses-brillenatelier.de
www.krieses-brillenatelier.de
https://www.instagram.com/krieses_brillenatelier/
facebook
Öffnungszeiten:
Mo geschlossen, Di – Fr 9.30 – 13.30 Uhr & 14.30 – 18 Uhr, Sa 9 – 13 Uhr

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Ein offener Brief an Donald Trump

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Ein offener Brief an Donald Trump


Lieber Donald,

wir haben schon wieder so lange nichts von uns hören lassen, aber jetzt, nach all dem Glück und Unglück, und Glück im Unglück der letzten Zeit, ist es wirklich dran, dass wir dir mal wieder ein bisschen den Rücken stärken aus der Ferne. Du weißt, wir waren schon damals vor deiner Wahl zum Präsidenten deine Fünfte Kolonne in Deutschland. Und erst recht, nachdem sie dir dann die Wahl geklaut hatten bei der nächsten Runde. Wir haben so sehr mitgefiebert beim Sturm aufs Kapitol. Mit dem Herzen waren wir dabei, mit Fähnchen vor dem Fernseher. Wir hätten auch zeitgleich die amerikanische Botschaft in Berlin gestürmt, wenn du ein Wort gesagt hättest. Hast du aber nicht. Was schade ist. Aber das ist auch die einzige Kritik, die wir haben, dass unsere Brieffreundschaft bisher doch eher einseitig verläuft. Dass wir bisher nie eine Antwort bekommen haben, nicht mal auf Truth Social. Kein Lebenszeichen von Donald. Wobei, wer sind wir? Du hast ganz sicher weitaus Wichtigeres zu tun, als unsere Fanpost zu beantworten. Du bist immerhin der rechtmäßige Präsident der USA. So bitter, dass diese linken Zecken dir damals die Wahl geklaut haben. Und jetzt versuchen sie genau das schon wieder …
Du musst gerade völlig fertig sein, du Armer. Erst das Fernsehduell, bei dem sich der liebe Joe so wunderbar selbst demontiert hat und dann auch noch dieses Attentat, bestimmt ein Schock, aber du warst stark und hast deinen Feinden die Faust entgegengestreckt. Der Sieg war dir damit eigentlich gewiss. Aber jetzt hat dieser Feigling einfach zurückgezogen und plötzlich ist da diese Kamala Harris. Kamala – was ist das eigentlich für ein Name? Kamala, Camilla, Carmelia. Bei uns heißen Damenbinden so. Und die Verrückte holt auf. Hat schon gleichgezogen in den Umfragen, hat dich teilweise sogar überholt. Geht’s noch? Das kann doch alles gar nicht wahr sein. Diese Umfragen werden offensichtlich schon jetzt gefälscht. Kamala hat dieses irre Lachen, sie ist eine Kommunistin – wer würde denn so eine wählen? Jetzt mal ernsthaft. It’s a fraud! Völlig klar. Sie ist eine Frau, eine schwarze Frau. Wer bitte würde denn eine schwarze Frau zur Präsidentin der Vereinigten Staaten wählen? Genau, niemand!
Aber was tun gegen diese große, miese Verschwörung der Demokraten? Anzweifeln, ob die Nominierung überhaupt rechtens war? Kamala inflationär durchbeleidigen? Sie für alles verantwortlich machen, was in den USA schlecht läuft? Lügen über sie verbreiten? Mit Dreck werfen? Hast du alles schon gemacht. Hat aber leider nicht viel gebracht. Eher im Gegenteil. Es braucht jetzt dringend eine ganz neue Strategie, lieber Donald. Unsere Vorschläge: Erstens nicht jammern. Mimimi bringt es nicht. Zweitens den Tatsachen ins Auge blicken. Sie wird definitiv auf den Wahlzetteln stehen. Drittens nicht auf die Idee kommen, sie erschießen zu lassen. Du bist gerade nicht Präsident und genießt darum auch keine Immunität. Viertens eine Charmeoffensive starten. Du siehst viel besser aus als sie. Die wartet doch nur drauf. Mach sie einfach frontal an. Lade sie zum Essen ein. Trink ein, zwei Gläschen mit ihr. Und dann, im Hotelzimmer, drehst du ein schmutziges Filmchen von euch und das stellst du ins Netz. Dir wird es nicht schaden, aber Kamala kann danach einpacken, ganz sicher. Ist das ein Plan?
Ach ja, und falls du wieder Präsident wirst – wir hatten dir damals so ein Beteiligungsmodell für unser Stadtmagazin geschickt, erinnerst du dich? Eine Millionen für ein Prozent. 20 Prozent könntest du übernehmen. Und wir würden dafür ab und zu einen netten Artikel über dich schreiben. Denk noch mal drüber nach, ein bisschen positive Berichterstattung hat noch niemandem geschadet. Und 20 Millionen sind echt ein Schnapper, die merkst du doch gar nicht. Aber wie auch immer, wir drücken dir natürlich so oder so die Daumen, denn selbstverständlich geht es uns in erster Linie darum, dass das Gute über das Böse siegt.

● GAH
Foto: Gerd Altmann / Pixabay.com

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El Kurdis Kolumne im September: Die wild wuchernden Folgen der Pandemie

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El Kurdis Kolumne im September: Die wild wuchernden Folgen der Pandemie


Allerorten fordern jetzt Menschen, man müsse „die Pandemie aufarbeiten“. Sie meinen damit jedoch keine wertfreie Evaluierung der Maßnahmen, im Sinne von: Was hat funktioniert? Was hat nicht funktioniert? Welche Maßnahmen waren übertrieben und welche zu lasch? Und was lernen wir aus der vergangenen für die nächste Pandemie, die – da sind sich alle seriösen Wissenschaftler*innen sicher – irgendwann kommen wird?

Solche Fragen wären ja tatsächlich klug. In der Realität aber geht es vielen, die jetzt nach „Aufarbeitung“ schreien, eigentlich nur darum zu sagen: „Alles totalitärer linksgrün versiffter CDU-SPD-Grünen-Faschismus! Darf nie wieder passieren! Spahn und Lauterbach in den Knast, Drosten ans Kreuz, Merkel in die eiserne Jungfrau und Scholz über die Planke!“

Dass wir, alles in allem, mit der Politik der beiden beteiligten Bundesregierungen, die sich mal mehr, mal weniger an den Aussagen der führenden Forscher*innen aus Virologie und Epidemiologie orientierten, einigermaßen gut durch den Covid-Sturm gesegelt sind, interessiert die faktenkritische Bevölkerung nicht. Auch nicht, dass wir im Vergleich mit ähnlich strukturierten Ländern fast in allen Phasen sogar eher besser dastanden als diese.

Aber davon abgesehen hat die Pandemie neben den politischen Nachwirkungen auch mediale Spätfolgen. Die scheinen vielleicht nicht so wichtig zu sein, gehen mir aber trotzdem enorm auf den Senkel. Zum Beispiel die Unsitte technisch saubere Interview-Live-Schalten im Fernsehen durch dilettantische Video-Calls zu ersetzen. Während der Pandemie machte man das, damit die Gesprächspartner*innen ihre sicheren vier Wände nicht verlassen mussten, um ein möglicherweise verseuchtes TV-Studio aufzusuchen. Oder um zu verhindern, dass ein vielköpfiges Fernsehteam mitsamt seinem traditionell beachtlichen Virenbestand in die Wohnung einmarschierte. Stattdessen setzte man sich einfach an den Schreibtisch, schaltete den Computer an und laberte in die Webcam.

Dabei ist es nun oft geblieben. Auch ohne Todesgefahr. Weil es billiger ist, schneller geht oder die Sendeanstalten damit Personal einsparen können. Keine Ahnung.

Ich will mich aber noch nicht mal über die oft mäßige Bild- und Tonqualität ereifern. Daran kann man sich genauso gewöhnen wie an die Wiederkehr der Compact-Kassette als Tonträger. Viel katastrophaler sind die ästhetischen Folgen der Unkenntnis der Interviewten

bezüglich der einfachsten Regeln des vor-der-Kamera-Rumsitzens. Und das obwohl es sich dabei oft um gebildete Menschen handelt. Bis hin zu Nobelpreisträger*innen.

Erste Video-Call-Regel: Einen ausreichenden Abstand zur Webcam halten! Merke: Mit fünfzehn Zentimeter Abstand zum Objektiv, nicht abgepudert, von einer Arbeitszimmer-Neonröhre grell beleuchtet sieht einfach jeder und jede kacke aus! Auch George Clooney, Brad Pitt, Lucy Liu oder Jennifer Lawrence. Oder wen immer Sie hübsch finden. Bei diesem Minimalabstand sieht man nur noch reifende Pickel, rotadrige Knollennasen, Nikotin-und Koffein-Gebisse oder kraterartige Hautporen. Selbst wo keine sind. Noch nicht mal im echten Leben möchten man Menschen so nah kommen, außer man ist in sie verknallt und/oder hat ein sexuelles Interesse an ihnen.

Zweite Regel: Den Laptop unbedingt hochstellen! Auf einen Ständer oder meinetwegen einen Stapel Bücher. Das verhindert nämlich, dass die Webcam von unten in die Nasenlöcher zielt. Selbst tippitoppi geputzte und mit Emsersalz-Wasser gespülte Nasen will man so nicht inspizieren. Ist jemand aber bei der Nasenhygiene schludrig, gnade einem Gott! Bei älteren Männern gibt es noch ein anderes Problem: Kürzlich sah ich auf BBC World ein Interview mit einem Nahostexperten. Ich glaube zumindest, dass es einer war, ich konnte mich nämlich nicht auf den Inhalt seiner Aussagen konzentrieren, weil ihm ein ganzes Nasenhaar-Gebüsch beziehungsweise eine Schilflandschaft aus dem Riechkolben wuchs. Ich war so verstört, dass ich, um englischsprachige Nachrichten zu schauen, zwei Wochen lang nur CNN einschaltete. Aus Angst, auf BBC wieder dem Mann mit der wuchernden Nasenflora zu begegnen.

Die einzige Person bei der mich diese Perspektive am Rande interessieren würde, wäre Benjamin von Stuckradt-Barre. Der behauptete nämlich mal in einer Talkshow, er habe aufgrund seines exzessiven Kokain-Genusses keine Nasenscheidewand mehr. Das würde ich doch gerne mal sehen. Vielleicht im direkten Vergleich mit der Nasenscheidewand seines Ex-Kumpels, Springer-Chef Mathias Döpfner. Nur so aus Neugier.

● Hartmut El Kurdi

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