Tag Archive | "Stadtkind 2024-07"

Über Hannover… (Titel 2024-08)

Tags: , ,

Über Hannover… (Titel 2024-08)


Im Gespräch mit Eva Bender,
Dezernentin für Kultur & Bildung

Können Sie zum Einstieg ein bisschen über Ihren Werdegang erzählen, über Ihre bisherigen Stationen bis zum aktuellen Amt …
Ich bin in Bremen zur Schule gegangen und habe dort ein 14-Jahre-Abi gemacht, was daran lag, dass ich nicht immer nur gerne zur Schule gegangen bin. Ich habe während der Schulzeit ein paar Abstecher gemacht und weiß darum auch, wie schwer es ist, wieder ins Schulsystem einzusteigen, wenn man mal draußen war. Nach meinem Abitur habe ich dann in Göttingen und Córdoba studiert.

Dann sprechen Sie fließend Spanisch?
Naja, ich spreche andalusisches Spanisch. Das klingt so ein bisschen härter und mir wurde öfters gesagt, dass sich mein spanisch dreckiger anhört.

Sie sind in der SPD. Gestartet bei den Jusos?
Genau. Ich bin seit meinem 14. Lebensjahr bei den Jusos und später dann auch in die SPD eingetreten.

Sozialdemokratisch vorbelastet durch die Eltern oder einfach so reingeraten?
(Lacht) Ich war im Stadtschülerrat Sprecherin, und dort gab es unter den anderen ein paar Jusos. Über die bin ich in der Politik gelandet. Wobei ich vorher auch nicht unpolitisch war, ich hatte schon immer eine politische Meinung. Aber ich habe mich selbst nicht als politisch interessiert definiert, glaube ich. Über die Arbeit im Stadtschülerrat habe ich dann aber gemerkt, dass das durchaus politisch ist, was ich so denke und meine. Dass ich eine politische Haltung habe. Dann ist ja der Gedanke nicht weit, für diese Meinung auch organisiert innerhalb einer Partei einzutreten. Was meine Familie angeht, so gab es schon eine eher sozialdemokratische Denke, aber es war niemand organisiert. Es war eher so, dass ich dafür gesorgt habe, dass Teile meiner Familie inzwischen ebenfalls in der SPD sind, zum Beispiel meine Mutter (lacht). Vielleicht wäre ich nicht in der SPD, wenn mein Vater Mitglied gewesen wäre. Mein Vater war so ein bisschen die Figur, an der ich mich damals gerieben habe.

Was muss man denn Studieren, um Dezernentin für Kultur & Bildung in Hannover zu werden?
Sozialwissenschaften (lacht). Damit kann man bekanntlich irgendwie alles und überhaupt gar nichts, was natürlich eine gute Voraussetzung ist für diesen Job ist. Mein Bereich war während des Studiums aber immer eher die internationale Politik. Dass mich mein Weg in die Kommunalpolitik führt und in die Verwaltung, das war eher Zufall. Ich bin nach Hannover gekommen durch die Arbeit in der Ratsfraktion. Danach bin ich tatsächlich als Quereinsteigerin in der Verwaltung gelandet, im Schulbereich. Ich habe diesen Fachbereich stellvertretend geleitet. Im Anschluss bin ich als Fachbereichsleiterin Schule nach Braunschweig gegangen. Der Personalrat hat mir damals einen 96-Schal zum Abschied geschenkt und ich habe gefragt, ob sie mich im Krankenhaus wiedersehen möchten. Von Braunschweig ging es nach Langenhagen, dort war ich als erste Stadträtin für alles zuständig, was nicht mit Steinen und Finanzen zu tun hatte. Also alles mit Menschen. Ich habe mich dann hier in Hannover beworben für das Dezernat für Bildung und Kultur. Und zwar mit sehr viel Überzeugung, weil dies aus meiner Sicht zwei Themenfelder sind, die sich ganz hervorragend miteinander ergänzen.

Gibt es bei Ihnen eine besondere Kultur-Affinität? Wie sind Sie kulturell sozialisiert? Mal Blockflöte gespielt?
Ich habe viele, viele Instrumente gespielt, früher mal Geige, wobei man mir recht schnell zu verstehen gegeben hat, dass das eher nicht zu meinen Talenten gehörte. Ich habe drei Brüder, die waren in der Kommunikation sehr deutlich. Danach habe ich eine Zeit lang gar nichts gespielt, dann Mundharmonika. Mein Vater hat Mundharmonika gespielt und mir oft etwas vorgespielt, wenn er mich abends ins Bett gebracht hat. Das mache ich heute auch manchmal bei meinen Patenkindern und Neffen. Ich kann so die Standardstücke spielen. Ansonsten spiele ich Ukulele, wenn ich mal Zeit habe. Aber eher so begleitend, keine krassen Soli (lacht). Ich habe auch mal eine Zeit lang Saxophon gespielt. Ich hatte mir eins ausgeliehen, aber wir wohnen in einem Mehrfamilienhaus mit unterschiedlichen Parteien und das war nicht so richtig sozialkompatibel.

Das war die Musik. Gibt’s noch mehr?
Ich male bis heute. Leider meistens immer nur so richtig einmal im Jahr im Urlaub, aber dann auch eine Woche am Stück und so richtig produktiv, Tag und Nacht.

Gibt es eine Kunstrichtung, eine Sparte, die Sie persönlich darüber
hinaus besonders begeistert?
Generell gilt für mein Dezernat: im Mittelpunkt steht, was für Hannover wichtig ist. Das vorangestellt, weil meine persönlichen Affinitäten ja nicht maßgeblich sind. Natürlich finde ich manches besonders gut und zu anderem finde ich keinen Zugang, aber das darf keine Rolle spielen. Mich persönlich begeistert Tanz. Ich bin selbst keine Tänzerin und habe das auch nie versucht, aber ich finde beeindruckend, wie man Gefühle, Ideen, Geschichten in Tanz verpacken kann. So dass ich quasi mitfühlen, mich mitbewegen und die Geschichte verstehen kann, ohne dass es Worte braucht. Das finde ich absolut spektakulär. Und wir haben ja sehr viel in Hannover, die Ostertanztage, den Choreographie-Wettbewerb, Real Dance, Theaterformen, eine große Szene quer durch alle Altersgruppen, von Laientanz bis Exzellenz, von Ballett bis zum zeitgenössischen Tanz, von Tango bis zu Urban Dances, von der Ballroom Community bis Zirkus. Es ist wirklich schade, dass die Ausrichtung der Tanztriennale 2026 nicht an die Landeshauptstadt Hannover vergeben worden ist. Was uns aber nicht abhält, den Tanz in Hannover kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Ich stelle mir vor, dass man als Dezernentin so eine etwas größere Idee im Hinterkopf hat. Wo muss es hingehen in Sachen Kultur & Bildung aus Ihrer Sicht? Und wie eng gehört beides eigentlich zusammen?
Ich bin überzeugt davon, dass Kultur alles ist, was identitätsbildend ist. Die Frage ist ja, wie wir uns als Menschen definieren. Wie übernehmen wir gegenseitig füreinander Verantwortung? Und unsere Identität ist die Basis für eine gut funktionierende, demokratische Gesellschaft. Das ist meine Grundidee. Und Kultur und Bildung sind ein Ausgangspunkt unserer Identitätsbildung. Über die Bildung schaffen wir den Zugang zur Kultur. Deshalb ist aus meiner Sicht auch dieses Thema kulturelle Bildung weit entfernt von Freiwilligkeit. Ganz im Gegenteil, es ist essenziell. Schon immer. Ich habe den Eindruck, im Moment mehr denn je. Hannover hat da eine sehr gute Grundlage. Wir haben die Stadtteilkultur, die Kulturzentren, die Freizeitheime, das ist in Deutschland ziemlich einmalig. Das Thema Familienzentrum ist beispielsweise eine Idee, die ursprünglich in Hannover entstanden ist. Es ist ein großes Glück, dass wir diese Einrichtungen haben. Wir müssen darum sehr intensiv darüber nachdenken, wie wir diese Einrichtungen zukunftsfähig machen. Ich bin überzeugt, wir müssen dezentral, direkt vor Ort in Sachen kulturelle Bildung die Antworten geben. Natürlich ist für eine Stadt, die sich als Kulturstadt definiert, auch das ganze Thema Leuchttürme wichtig, gar keine Frage, aber ich glaube, ein Fokus muss wirklich auf dieser Grundidee liegen.

Es geht also eher um die Begegnung vor Ort …
Genau, wir müssen Orte der Verbindung in den Stadtteilen und in den Stadtbezirken schaffen. Das ist meine Grundidee und auch meine Grundhaltung. Darum auch diese Idee, vor Ort mit den Stadtbezirken in den Dialog zu gehen. Die Stadtverwaltung muss im Austausch sein mit dem Bildungsbereich Es gab ja früher immer diese großen Bildungskonferenzen, die haben einmal im Jahr stattgefunden, sehr international, mit renommierten Bildungsforschern. Aber die Frage ist ja, welchen Output das für eine Stadt hat. Wie viel kann man vor Ort damit anfangen? Nichts gegen solche Konferenzen, aber ich glaube es ist viel wichtiger vor Ort in Gesprächen zu sein, um zu sehen, welche Potenziale und welche Herausforderungen es in den Stadtbezirken gibt. Wir starten jetzt aus diesem Grund im Oktober eine Reihe mit Bildungsdialogen in jedem Stadtbezirk. Es gibt also keinen großen Bildungskongress mehr, sondern das Geld fließt stattdessen in diese Bildungsdialoge, mit den Schulen, den Freizeiteinrichtungen, beispielsweise auch den Sportvereinen, mit der Stadtteilkultur, mit den Kirchen, mit dem Stadtbezirksmanagement. Es ist mir wichtig zu sehen, wie man Hand in Hand miteinander arbeiten und die Bildungslandschaft unterstützen kann, gerade auch im Sinne einer kulturellen Bildung. Wenn in den Schulen kulturelle Bildung stattfindet, mit entsprechenden Ergebnissen, dann ist es natürlich auch wichtig, diese Orte noch mehr für die Menschen in den Stadtteilen zu öffnen.

Wenn ich in die Schulen blicke, auf die Lehrpläne, und mir ansehe, welche Bedeutung heute Musik und Kunst haben, oder Poesie und Lyrik, dann sehe ich, dass diese Themen real gerne mal ausfallen. Und das scheint mir insgesamt ein Trend zu sein. Das Musische ist im deutschen Bildungssystem seit Jahren auf dem absteigenden Ast. Und in den Universitäten sieht es nicht besser aus.
Generell fällt in unserem Bildungssystem gerne alles aus, was im weitesten Sinne mit Kultur zu tun hat, und gar nicht so sehr, weil man finanziell nicht einsteigen will, sondern einfach, weil das Fachpersonal nicht da ist. Wir hatten eine andere Fokussetzung. Das ist aus meiner Sicht ein Punkt, über den wir diskutieren müssen. Wenn unsere Kultur die Basis einer funktionierenden Gesellschaft ist, eines funktionierenden Zusammenlebens, dann halte ich es für fatal, in diesem Bereich immer zuerst zu streichen. Denn es geht bei all dem ja auch um Demokratiebildung. Ich bin sehr für die Idee, Demokratie als Schulfach zu etablieren. Ich würde es insgesamt sehr begrüßen, wenn wir es mit einer etwas anderen Fokussetzung versuchen. Wir müssen uns eine ganz zentrale Frage stellen: Was müssen Schülerinnen und Schüler können, wenn sie unser Schulsystem verlassen? Und ich denke, wir werden nicht darum herumkommen, unser Curriculum in Gänze und grundsätzlich zu überarbeiten, nicht nur in Niedersachsen, sondern in allen Bundesländern. Aus meiner Sicht muss das in den nächsten fünf Jahren passieren und die kulturelle Bildung muss dabei ein zentrales Thema sein.

Ein guter Gedanke, aber ein ganz dickes Brett. Ist so eine Reform realistisch? Ich höre auch seit Jahren immer wieder die Stichworte Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit, aber getan hat sich wenig.
Ich glaube, dass ein Weg tatsächlich die Verbindung ist. Wenn wir in unserer Gesellschaft Orte der Begegnung, des Austausches schaffen, dann gelingt es auch, dass Menschen füreinander Verantwortung übernehmen. Und auf dieser gemeinsamen Basis kann sich dann auch die Haltung entwickeln, dass es Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit geben soll. Darum sind diese Orte der kulturellen Bildung in den Stadtbezirken und Stadtteilen aus meiner Sicht so zentral. Wir haben in Hannover mit unseren Einrichtungen wirklich eine gute Grundlage.
Bildung und Kultur sind also Hebel, um Gesellschaften resilienter zu machen, beispielsweise gegen rechte und demokratiefeindliche Tendenzen?
Ja, absolut! Es gibt ganz sicher noch andere Hebel, aber Bildung und Kultur sind auf jeden Fall ganz wichtige Hebel. Weil sie für die Basis sorgen, für Haltungen, für Überzeugungen. Und wenn man eine klare Grundhaltung hat, dann ist es auch wesentlich einfacher sie nach außen zu vertreten und klare Positionen zu beziehen. Ich wundere mich immer, dass so viele Menschen lieber nichts sagen wenn sie mit rechtem und rechtsextremen Gedankengut konfrontiert werden, obwohl sie Teil einer großen Mehrheit sind. Den Schülerinnen und Schülern aufzuzeigen, dass es wichtig ist, klar Stellung zu beziehen, das finde ich sehr, sehr wichtig. Umso mehr angesichts der Krisen, die uns noch drohen. Wir wissen heute nicht, wie wir in fünf Jahren leben werden und das verunsichert natürlich und macht Angst. Angst wiederum befördert die Suche nach einfachen Antworten. Zumal wenn man mit sich allein ist, wenn man einsam ist. Umso wichtiger ist es, dezentrale Orte der Verbindung zu schaffen, die Gemeinschaft zu stärken, denn das vermittelt uns Sicherheit. Teil einer Gemeinschaft zu sein. Also im Zweifel nicht nur Teil einer Familie, sondern Teil einer echten Gesellschaft im besten Sinne.

Bleiben wir noch kurz bei der Bildung. Wie ist es momentan ganz konkret um die Schulen in Hannover bestellt?
Es gerät natürlich immer das in den Fokus und in die Öffentlichkeit, was schlecht ist. Die Toiletten, die Mensen … Was gut ist, bleibt gerne unerwähnt. Also, es ist nicht alles schlecht. Aber wir haben natürlich einen unfassbaren Investitionsbedarf in Hannover. Wir haben jetzt gerade die Liste zur Investitionsplanung für die nächsten 5 bis 10 Jahre vorgelegt und da ist lange nicht alles drin, was wir eigentlich machen müssten. Was natürlich auch für verständlichen Frust sorgt, da in den Schulen bekannt ist, wie lange Bauvorhaben dauern. Die Leute vor Ort wissen also, mit welchen Realitäten sie es absehbar zu tun haben und haben werden. Die Schulentwicklung ist ja eigentlich eine Landesaufgabe und das Land ist auch durchaus nicht tatenlos, aber die Prozesse dauern. Und darum versuchen wir, parallel zu unterstützen. Wir identifizieren vor Ort besondere Herausforderungen und halten dann zum Beispiel Ausschau nach geeigneten Programmen, die die Situation direkt verbessern könnten. Glücklicherweise, und das meine ich wirklich so, haben wir in Hannover sehr viele gute Schulleitungen, die ganz viel wollen und entsprechend Stress machen. Gute Schulleitungen sind anstrengend für den Schulträger, wobei ich hier keinen Aufruf starten möchte, jede Woche anzurufen (lacht). Aber ich finde es gut, wenn Schulleitungen visionär unterwegs sind. Dann kann sich auch etwas entwickeln.

Die Stadt hat also gar nicht so sehr die konkreten, harten Mittel, um die Situation zu verbessern, sondern eher so eine Art begleitende und unterstützende Funktion?
Teilweise ja, teilweise können wir aber durchaus gestalterisch aktiv sein und das betrifft zum Beispiel das ganze Thema Ganztagsgrundschulen. Da haben wir ab 2026 den Rechtsanspruch, und die Schulverwaltung organisiert mit den Kooperationspartnerinnen diesen kompletten Ganztag. Anders als in anderen Städten, wo das Thema im Jugendbereich angesiedelt ist. In Hannover gehört das zum Bildungsbereich und das finde ich super, weil das Thema Ganztag schon immer eines meiner Steckenpferde ist. Ich habe schon damals das Ganztagsmodell in Hannover mitentwickelt. Da fließen jedes Jahr 30 Millionen Euro aus dem Haushalt rein, das ist schon ziemlich ordentlich. Langfristig geht es darum, dafür zu sorgen, dass der Ganztag für alle Kinder in einem großen System gut funktioniert. Also auch für jene Kinder, die in einem großen System eher nicht so gut zurechtkommen. Gerade bei den Erst- und Zweitklässlern haben wir da durchaus Herausforderungen.

Kommen wir mal zur Kultur. Sie haben ja schon in anderen Kommunen gearbeitet. Gibt es etwas spezifisch Hannöversches in dieser Stadt? Was zeichnet die Kultur in Hannover aus?
Hannover ist einfach unfassbar vielfältig und qualitativ richtig gut aufgestellt. Aber leider gleichzeitig in der Außenkommunikation genauso unfassbar zurückhaltend (lacht). Wir haben eine sehr große und diverse Szene, die sich auch in den letzten Jahren noch einmal massiv entwickelt hat.

Und die zu kämpfen hat, weil überall die Mittel fehlen …
Ja, die Kosten sind sehr gestiegen in den letzten drei Jahren. Immerhin hat es letztlich keine Streichungen gegeben, aber eben auch keine Erhöhungen, was unterm Strich dann doch weniger als mehr bedeutet. Das ist für sehr viele Kulturschaffende eine totale Herausforderung. Es ist im gesamten Kulturbereich richtig schwierig und wir versuchen eigentlich permanent, überall kreative und gute Wege zu finden. Wobei wir tatsächlich vergleichsweise noch gut aufgestellt sind, wenn ich so höre, was mir meine Mitdezernentinnen aus anderen mittelgroßen Städten erzählen. Dort wurde stellenweise im Kulturbereich massiv eingespart. Mit der Folge, dass die Kulturschaffenden nun untereinander die Ellenbogen ausfahren. Das ist in Hannover zum Glück ganz anders. Hier hält unsere Szene sehr stark zusammen. Was ich natürlich als Kulturdezernentin zu spüren bekomme (lacht).

Das sind wahrscheinlich nicht immer leichte Gespräche …
Nein, aber trotzdem finde ich diesen Zusammenhalt richtig gut.

Gibt es noch etwas spezifisch Hannöversches in Sachen Kultur?
Wir haben natürlich ein paar Leuchttürme. Wobei wir die ebenfalls noch nicht so richtig gut nach außen kommuniziert bekommen. Das ist zum Beispiel das Sprengel Museum. Oder auch die Kunstfestspiele – es ist wirklich spektakulär, was die anbieten. Aber sie werden außerhalb Hannovers nicht wirklich wahrgenommen. Ich fand es darum sehr wichtig, so eine Art Commitment zwischen Stadt und Kunstfestspielen herauszuarbeiten. Also ganz klar auch nach außen zu kommunizieren, dass die Kunstfestspiele gewollt sind und auch eine Weiterentwicklung gewollt ist.

Sind Sie eher im Team Leuchtturm oder im Team Gießkanne?
Ich bin auf jeden Fall im Team Strukturförderung. Wir müssen einfach sehr genau hinsehen, welche Strukturen die Kunst- und Kulturszene braucht, um sich langfristig halten zu können und sich auch weiterentwickeln zu können. Wir hatten zum Beispiel gerade im Kulturausschuss einen Beschluss zu POMP, das ist ein neues Kultur- und Atelierzentrum in Hainholz. Das finde ich wegweisend. Oder auch die Entscheidung zum Musikzentrum. Ein sehr klares Statement. Wir haben den Beschluss zum Ausbau der Bunker. Das alles ist Strukturförderung. Das ist aus meiner Sicht wirklich die zentrale Aufgabe der Verwaltung. Wie können Strukturen erhalten und geschaffen werden, damit Hannover eine attraktive Kulturstadt bleibt und sich auch noch entwickelt? Wie können wir es schaffen, dass Künstlerinnen und Künstler, dass Kreative Hannover als attraktiven Standort entdecken? Zumal größere Städte wie Berlin oder Hamburg für viele Kulturschaffende im Moment nicht mehr ganz so attraktiv sind und es eine wahrnehmbare Suchbewegung gibt. Da haben wir gerade eine echte Chance mit einer passenden Struktur.

Was ich außerdem wichtig finde, ist Wertschätzung. Und da kann ich mal ein Lob mitbringen aus der Szene. Was ich so höre, ist, dass Sie sehr sichtbar sind, sehr viel unterwegs, sehr nahbar. Das finde ich ausdrücklich gut. Denn für Kulturschaffende ist es neben allen Strukturen auch wichtig, sich gewollt und erwünscht zu fühlen.
Wenn das so rüberkommt, dann freue ich mich, weil ich genau diese Wertschätzung habe. Ich bin auch gerne unterwegs, das macht nämlich Spaß und ist eine Bereicherung, immer wieder auch für mich. Darum bin ich gerne präsent. Ich mag Kultur und ich mag Menschen. Ich bin auch super gerne vor Ort in den Schulen. Das Problem ist einfach, dass dieser blöde Tag nur 24 Stunden hat. Ich möchte wirklich verstehen, was die unterschiedlichen Blickwinkel und Sichtweisen auf Kultur und Bildung in Hannover sind. Weil ich weiß, dass diese Landschaft so unfassbar divers ist, ist es für mich grundsätzlich superwichtig, mit den Leuten im Gespräch zu sein. Was nicht bedeutet, dass ich alle Wünsche erfüllen kann, die da so an mich herangetragen werden. Das kommuniziere ich auch sehr klar. Man kann nicht nur Entscheidungen treffen, die alle gut finden. Aber ich möchte einfach möglichst viel wissen, um gute Entscheidungen zu treffen.

Sie sind seit März im Amt. Würden Sie sagen, dass Sie schon jetzt einen Überblick über die gesamte Szene haben?
Das ist natürlich ganz schwer zu sagen und zu beurteilen. Im Zweifel halte ich es da mit Sokrates und weiß, dass ich nichts weiß. Ich glaube, ich habe inzwischen schon so eine Idee, wie Hannover funktioniert, welche Player agieren und welche Bedarfe es gibt. Aber es braucht wahrscheinlich eher so drei Jahre, bevor man ernsthaft behaupten könnte, Hannovers Kulturlandschaft insgesamt verstanden zu haben. Ich lerne, und denke: jetzt habe ich es verstanden. Und dann kommt eine neue Komponente dazu und ich denke, dass ich noch überhaupt nichts verstanden habe. Was ich dann auch klar kommuniziere. Das ist aber ebenfalls spezifisch für den Kultur- und Bildungsbereich, dass alles sehr flexibel ist. Und entsprechend flexibel muss man als Dezernentin sein, bei aller Verlässlichkeit.

Fast zum Schluss noch kurz ein paar Sätze zum Kulturentwicklungsplan. Wo will der hin? Was sind Punkte aus dem Kulturentwicklungsplan, die Ihnen wichtig sind?
Der will „Vorwärts nach weit“. Der Kulturentwicklungsplan soll bis 2030 umgesetzt sein, das heißt, wir haben im nächsten Jahr Halbzeit. Und er ist wirklich sehr breit angelegt. Wir haben jetzt gerade eine Übersicht gemacht für den Kulturausschuss, der zeigt, was bislang passiert ist in den letzten fünf Jahren, was umgesetzt wurde. Im Herbst und Winter wird es mit dem Kulturausschuss nun darum gehen, noch einmal einen Fokus zu setzen, also festzustellen, was aus politischer Sicht die zentralen Themen sind. Ich halte diese Fokusbildung für sehr wichtig, auch wenn das schwer ist.

Mit der Kulturhauptstadt hat es ja nicht geklappt. Aus meiner Sicht ist Hannover aber sowieso schon längst Kulturhauptstadt. Wie schafft man es denn, diesen Gedanken mehr in die Öffentlichkeit zu tragen?
Das ist die große Frage. Zum einen eine Frage von Markenbildung. Da gibt es ja den Ratsauftrag, eine Kulturmarke zu entwickeln, was im Moment passiert und bis zum Ende des Jahres abgeschlossen sein soll. Und daran schließt sich die Frage an, wie man diese Kulturmarke nach außen kommunizieren soll. Für diese Kulturmarke gibt es ein Komitee, in dem unterschiedliche Vertreterinnen und Vertreter aus unterschiedlichen Szenen und Bereichen dabei sind. Natürlich kann man so einen Prozess immer noch offener gestalten, aber ich denke, die aktuelle Form passt ganz gut. Wir haben dort unterschiedliche Blickwinkel versammelt auch aus der freien Szene.

Und wenn es diese Marke gibt, dann folgt die große Kampagne?
Wir müssen unsere Kulturhauptstadt der Herzen unbedingt mehr nach außen kommunizieren, das ist ganz wichtig. Alle, die nach Hannover ziehen, und so ging es mir damals auch, sind völlig erstaunt, dass man in Hannover im Kulturbereich im Prinzip das ganze Jahr im besten Sinne des Wortes durchfeiern kann. Ganz unabhängig von der Jahreszeit ist immer irgendwo ein Festival, es ist immer irgendwo eine besondere Ausstellung, wir haben wirklich eine große und diverse Veranstaltungsdichte. Hannover ist da auch im Vergleich mit anderen Städten ganz weit vorne. Und das müssen wir selbstbewusst nach außen kommunizieren. Ich hatte erst neulich wieder Besuch, ein Intendant, der in einer anderen Stadt arbeitet, der war hier übers Wochenende und völlig geflasht. Der hatte das nicht erwartet und war entsprechend überrascht und begeistert. Momentan ist es so, dass die Leute immer sehr explizit für eine Kulturveranstaltung nach Hannover kommen, da geht es dann nur in die Oper oder zu einem bestimmten Festival oder zu „Pablo trifft Max“. Aber in Hannover kann man auch einfach spontan eine Woche verbringen und man hat, wenn man mag, tatsächlich eine hochspannende Kulturwoche, egal wann man kommt. Das gibt es in anderen Städten so nicht und das müssen wir mehr vermarkten. Über eine Marke, aber natürlich auch über die vielen starken Akteurinnen und Akteure der unterschiedlichen Szenen, die wir in Hannover haben. Wir müssen das bundesweit und international viel stärker kommunizieren. Das ist ja so ein Hannover-Phänomen, dass Menschen, die zum Arbeiten herkommen, schon nach kurzer Zeit ziemlich begeistert sind, während die Menschen aus Hannover beim Thema Hannover eher die Schultern heben. Und ich höre von diesen Zugezogenen immer wieder die Frage, warum Hannover mit diesem Pfund nicht mehr wuchert. Ja, Hannover ist sehr bescheiden.

Es gab vor einigen Jahren mal eine Studie der imug Beratungsgesellschaft im Auftrag der Stadt zum Image Hannovers. Und ein Ergebnis, beziehungsweise ein klar identifiziertes Problem war, dass die Hannoveraner selbst nicht als Werbeträger oder auch Botschafter nach außen gehen. Sie heben die Schultern und sagen: „Klar, ist viel los. Schon fast zu viel.“ Aber sie sprechen nicht begeistert oder stolz von ihrer eigenen Stadt. Und eine daraus abgeleitete Handlungsempfehlung war, dass man zusätzlich zu einem Marketing, das sich nach außen richtet, gleichzeitig auch Hannover in Hannover vermarkten muss, um die Hannoveraner selbst ein bisschen mehr von ihrer Stadt zu überzeugen …
Das ist natürlich total wichtig. Also zum Beispiel auch Erfolge zu feiern und klar zu kommunizieren, was wir für Superlative haben.
Casper de Vries hat das gerade erst vorgemacht. Das „Kleine Fest im Großen Garten“ ist nun mal das größte Kleinkunstfestival Europas, und das darf man dann auch gerne laut sagen und kommunizieren, nach außen und intern. Ich denke, es ist insgesamt eine gute Strategie, zu sagen, dass wir den Namen Kulturhauptstadt durchaus verdienen, weil wir wirklich gut aufgestellt sind. Und wenn wir das national und international kommunizieren, und Leute kommen und finden Hannover schön, dann wirkt das ja auch auf die Hannoveraner. Es fühlt sich ja einfach gut an, Komplimente zu bekommen. Das ist auf jeden Fall schöner als Eigenlob. Und ich glaube, dieser Gedanke ist beim Marketing nicht unwichtig.

Braucht es vielleicht trotzdem mal eine Kampagne für mehr Hannover-Selbstbewusstsein?
So eine aufgesetzte Kampagne wäre bestimmt schwierig, das kann auch grandios scheitern. Ich denke, wir brauchen einfach Persönlichkeiten, die Hannover lieben und das sehr klar nach außen transportieren, so ein Hannover-Gefühl. Das ist extrem hilfreich. Und solche Persönlichkeiten haben wir ja schon. Denen müssen wir jetzt noch verstärkt eine Stimme geben.

● Interview: Lars Kompa

 

Abgelegt unter * Featured, * Ticker, Aktuelles, TitelEinen Kommentar verfassen...

Stadtkinder essen: My Mem

Tags: , , , , , ,

Stadtkinder essen: My Mem


In Hannover gibt es so einige vietnamesische Restaurants und Imbisslokale. Und warum auch nicht? Die vietnamesische Küche ist schließlich eine Gute. Aber deshalb ein weiteres Lokal testen? Ja! Letztens sah ich in den Sozialen Medien den Beitrag eines Bekannten – ohne Ortsangabe – in dem ihm eine gigantische Portion von irgendetwas Dampfendem, phantastisch Aussehendem serviert wurde. Ich schrieb ihm eine Nachricht, „was ist es, ich will es“ und erhielt die Antwort, er habe sich schon einmal durch die ganze Karte gefuttert und alles wäre sehr lecker gewesen. Gut, dann geh ich da hin.
Hier sind wir nun, in der Deisterstraße 24, direkt neben dem Kulturpalast. Alles ist sehr gediegen und schick eingerichtet, mit bequemen Stühlen und soliden Holztischen. Allein das unterscheidet das My Mem schon von einigen anderen Imbissen und Restaurants mit vietnamesischem Essen, wie man fairerweise sagen muss.
Die Karte ist ziemlich groß: Neben vietnamesischen Spezialitätetn werden auch Sushi, gemischte Platten für mehrere Personen und Bowls angeboten.
Ein kluger Mensch hat gesagt: „Bestell zuerst den Aal. Wenn der richtig gut schmeckt, ist der Rest des Sushis auch prima.“ Deshalb: Einmal die Unagi Nigiri, bitte (2 Stück, 5,20€) und Goi Cuon Tom, die klassischen Sommerrollen mit Garnele (6,50€). Beides kommt zügig und ist liebevoll angerichtet. Der Aal ist perfekt gegrillt, mit einer Art Teriyaki-Sauce lackiert und so kompakt mit dem Reis verbunden, dass man das ganze Nigiri mit Stäbchen aufheben und davon abbeißen kann, ohne, dass der ganze Kladderadatsch runterfällt. Sehr angenehm – und sehr lecker. Genau wie die Sommerrollen: Das Reispapier ist zum Bersten gefüllt mit Reisnudeln (die zum Glück nicht untrennbar aneinanderkleben), frischem Gemüse, viel, viel Kräutern und zwei enormen rohen Garnelen. Dazu gibt es das klassische Nuoc Cham, ein Dip aus Limettensaft, Rohrzucker, Fischsauce, Wasser, Chili und Knoblauch. Super gut! Die Rolle kommt halbiert, das macht sie perfekt zum Teilen, denn eine Hälfte davon ist aus Vorspeise wirklich ausreichend.
Dann geht‘s weiter: Wir nehmen einmal gebackene Wan Tans (4 Stück, 6,50€) und Bun Cha Ha Noi (15,90€). Das ist eine Spezialität aus, wie der Name schon sagt, Hanoi. Dabei handelt es sich um einen Teller mit gegrillten Schweinefleischbällchen, Schweinebauch, Salat, Reisnudeln und einer Schüssel Nuoc Cham.
Auf dem Teller ist alles nebeneinander angerichtet, Aufgabe des Gastes ist es nun, dies nach Belieben zu mischen und mit dem Dip zu übergießen. Die Erdnüsse, die zur Garnitur darauf liegen, sind geröstet – das zu erwähnen ist wichtig, weil man sie meist ungeröstet bekommt. So erhält das Gericht aber eine intensivere Note, die gut zum Grillaroma des Fleisches passt. Die Bällchen bestehen aus sehr fein gewolftem Fleisch, das gut abgeschmeckt und schön gegrillt wurde. Der Schweinebauch hätte durchaus noch ein, zwei Minuten mehr auf dem Grill vertragen, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Alles in allem: sehr gut.
Ebenso die Wan Tans: Auch sie sind mit einer sehr feinen Masse aus Garnele, Huhn, Gemüse und Kräutern gefüllt und knusprig gebacken, dazu gibt es einen kleinen, wirklich frischen Beilagensalat und eine süße Chili-Sauce.
Unser Fazit: Ja, es ist vietnamesische Küche und eigentlich nichts, was wir nicht schon anderswo gegessen hätten – aber lange nicht mehr so gut!

● IH, Fotos Gero Drnek

My Mem
Deisterstraße 24
30449 Hannover
www.mymem1407.de
Dienstag bis Sonntag 12:00-22:00 Uhr
Tel: 0174 327 2789 & 0159 016 30717

 

Abgelegt unter * Featured, * Ticker, Aktuelles, Einkauf & Genuss, Stadtkinder essenEinen Kommentar verfassen...

Der Freundeskreis im Gespräch im Juli

Tags: , , , , ,

Der Freundeskreis im Gespräch im Juli


Diesmal haben wir uns mit Ulrike Duffing (UD), der ehemaligen Koordinatorin vom Haus der Religionen – Zentrum für interreligiöse und interkulturelle Bildung, und dem Künstler und Aktivisten Joy Lohmann (JL) auf der ZuKunst, einem Gemeinschafts- und kulturellen Möglichkeitsraum auf der Ihme, getroffen. Im Gespräch ging es um Zukunftsmodelle, verschiedene Perspektiven und Visionen.

Mögt ihr euch zu Beginn kurz vorzustellen und erzählen, was ihr so gemacht habt und welche Perspektive ihr mitbringt?

Joy Lohmann

JL – Mein Name ist Joy Lohmann und ich begrüße euch recht herzlich auf der ZuKunst, unserem Floating Future Lab. Alles hier ist von unserem Verein, den Makers for Humanity e.V., selbst gebaut: Zuerst das Tiny Float, an Land in der Paul Doorman Schule mit Freiwilligen, dann kamen die Schwimmkörper dazu, zwei AluminiumPontons rechts und links – also ein Katamaran-Prinzip. Und wir haben Solarpanels auf dem Dach, machen also unseren Bordstrom selber. Makers for Humanity sind eine interdisziplinäre, intergenerationelle und multikulturelle Gruppe und bieten an Bord Workshops wie Mantrasingen, Jamsessions und Treffen für Bildung und Gesundheit an, aber auch Kulturbootsfahrten, einen MakerSpace – und auch Konzerte und Onlinekonferenzen hatten wir schon an Bord. Man kann mit eigenen Inhalten herkommen oder Inhalte von anderen aufnehmen – und gerade in so einer fragilen Atmosphäre, so einer selbstgemachten analogen, kreativen Gemeinschaft kommen richtig tolle Ergebnisse zustande und man führt ganz schnell tiefe Gespräche. Schon zur Weltausstellung hatte ich damals ein schwimmendes „Future Lab“ gebaut, das schnell zu einem Symbol, einem Narrativ wurde, das unterschiedlichste interessante Leute anzieht. Die schwimmenden Gärten auf dem Maschteich 2009 waren so erfolgreich, dass ich die folgenden drei, vier Jahre in Indien mit Makers vor Ort ein modulares Schwimminselsystem erfand und entwickelte. Die Nachfrage nach Schwimminseln steigt mit den Meeresspiegeln und Open-Island ist der Bauplan für Menschen in Not, sich selber, günstig und einfach schwimmende Extraflächen zu bauen.

Ulrike Duffing

UD – Was mir sofort auffällt: Bei dem, was du erzählst und was bei mir ankommt, geht es nicht nur um Kunst, es geht um Ernährung, um Architektur und Bauen, um Wasser, es geht um Gemeinschaft und nicht zuletzt um interkulturelles Miteinander. Das verbindet uns. Mit dem Haus der Religionen hier in Hannover habe ich ganz ähnlich wie Joy ein Projekt begleitet. Als ich 2013 auf meine Arbeitsstelle kam war es ein Projekt. Mit diesem Begriff verbindet sich ein Beginn und ein temporäres Ende. Doch inzwischen ist daraus eine Institution geworden. Das Kind ist erwachsen geworden und sozusagen aus den Kinderschuhen herausgewachsen. Auch bei uns war es damals so, dass in die Zukunft gedacht wurde und besonders die Menschen notwendig sind: Wir brauchen Menschen mit diesem gemeinsamen Spirit und wir brauchen ganz viel positive Energie plus Liebe, Geduld und Begeisterung als Schutz, um das Ganze zu bewahren, fortzuführen und es auch an die nächste Generation weitergeben zu können. Das sehe ich hier und das ist bei uns ganz ähnlich gewesen. Es ging einfach darum, das zu denken, was alle anderen nicht denken: nämlich zehn Jahre im Voraus zu denken, in die Zukunft zu schauen. Über ein Jahrzehnt war ich im Haus der Religionen und habe vorher in der evangelisch-lutherischen Kirche einen ganz klassischen Job gehabt, aber ich wollte mehr, ich wollte andere Religionen kennenlernen und auch verstehen und mit ihnen arbeiten. Ich wollte neue Strukturen, auch eigene Strukturen, gestalten und im Team weiterentwickeln.

Bist du denn ein religiöser Mensch? Und wenn ja: als Christin oder hast du dir andere Perspektiven, die du kennengelernt hast, angeeignet?

UD – Als ich das Ganze angefangen habe, war ich evangelisch-lutherische Christin und ein religiöser Mensch – und das bin ich auch heute noch. Es war nicht das Ziel, irgendetwas zu werden oder zu konvertieren, sondern es war das Experimentelle: ich war offen einfach zu schauen, was passiert. Ich wollte mal die Sicherheiten und die Strukturen loslassen, in denen man sonst immer dümpelt, ohne nachzudenken. Auch etwas, das Joy und mich verbindet. Und ja, meine Perspektive ist komplett verändert, nämlich enorm geweitet worden. Als Christin ging mir nichts verloren, aber ich habe reichhaltige Vielfalt hinzugewonnen.

Es scheint so, als würdet ihr an einem Strang ziehen, was die Ziele betrifft, aber ihr habt doch recht verschiedene Formen der der Weltaneignung oder -ausdeutung gewählt. Wenn Kunst und Religion die Oberbegriffe wären: Würdet ihr sagen, dass ihr da anders wahrgenommen werdet? Sieht man sich in der religiösen Ecke eventuell mit mehr Gegenwind konfrontiert als in der Kunstszene?

UD – Es ist natürlich gerade eine ganz gruselige Zeit, da sage ich euch nichts Neues. Also Antisemitismus, Rassismus und die AfD – das ist etwas, das man sich nicht gewünscht hat. Viele Menschen sehen nur noch schwarz und weiß. Die Empathie ist verloren gegangen, die Diskussionskultur. In der Demokratie und gerade bei uns im Haus der Religionen ist der Dialog im Vordergrund. Das Zusammenarbeiten und einander zuhören in den unterschiedlichen religiösen Kontexten ist enorm wichtig. Nur so kommt man zueinander und beginnt einander mit den jeweils verschiedenen Meinungen zu verstehen. Es ist sehr wichtig, denke ich, wieder zu üben zu verstehen, dass es eben verschiedene Positionen gibt. Das ist die Grundlage unserer demokratischen Gesellschaft und danach den Kompromiss zu suchen. Auf Augenhöhe! Ja, es gibt schon sehr viel rauhen Gegenwind, besonders jetzt durch politische Gewalttaten, Terrorangriffe und Kriege.

JL – Ja, ich sehe da eigentlich zwei Entwicklungen. Das eine ist die Verrohung und, dass viele Leute Gefallen an der Provokation und auch am Hass finden. Und das andere, das ist so eine gesellschaftliche Tendenz der Oberflächlichkeit und Bequemlichkeit. Das hat sicher auch mit der Digitalisierung zu tun, dass man das echte Erleben gar nicht mehr richtig lernt. Es muss immer schneller, risikofreier gehen, man legt sich überhaupt nicht mehr fest. Das ist für Kulturveranstalter eine Katastrophe. Man kann überhaupt nicht mehr planen. Hier an Bord versuchen wir eine andere Kultur zu prägen und einzufordern. Die Erfolgsgeschichte des Menschen ist einfach das soziale Miteinander; und daraus entsteht Synergie, daraus entsteht Innovation.

Holt so ein Statement auch die Jüngeren ab?

JL – Das ist kein Generationenbashing … Im Gegenteil möchte ich für die Jugend hier mal eine Lanze brechen, denn wir verdanken der Jugend unglaublich viel. Die Fridays for future beispielsweise kämpfen für uns alle für den Klimaschutz und eine lebenswerte Zukunft. Ich bin bei den Artists for Future und daher in dieser Szene ein bisschen drin und muss sagen: Ich habe unglaublich viele richtig tolle, politische, mutige und engagierte Leute kennengelernt. Junge Menschen, von denen wir viel lernen können. Und aus der älteren Generation gibt es dafür arrogante Häme: Junge Leute überlegen, wie sie ohne Gewalt anzuwenden die existentielle Gefahr deutlich machen können, sprechen dabei letztlich für uns alle, kleben sich persönlich auf Straßen fest und riskieren Strafverfolgung, gesundheitliche Schäden und werden dann als Klimakleber gedisst … Das macht mich unglaublich traurig. Und wenn dann die Bauern mit fetten Traktoren die Autobahnen blockieren, dann fangen die Minister an zu überlegen, was man denen noch Gutes tun kann. Es gibt viel junges politisches Engagement und deswegen freue ich mich sehr, dass man bei der Europawahl bereits ab 16 wählen konnte.

UD – Ja, ich finde es auch gut, wenn sich Jugendliche ihre eigenen Protestformen wählen und laut auf sich aufmerksam machen. Junge Menschen sind erfinderisch und suchen sich ihre eigenen Formate. Das wirkt manchmal drastisch, aber ist vollkommen berechtigt. Sonst fühlen sie sich nicht gesehen und gehört. Mir wäre dazu aber das Wort Verantwortung wichtig. Also die Frage ist ja: Wie funktioniert eine Gesellschaft, die dieses System innehat? Demokratie heißt auch, dass ich mich da hinein üben muss. Ich muss lernen, für etwas Verantwortung zu übernehmen. Es muss Regeln geben. Zunächst übe ich diese Softskills in einer kleinen Gemeinschaft ein, etwa in der Familie. Später in der Peergroup oder wenn ich mit den eigenen Freund*innen zusammen bin. Es muss eine Verständigung geben über die Regeln, die es gibt, und eine gewisse Art von Orientierung. Sonst wird es schwierig im Miteinander. Selbstverständlich kann ich auch ausscheren und die Regeln brechen. Doch dann muss ich dazu stehen und die Verantwortung für mein Handeln übernehmen. Und was nun die Proteste der Jugend betrifft: Das sehe ich genauso wie du. Und das ist auch etwas, was wir früher genauso gemacht haben, in Brokdorf etwa, als wir gegen Atomkraft protestiert und genauso wilde Sachen gemacht haben. Man muss das tun, weil der Sache ja sonst keine Aufmerksamkeit geschenkt wird und man gar nicht vorankommt. Deswegen finde ich das völlig richtig, was du gesagt hast. Möglicherweise hast du es aber auch mit etwas anderen Jugendlichen zu tun. Bei uns sind die Jugendlichen ja immer in einer eher gezwungenen Situation, weil sie eben durch die Schule zu uns kommen. Aber es gibt bei uns einen Schutzraum dafür, dass sie Ihre Meinung sagen können. Und dann hängt an einer nachgebauten Klagemauer etwa ein Zettel mit der Botschaft „Free Palestine“. Ich will jetzt nicht alle Meinungen aufzählen, das ist auch nicht wesentlich, sondern wichtig ist, dass man sich dann zusammensetzen und sagen kann: Wie seht ihr dies oder wie seht ihr das? Also: die Diskussionskultur einüben und jede/r darf ausreden und eine/r hört dem/der anderen zu. Manchmal ist es mühsam. Doch auch „einander aushalten“ gehört dazu.

JL – Was hier auch im Rahmen unserer Kunst aus unserer Perspektive sehr spannend wäre, gerade auch beim Thema Integration: einfach mal in verschiedene Religionen reinzuschauen – zu gucken, was in den Schriften oder auch in der Praxis an gemeinwohlorientierten Praktiken und Regeln existiert. Denn jede Religion beinhaltet ja auch einen Verhaltenskodex, eine Art Spielregel guten Zusammenlebens. Da würde ich mich sehr freuen, wenn wir diese Idee vertiefen und schauen: Was für Potenzial bringen fremde Religionen und aber auch Kulturen in unsere Stadtgemeinschaft ein? Und dieses ganze Wissen aus fernen Kulturen haben wir hier in Hannover. Wir haben die Orte hier, wir haben die Menschen hier, die Geschichten, die Gerichte, die Musik, die Kultur.

UD – Genau, die verschiedenen Orte, Gerichte und Geschichten in unserer Stadt sind jetzt das zweite Standbein unserer Institution. Neben dem Herzstück – unserer multireligiösen Dauerausstellung mit 9 verschiedenen Religions- und Weltausstellungsgemeinschaften – hat das Haus der Religionen ein zweites Standbein: Man setzt sich in eine Straßenbahn oder U-Bahn und kann an einem Tag sämtliche Weltreligionen besuchen. Wir haben mit allen unseren Gemeinschaften den Deal, dass in jeder religiösen Gemeinschaft, die zu uns gehört, jeweils nach vorheriger Verabredung circa 90 Minuten Führung stattfinden. Manchmal gibt es auch etwas zu essen. Es ist wirklich eine spannende Sache, in Hannover umher zu fahren und mal verschiedene Gemeinschaften zu besuchen.

Ihr habt da also schon Kontakte geknüpft und etwas in Planung …?

JL – Ja, neben den Makers for Humanity bin ich auch im Kulturraum Region Hannover e.V. tätig – und mit dem Freundeskreis zusammen führt der Verein sogenannte KulturPerlen-Fahrten durch. Und der übernächste Kulturausflug geht u. a. tatsächlich in das Haus der Religion. Wir wollen unseren Mitbürger*innen mit den KulturPerlen die Möglichkeit bieten, Hannover und die Region auch in der Tiefe wahrzunehmen. Ihr öffnet dafür die Türen, wir bringen die Leute, der Freundeskreis hilft dabei und das Stadtkind schreibt drüber. Fantastisch.

UD – In unserer Stadt gibt es so viele beeindruckende Initiativen, Projekte und Institutionen – häufig werden sie nicht wahrgenommen oder finanziert. Es ist schön, dass wir den Freundeskreis haben, denn manches könnte man noch mehr in den Focus rücken. Ich habe gerade mal 11 Jahre ein Projekt begleitet, dass nun eine feste Institution geworden ist, jetzt aber immer noch finanziell sehr zu kämpfen hat. Es ist wirklich dermaßen ein Klinkenputzen, damit man überleben kann und vielleicht für ein weiteres Jahr eine Stelle finanzieren kann. Wenn du irgendwo einen Antrag auf finanzielle Förderung stellst und du schreibst darin „Wir machen was Kulturelles“, dann wird das garantiert bezuschusst. In dem Moment, in dem du „Religion“ draufschreibst, wird überhaupt nichts bezuschusst. Dabei sind alle Religionen dem Frieden verpflichtet und wir zeigen mit diesem 1. und immer noch einzigen Haus der Religionen in Deutschland, welch „guten Boden“ Hannover hat, auch für die Integration und das kulturelle Miteinander. Und jetzt – und das ist ganz schrecklich und traurig – haben wir diese Kriege … und weil auch Antisemitismus und Rassismus plötzlich ganz oben auf der Agenda in der Politik stehen, gibt es auf einmal Geld, wofür wir ja auch dankbar sind. Aber es ist wirklich ein Trauerspiel, dass wir immer wieder über Jahre und Jahre sparen müssen – sparen, sparen und überall die Klinken putzen –, damit überhaupt diese wenigen Kolleg*innen, die bei uns im Haus arbeiten, bis zum Jahresende finanziert werden können. Im Moment haben wir 1 volle Stelle befristet auf 5 Jahre plus 2 halbe Projektstellen befristet auf 1 Jahr. Doch uns trägt immer noch die Hoffnung, dass es irgendwann mal so weit kommt, dass wir dauerhaft finanziert werden. Ein langfristiges Ziel wäre es, dass vier Stellen finanziert werden. Mit unserer FSJ`lerin und unseren Mitarbeitenden im Praktikum wären das 6 Arbeitsplätze. Das wäre etwas, was für mich wirklich großes Glück bedeuten würde

JL – So einfach ist es leider in der Kultur auch nicht. Aber ich möchte auch
einen kleinen Fokus aus unserer Maker-Perspektive hinzufügen. Und zwar ist es das Ehrenamt. Es muss ja gar nicht alles bezahlt sein, weil es noch mehr Werte gibt als nur Geld. Im Rahmen der Deutschen Nachhaltigkeitsinitiative habe ich mir einige Jahre mit klimapositiven Lifestyles beschäftigt. Na klar, man braucht auch Geld – aber glücklich wird man dadurch nicht, sondern durch nicht-monetäre Werte. Durch freiwilliges Engagement für ein Herzensthema bekommt man beispielsweise wertvolle soziale Kontakte. Man lernt dazu, hat authentische Erlebnisse, tut etwas Gutes. Auch das ist sinnvoll und wertvoll. Klar, das muss alles organisiert werden und dafür braucht es bezahlte Stellen – aber ich möchte einfach nochmals Danke sagen für Hunderttausende, die sich auch unterhalb dieser Schwelle in ihrer Freizeit, neben ihrem Job, neben der Familie engagieren – für ihre Gemeinschaft, für die Kultur, für das, was ihnen am Herzen liegt und uns allen auch eine gute Zukunft beschert.

UD – Das möchte ich gerne bekräftigen. Das ist bei uns ganz genauso. Das Forum der Religionen, der Rat der Religionen, unser Kuratorium, der Vorstand vom Haus der Religionen: alle arbeiten ehrenamtlich bei uns. Daneben gibt es einen hoch engagierten Kreis von Freiwilligen aus den verschiedenen Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften, die bei uns im Verein Mitglied sind. Unser Freiwilligenteam hält verlässlich Dienstags und Donnerstags von 16-19 Uhr unsere Dauerausstellung für Einzelbesuchende kostenfrei geöffnet.

JL – Das ist super investiertes Geld, weil die wenigen bezahlten Menschen ein unglaubliches Feld an Toleranz, an Kreativität und an Engagement organisieren. Ich bin der Meinung, so kann man eine Gesellschaft eigentlich viel besser zusammenhalten: Es ist hocheffizient, Geld in Kultur und Gemeinwohl zu investieren.

● CK/LD

Abgelegt unter * Featured, * Ticker, Aktuelles, Im Gespräch, MenschenEinen Kommentar verfassen...

Zappelige Zebras e.V.

Tags: , , ,

Zappelige Zebras e.V.


Ehrenamtliches Engagement

Schon seit über 30 Jahren verbirgt sich hinter den Fassaden eines Wohnhauses in der Calenberger Neustadt ein Ort zum Wachsen und Wohlfühlen. In der Kindertagesstätte Zappelige Zebras e.V. stehen Bedürfnisorientierung und die individuelle Betreuung jedes Kindes an erster Stelle.

Insgesamt zehn Kinder im Alter von einem bis drei Jahren werden hier wochentags zwischen 7.30 Uhr und 15.30 Uhr liebevoll betreut. „Dabei achten wir ganz besonders darauf, auf die Wünsche der Kinder und Eltern einzugehen und auch ihre Grenzen zu respektieren“, betont Katharina Schecker, die im August 2023 die pädagogische Leitung der KiTa übernommen hat.

Das siebenköpfige Team besteht aus zwei Kindheitspädagoginnen, einer Erzieherin und einer sozialpädagogischen Assistentin sowie einer studentischen Hilfskraft mit abgeschlossener Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistentin und zwei Minijobberinnen. Gemeinsam begleiten sie die Kleinkinder durch einen geregelten Alltag. Der Tagesablauf soll Halt und Geborgenheit vermitteln, „dient aber vor allem der Orientierung und ist immer offen für Variationen“, so Schecker. Gemeinsam mit ihren Betreuerinnen haben die Kinder mittags die Möglichkeit, verschiedene Spielplätze und Wiesen in der Umgebung zu besuchen. Dienstags wird auf dem Lindener Wochenmarkt frisches Brot für das gemeinsame Frühstück gekauft, donnerstags musizieren die Kinder zusammen und freitags geht die Gruppe in eine nahegelegene Turnhalle.

Bei den verschiedenen Aktivitäten wird stets darauf geachtet, dass sich jedes Kind wohlfühlt und den Ablauf mitgestalten kann. Außerdem lernen die Kinder, ihre persönlichen Bedürfnisse und Grenzen zu erkennen und zu kommunizieren. „Wenn wir etwa merken, dass einem Kind etwas nicht gefällt, dann regen wir dazu an, das Problem zu äußern und zusammen nach einer Lösung zu suchen. Wir fragen die Kinder beispielsweise auch, bevor wir sie wickeln, ob das für sie in Ordnung ist und von wem sie gewickelt werden möchten“, erklärt Schecker. Auf diese Weise sollen die Kinder schon von klein auf lernen, dass ihre individuellen Bedürfnisse wahrgenommen und respektiert werden.

Ein besonderes Highlight für die Kinder sind ihre Geburtstage bei den Zappeligen Zebras. Diese werden nicht etwa in der KiTa gefeiert, sondern die gesamte Gruppe besucht das Kind bei sich zu Hause. „Kinder und Eltern verbringen einen gemeinsamen Tag, feiern, essen Kuchen und wir schenken dem Geburtstagskind ein Buch, das wir vorher mit dessen Eltern angesprochen haben“.

Das Konzept des Zappelige Zebras e.V. beinhaltet außerdem die Körperwahrnehmung der Kinder und eine geschlechtersensible Pädagogik. So werden den Kindern spielerisch und in altersgerechter Form gesunde Ernährung und eine gesunde Körperwahrnehmung beigebracht. Unter dem Motto „Hilf mir, es selbst zu tun“, das aus der Montessoripädagogik bekannt ist, werden die Kinder in die Zubereitung der Mahlzeiten eingebunden und lernen neben Selbstständigkeit auch die Vielfalt an gesunden Lebensmitteln kennen. Zudem soll jedes Kind die Chance haben, das Geschlecht für sich zu entdecken, ohne dabei von sozialen und gesellschaftlichen Normen in Rollen gedrängt zu werden. „Wir begleiten die Kinder in einer sehr frühen Entwicklungsphase, daher ist es uns wichtig, dass sie genügend Raum bekommen, sich damit auseinandersetzen zu können, wenn sie es möchten“. In regelmäßigen Abständen wird bei so genannten Entwicklungsgesprächen auch mit den Eltern Rücksprache zu diesen Themen und der Entwicklung ihrer Kinder gehalten.

In Trägerschaft einer Elterninitiative werden die Eltern der KiTa-Kinder auch anderweitig integriert. Für die Dauer des Betreuungsverhältnisses oder auf Wunsch auch länger treten sie dem Trägerverein bei und unterstützen das Betreuerinnen-Team bei täglichen Aufgaben. Hierfür erhalten alle Elternteile Schlüssel für die Räumlichkeiten und dürfen diese auch nach der Betreuungszeit gemeinschaftlich nutzen. Auf diese Weise soll ein vertrauensvolles Miteinander für alle Beteiligten geschaffen werden. Es wird ein freundschaftlicher und familiärer Umgang ermöglicht, der den Kindern als Vorbild dienen soll. „Wir schauen bei Bewerbungsgesprächen vor allem danach, ob es zwischenmenschlich passt“, sagt Schecker, „denn das Wohlfühlen steht bei uns immer an oberster Stelle!“

● Laura Druselmann

Zappelige Zebras e.V.
Lenaustr. 7, 30169 Hannover
Tel. 0511 14006

E-Mail: info@zappelige-zebras.de
http://www.zappelige-zebras.de

Anmeldung online unter www.zappelige-zebras.de/anmeldung.
Der Auswahlprozess für das jeweilige Krippenjahr (August bis Juli) beginnt im Herbst/Winter des Vorjahres.

Abgelegt unter * Featured, * Ticker, Aktuelles, Ehrenamtliches Engagement, MenschenEinen Kommentar verfassen...

Der besondere Laden: RIVA GOLD

Tags: , , , , , ,

Der besondere Laden: RIVA GOLD


You are Gold – Always believe in you…“ ziert nicht nur das Schaufenster und eine der Wände im neuen Geschäft von Diplom Designerin Steffi Spitzl, sondern inspiriert die gesamte Arbeit der Inhaberin und ihres Teams. „Für uns heißt das, sich selbst wertzuschätzen und sich etwas Gutes zu tun. Und das möchten wir an unsere Kund*innen weitergeben“.

Im November vergangenen Jahres hat die Gründerin des Riva und des Riva Maison am Lindener Marktplatz ihren dritten Laden eröffnet. Im Riva Gold erwartet Kund*innen eine große Auswahl an „poetischen, coolen modischen und individuellen Schmuckstücken“. Zum Sortiment zählen unter anderem Ohrringe, Ketten und Armbänder. Ein Großteil des Schmucks ist aus allergiefreiem Edelstahl oder 925er Silber, teils mit hochwertiger Vergoldung, gefertigt. Ergänzt wird das abwechslungsreiche Schmuckrepertoire durch farbige Elemente aus Süßwasserperlen, Kunstharz und Emaille. „Tolle Pflanzenposter, Spiegel und Schmuckständer, ausgewählte Tücher, Taschen und Geldbörsen runden unser Sortiment ab“.

Einige der Accessoires, wie etwa Haarspangen, bestehen aus biologisch abbaubarem Celluloseacetat. „Fairer Handel liegt uns am Herzen und wir bemühen uns, so nachhaltig wie möglich vorzugehen“, betont die Inhaberin. Zu den Partnern von Riva Gold gehören sowohl lokale Schmuckdesigner*innen als auch internationale Labels, die größtenteils für Fairness und Sustainability stehen. So arbeitet Riva Gold beispielsweise mit A Beautiful Story aus den Niederlanden zusammen, die Accessoires per Hand fertigen: „An jedem ihrer Schmuckstücke sind eine kleine Beschreibung und ein Bild der Person, die es hergestellt hat, befestigt. So bekommt man einen Eindruck von der Produktion und von den Menschen, die dahinterstehen“. Steffi Spitzl erklärt aber auch, dass solche detaillierten Infos über einen fairen Herstellungsprozess nicht auf das gesamte Sortiment zutreffen: „Hundertprozentig nachhaltig zu arbeiten, ist im Moment noch nicht möglich, aber für die Zukunft auf jeden Fallwünschenswert“.

Nachhaltigkeit genießt nicht nur bezüglich der Schmuckstücke im Riva Gold einen hohen Stellenwert, sondern auch im Umgang mit der Kundschaft. „Wir nehmen Ideen von außen immer gerne auf, gehen in den Austausch mit unseren Kund*innen und lassen uns von ihnen inspirieren“. Die Inhaberin des Riva Gold könne sich auch vorstellen, gemeinsam mit hannoverschen Designer*innen, mal eine eigene Schmuckkollektion zu entwerfen. Die große Auswahl an hochwertigen Schmuckstücken könnte auf diese Weise durch Riva-Unikate ergänzt werden.

Egal, ob Kund*innen für sich selbst nach Schmuck schauen oder nach Geschenken für ihre Liebsten suchen – das Team steht gerne zur Seite. „Wenn wir merken, wir können jemandem mit unserer zugewandten und fachkundigen Beratung bei der Auswahl von Schmuckstücken unterstützen, dann freut uns das sehr. Die Kund*innen sind begeistert und so multipliziert sich das Glück“. Im Riva Gold soll jede*r von einer angenehmen Atmosphäre empfangen werden, abschalten und schöne Momente erleben können. „Bei uns ist jede*r herzlich dazu eingeladen, das Gold in sich selbst und in anderen zu finden“, hebt Steffi Spitzl hervor. „Wir alle sind wertvoll und schön so wie wir sind und mit dem passenden Schmuckstück können wir, je nach Lust und Laune, das Bewusstsein dafür stärken und vor allem nach außen tragen“, ergänzt sie. „Kommt ins Gold, wir freuen uns auf euch!“.

Laura Druselmann

Riva Gold
Lindener
Marktplatz 9, 30449 Hannover

Tel. 0511 30023603
E-Mail:
mail@rivashop.de

www.rivashop.de

https://www.instagram.com/rivashop_hannover/
https://www.facebook.com/rivahannover

Öffnungszeiten:

Mo-Fr 11-18.30 Uhr, Sa 10-15 Uhr

Abgelegt unter * Featured, * Ticker, Aktuelles, Der besondere Laden, Einkauf & GenussEinen Kommentar verfassen...

Ein offener Brief an die traurige Gemeinschaft der Scholz-Erklärer

Tags: , , , ,

Ein offener Brief an die traurige Gemeinschaft der Scholz-Erklärer


Ihr Lieben, jetzt müssen wir euch zwischendurch mal ein bisschen den Rücken stärken. Es ist so traurig und quälend, das mit anzusehen. Aber haltet durch! Das Finale kommt bestimmt. Bald. Nur noch ein Weilchen. Bis es vorbei ist. Bis das Spiel gelaufen ist. Die Reihen schließen, ein Team sein! Team Scholz! Jetzt! Ab auf den Platz und Gras fressen! Und auch mal gegen den Ball spielen!

Entschuldigung, aber der Stepan Weil macht das auch immer. Fußball und SPD, das gehört ja irgendwie zusammen. Spätestens seit Gerhard „Acker“ Schröder. Mist, jetzt haben wir den bösen Namen gesagt, den niemand mehr sagen darf. Aber zumindest müsst ihr den jetzt nicht mehr erklären. Nur noch euren Scholz. Also, lieber Lars Klingbeil, liebe Saskia Esken, lieber Kevin Kühnert, liebe Katarina Barley, lieber Hubertus Heil, lieber Stephan Weil, liebes altgedientes Mitglied in Dortmund, liebe Genossin in Großheide und Nentershausen, liebe Gemeinschaft der Scholz-Erklärer, seid stark, auch wenn es weh tut. Auch wenn ihr euch quälen müsst wie ein Team unter Felix Magath. Ihr habt keine Wahl und unser Mitgefühl. Ihr müsst ihm jetzt die Treue halten, ihm den Rücken stärken. Alles andere wäre momentan auch politischer Selbstmord. Weil er im Hintergrund noch zu sehr die Fäden zieht. Wer jetzt den Aufstand wagt, riskiert den Kopf. Aufpassen! Der Scholzomat sieht alles. Also, Ruhe bewahren und bloß nicht öffentlich die Pistorius-Option erwähnen.

Diese Option bitte nur, wenn alle Türen zu sind. Dann kann man das unter vier Augen schon mal durchspielen. Ein bisschen in die Zukunft schauen. Demnächst diese Landtagswahlen. Die SPD degradiert zur Kleinstpartei im Osten. Es wird rumoren, es wird schwelen an der Basis, immer mehr werden Scholz den Rücken kehren, man wird sich noch weiter durchkämpfen mit ihm bis zum Sommer, bis zur Sommerpause, aber dann wird Schluss sein, dann wird Scholz zurückgetreten und Boris übernimmt exakt zwei Monate vor der Bundestagswahl. Der Clou! Die Union wird ihn in der kurzen Zeit kaum noch beschädigen können. Und der Sieg der Sozialdemokraten im September 2025 wird groß sein. Aber Pssst! Das gehört jetzt noch nicht in die Öffentlichkeit.

Jetzt ist erst noch eine ganze Weile „scholzen“ angesagt. Also Ungesagtes ergänzen, Gesagtes übersetzen, Grinsen zur Unzeit erklären, schlechte Witze relativieren, knappe Ansagen entschuldigen. Auch wenn es euch sichtbar körperliche Schmerzen bereitet. Auch wenn man euch den Widerwillen ansieht. Die leeren Augen, die hängenden Schultern. Lasst euch nicht beirren. Olaf Scholz ist der gewählte Kanzler und er wird Kanzler bleiben, er steht jetzt nicht zur Debatte. Und auch seine Kanzlerkandidatur im September 2025 steht nicht zur Debatte. Klar, ist ein Brüller. Wissen alle. Aber das ist jetzt das Wording. Bis zum Sommer 2025. Ist ja nicht mehr lang.

Und es könnte ja auch alles noch viel schlimmer sein. Zu „scholzen“ ist ja eigentlich relativ leicht. Man sagt einfach, dass er bestimmt das Richtige gemeint hat und dass er das halt nur mal wieder ein bisschen umständlich formuliert hat. Fertig. Stellt euch mal vor, ihr müsstet nicht „scholzen“, sondern „mützenichen“. Das, ihr Lieben, das wäre so richtig Folter.
● GAH
Foto: Tobias Rehbein / Pixabay.com

Abgelegt unter * Featured, * Ticker, Aktuelles, offene BriefeEinen Kommentar verfassen...

Stadtkind twittert