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Jetzt dabeisein: die neue KaufLust kommt.

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Jetzt dabeisein: die neue KaufLust kommt.


Seit mehr als einem Jahrzehnt erscheint Hannovers Einkaufsguide No 1 für den inhaber*innengeführten Einzelhandel, die KaufLust, in hoher Qualität und ansprechendem Format immer Ende November und pünktlich zum Weihnachtsgeschäft.

Das Format wurde vom STADTKIND-Verlag in Kombination mit der Kampagne „einkaufen nebenan“ gezielt zur Unterstützung von lokalen, regionalen Unternehmungen, Künster*innen und  für den stationären Einzelhandel entwickelt.

Die KaufLust bietet den Teilnehmenden eine viel beachtete und bei den Leser*innen beliebte Plattform, um sich ganzseitig sowohl günstig als auch zielgruppenorientiert zu präsentieren.

Format: A5 quer
Erscheinungsweise:
1 x jährlich Ende November als eigenständiges Heft, limitiert auf 196 Seiten.
1 x jährlich zum Frühsommer als Beleger im Stadtkind.

Die KaufLust liegt zum Abgreifen und Schmökern sowohl in Hannovers Kulturstätten und Veranstaltungsorten aus als auch in vielen namhaften Bars und Restaurants, bei allen teilnehmenden Läden, in Arztpraxen und Kanzleien und noch vielerorts mehr.
Auf Grund des praktischen Handtaschenformats wird sie gerne mitgenommen und die Leute haben sie lange bei sich.

Um den Aufwand für Teilnehmende möglichst schmal zu halten: einfach nur je nach Format-Wunsch 3 – 5 Bilder in ordentlicher Auflösung schicken, den Wunschtext (ca. 420 Zeichen) und die aktuellen Öffnungszeiten und Kontaktdaten. Um alles weitere (Layout, QR-Codes zum leichten Auffinden bei GoogleMaps, Verweis auf die Webseite oder eine Social-Media-Präsenz, bitte Bescheid geben, was gewünscht ist) kümmern wir uns.

Ansonsten kann uns gerne auch eine selbst gestaltete Seite geliefert werden (Format: A5quer, Auflösung min. 300DPI)

Wir doppeln Eure Sichtbarkeit. Online auf der KaufLust-Seite ist ein Eintrag dann inklusive.
Zusätzlich präsentieren wir Euch bei einkaufenNebenan auf Instagram und Facebook. Die Kachel gestalten wir für Euch!
Und alle Teilnehmenden in der KaufLust werden im Laufe des Jahres auch auf Stadtkinds Instagram – und Facebook-Kanal vorgestellt.

Mitmachen? Dann schreibt uns gerne an redaktion@stadtkind-hannover.de.
Drucklegung ist der 15.11.24.
Unterstützen? Dann folgt unseren noch jungen Auftritten auf FB und Insta unter „einkaufennebenan“, hinterlasst ein „gefällt mir“, schenkt den Posts ein Herzchen, folgt den Teilnehmenden und teilt die Beiträge.

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Die Oktober-Ausgabe ist da <3

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Die Oktober-Ausgabe ist da <3


Der Herbst ist da, der Oktober steht vor der Tür und bei unseren lieben Abonnent*innen ist die neue Ausgabe bereits im Briefkasten.
Für alle anderen gibt es Hannovers Kulturmagazin im gut sortierten Kiosk, Zeitschriftenhandel und in vielen REWE-Filialen, aber z.B. bei der bhlounge, bei biologisch.linden, bei monster_records und 25music.de u.v.m.
Diesen Monat mit umfangreicher Theaterbeilage und umfangreicherInformation über das, was Hannovers vielseitige Theaterlandschaft im letzten Quartal 2024 alles zu bieten hat.
#hannover,#stadtkind #kultur #veranstaltungen #theater #schauspiel
http://www.stadtkind-hannover.de/abonnement/

 

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NACHKLANG: Apache 207

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NACHKLANG: Apache 207


Arenatour-Auftakt in Hannover am 03.05.2024

Plötzlich gehen alle Lichter aus. Der rote Vorhang, der gerade noch die Konzertkulisse umhüllte, hat sich geöffnet. Große, neugierige Augen blicken in Richtung Bühne. Die Menge ruft „Apache!“, jubelt und klatscht. Es geht los: Auf großer Leinwand erscheint das Gesicht eines Mannes: lange schwarze Haare, Sonnenbrille auf der Nase, grauer Bart, tiefe Falten. Soll das Apache sein?

Der 26-jährige Rapper nimmt seine Fans auf der Arenatour 2024 mit auf eine Zeitreise. Ein kurzer Film zu Beginn des Konzertes zeigt ihn in der Zukunft. „Gelenke kaputt, Autos verkauft, Brillenglas gesprungen“ – keine besonders glänzenden Aussichten für den mehrfach mit Gold und Platin ausgezeichneten Musiker. Und so sehnt er sich zurück in eine Zeit, in der seine Karriere auf dem Höhepunkt war, denkt an ausverkaufte Hallen und Fans, die keines seiner Konzerte verpasst haben. Nur einmal noch möchte er dieses überwältigende Gefühl erleben, wenn tausende Menschen seinen Namen rufen, ihm zujubeln, seine Texte mitsingen. „Ich will zurück zum 3. Mai 2024“.

Gesagt, getan. Filmende. Ein lauter Knall. Feurige Fontänen schießen Richtung Decke und mit ihnen erscheint Apache 207 durch eine Luke im Boden auf der Bühne. Der erste Song wird angespielt: „Unterwegs“. Vor der Kulisse einer Tankstelle mit dem Namen „Apache Oil“ und dem „Kiosk 207“ performt der Rapper nun einige seiner größten Hits, darunter „Brot nach Hause“, „Fame“ und „Breaking your heart“. Feuerwerk, Nebelshow und Lichteffekte dürfen dabei nicht fehlen.

Doch die Show besticht nicht nur durch musikalisches Talent und aufwändige Features, sondern vor allem durch Apaches Interaktion mit dem Publikum: Die Performance von „Vorstadt“ dürfen einige seiner treuesten Fans vom Dach der Tankstellenkulisse aus begleiten, ein Fan darf gemeinsam mit ihm „Komet“ singen, der Rapper geht mehrfach durch das Publikum, schüttelt Hände und gibt Autogramme. Doch ein ganz besonderes Highlight ist wohl der Song „Bläulich“. Die gesamte Arena erstrahlt in einem kühlen Blauton, als Apache 207 in einem roten Cabriolet durch die Halle geschoben wird und seine Fans ihm ganz nah sein können. Er winkt ihnen zu, reicht seine Hände, posiert für Fotos.

Ziel der kleinen Spritztour ist eine Bühne im hinteren Bereich der Arena. Hier wird es emotional. Auf einer Parkbank sitzend und mit leicht gesenktem Blick spielt der Rapper hier Songs wie „Was weißt du schon“, „Loser“ und „Wieso tust Du dir das an?“, begleitet von den zahlreichen Stimmen seiner Fans verschmilzt das Publikum in der ZAG Arena mit Apache 207 zu einem riesigen Chor.

Zurück auf der Hauptbühne wird die Stimmung noch einmal angeheizt. Endspurt. Der Rapper fordert seine Fans auf, gemeinsam mit ihm und seinen Jungs, die nun auch auf der Bühne stehen, noch einmal richtig „abzugehen“. Die Songs „Neunzig“, „Fühlst du das auch“ und „Roller“, der erste Nummer-1-Hit des Rappers sorgen in der gesamten Halle für Partystimmung. Bei tosendem Applaus und Arm in Arm mit seinem Zukunfts-Ich verschwindet Apache 207 nun von der Bühne. Der Vorhang schließt sich. Im Saal beherrschen Ausgelassenheit und Begeisterung die Menge.

Laura Druselmann

Fotos: Nik Müller

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Die ängstliche Republik  (Titel 2024-04)

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Die ängstliche Republik (Titel 2024-04)


Wie Deutschland sich lähmt…

Als Olaf Scholz am 22. Juli 2022 bei einer Rede seiner Krisenreden ein weiteres Entlastungspaket ankündigte und „You’ll Never Walk Alone“ sagte, war mir ein bisschen mulmig zumute. Einerseits war mir klar, was er damit ausdrücken wollte. Die Regierung würde die Menschen nun nicht allein lassen in der Krise, man würde Geld in die Hand nehmen, um die Bürgerinnen und Bürger zu entlasten. Andererseits klang das in meinen Ohren aber auch ein bisschen schräg. Wir kümmern uns, macht euch keine Sorgen, überlasst das Denken am besten uns, wir nehmen euch an die Hand. Aber was, wenn ich gar nicht an die Hand möchte? Wenn ich niemandem das Denken überlassen möchte? Wenn ich lieber meinen eigenen Kopf anstrengen möchte? Und wenn ich selbst etwas auf die Beine stellen möchte?

Ich habe mich damals sehr gewundert, als die Energiekrise in aller Munde war. Ich habe mir Hannover von oben angesehen und hatte eigentlich die Erwartung, dass nun überall Menschen auf die Dächer klettern würden, um dort irgendwelche Photovoltaikanlagen zu installieren, vielleicht nicht ganz fachgerecht, aber eben hilfreich, um auch ohne Putins Gas einigermaßen über die Runden zu kommen. Ich hatte diese Erwartung auch schon Jahre vor Putins Eskalation, denn wenn man sich anschaut, was uns beim Klima droht, sollte wird doch eigentlich alles daransetzen, möglichst gegenzusteuern. Aber gut, dann halt wegen Putin. Ich hatte ein kollektives Hämmern und Klopfen erwartet, lauter Menschen mit hochgekrempelten Ärmeln, die nun gemeinsam anpacken würden, um der Krise und auch Putin die Stirn zu bieten. Ich sah auf den Dächern Hannovers aber nur ein paar Tauben. Und das ist bis heute im Grunde so geblieben. Vielleicht gibt es jetzt ganz vereinzelt ein paar mehr Solarpaneele, aber so richtig passiert ist eigentlich nichts.

Und das ist auch gar kein Wunder, denn es gibt diverse Hürden. Je nach Größe und Art so einer Anlage können Genehmigungen erforderlich sein, lokal oder auch auf Landes- oder Bundesebene. Dazu muss sichergestellt sein, dass die Anlage die technischen und sicherheitsrelevanten Anforderungen erfüllt, um ans Stromnetz angeschlossen zu werden. Und dann sind da noch die Einspeisevergütung, Bauvorschriften, städtebauliche Planungen und örtliche Bebauungspläne, man muss sich außerdem durch alle steuerlichen und finanziellen Aspekte kämpfen, auch über Versicherungen und Haftungsfragen muss man grübeln, und es gibt nicht zuletzt noch Umweltauflagen und den Naturschutz – kurz, man kann sich so ein Ding nicht mal eben aufs Dach nageln. Und das ist bestimmt auch gut so, weil bei so einer Geschichte eine Menge gefährlich schief gehen kann. Aber rechtfertigt das wirklich diesen Moloch aus diversen Hürden?

Ich glaube nicht. Wir waren mal weltweit für unsere Ingenieurskunst, unsere Präzision, unsere Effizienz und auch unseren Unternehmergeist bekannt. Inzwischen erstickt all das bei uns in einem Labyrinth aus Regelungen, Formularen und bürokratischen Hindernissen. Es scheint fast, als ob die Bürokratie selbst zu einer deutschen Institution geworden ist. Von Geburt an sind Vorschriften und Genehmigungen unser ständiger Begleiter. Und besonders heftig wird es, wenn man innovativ sein will, am Ende vielleicht sogar ein Unternehmen gründen möchte. Viel Spaß beim Ausfüllen endloser Formulare. Deutschland erstickt inzwischen seine Innovationskraft. Und in vielen alteingesessenen Unternehmen fehlen dazu schon heute die Nachfolger*innen. Die Probleme haben sich herumgesprochen, wer selbstständig ist, ist selbst schuld. Man ist zwar seine eigene Chefin oder sein eigener Chef, man stellt sogar etwas auf die Beine, was im Zweifel sinnvoll ist, und Spaß macht, aber man sitzt auch viele, viele Stunden im Büro und produziert Aktenberge, mit denen in Deutschland die Verwaltungen gefüttert werden. So verschwinden Unternehmen, während auf der anderen Seite Innovationen durch die deutsche Bürokratie ausgebremst werden. Während andere Länder ihre Start-up-Szene mit flexiblen Vorschriften und schnellen Genehmigungsverfahren fördern, erstickt Deutschland seine potenziellen Einhörner im Keim mit übermäßigen bürokratischen Auflagen. Das Resultat? Talentierte Entrepreneure verlassen das Land auf der Suche echten Chancen, während diejenigen, die bleiben, irgendwann frustriert und desillusioniert sind. Muss das wirklich alles so kompliziert sein?

Ja, sagen manche. Bürokratie sei einfach ein notwendiges Übel. Ohne Kontrolle gehe es nicht. Es brauche Regeln, um Ordnung, Sicherheit und auch Chancengleichheit zu gewährleisten. Natürlich. Aber mir scheint, wir haben uns inzwischen so sehr in Sicherheit gebracht, dass wir uns kaum noch rühren können. Genehmigungsverfahren dauern Monate, Großprojekte gerne mal Jahre oder sogar Jahrzehnte, während ein Heer aus Anwält*innen und Berater*innen sich mit einem Heer aus Verwaltungsmenschen kabbelt.

Wie ist Deutschland eigentlich zu dem Land geworden, das es heute (noch) ist, zur viertgrößten Volkswirtschaft der Welt? Gab es all diese Vorschriften schon immer? Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es erstmal gar nichts mehr, nicht genug zu essen und für viele Menschen kein Dach über dem Kopf. Man war gezwungen, zu organisieren und zu improvisieren, das eigene Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Nach Vorschriften fragte niemand. Und wenn in Eigenregie ein Haus aus alten Ziegeln wiederaufgebaut wurde, dann kam keine Behörde um die Ecke und legte das Maßband an. Diese Häuser stehen größtenteils heute noch. Dann kam das Wirtschaftswunder und es ging noch eine ganze Menge ohne Bürokratie. In den 1950er- und 1960er-Jahren schaffte Deutschland ein beeindruckendes Wirtschaftswachstum. Gleichzeitig wurden in diesen Jahren aber auch umfangreiche Sozialprogramme auf den Weg gebracht. Nicht falsch verstehen: Das war sehr gut so. Damals wurden die Grundsteine für den modernen Sozialstaat gelegt. Die Verwaltung der Programme erforderte allerdings mehr Bürokratie. Die Leistungen mussten verwaltet, Vorschriften durchgesetzt werden.
Dann folgte die Integration Deutschlands in die Europäische Union und zusammen mit der Globalisierung wurden bürokratische Regulierungen auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene notwendig. Die Harmonisierung von Gesetzen und Vorschriften sowie die Umsetzung von EU-Richtlinien erforderten eine umfassende bürokratische Infrastruktur. Das alles ist durchaus nachvollziehbar. Und es ist auch nachvollziehbar, dass der technologische Fortschritt in der Folge Regelungen zum Beispiel beim Datenschutz notwendig machte. Aber warum bauen die Niederländer heute eine Brücke in zwei Jahren und wir in Deutschland brauchen für ein ähnliches Projekt 15 Jahre? Was ist da schiefgelaufen?

Eine Menge. Ich befürchte, die ganze Misere lässt sich relativ einfach erklären. Bei vielen, sehr vielen Vorschriften und Regeln geht es letztlich um Absicherung, um eine Minimierung des Risikos, auch des persönlichen Risikos der Verwaltungsmitarbeitenden. Wenn du dich exakt an die gedruckten Buchstaben hältst, wenn du keine gefährlichen Spielräume zulässt, wenn du die Beinfreiheit tunlichst einschränkst und im Zweifel eher verhinderst als ermöglichst, dann bleibst du auf der sicheren Seite. Was ansteht in Deutschland, das müsste eigentlich eine radikale Reform der Bürokratie sein, eine umfassende Entschlackung zugunsten von viel mehr Effizienz. Aber wir brauchen auch ein System, das Unternehmergeist wieder fördert, anstatt ihn zu ersticken. Wir brauchen eine Verwaltung, die den Bürger*innen dient, anstatt sie zu frustrieren. Und die uns allen möglichst viele Freiräume zur Eigeninitiative bietet. Wir brauchen eine Verwaltung, die auf Kontrolle möglichst verzichtet und den Menschen nicht misstraut, sondern vertraut. Und die ihnen vor allem etwas zutraut.

Ich bin mir sicher, wenn Deutschland es schafft, die vielen Hürden abzubauen, den Fuß endlich von der Bremse zu nehmen, dann wächst in unserer Gesellschaft auch wieder die Risikobereitschaft und die Lust auf Selbstständigkeit. Es macht nämlich eigentlich verdammt viel Spaß, etwas auf die Beine zu stellen, ganz ohne irgendwelche Subventionen.

Zuletzt nur noch eins: Falls ihr lieben Leute von der FDP jetzt schon an eurer Fanpost sitzt – spart es euch. Denn bei all dem, was ich hier geschrieben habe, geht es mir nicht darum, beispielsweise beim Sozialstaat zu kürzen, die Rechte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu beschneiden oder beim Thema Umwelt nicht so genau hinzusehen. Im Gegenteil. Wir können das alles sogar noch ausbauen. Man müsste uns nur mal wieder lassen.

LAK

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El Kurdis Kolumne im April

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El Kurdis Kolumne im April


Kunst-Epiphanien an der Zonengrenze

Nicht erst seit im letzten Herbst die komplette Findungskommission zurückgetreten ist, fragen sich viele Leute: Wird die nächste Documenta im Jahr 2027 – also Nummer „16“ – überhaupt noch stattfinden? Und noch dazu in Kassel? Während des antisemitischen Skandals der letzten Ausstellung äußerten ja nicht wenige Kunstbetriebler aus der Hauptstadt, es sei sowieso schon lange eine Zumutung, eine Weltkunstausstellung ausgerechnet an dieser nordhessischen Milchkanne zu veranstalten.

Oft stellten sie sogar eine Verbindung zwischen der Provinzialität des Ortes und den judenfeindlichen Entgleisungen her. Wobei die diesjährige Berlinale-Preisverleihung ja sehr unschön bewiesen hat, dass eine simplifizierende „Palästina-gut-und-antikolonial/Israel-böse-und-genozidal“-Propaganda auch auf einer Kulturveranstaltung in Berlin nicht nur widerspruchslos verbreitet werden kann, sondern vom Publikum auch noch begeistert beklatscht wird.

Und obwohl oder grade weil mir bewusst ist, dass sich die Ausstellungsmacher*innen, die Ausstellenden und die Besucher*innen der Documenta noch nie für Kassel als den Ort des Geschehens interessiert haben – hier ein zutiefst provinzielles Plädoyer eines Ex-Kasselers für die Fortführung diese Kunstereignisses genau dort: In der nordhessischen Taiga, in – wie die Frankfurter sagen – „Hessisch-Sibirien“.

Zunächst einmal: Kassel ist kein übler Ort. Man kann da leben, arbeiten, aufwachsen, ohne traumatisiert zu werden. 200.000 Einwohner, viel Grün, viele Nachkriegsbauten. Stünde da nicht auf einem Hügel über der Stadt dieser verstörende große nackte Mann mit einer Keule könnte man Kassel ganz gut mit Braunschweig vergleichen. Und auch wenn viele Hannoveraner*innen ein Leben in Braunschweig als ungefähr so lebenswert einschätzen wie Loriot ein Leben ohne kleine faule Sofa-Hunde („Ein Leben ohne Möpse ist zwar möglich, aber sinnlos“), kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Selbstverständlich hat Hannover wesentlich mehr zu bieten als seine ostfälische Nachbarstadt – aber Braunschweig ist eben auch okay. So wie Kassel. Beide Städte, Kassel wie Braunschweig, lagen übrigens ziemlich nah an der DDR-Grenze. Im Zonenrandgebiet. Böse Zungen behaupten, dass man das heute noch merkt. Worauf will ich hinaus? Vielleicht hierauf: Kassel ist so mittel.

Als Jugendlicher will man aber mehr als „mittel“. Man will Aufregung, Abenteuer, Leidenschaft. Man will am eigenen Leib erfahren, was so alles geht. Und da kommt die Documenta ins Spiel: Für viele in Kassel Aufgewachsene gab es mindestens eine Documenta, die sie im Nachhinein als Erweckungserlebnis interpretieren.
Bei mir waren es mehrere. Als Kind und als Jugendlicher liebte ich alle drei Ausstellungen, die ich bei vollem Bewusstsein erlebt habe: 1977, 1982, 1987. In meiner Erinnerung begann bei jeder dieser „Documenten“ die sonst eher dösende Stadt plötzlich zu vibrieren. Und zu klingen. Es war geradezu metaphysisch: Kassel sprach in Zungen. 100 Tage lang. Und das nicht nur, wie sonst an den Nebenspielorten, in den randständigen Einwanderer-Vierteln wie dem, in dem ich aufwuchs. Auch in der guten Stube der Stadt wurde von einem Tag auf den anderen fremdgesprochen: In der Fußgängerzone, in den Cafés, in den Geschäften. Englisch, Französisch, Spanisch, Niederländisch… Sogar Japanisch. Überall sah man Leute in absurd-exzentrischer Kleidung. In Zeiten, in denen niemand das Wort ‚non-binär‘ auch nur gedacht hatte, begegneten wir Menschen, die wir beim besten Willen keinem der uns bekannten Geschlechter zuordnen konnten. Wir fanden es super.
Überall fand Kultur statt. Im offiziellen Rahmenprogramm, aber oft auch spontan und überfallartig: Draußen, auf Plätzen, in Parks, in Kneipen. Und vor allem: in unseren Köpfen. Ich wünschte mir damals, dass Kassel immer so wäre. Oder mein Leben.

Und obwohl wir keinen Dunst von Kunst hatten, lernten wir, sie zu verteidigen. Wir stritten mit Eltern, Tanten, Lehrerinnen, und – wenn es sein musste – auch mit Passanten, die sich zum Beispiel über Outdoor-Skulpturen aufregten. Manchmal erklärten wir auch – anderen Passanten gegenüber – irgendeinen beliebigen Bauzaun zum Documenta-Kunstwerk, und waren ein bisschen enttäuscht, wenn das schulterzuckend hingenommen wurde.
Anders gesagt: Wenn man wirklich will, dass Kunst eine Wirkung auf viele unterschiedliche Menschen hat – und nicht nur auf die üblichen Verdächtigen, das museumsbesuchende Bildungsbürgertum –, dann sollte man eine solche Ausstellung in ihrem lebensverändernden Potenzial nicht an Berlin verschwenden.

● Hartmut El Kurdi

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Editorial 2024-04

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Editorial 2024-04


Liebe Leserin, lieber Leser,

„Die ängstliche Republik“, so haben wir unseren Titel in dieser Ausgabe genannt. Ein knapper Zwischenruf zur Bürokratie und zu den Folgen. „Wie Deutschland sich lähmt“, dieser Untertitel kommt nicht von ungefähr. Und aufgrund dieser Lähmung hängt sich Deutschland im internationalen Wettbewerb inzwischen zunehmend ab. Noch sind wir die viertgrößte Volkswirtschaft. Aber wie lange noch?

Dieser drohende (und oft viel zu schwarz gemalte) Untergang – gerne wird in letzter Zeit auch von der „Deindustrialisierung“ der deutschen Wirtschaft gesprochen – macht vielen Menschen in Deutschland Angst. Und befeuert wird diese Angst noch vom rechten und linken Rand. Beziehungsweise mittlerweile auch direkt aus der Mitte. Wenn man der CDU/CSU stellenweise zuhört, droht wahrscheinlich bereits morgen der Untergang des Abendlandes. Falls die Grünen so weitermachen, diese schlimmen Menschen, die Böses im Schilde führen. Wir erleben in letzter Zeit eine Kakophonie der Schwarzmalerei. Man ist sich leider sehr einig: Deutschland geht den Bach runter. Wenn es so weitergeht wie bisher, versteht sich.

Und man macht große, populistische Versprechungen. Wenn man ein paar Schrauben fester zieht, ein paar Zäune höher baut, ein paar Faule an die Arbeit kriegt, ein bisschen pragmatischer bei den Menschenrechten ist, usw., dann gibt es noch Hoffnung. Was für ein unfassbarer Schwachsinn! Uns ist – davon bin ich überzeugt – überhaupt nicht damit geholfen, Neiddebatten anzuzetteln oder bestimmte Menschen herabzuwürdigen und zu diskriminieren, uns abzuschotten oder unsere Werte mal für eine Weile ein bisschen auszublenden, damit es mit dem Bruttoinlandsprodukt wieder besser klappt. Wir brauchen auch nicht noch mehr Ausländerfeindlichkeit, oder, um mal ein anderes Wort zu benutzen, Zuwanderungsskepsis. Wir brauchen Ausländerfreundlichkeit und Optimismus. Wir dürfen uns keine Angst mehr machen lassen, im Gegenteil, wir müssen uns endlich wieder darauf besinnen, welche Ressourcen Deutschland eigentlich hat. Wir sind innovativ und wir sind immer noch gut aufgestellt. Wir sind nicht ohne Grund die Nummer 4 in der Welt. Wir müssen jetzt mal wieder rauskommen aus unserem depressiven Loch und kämpfen. Um unsere Demokratie, unsere Freiheit und gerne auch um unseren Wohlstand.

Ich befürchte nur, dass das wahrscheinlich eher ein frommer Wunsch bleibt. Wir sind zu träge geworden und zu gleichgültig. Wir wünschen uns einfach nur die alte Sicherheit zurück. Die war doch eben noch da. Welche Knöpfe müssen denn jetzt gedrückt werden, damit sich die Zeit zurückdreht? Das scheint eine weit verbreitete Erwartungshaltung gegenüber der Politik zu sein. Wie wäre es, mal wieder selbst ein bisschen Verantwortung zu übernehmen? Um das zu ermöglichen, müsste allerdings die Politik weitaus mehr tun als im Moment. Sie müsste sich die Bürokratie mit Nachdruck vorknöpfen, auf allen Ebenen, in den Ländern, im Bund, in Europa, aber auch ganz lokal in den Städten und Gemeinden. Wir brauchen dringend mehr Beinfreiheit, ein System, in dem es sich lohnt, mutig zu sein. Klingt das jetzt nach FDP? Ich hoffe nicht. Ich wünsche mir ja in die Zukunft gewandte, progressive Bewegung. Bremsklotz zu sein, das überlasse ich doch lieber den Liberalen.

● Lars Kompa
Herausgeber Stadtkind

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