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Politisches: Auf deutschen Straßen…


Es hat nicht lange gedauert, nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober, bis der Konflikt – wobei das wahrscheinlich ein viel zu harmloses Wort ist – auch auf den Straßen in Deutschland angekommen ist. In Berlin-Neukölln verteilten Sympathisanten der Hamas kurz nach dem Angriff Süßigkeiten, in den Tagen darauf gab es viele pro-palästinensische Demonstrationen. Es gab offenen Judenhass, Davidsterne wurden an Türen geschmiert, israelische Fahnen heruntergerissen und teilweise angezündet, Israel das Existenzrecht abgesprochen. Und als dann nahe eines Krankenhauses in Gaza irgendetwas explodierte, war man sich in sehr vielen Ländern einig, dass dafür auf jeden Fall eine Rakete aus Israel verantwortlich sein musste. Der Hass kannte fortan fast keine Grenzen mehr.

Einige Faktenchecks später ist klar, dass noch nicht viel klar ist, dass aber eine israelische Rakete als Ursache der Tragödie wohl ausfällt. Und das ist mehr als logisch. Aus was für einem Grund sollte Israel auf ein vollbesetztes Krankenhaus in Gaza feuern? Um damit weltweit den Hass zu schüren? Um damit Juden auf der ganzen Welt in Gefahr zu bringen? Ein solcher Angriff Israels wäre nur dann zu verstehen, wenn Israel es gezielt auf palästinensische Zivilisten abgesehen hätte. Israel hat es aber nur auf die Hamas abgesehen. Es war im Gegenteil die Hamas, die es zuvor auf israelische Zivilisten abgesehen hatte.

Und nun? Bricht sich der Antisemitismus in Deutschland und weltweit Bahn. Man kann das nur mit deutlichen Worten verurteilen. Es ist widerlich. Und umso mehr ist zu begrüßen, dass die Politik in Deutschland bereits deutliche Worte gefunden hat, adressiert an all jene, die jetzt ihren Judenhass auf die Straße tragen. Es ist richtig und wichtig, das in Deutschland nicht zuzulassen und hart zu bestrafen. Auch dann, wenn der Krieg, den Israel in den kommenden Wochen gegen die Hamas führen wird, noch viele Zivilisten tötet. Es ist völlig klar, wir werden tote Frauen und Kinder sehen, grausame, schreckliche Bilder. Doch man kann dazu schon jetzt eine Frage stellen: War nicht genug Zeit, die Kinder und Frauen zu evakuieren? Es ist ein bekanntes Vorgehen der Hamas, sich hinter Zivilisten zu verstecken, sie als Schutzschilde zu missbrauchen und die Getöteten dann für die eigene Propaganda einzusetzen. Genau das sollten alle im Hinterkopf haben, die in den nächsten Wochen an Israel appellieren werden, das Töten zu beenden. Schon jetzt gibt es viele Stimmen, die fordern, Israel solle sich human verhalten, solle die Waffen schweigen lassen, solle nicht weiter bombardieren und nicht einmarschieren. Viele dieser Stimmen haben auch schon für das Ende von Waffenlieferungen an die Ukraine plädiert. Sie werden demnächst wieder ähnlich argumentieren. Die Waffen müssen sofort schweigen, koste es, was es wolle.

Es würde eine Menge kosten. Was tun, wenn du deinem Gegner die andere Wange hinhältst, und der bringt dich hämisch lachend um? Genau das ist keine theoretische Phrase, sondern für Israel einer Erfahrung der letzten Jahre und Jahrzehnte. Jeder Rückzug, jedes Zugeständnis Israels wurde letztlich als Schwäche interpretiert. Man hat auf der anderen Seite nicht ebenfalls einen Schritt zurück gemacht, sondern einen jubelnden Schritt nach vorne.

Aber haben die Israelis nicht auch einen großen Anteil an all dem Hass und den schlimmen Zuständen? Was ist mit all den zerstörten Brunnen? Was ist mit der Siedlungspolitik, der Landnahme, der Verdrängung der palästinensischen Bevölkerung? Hat Israel nicht eine Mitverantwortung? Es wird in diesen Tagen oft gefragt, ob man Israel für seine Politik jetzt nicht mehr kritisieren darf. Doch, man darf. Und nein, man ist kein Antisemit, wenn man Israel dafür kritisiert, in den letzten Jahren nicht mehr an einer nachhaltigen Lösung gearbeitet zu haben. Oder wenn man Benjamin Netanjahu für einen fragwürdigen Populisten hält, der Israel zunehmend schwächt.

Leider wird an dieser Stelle aber kaum differenziert. Der Grat zum Antisemitismus ist schmal und der Hass auf die Juden wird auch bei uns in den nächsten Wochen weiter zunehmen, mit jedem getöteten Kind. Der Druck auf Israel wird täglich wachsen. Aber leider hat Israel gar keine Wahl. Und es ist genau das, was hierzulande noch nicht so ganz verstanden wird. Was machst du, wenn du von Nachbarn umgeben bist, die dich allesamt ins Meer werfen wollen, die dich ertränken wollen? Was machst du, wenn dir Menschlichkeit als Schwäche ausgelegt wird? Wenn dein freiwilliger Rückzug für die andere Seite ein Sieg wäre, der den nächsten Angriff befeuert? Israel kann im Moment gar nicht anders, Israel muss versuchen, mit allen Mitteln die Hamas auszulöschen. Erst danach wird es wieder eine Chance geben für mehr Frieden in der Region. Man kann nur hoffen, dass die anderen Staaten und Organisationen in der Region jetzt nicht in diesen Krieg einsteigen. Genau darum muss sich die internationale Diplomatie in den kommenden Tagen und Wochen in erster Linie kümmern.

Und auf den deutschen Straßen? Muss es darum gehen, Judenhass zu unterbinden. Übrigens nicht nur auf den Straßen, sondern ebenso in den Schulen, in den Universitäten, in Vereinen. Und vor allem auch in den sozialen Netzwerken. Was dort in den Tagen nach dem Angriff der Hamas auf Israel an Lügen kursierte, war wirklich beängstigend. Genauso beängstigend wie die Tatsache, dass es Menschen gibt, die all diesen Mist bereitwillig glauben und nicht hinterfragen.

POL

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