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Der Freundeskreis im Gespräch im Juni

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Der Freundeskreis im Gespräch im Juni


Dieses Mal waren wir mit dem neuen Vorstandsteam des Freundeskreises im Gespräch: Konstanze Beckedorf und Hajo Rosenbrock. Die beiden haben uns von ihren Plänen für die Zukunft des Vereins und von möglichen Herausforderungen erzählt.

Sprechen wir zu Beginn kurz darüber, wie ihr zum Freundeskreis und letztlich in den Vorstand gekommen seid…

Konstanze Beckedorf + Hajo Rosenbrock (c) Amanda Reich

KB – Ich bin während meiner beruflichen Tätigkeit als Dezernentin bei der Landeshauptstadt zum Verein gekommen. Die Satzung des Freundeskreises enthält Regelungen, dass der Verein auch jemanden aus einem Dezernat der Landeshauptstadt in den Vorstand berufen kann. Und als ich damals das Kulturdezernat übernahm, bin ich Beisitzerin im Vorstand geworden und bin das bis heute.

HR – Der Turn-Klubb Hannover ist schon lange Mitglied im Freundeskreis. Zunächst war ich als Geschäftsführung und Vorstand der TKH nur über den Verein dabei; war hin und wieder bei einer Versammlung und bin dann auch ehrenamtlich im Kuratorium gelandet. Im Oktober gab es einen Wechsel bei uns im Kuratorium und ich wurde gefragt, ob ich es mir im Sinne des Generationenwechsels vorstellen könnte, Kuratoriumssprecher zu werden. Es war für mich eine Ehre, das mit Konstanze machen zu dürfen. Und so kam es dazu, dass wir gesagt haben, wenn der Verein das auch so möchte, führen wir die Vorstandsgeschäfte in diesem Jahr fort. Seitdem sind wir ganz intensiv drin. Aber auch schon bevor wir Vorstand geworden sind, haben wir, ich glaube die letzten vier Monate, jede Woche jeder individuell ein paar Stunden mehr ehrenamtlich gewirkt, als man das so vorher dachte.

Und jetzt wollt ihr eine neue Ordnung reinbringen?

HR – Wir sind sozusagen gerade dabei. Dieser Verein hat ja viele Mitglieder – die auch gerne unsere Veranstaltungen besuchen. Und wenn ein Verein dann ca. 1.000 Mitglieder hat, dann sind da natürlich viele zur Unterstützung mit dabei. Da Vorsitzender und Geschäftsstellenleitung wechselten, gibt es jetzt viel zu tun …

KB – Es hat ja auch jeder seine eigenen Vorstellungen. Wir haben eine Form der organisatorischen Abläufe vorgefunden – insbesondere in der Geschäftsstelle – und sind nun erstmal dabei, uns einen Überblick zu verschaffen. Hajo macht das ja auch noch neben seiner Hauptberuflichkeit. Und wir haben halt schon so ein paar Punkte gefunden, bei denen wir sagen: „Nein, das würden wir eben gerne auch in den Abläufen einfach ganz anders organisieren und regeln.“ Aber wenn wir mal nicht mehr in der Verantwortung sind, dann werden das Nachfolgende wieder anders machen.

HR – Aber so eine, so eine Geschäftsstelle ist ja nicht das Thema, das nach außen ins Schaufenster gehört. Der Verein muss sich im Moment wieder nach innen neu strukturieren, damit er nach außen so glänzen kann, wie er gerne geglänzt hat. Bis Corona hat er ja auch lange sehr gut geglänzt, aber dann gab es sicherlich eine kleine Delle. Jetzt gibt es wieder tolle, schöne Veranstaltungen – aber der Bereich muss weiter ausgebaut werden: Wir wollen ihn themenmäßig ganz unterschiedlich ausbauen, da können wir gleich einmal drauf blicken. Und wir wollen unsere Mitglieder mitnehmen – und die Stadt, so wie sie ist. Gestern Abend hatte ich zum Beispiel ein Telefonat mit Steffi Eichel darüber, dass wir einen Lauf für die Demokratie machen wollen. Und jetzt überlegen wir, ob wir Anfang Juni einen Termin finden, an dem wir das machen können. Das ist ein Thema, wo wir beide bestimmt nicht gesagt haben: „Ende des Jahres oder nächstes Jahr wollen wir unbedingt einen Lauf der Demokratie machen“. Genauso haben wir am 31.12. nicht gesagt: „Wir wollen hier Demonstrationen für 35.000 Menschen veranstalten …“ Sondern das ist einfach passiert. Wir planen natürlich auch, das Ehrenamt ins Schaufenster zu stellen: andere Leute darin zu ermutigen, sich für diese Stadt einzusetzen – gerne auch im bürgerschaftlichen Engagement. Wir wollen vielen Strömungen aus Hannover eine Stimme geben, so wie es der Freundeskreis eigentlich schon immer gemacht hat: Wir bringen gerne Menschen zusammen. Wir organisieren auch gerne Dinge. Und an der Stelle kann man mit dem Freundeskreis eine Menge planen, wo Menschen zusammenkommen, die es vielleicht auch brauchen, dass andere etwas für sie organisieren. Und das tun wir gerne.

KB – Und wir haben eben beide unsere Netzwerke. Teilweise überschneiden sie sich, aber teilweise sind sie auch unterschiedlich: Ich war ja früher für Kultur, Soziales und Sport zuständig und habe natürlich aus dieser Funktion heraus unglaublich viele Leute in Hannover kennengelernt. Und Hajo über den Sport. Damit sind wir so breit aufgestellt, dass das für den Freundeskreis durchaus ein Gewinn sein kann.

HR – Und wir gehen auch mehr auf unsere Mitglieder zu als es in der Vergangenheit der Fall war, laden auch alle ein, mitzuarbeiten. Aber das Fundament muss gut gesetzt sein, damit die Zukunft auch unabhängig von uns beiden gut funktionieren kann.

KB – Und das merken wir jetzt auch. Die ersten Schritte sind getan. Hajo ist sehr kreativ, was neue Ideen und neue Projekte angeht. Ich zeige mich ein bisschen bei den Mitgliedern … und wir sind in den ersten Austausch mit den Mitgliedern gegangen, haben alle mit einem Mitgliederbrief informiert, der ein unglaublich positives Feedback bekommen hat. Und so ist genau der richtige Duktus. Es ist einfach erstmal wieder wichtig, dass die Menschen, die Mitglied im Verein sind, auch das Gefühl haben, dass sie gesehen werden – und dass ihre Mitgliedschaft durchaus wertgeschätzt wird. Also die Stimmung ist, glaube ich, ziemlich gut.

Das Feedback, das ihr bekommt, stellt euch also zufrieden?

HR – Ja, naja … Es gab ja eine sehr kontroverse Mitgliederversammlung. Es darf, soll und muss ja jeder unbedingt in Vereinsgremien seine Meinung sagen. Bloß: Themen aus der Vorvergangenheit mit Menschen zu besprechen, die damit gar nichts zu tun haben, war für mich ein bisschen befremdlich. Dinge, die jetzt nicht funktioniert haben, dort anzusprechen, das ist richtig. Aber nicht wahrnehmen zu wollen, dass Dinge jetzt gerade im Neuaufbau sind: das ist auch nicht vereinsfördernd. Also da war für mich persönlich die Mitgliederversammlung nicht unbedingt der motivationale Faktor nach vorne, dass ich mich jetzt hier ehrenamtlich total verdinge.

KB – Wir waren aber auch ein Stück weit selbst schuld, weil wir uns gegenüber den Mitgliedern positioniert haben. So fühlten wir uns dann sehr angesprochen, obwohl wir eigentlich wussten, dass wir gar nicht gemeint waren.

Aber umso schöner, wenn jetzt alles gut ist.

HR – Nun ist ja auch alles geklärt und der Übergang funktioniert dank der guten Zusammenarbeit mit Matthias Görn gut. Dennoch ist es viel Arbeit.

KB – Nein, es war auch in Ordnung, dass Kritik geäußert wurde. Und die Kritik, die geäußert wurde, die haben wir aufgenommen. Wir werden die Mitglieder, die diese Kritik geübt haben, aber auch in die Pflicht nehmen. Da kam durchaus der Wunsch: „Wir wollen mehr mit einbezogen werden, wir wollen uns aktiv beteiligen.“ Und das Angebot werden wir machen.

HR – Genau. Wir wollen, dass die Mitglieder eine größere Chance haben, sich zu beteiligen. Dazu werden wir auch ein Zukunftsforum – eine Zukunftswerkstatt oder ähnliches – im Laufe des Jahres bieten, bei dem Ideen, Wünsche und Kritik geäußert werden können. Haltung und Meinung unserer Mitglieder sind uns sehr wichtig.

Kommen wir zu den kreativen Ideen, die ihr angesprochen habt. Was können wir uns darunter vorstellen?

HR – Es gibt ja unterschiedliche Stufen. Erstmal gibt es die niedrig hängenden Früchte, die man relativ zügig umsetzen kann. Und dann gibt es natürlich mittel- und langfristige Dinge. Wir wollen einen Freundeskreis-Podcast machen – und haben mit Jan Egge Sedelies auch einen super Moderator gefunden; jemanden, der vom Fach mit dabei ist und bei uns gerne ehrenamtlich aktiv sein möchte. Dann gibt es ja unseren Stadtkulturpreis; aber wir wollen ein Format aufstellen, dass unabhängig davon Einblicke in die Stadt und die Menschen gibt – einfach eine Veranstaltung, bei der Hannoveraner*innen ihre Erfahrungen teilen. Wir denken an Köpfe, die man nicht so häufig in der Öffentlichkeit sieht. Vielleicht finden wir aber auch mal einen Schauspieler oder Musiker aus Hannover. Wir werden auch eine neue Homepage kriegen. Außerdem treffen sich die Freundeskreis-Mitglieder alle vier Wochen zum Frühstücken. Und wir haben uns gefragt: „Warum kann man das eigentlich nicht mal umdrehen und sagen, dass man auch mal alle vier bis acht Wochen abends was macht?“ Man könnte ja zum Beispiel bei Hannover Gin einmal durch den Keller bis nach oben gehen und eine Gin-Verkostung machen. Vielleicht gibt es auch mal eine Weinprobe. Also unterschiedliche Formate. Und – last but not least – als kurzfristige Sache: Wir denken über eine Freundeskreis-Party im Palo oder in der Baggi nach. Das betrifft eine ganz andere, vergleichsweise junge Zielgruppe. Es geht uns nicht darum, nur die bestehenden Pfade noch besser zu gehen, sondern auch mal rechts und links etwas auszuprobieren. Und wenn etwas nicht funktioniert, dann wird es sicherlich nicht wiederholt. Und wenn was richtig gut funktioniert, dann halt doch.

KB – Und dann darf man auch nicht vergessen, dass der Freundeskreis – das haben wir nicht zuletzt durch die Demo Ende Januar wieder gezeigt – für eine bestimmte Haltung zu den momentanen politischen und gesellschaftlichen Themen steht. Auch da werden wir natürlich weiterhin aktiv bleiben.

HR – Genau, das hatte ich vergessen: Was wir jetzt sofort umsetzen, ist eine Kampagne auf Social Media. Dort kann jeder sagen: „Ich wähle am 9. Juni Europa, weil …“ Und mit einem Testimonial wird ein Foto in eine Grafik von uns eingebettet, so dass wir ganz viele Gesichter – normale Gesichter, Vorbilder oder auch Politiker – zeigen und einfach Menschen darauf hinweisen, dass an dem Sonntag eine wichtige Wahl stattfindet. Ich glaube, zur EU-Wahl sind wir alle dazu aufgerufen, zumindest zu sagen: „Komm, geht wählen, schützt die Demokratie!“ Dieses demokratische Thema liegt uns beiden sehr am Herzen.

KB – Wir hatten am Samstag das Frühstück, von dem Hajo gerade sprach. Und da habe ich auch nochmals auf die Kampagne hingewiesen und habe gesagt, dass der Freundeskreis für eine bestimmte Haltung steht: für Demokratie, für Freiheit … Da hat man gemerkt, dass das auch einen unglaublichen Zuspruch findet. Und nochmals zum unterschiedlichen Altersspektrum: Den Freundeskreis gibt es seit mehr als 30 Jahren. Und es gibt Menschen, die von Anfang an Mitglied mit dabei sind. Aber genauso haben wir jüngere Mitglieder. Wir wollen die jüngere Generation jetzt gerne noch stärker ansprechen und neue Mitglieder dazugewinnen. Dafür brauchen wir auch ein entsprechendes Portfolio an Angeboten. Wer Lust hat, kann zum Frühstück kommen. Aber es ist eben so, dass das Frühstück eher eine Veranstaltung für die ältere Generation ist. Jüngere Generationen, die zum Beispiel Familien mit kleinen Kindern haben, die haben am Samstagmorgen um 9.30 Uhr schlichtweg keine Zeit zum Frühstück zu gehen. Das muss man mal ganz deutlich sagen. Aber die kommen vielleicht gerne zum Feierabend-Gin oder -Wein. Das so umzusetzen, dass sich alle gesehen und wertgeschätzt fühlen, dass sich alle damit identifizieren können: Das ist durchaus auch eine Herausforderung.

● CK/LD

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Stadtkinder essen: Das kleine Museum

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Stadtkinder essen: Das kleine Museum


Gefühlt seit immer, vielleicht sogar, seit Linden noch eine eigene Stadt war, gibt es das Kleine Museum. Glücklicherweise noch immer nicht weggentrifiziert, nicht Studi- oder Hipster- überlaufen und nicht zu einer Shishabar umfunktioniert, steht es wie eine Festung in der Grotestraße, Ecke Ahlemer Straße.

Innen ist es gemütlich bis putzig – mit einigem Erstaunen nehmen wir wahr, dass ein leibhaftiges Krokodil von der Decke baumelt – und zwar eines, das mal gelebt hat. Daneben sitzt ein ausgestopftes Wesen, bei dem wir bis zum Schluss nicht sicher sind, ob es sich um ein großes Marderexemplar oder um einen Vielfraß handelt, während über uns eine geschnitzte Schrumpfkopffigur mit fluffigen Haaren auf einem Regal thront. Ein Kuriositätenkabinett!
Die Deko ist eigenwillig, aber das war sie schon immer.

Anders ist: Seit einiger Zeit gibt es einen neuen Besitzer und somit eine neue Speisekarte. Im Kleinen Museum bezieht man sein Fleisch jetzt von der Nordseeküste, sei es das „Küstenswien“ vom gleichnamigen Lieferanten, als auch das hochwertige Rindfleisch von der Wagyu-Zucht Nordfriesland. Zumindest Letztere beliefert ansonsten auch die Yuppie-Edelhotels auf Sylt und in Sankt Peter Ording, schlecht wird‘s also nicht sein. Allerdings klingt die Speisekarte eher nach gehobener Südstadtküche als nach Linden – wir sind gespannt. Aber weil das Fleisch so weit gereist ist um uns zu sehen, wollen wir es nicht enttäuschen. Wir entscheiden uns aber weder für Wagyu-Gulasch noch für eine Wagyu -Roulade. Das fühlt sich irgendwie so an, als würde man Pavarotti bitten „Old MacDonald had a farm“ zu singen.

Batamog soll‘s geben – und zwar die Wagyu-Variante. Was irgendwie nach Vietnam oder Korea klingt, ist tatsächlich eine hannöversche Erfindung aus den 60ern. In der Urvariante besteht es aus Schweinemedaillons, mit Palmherzen belegt und einer Sambal-Hollandaise garniert.
Hier gibt es das mit Rindersteak, Bratkartoffeln und einem Beilagensalat (26,90€). Wir bestellen das Fleisch medium-rare und bekommen es auch ganz genau so. Hatten wir das zuvor schon mal? Keine Ahnung, aber die Freude ist groß, ebenso wie das Fleischstück. Dessen Qualität ist wirklich herausragend. In anderen Fällen hätten wir uns vielleicht ein Löffelchen mehr Sambal in der Sauce gewünscht, das ist hier nicht nötig – das Fleisch spricht für sich und alles andere wäre Ablenkung.

Auch das „Küstenswien Wiener Art“ kommt mit Salat und Bratkartoffeln (17,90€) und zudem, das sei an dieser Stelle ausdrücklich betont, mit perfekter Garnitur, bestehend aus Zitrone, Kapern und Sardelle. Hat man auch nicht alle Tage! Das Fleisch ist sehr zart (und groß! Groß ist es!) und die Panierung perfekt souffliert.
Dazu gibt es passende Weine (6,90€, 2dl) wie zum Beispiel einen sehr angenehmen Weißburgunder Riesling.

Mit aller Kraft futtern wir uns durch unsere Gerichte – zum Glück haben wir keine Vorspeise bestellt – und sind rundherum selig. Das gute Essen, das kullige Ambiente und der wirklich herausragend herzliche Service verlangen förmlich, dass wir bald wiederkommen. Machen wir auch. Machen wir ganz bestimmt!

Das Kleine Museum
Grotestraße 10
30451 Hannover
0511-21342930
www.daskleinemuseum.eatbu.com

www.facebook.com/KleineMuseum

www.instagram.com/daskleinemuseum_hannover/

● IH, Fotos Gero Drnek

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Freiwilligenzentrum Hannover: Brücken bauen – Generationen verbinden

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Freiwilligenzentrum Hannover: Brücken bauen – Generationen verbinden


Ehrenamtliches Engagement
Seit 25 Jahren fördert das Freiwilligenzentrum Hannover (FWZH) bürgerschaftliches Engagement in Stadt und Region. Durch die Kooperation mit 700 gemeinnützigen Organisationen sowie die Initiierung eigener Projekte konnten inzwischen über 10.000 Ehrenamtliche in rund 1.000 verschiedene Einsatzbereiche vermittelt werden. Nun steht ein neues Projekt auf der Agenda: Brücken bauen – Generationen verbinden.

Katja Hohmann, Projektleiterin

Nach zwei Jahren Vorbereitung wird das neue Projekt endlich verwirklicht und es können Brücken zwischen Jung und Alt gebaut werden. Gefördert durch die Bürgerstiftung Hannover und die Deutsche Fernsehlotterie kommen junge Menschen ab 18 Jahren und Senior*innen, die Interesse am generationsübergreifenden Austausch und gemeinsamen Aktionen haben, im Freiwilligenzentrum zusammen. Die Teilnehmer*innen lernen sich vor Ort kennen und bilden Generationen-Tandems, in denen sie fortan zusammen agieren. „Als Basis dienen regelmäßige Treffen und Workshops, zum Beispiel zum Abbau von Voreingenommenheit und Kontaktbarrieren“, erklärt die Projektleiterin Katja Hohmann. „Außerdem denken wir an gemeinsame Unternehmungen: Kino, Theater, Oper und Konzerte oder Museumsbesuche – in den Tandems oder im weiteren Projektverlauf auch in größeren Gruppen“.

Almut Maldfeld, Geschäftsführung

Ziel des neuen Projektes ist es, Jung und Alt zusammenzubringen, Altersgrenzen und Vorurteile zu überwinden und so der Vereinsamung in der Gesellschaft entgegenzuwirken. „Einsamkeit ist etwas, das jüngere und ältere Menschen gleichermaßen betreffen kann. Gerade nach der Pandemie bemerken wir, dass die Menschen nicht mehr so frei aufeinander zugehen, wie sie es mal getan haben“, resümiert Almut Maldfeld, die Initiatorin des Projektes und Geschäftsführerin des FWZH. „Und Einsamkeit macht krank. Menschen brauchen andere Menschen um sich herum, ein soziales Miteinander, den gegenseitigen Austausch und gemeinsame Erlebnisse. An genau diesem Punkt wollen wir mit „Brücken bauen“ jetzt ansetzen“.
Bei diesem Projekt geht es letztlich um vielmehr als einen Senior*innen-Begleit- oder Besuchsdienst: Hier lernen sich Bürger*innen unterschiedlichster Altersklassen, mit verschiedenen Interessen und Lebensrealitäten kennen. „Wir wünschen uns, dass sich die Menschen aufeinander einlassen und dafür offen sind, Einblicke in andere Lebenswelten zu bekommen“, so Hohmann. „Und vielleicht entstehen dann auch echte Freundschaften“. „Mit „Brücken bauen“ bringen wir unter anderem unterschiedliche Meinungen zusammen. Der Austausch miteinander erfordert natürlich eine gewisse Offenheit, aber so soll und kann das gegenseitige Verständnis und letztendlich auch unser demokratisches Gemeinschaftsleben wieder gestärkt werden“, ergänzt Maldfeld. Auf diese Weise bekommen jene, die sich der Mehrheit der Gesellschaft nicht (mehr) zugehörig fühlen, eine Anlaufstelle, wo sie gesehen und gehört werden. „Am Ende ist diese Teilhabe nicht nur ein Stück mehr Lebensqualität, sondern es ist auch eine demokratische Funktion, zu sagen: Ich gehöre dazu, ich bin wichtig, ich darf meine Meinung sagen, meine Fähigkeiten und Talente zeigen“.

Um möglichst vielen Menschen die Teilnahme am neuen Projekt zu ermöglichen, wünschen sich Maldfeld und Hohmann vor allem inhaltliche und räumliche Unterstützung für die Vorbereitungsworkshops sowie für weiterführende Veranstaltungen. Im Verlauf des Projekts suchen sie nach weiteren Referent*innen, die ihr Wissen über die unterschiedlichen Generationen, mögliche Gemeinsamkeiten und Anknüpfungspunkte teilen möchten. „Und es wäre toll, wenn wir einen Raum mit etwa 100 Quadratmetern kostenfrei zur Verfügung gestellt bekommen könnten, damit wir genug Platz für all die Interessierten haben“.
Darüber hinaus ist jede*r herzlich eingeladen, das Projekt durch kreative Ideen und Impulse mit noch mehr Leben zu füllen. Letztlich sind alle, die zu einem stärkeren Miteinander beitragen möchten, im Freiwilligenzentrum und bei „Brücken bauen“ willkommen. Almut Maldfeld betont, dass gemeinsam vieles möglich gemacht werden kann, also „packen wir es an!“.

● Laura Druselmann

Allgemeine oder projektbezogene Spenden:
Sparkasse Hannover
DE87 2505 0180 0910 2051 16

Freiwilligenzentrum Hannover e. V.
Georgstr. 8A, 30159 Hannover
(1. Etage, Eingang Limburgstraße)

www.freiwilligenzentrum-hannover.de/,

www.facebook.com/freiwilligenzentrumhannover

Almut Maldfeld | Geschäftsführung
Tel. 0511 30034477
E-Mail: almut.maldfeld@fwzh.de

Katja Hohmann | Projektleitung
Tel. 0511 30034485
E-Mail: katja.hohmann@fwzh.de

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Der besondere Laden: Fahrradkontor

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Der besondere Laden: Fahrradkontor


Stadträder, E-Bikes und Zubehör – das und vieles mehr gibt es bei Fahrradkontor in der Oststadt. Seit über 40 Jahren steht das Geschäft mit angrenzender Werkstatt für Qualität, kompetente Beratung und Nachhaltigkeit. „Wir wollen in den Menschen die Lust aufs Radfahren auslösen und stärken“, betont Dennis Saß aus der Geschäftsführung.

Betritt man den Laden an der Ecke Kriegertraße/Spichernstraße, wird man nicht nur von dem freundlichen Verkaufsteam, sondern von einer großen Auswahl an Fahrrädern in den unterschiedlichsten Ausführungen empfangen. Auf 340 Quadratmetern Verkaufsfläche finden sich Trekking-, Stadt- und Rennräder, Gravelbikes, Pedelecs und Kinderräder. „Bei uns gibt es all das, was man beim Radfahren im Alltag braucht: selbstverständlich Fahrräder, aber zum Beispiel auch passende Schuhe, Helme, Regenjacken und Sonnenbrillen.“, erklärt Saß. Außerdem umfasst das Fahrradkontor-Sortiment die notwendigen Ersatzteile und Zubehör, „um das Fahrrad selbst in Bewegung zu halten“, darunter Luftpumpen und Schläuche – auch außerhalb der Öffnungszeiten im Schwalbe-Automaten vor dem Laden. „Damit die Radsportlerinnen und Radsportler auch selbst Reparaturen vornehmen können, bieten wir entsprechende Service-Kurse an“.

Für diejenigen, die nicht selbst an ihrem Fahrrad schrauben möchten, für größere Reparaturen und für Wartungen befindet sich direkt nebenan die Werkstatt. In Notfällen können Fahrradkontor-Kund*innen, die ihr Zweirad vor Ort gekauft haben, ohne Terminabsprache in die Werkstatt kommen. Der Service des Mechanikerteams reicht vom Wechseln der Bremsbelege, über Softwareupdates von motorisierten Rädern bis hin zu regelmäßigen Ölwechseln für Fahrräder mit speziellem Getriebe. Saß, der selbst gelernter Zweiradmechaniker ist, lobt: „Unsere zwei Meister in der Werkstatt und ihr Team sind echte Profis“.

Das sechsköpfige Werkstattteam wird derzeit von einer Auszubildenden unterstützt. Bezüglich einer Ausbildung im Fahrradkontor – ob in der Werkstatt oder im Geschäft – sagt Dennis Saß: „Bei uns kann man sich austoben!“ und lächelt. Während der Ausbildungszeit erhält man zum einen tiefgreifende Einblicke in die Abläufe innerhalb einer Werkstatt, den Aufbau verschiedener Fahrradtypen und bekommt vor allem Teamarbeit vorgelebt. Zum anderen gewinnt man vielfältige Eindrücke von der Einzelhandelsbranche, „denn bei uns gibt es nicht nur den Verkauf, sondern wir kümmern uns auch selbstständig um das Marketing, das Ladenbild mit Schaufenstergestaltung und regelmäßigen kleinen Renovierungsarbeiten“, verdeutlicht Saß. „Das geht über das normale Fahrradverkaufen oder Fahrradreparieren weit hinaus“.

Zusätzlich zu der Arbeit im Laden und der Werkstatt, unterstützt das Fahrradkontor drei Radsportvereine aus der Region: die RSG Hannover, den RC Wunstorf und den SV Nienhagen. Letztere werden vor allem finanziell unterstützt, während die RSG Hannover als „Haus- und Herzensverein“, wie ihn Dennis Saß nennt, zusätzlich durch jährliche Räder-Check-Ups und die Ausstattung mit Fahrrädern in der Jugendarbeit unterstützt wird. „Radfahren ist ein teures Hobby und wir möchten es jedem Kind ermöglichen, das Freude daran hat. Hierfür stellen wir einen Pool von Fahrrädern zur Verfügung, aus dem die Kinder und Jugendlichen sich ein passendes aussuchen können“. Neben den drei Vereinen werden auch zwei Rennsportgemeinschaften gesponsert: ein Cyclocross-Team und ein Straßenteam mit jeweils einer Damen- und Herrenmannschaft.

„In einer Zeit, in der wir das Gefühl haben, das Fahrrad verliert im Vergleich zu E-Scootern zunehmend an Wert, ist es uns ganz besonders wichtig, dazu beizutragen, dass Radfahren wieder attraktiver wird und auch bleibt“. Das Fahrradkontor-Team besteht aus 17 Mitgliedern, deren Herzen allesamt für das Zweirad schlagen: „Wir haben viele Kollegen, die ihr Hobby bei uns zum Beruf gemacht haben und die das Radfahren lieben. Das ist etwas, das uns ausmacht, und, das wir gern an unsere Kundinnen und Kunden weitergeben wollen“.

Laura Druselmann

Fahrradkontor
Spichernstr. 7
30161 Hannover
Tel. 0511 391573
E-Mail: shop@fahrradkontor.de
www.fahrradkontor.de

www.facebook.com/fahrradkontor

www.instagram.com/fahrradkontorhannover/

Öffnungszeiten:
Mo bis Fr: 11 bis 18.30 Uhr
Sa: 11 bis 14 Uhr

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Ein offener Brief an Benjamin Netanjahu

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Ein offener Brief an Benjamin Netanjahu


Lieber Bibi,

wir haben lange überlegt, ob wir dir einen offenen Brief schreiben. Die Tendenz war nämlich eher, dir einen verdeckten Brief zu schreiben, denn man muss ja heutzutage sehr aufpassen, dass man nicht sofort in irgendeine Ecke gestellt wird. Aber dann haben wir uns gedacht: drauf gepfiffen. Wir werden sowieso ständig in irgendwelche Ecken gestellt, da kommt es auf eine Ecke mehr oder weniger jetzt auch nicht mehr an.

Also, lieber Bibi, jetzt mal Tacheles, der Karren steckt ganz schön tief im Dreck. Wie kommst du aus der Nummer bloß wieder raus? Zurücktreten ist ja keine Option, weil du erstens Benjamin Netanjahu bist und Eier aus Stahl hast. Und weil du zweitens im Nachgang wahrscheinlich ziemlich dran wärst, denn sie kämen ja bestimmt sofort mit den alten Vorwürfen um die Ecke: Bestechlichkeit, Betrug und Untreue. Und jetzt wahrscheinlich auch noch Kriegsverbrechen oder was auch immer. Was bleibt, ist also nur die Flucht nach vorn. Hart bleiben. Weitermachen. Sich nicht beirren lassen. Die Hamas platt machen. Und wenn die Hisbollah es drauf anlegt, dann muss eben auch noch der Libanon dran glauben. Das ist der Weg. Das ist dein Weg. Einfach weiter Benjamin Netanjahu sein, Sohn von Benzion, Bruder von Yoni und Iddo. Man muss bei dir ja immer die Familiengeschichte mitdenken. Das ist genau das, was immer alle vergessen, die dich so boshaft kritisieren. Du kannst gar nicht aus deiner Haut. Du hast die Lehrsätze deines Vater tief verinnerlicht. Die Palästinenser sind gar kein Volk. Frieden mit Arabern ist unmöglich. Einen eigenen Palästinenserstaat darf es darum niemals geben. Sie würden ihn nur als Basis nutzen, um wieder und wieder anzugreifen.

Entsprechend warst du die ganzen Jahre politisch unterwegs, hart rechts, der Beschützer Israels, der mit der garantierten Sicherheit, der mit der Ruhe und dem Wohlstand, aber ohne Frieden, weil es den mit Arabern nicht geben kann. Klare Kante. Nicht so wie damals Yitzhak Rabin, der mit Yasir Arafat diesen irren Osloer Friedensvertrag geschlossen hat, mit dem Ziel einer Zweistaatenlösung. Wie du gehetzt hast seinerzeit, da könnte sich die AfD heute noch eine Scheibe abschneiden. Aber gut, den Rabin hat dann ja ein rechter Extremist erschossen. Wolltest du nicht, klar. Manche reagieren halt über, wenn man ihnen zu viel Hass eintrichtert. Steckt man nicht drin.

Und dann bist du 1996 zum ersten Mal Regierungschef geworden. Und es durfte fortan gesiedelt werden im Westjordanland. Wunderbar. Aber schon folgten die ersten Korruptionsskandale und 1999 deine Abwahl. Dein politisches Ende haben sie dir damals prophezeit. Wir wissen, es kam ganz anders. Bis heute hast du deine Linie durchgehalten. Und erst recht nach dem grausamen Überfall der Hamas am 7. Oktober, bei dem so viele Juden ermordet wurden wie nie mehr seit dem Holocaust. Und jetzt rufen sie wieder alle nach Frieden. Den wird es aber mit dir niemals geben. Und eine Zweistaatenlösung auch nicht. Immerhin, in diesen Fragen bist du mit der Hamas absolut einig. Kann ja sein, dass das manche schade finden, ist aber so. Und bleibt so. Da können sie noch so viele Haftbefehle beantragen. Du wirst so lange weitermachen, bis sie dich demnächst abwählen und dann wahrscheinlich irgendwelche neugewählten linken Vögel Friedensangebote machen. Bis sie wieder voll auf die Fresse kriegen – weil ein Frieden mit den Arabern nicht möglich ist. Das wusste ja schon dein Vater.

Und warum haben wir dir nun diesen Brief geschrieben? Ganz einfach, weil wir das alles einfach mal aufschreiben wollten, ohne den leisesten Hauch von Antisemitismus. Das geht nämlich auch. Wir unterscheiden lediglich zwischen Arschlöchern und Nichtarschlöchern. Und okay, vielleicht, ganz vielleicht haben wir in deinem Fall ein vorläufiges Urteil gefällt. Wobei, andererseits sind wir alle ja auch nur Kinder unserer Väter, und wenn es in Familien Tradition ist, ein Arschloch zu sein, dann ist dagegen wahrscheinlich kaum was auszurichten. So gesehen kannst du vielleicht gar nichts dafür.

● GAH

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El Kurdis Kolumne im Juni: Die christliche Fett-weg-Spritze

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El Kurdis Kolumne im Juni: Die christliche Fett-weg-Spritze


In den USA wurde schon so manche fundamentalistisch-evangelikale Kirche nur gegründet, um deren Gottesdienste landesweit im Fernsehen übertragen zu können. Nur so hat man die Möglichkeit, Schwule und Lesben mit möglichst großer Reichweite zu hassen und gleichzeitig über regelmäßige Spendenaufrufe die Luxuswagen-Flotte des jeweiligen Kirchenbosses zu finanzieren. Oder seine 35-Zimmer-Villa. Ich wünschte übrigens, das wäre eine polemische Übertreibung. Nur ein Beispiel: Der Chef der Lakewood-Mega-Church Joel Osteen lebt in einem 1.600 Quadratmeter großen Anwesen, das zwölf Millionen Dollar wert ist. Osteens Vermögen wird auf mindestens 100 Millionen Dollar geschätzt, sein Einkommen beträgt über 70 Millionen Dollar pro Jahr. Soviel zum Erfolg der vermeintlich christlichen Botschaft mit Hilfe der traditionellen Medien.

Inzwischen werden im Christenmilieu aber auch modernere Kanäle genutzt, vor allem von einzelnen missionarisch beseelten jungen Menschen, den sogenannten „Christfluencern“. Auf YouTube, Instagram und TikTok bringen es die amerikanische Internetstars auf Millionen Followerzahlen. Aber auch deutsche Teens und Twens, die digital auf den Spuren des Nazareners wandeln, schaffen es, zehn- bis hunderttausende Anhänger auf ihren Profilen zu versammeln.

Dort erzählen sie ihren jungen Jüngern, was reaktionäre Christen labilen Menschen heutzutage eben so erzählen: Warum Abtreibung und Homosexualität Sünden sind, dass Männer Männer und Frauen gefälligst Frauen bleiben sollen, und sie loben die Freuden der vorehelichen Keuschheit, die „Purity Culture“. Der einzige Unterschied zu den Old-School-Predigern ist, dass die jungen Menschen sich äußerlich und oberflächlich irgendwie „hip“ geben. Und „authentisch“ – oder was sie dafür halten: Sie wuscheln sich zwischendurch cute durchs Haar, ordnen nachdenklich ihren Dutt oder tanzen auch mal unmotiviert zu Popmusik. Und hier und da streuen sie ein „nice“ oder „instantly“ in ihre Predigt-Reels.

Einer der Stars der deutschen Jesus-Szene ist Jana Hochhalter, die sich als Christfluencerin „Jana Highholder“ nennt. Die 26 Jahre alte Koblenzerin ist ein hyperaktiver Tausendsassa: Autorin von sieben Bücher, Podcasterin, Poetry Slammerin, „Speakerin“. Und sie sieht zudem nach den üblichen Internetmaßstäben gut aus. Wie überraschenderweise die meisten Christfluencer, ob Mann oder Frau: Alles tippitoppi gestylte „Germany‘s next Top-Christen“.

Interessant ist, dass die gerade fertig studiert habende Medizinerin Jana Hochhalter neben ihrer Christfluencerei auch noch als Ärztin praktiziert. Auch das ist für sie ein Gottesdienst. Auf Instagram zeigt sie ein Video, auf dem sie vor Arbeitsbeginn betet: Nicht kniend, mit gefalteten Händen, sondern stehend: Die Augen geschlossen, die Arme ausgebreitet und gen Himmel gerichtet, so als wäre sie eine menschliche Antenne und als wollte sie den Heiligen Geist auf Langwelle empfangen. Dazu schreibt sie: „Jeden Morgen vor der Arbeit bete ich für den Tag; für die Patienten, denen ich begegnen werde, für die Gespräche, die ich führen werde und für die Entscheidungen, die ich treffen werde. Ich lege all mein Wissen und meine Fähigkeiten in die Hände Gottes und bitte ihn, durch mich zu wirken.“

Nun hat sich Jana von allen Medizinbereichen, in denen man als frommer Mensch christliche Nächstenliebe praktizieren könnte, einen ganz besonderen ausgesucht: Sie bietet in einer Privatpraxis in einem Wellnesshotel „ästhetische Medizin“ an. Dort kann man sich so allerhand injizieren lassen: „Botox (ab 250 Euro)“, „Skinbooster (ab 290 Euro)“, „Hyaloron (ab 300 Euro)“ oder die „Fett-weg-Spritze (ab 350 Euro)“. Ein Spötter würde jetzt vielleicht fragen: Pfuscht Jana damit nicht dem Herrgott ins Handwerk? Unterstützt sie so nicht den Äußerlichkeitswahn einer egozentrischen, sexbesessenen Gesellschaft? Verrichtet sie damit nicht das Werk Satans?

Das Gegenteil ist richtig. Denn Jana ist eine dialektisch denkende Fundamentalistin. Sie weiß, dass sie selbst gesegnet und auserwählt ist, dass aber nicht alle Gläubigen so gut aussehen können wie sie. Vor allem aber weiß sie, dass der Fanatismus die Gesichter der meisten Frömmler langfristig brutal zeichnet. Und deswegen spritzt sie ihren Glaubensbrüdern und – schwestern die Enthaltsamkeits-Falte zwischen den Augenbrauen glatt, pufft ihre verkniffen-schmalen Bigotterie-Lippen auf und lässt per Lypolyse den Glaubenskummerspeck um die Hüften verschwinden. Eine schönere Definition von „Caritas“ kann es gar nicht geben.

● Hartmut El Kurdi

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