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Die September-Ausgabe ist da!

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Die September-Ausgabe ist da!


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mit 116 Seiten Kultur und mehr aus Eurer Stadt.

Wir liefern Interviews, Stadtgeschichten, Restauranttipps, Artikel über neue Läden in der Stadt, Stammtischgespräche, Interessantes für Stadtkindchen, Hartmut El Kurdis monatliche Kolumne, einen gewaltigen Veranstaltungskalender u.v.m.

In dieser Ausgabe z.B. auch ein spannendes Gespräch mit Alina Zimmermann (WASMITHERZ.e.V.)
und wie jeden Monat das Interview unseres Herausgebers Lars Kompa mit dem Ministerpräsidenten Stephan Weil.

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Ein letztes Wort im August

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Ein letztes Wort im August


mit dem Ministerpräsidenten Stephan Weil

Stephan Weil (r) und Lars Kompa (l)

Herr Weil, wir sprechen Mitte Juli, die Sommerpause steht vor der Tür. Geht’s wieder wandern?

Das gemeinsame Wandern fällt in diesem Jahr leider zum ersten Mal seit ungefähr 40 Jahren aus. Meine Mitwanderer sind junge Väter geworden und haben leider keine Zeit. Aber meine Frau und ich werden fleißig wandern. Wir fahren – wie schon oft – an einen See in Italien und lassen es uns dort gutgehen. Darauf freue ich mich sehr. Das ist immer eine wunderschöne Zeit.

Können Sie so richtig abschalten?

Normalerweise klappt das gut. Aber es gibt eine ganze Reihe von herausfordernden Themen, die auch im Urlaub im Hinterkopf bleiben. Wir erleben ja bewegte Zeiten.

In den Zeiten vor Corona war das Gepäck noch wesentlich leichter, oder? Und seither ist es immer schwerer geworden …

Es ist wirklich erstaunlich, wie sich das verändert hat. Ich erinnere mich, dass uns im Sommer 2018 die Affäre um Herrn Maaßen beschäftigt hat, der damals Verfassungsschutz-Chef war und Staatssekretär werden sollte. Das war damals eine ernsthafte Koalitionskrise, an die sich heute kaum jemand noch erinnert. Ich weiß noch, dass ich deswegen permanent am Handy hing und meine Frau verständlicherweise schwer genervt war. Und 2019 hatten wir einen gehörigen Krach in der SPD und der hat mich auch im Urlaub beschäftigt. Heute reden wir im Vergleich dazu über Probleme von einer ganz anderen Größenordnung. Ja, seit 2020 reisen wir mit schwererem Gepäck.

Wir haben die Kriege, das Klima, wir haben wirtschaftlich zu kämpfen – und zu allem Überfluss droht uns eine zweite Amtszeit von Trump in Amerika. Es gab dort vor kurzem dieses bemerkenswerte Urteil des Supreme Court. Was erleben wir da? Schafft sich dort die Demokratie ab? Was sagen Sie als Jurist zu diesem Urteil?

Das ist ja noch nicht einmal alles – das Attentat auf Donald Trump und die Diskussion über Joe Biden kommen noch dazu. Aber dieses Urteil ist wirklich erschreckend und ich hätte mir noch vor kurzem nicht ausmalen können, dass so etwas möglich ist. Es führt dazu, dass in einer Demokratie ausgerechnet dem obersten Repräsentanten Narrenfreiheit gewährt wird. Das ist wirklich schwer zu ertragen und das Gegenteil einer wehrhaften Demokratie. So liefert sich eine Demokratie ihren Gegnern aus. Um die USA muss man sich ja schon seit einer Weile Sorgen machen. Und diese Sorgen werden aktuell leider immer größer.

Wir sehen diese Entwicklungen in den USA, wir sehen einen Rechtsruck in vielen Ländern, der Rechtspopulismus scheint so etwas wie ein Erfolgsmodell zu sein.

Das ist kein Naturgesetz. Es gibt auch ausgesprochen positive Entwicklungen, so wie zuletzt beispielsweise in Frankreich oder in Großbritannien. In den Niederlanden haben wir jetzt allerdings eine extrem rechte Regierung. Ich hätte mir das in einem so liberalen Land zuvor nicht vorstellen können. Was Deutschland angeht, hat die Europawahl gezeigt, dass der Zuspruch zu extremen Parteien bei uns im Vergleich noch eher moderat ausfällt. Aber ja, die Demokratien sind insgesamt unter Druck, das ist eine internationale Entwicklung.

Kommen wir mal zurück nach Deutschland. Bei der Europawahl haben sehr viele junge Menschen die AfD gewählt.

Ja, und das muss uns beschäftigen.

Man hat im Nachgang herausgefunden, dass vor allem junge Männer die AfD oder rechts wählen, während die jungen Frauen eher links wählen. Haben Sie dafür eine Erklärung?

Es gibt wahrscheinlich mehrere Gründe. Es gibt Untersuchungen, wonach momentan eben nicht mehrheitlich eine Fridays-for-Future-Generation heranwächst. Ein großer Teil der Schülerinnen und Schüler befasst sich eher mit ihrer wirtschaftlichen Zukunft. Und da scheint seltsamerweise die AfD punkten zu können. Es gibt dazu zwei recht einleuchtende Erklärungsansätze. Ein Faktor ist wohl die Dominanz der AfD, was Social Media angeht. Das hinterlässt Spuren. Und es gibt zweitens offenbar das Phänomen, dass man etwas erst recht macht, wenn viele sagen, dass man das nicht darf. Wolf Biermann hat das mal in einem ganz anderen Zusammenhang gut auf den Punkt gebracht: „Was verboten ist, das macht uns grade scharf. Keiner tut gern tun, was er tun darf.“ Aber das ist nicht alles, wir haben vor allem dort hohe Stimmanteile für die AfD, wo die Lebensverhältnisse problematisch sind. Das gilt etwas in manchen ländlichen Regionen und dagegen kann man etwas tun.

TikTok, Trotz und das Gefühl, abgehängt zu sein, das sind so die Erklärungen, die ich öfter höre. Und dann werden als Reaktion TikTok-Filmchen über Aktentaschen gedreht. Ist das nicht ein bisschen sehr platt? Und unterstreicht das nicht, dass die Politik die jungen Menschen nicht wirklich ernst nimmt? Kann es nicht eher sein, dass sich da eine Generation einfach nicht gesehen fühlt? Aber gesehen werden möchte? Und jetzt nach Aufmerksamkeit schreit.

Naja, so schlimm fand ich die Aktentasche nicht und sie hat viele Klicks bekommen. Das war für das Bundeskanzleramt ein Eintritt in die TikTok-Welt. Richtig ist, dass wir uns der jungen Generation stärker zuwenden müssen. Aber zu Ihrer Frage: Ich glaube, es ist eine Mischung aus all dem, was Sie und ich aufgezählt haben.

Deutlich sichtbar ist, dass junge Menschen zunehmend ihre Zuversicht und ihr Vertrauen in die Politik verlieren …

und in die eigene Zukunft, das ist auch ein wichtiger Punkt. Deswegen kann man auch nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Das betrifft den Inhalt von Politik und auch ihre Präsentation. In den Vordergrund gehören Themen, die den Alltag von Leuten betreffen, anstelle kaum vermittelbarer Insider-Debatten. Und die Kommunikation muss den richtigen Ton treffen, dazu gehört dann heute bezogen auf junge Leute auch die Präsenz auf TikTok. Die Parteien jenseits der AfD tun sich damit noch schwer. Wir sind darauf trainiert, im Zweifel differenziert aufzutreten. In der Politik gibt es nicht nur schwarz oder weiß, sondern meistens viele unterschiedliche Grautöne. Im Bereich von Social Media geht es aber meistens ziemlich hart um schwarz oder weiß. Auf den Wahrheitsgehalt kommt es dabei weniger an. Bei solchen Rahmenbedingungen ist eine Partei wie die AfD naturgemäß im Vorteil. Wir anderen dürfen deswegen nicht mit dem Lügen anfangen, sondern müssen einen eigenen, seriösen und für junge Leute interessanten Weg finden.

Ein Mittel gegen rechts ist Bildung, in den Schulen, in den Kindergärten. Passiert da schon genug?

Da ist ganz sicher noch Luft nach oben. Gute politische Bildung für Kinder und Jugendliche ist von enormer Bedeutung. Gerade in der Verbindung mit digitaler Bildung geht da an den Schulen sicher einiges. Unser Lehrerinnen und Lehrer geben sich wirklich größte Mühe. Aber wir können noch nicht wirklich beurteilen, wie es um den Output bestellt ist. Verlassen wirklich alle jungen Leute unsere Schulen als mündige Staatsbürgerinnen und Staatsbürger? Wissen sie, was eine Demokratie ausmacht, können sie sich ihr eigenes Urteil bilden und werden sie motiviert für Engagement? Ich bin mit Kultusministerin Julia Willie Hamburg im engen Austausch darüber, wie wir bei der politischen Bildung noch besser werden können. Für mich ist Politik im Unterricht genauso wichtig wie die klassischen Hauptfächer.

Kommen wir noch einmal auf die Zuversicht. Wenn ich mit jungen Leuten spreche, dann begegnet mir momentan ganz viel Pessimismus. So eine fast destruktive Grundhaltung. „Bringt eh alles nichts, die Politik löst die Probleme nicht, ich denke jetzt zuerst an mich und versuche, einfach noch Spaß zu haben und mein Ding zu machen. Der Rest ist mir egal.“ Von Gemeinschaft und Zusammenhalt höre ich kaum noch etwas. Und ich finde, das ist ziemlich besorgniserregend.

Wenn wir beide an unsere eigene Jugend denken, gab es auch genug Probleme, zum Beispiel eine hohe Jugendarbeitslosigkeit. Aber für uns war immer ganz klar: Die Zukunft wird gut. Dieses Lebensgefühl hat sich erkennbar verändert, diese Gewissheit ist abhandengekommen. Aber es gibt auch die andere Seite der Medaille. Wir sind nach wie vor eine der reichsten Gesellschaften der Welt und die drittgrößte Volkswirtschaft. Wir leben auf einem Niveau, um das uns weltweit viele beneiden. Und bei uns engagieren sich immer noch ungeheuer viele Leute für die Gemeinschaft. Bei aller notwendigen Selbstkritik und Respekt vor anstehenden Herausforderungen – wir haben auch gute Gründe, selbstbewusst zu sein. Ich habe im Moment ein bisschen Sorge, dass wir uns und unser Land in ein zu schlechtes Licht stellen. Man soll die Probleme nicht klein reden, aber sich selbst und die eigenen Erfolge und Perspektiven eben auch nicht. Selbstbewusstsein und Problembewusstsein, beides könnte die ältere Generation der jüngeren übrigens gut vorleben!

Interview: Lars Kompa

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Der Freundeskreis im Gespräch mit Nico Röger und Martin Polomka

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Der Freundeskreis im Gespräch mit Nico Röger und Martin Polomka


Nico Röger & Martin Polomka

In diesem Monat haben wir uns mit Nico Röger (NR), dem Geschäftsführer von Hannover Concerts, und mit Martin Polomka (MP), dem Geschäftsführer von Trend ID, getroffen und über die Entwicklung von Hannovers Eventszene sowie das Image der Stadt gesprochen.

Fangen wir damit an, dass ihr euch kurz vorstellt: Wer seid ihr und was macht ihr?
MP – Ich bin Martin Polomka, 41 Jahre jung. Ich mache seit über 20 Jahren Veranstaltungen, war zehn Jahre als DJ tätig und habe jetzt seit 14 Jahren die Firma Trend ID. Als DJ bin ich in vielen Diskotheken in Hannover gewesen, dann in Deutschland und auch europaweit. Irgendwann habe ich angefangen, selbst Partys zu organisieren – und habe dann mit meinem Booker zusammen Trend ID gegründet. Wir hatten von Musik über Grafikdesign bis Veranstaltungstechnik so alle wichtigen Bausteine, nur bezüglich Gastro hatten wir gar keine Ahnung. Das hat dann teilweise meine Mutter gemacht, mein Cousin oder mein Onkel. Wir haben also alles von der Pike auf aus der Praxis gelernt und sind dann langsam größer geworden. Angefangen haben wir mit Weihnachtsfeiern für Firmen, dann kam nach acht Jahren die Baggi hinzu, nach zehn Jahren das Palo, nach zwölf Jahren dann das RP5. Und heute machen wir 400 Events im Jahr und haben einen Pool von ungefähr 120 Mitarbeitern, davon 18 feste Mitarbeiter. Wir sind IHK zertifiziert und bilden aus – und nebenbei halte ich Vorträge an verschiedenen Schulen oder Einrichtungen.

NR – Ich bin Nico Röger, 37 Jahre jung, geschäftsführender Gesellschafter von Hannover Concerts. Ich erinnere mich, dass mich Konzerte und das Event Business schon als Kind fasziniert haben. So ist mir eine Anekdote aus der Grundschule im Gedächtnis – die Frage nach unserem Berufswunsch beantwortete ich damals mit „Manager, wie mein Onkel“. Zur Erläuterung: Mein Onkel war Manager von Pur, die damals den deutschen Popmarkt eroberten. Ich durfte dann oft bei den Konzerten dabei sein und habe es von Anfang an geliebt, zumal ich tatkräftig mithelfen durfte – vom Plakate kleben, über Dixi-Toiletten aufstellen bis hin zum Rasen abdecken. Für mich war im Grunde immer klar, dass ich in die Veranstaltungsbranche möchte. Nach der Schule schloss sich einer kaufmännischen Ausbildung im Einzelhandel in einem Mannheimer Sporthaus schließlich eine Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann an. Die Kontakte nach Hannover kamen über meinen Onkel zu Wolfgang Besemer, dem Gründer von Hannover Concerts und meinem späteren Mentor und Ziehvater, zustande. Wolfgang Besemer und dessen Partner Michael Lohmann führten mich von der Pike auf in das Business ein. Da ich mich in Hannover zudem privat sehr schnell wohlfühlte, wurde ich hier sesshaft.
Seit dem plötzlichen Tod von Wolfgang Besemer gehöre ich der Geschäftsführung des Unternehmens an, das ich 2015 schließlich übernahm. Derzeit veranstalten wir mit einem festen Team von 35 Angestellten jährlich rund 500 Konzerte und Events. Darüber hinaus betreiben wir Veranstaltungsstätten wie die Gilde Parkbühne, die Swiss Life Hall, das Capitol und das Theater am Aegi.

Wenn über die Kultur einer Stadt gesprochen wird, liegt der Fokus oftmals erst einmal auf der Hochkultur, also beispielsweise bei der Opern, den Museen. Wie empfindet ihr eure Sichtbarkeit in der Kulturszene?
NR – Ich glaube, wir tun beide sehr viel für die Kultur in Hannover. Vor allem tragen wir zu einer großen Vielfalt bei. Als Wirtschaftsunternehmen, das einen maßgeblichen Anteil an der Pop Kultur der Stadt hat, müssen wir selbst für Sichtbarkeit sorgen. Das ist unser Job. Im Endeffet leben wir Kultur.
MP – Ich glaube, dass es gar nicht darum geht, Kultur einzunorden in irgendeine Nische, sondern darum, dass wir viele Menschen bewegen. Wir wollen etwas erzeugen, das die Menschen von ihrem Alltag abschalten lässt. Wir wollen eine Plattform schaffen, wo man sich trifft und einfach eine gute Zeit hat. Wir können als Hannover froh sein, dass wir so einen Konzertveranstalter haben. Das ist ein sehr großer Mehrwert gegenüber vielen anderen Städten, denn wir müssen nicht reisen, sondern haben es vor der Haustür. Das muss man zu schätzen wissen, sage ich ganz klar.

Wie sieht das in Zahlen aus? Während der Pandemie gab es ja erhebliche Einschränkungen. Habt ihr euch davon mittlerweile erholen können? Wie blickt ihr auf die Zeit zurück?
NR – Damals, als die Pandemie begann, hat mir kaum jemand geglaubt, als ich sagte, dass uns Covid bis 2026 beschäftigen wird. Jetzt, 2024, spüren wir immer noch die Auswirkungen der Pandemie. Sicher, die Kultur ist zurück, die Veranstaltungen finden statt, die Leute sind bereit, auf Konzerte zu gehen, und haben Spaß … aber es ist trotzdem ein großer Spagat für uns, denn die Kosten sind in allen Bereichen explodiert. Wir reden über stark gestiegene Personal- und Produktionskosten sowie höhere Künstlergagen. Auch das Kaufverhalten der Fans hat sich seit Cotona verändert. 2019 waren wir auf dem Peak. Nahezu jede Show, die wir ankündigten, lief gut. Das hat sich seit dem Restart geändert, das Publikum ist wählerischer geworden. Aber ich möchte mich keineswegs beschweren, der Markt ist dabei sich wieder zu normalisieren und ich blicke voller Freude und Zuversicht in die Zukunft. Ich bin dankbar dafür, dass wir unseren Job wieder ausüben dürfen und weiter an unserer Leidenschaft, an Musik, arbeiten können.
MP – Erstmal hatten wir ein riesengroßes Fragezeichen als die Pandemie losging, da war ja der Stecker gezogen. Du durftest keine Diskothek mehr machen, keine Veranstaltung. Und wir saßen da wirklich erst einmal und dachten: „Okay, das war’s.“ Nach Corona hatten die Diskotheken nochmals einen richtigen Schub: Da wollte man gefühlt alles nachholen. Das war super. Das ging aber nur drei bis vier Monate und dann hat sich das auch relativ schnell wieder normalisiert. Und seit einem Jahr haben die Diskotheken ein riesengroßes Problem in Deutschland. Also von den 1.500 Diskotheken, die in Deutschland organisiert sind, haben dieses Jahr 589 Diskotheken geschlossen – also mehr als ein Drittel aller Diskotheken haben zugemacht. Das ist eine Entwicklung, die natürlich sehr schwierig ist und die wir auch in Hannover merken. Der Gast positioniert sich im Vorfeld klar, was er abends macht: Diese Nachtschwärmer, die erst ins Kino gehen, essen gehen, in eine Bar gehen und dann noch einmal im Palo eine Stunde Party machen – die gibt es nicht mehr. Dadurch bauen wir unsere Läden gerade massiv um. Die Baggi als reine Diskothek gibt es ab September nicht mehr. Es wird mehr eine Eventlocation werden, da wird es auch mal Konzerte gben, da werden Tagungen stattfinden und da wird auch mal gar nichts los sein – weil wir klar sagen müssen, dass „Tür auf und Disco“ momenten zu schwierig ist. Der Altersdurchschnitt liegt bei 18 bis 25 Jahren. Da sind wir genau in dieser Corona-Generation, die gelernt hat, dass es zu Hause auch cool ist. Wir haben zum Beispiel einen Auszubildenden bei uns, der ist 20 und samstagabends mit ein paar Kumpels zu Hause, die kochen, gucken Tiktok und saufen. Das ist ganz anders als in meiner Jugend.

Warum ist denn das Feiern etwas Wichtiges, das auf keinen Fall verschwinden sollte?
MP – Ich sag mal so: Die Leute haben schon immer gefeiert. Das Schöne an dieser Entwicklung ist, dass man hier in Hannover gerade versucht, das Nachtleben ein bisschen neu zu strukturieren. In der Stadt gibt es jetzt auch einen ganz neuen Wettbewerb. Unheimlich viele Bars und Restaurants machen jetzt auch Partys und wir haben dadurch einen neuen Mitbewerber am Markt. Insgesamt kann man diese Situation sehr schwer deuten. Ich glaube, dass sich das Leben generell verändert hat. Nico hat schon gesagt, dass steigende Kosten natürlich auch ein Thema sind. Man schränkt sich ein, man sucht sich seine Highlights raus, die Menschen reduzieren ihren Spaßfaktor, weil das Wesentliche immer teurer wird. Es ist ein Mix aus allem: ein bisschen Corona, ein bisschen die aktuelle wirtschaftliche Situation und vielleicht auch der Markt an sich. Es gibt gerade eine ganz, ganz große Findungsphase in unserer Branche.

Hat sich denn das Verhalten von Konzertgänger*innen ähnlich verändert wie das von Discobesucher*innen?
NR – Ich kann lediglich für den Konzertmarkt sprechen. Der verändert sich permanent. Wie bereits erwähnt, kaufen die Fans gezielter Tickets. Zudem ist das Publikum deutlich sensibler geworden, was sich in Zeiten von Social Media in der Beschwerdekultur widerspiegelt. Wir nehmen das sehr ernst, denn das Wohl, die Gesundheit und Sicherheit unserer Gäste genießen bei uns die höchste Priorität. Diese Veränderungen beim Publikumsverhalten werden zum Beispiel im Sommer immer klarer, weil die Wettersituationen immer unkalkulierbarer sind. Wir müssen Lösungen dafür haben. Gerade erst beim Konzert von Roland Kaiser mussten wir wegen einer Gewitterwarnung praktisch aus dem Nichts den Innenraum evakuieren. Ähnliche Situationen hatten wir seinerzeit bei Ed Sheeran und ganz speziell beim Jahrhundertkonzert von Guns N’ Roses auf dem Messegelände. Unter dem Strich gibt es eine Menge Faktoren, die sich im Laufe der Zeit verändert haben. Man muss sich jeden Tag neu erfinden, neue Ideen, neue Formate entwickeln. Fakt ist, dass ich mich seit Corona stärker mit Gleichgesinnten, Mitbewerbern, Partnern und Kollegen austausche.
MP – Es gibt zum Beispiel auch Künstler*innen, die bei uns Aftershowpartys machen. Das heißt, Sie spielen ein Konzert bei Hannover Concerts und dann gehen sie zum Feiern zu uns. Auch darüber kommen wir immer wieder in Kontakt. Und das ist ja auch gut so, dass man sich – wenn man zusammen in einer Stadt ist – einfach auch mal kurz austauschen kann und hier miteinander wirkt.

Jetzt, da das Stichwort Austausch gefallen ist, kommen wir noch einmal zum Freundeskreis: Mit welcher Intention seid ihr eingetreten und wie ist eure Erfahrung bislang?
MP – Ich wurde von Hajo angesprochen und seitdem bin ich dabei. Dann gibt es mal eine kleine Aktion hier, eine kleine Aktion da – und das unterstützen wir gern. Das, was ich mit Nico habe, benötigen wir ja in mehreren Bereichen der Stadt: ob jetzt Logistik, Infrastruktur, Gastronomie oder was auch immer. Da kann ein Netzwerk wie der Freundeskreis nicht schaden. Es kann nur von Vorteil sein.
NR – Absolut. Natürlich sind der Kontakt, der Austausch und das Miteinander gerade in einer Stadt wie Hannover wichtig. Und deswegen ist Hannover auch so besonders und so schön. Man hat kurze Wege, jeder kennt jeden und so kann man sich über verschiedene Themen austauschen. Das ist einfach super und hilft auch immer. Und am Ende arbeiten wir alle immer an einem Projekt: nämlich die Stadt wunderbar zu machen und etwas Tolles für den Ort, an dem wir leben, zu tun. Ich glaube, Hannover hat in dieser Hinsicht einen Vorbildcharakter. Der Zusammenhalt hier ist spürbar. Das kenne ich ganz anders aus anderen Bereichen und anderen Städten.
MP – Wir haben nur dieses „Hannover-Problem“. Wir machen uns immer kleiner als wir eigentlich sind, alle. Ich habe so viele Freunde und Bekannte, die nach Hannover kommen und eigentlich sagen: „Ey, eigentlich ’ne geile Stadt. Aber ich hatte immer so einen schlechten Eindruck.“
NR – Das habe ich früher schon in Heidelberg gespürt, als ich sagte, dass ich nach Hannover ziehe, wurde ich ungläubig gefragt, warum ich denn ausgerechnet dorthin gehen wolle? Wir müssen viel selbstbewusster auftreten, denn Hannover ist eine wunderbare Stadt. Eine Stadt wie keine andere, aus meiner Sicht. Es gibt unheimlich viel zu erleben.
MP – Bin ich voll dabei. Wenn man sich anguckt, was hier alles passiert: Konzerte, Sportveranstaltungen, Kulturveranstaltungen. Du hast ja eigentlich für die Region Hannover, um die es am Ende ja geht, viel zu viele Angebote. Das liegt aber daran, dass wir einfach ganz gut aufgestellt sind als Stadt. Das muss man mal so klar sehen. Das geht immer ein bisschen unter, weil das für uns irgendwie schon Normalität ist.
NR – Ich war wirklich erstaunt, als ich hierherkam. Ich bin in einem Nachbarort von Heidelberg aufgewachsen und da ist man mal nach Heidelberg gefahren oder nach Mannheim feiern gegangen … Und dann kam ich hier in Hannover an und habe damals in der Steintorfeldstraße direkt hinterm Hauptbahnhof gewohnt. Ich kannte das nicht, dass man jeden Abend unterwegs sein konnte. Ich war total baff. In dieser Stadt ist immer etwas los. Sie lebt und sie hat ein derart vielfältiges Angebot, das in Relation zur Größe und Einwohnerzahl ihresgleichen sucht.
● CK/LD

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Stadtkinder essen: Liners

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Stadtkinder essen: Liners


Die Zeiten, in denen Veganer gefragt wurden: „Und was isst du? Rindenmulch?“ sind zum Glück vorbei. Immer mehr Restaurants bieten ausgeklügelte vegane Gerichte an, die nicht mehr an die lieblosen Salatbeilagen von früher erinnern. In Sachen Fastfood ist es nach wie vor schwierig, fündig zu werden, jedenfalls dann, wenn man die bekannten amerikanischen Ketten nicht unterstützen möchte. In Hannover ist dieses Problem jetzt aber gelöst, denn mit dem Liners ist die Innenstadt nicht nur um ein Lokal, sondern sogar um ein veganes Fastfood-Lokal reicher.
Es entbehrt nicht einer gewissen Komik, dass das Liners keine fünfzig Meter von dem Ort eröffnet hat, an dem sich bis vor kurzem noch ein McDonald’s befand, nämlich an der Ecke Georg- und Andreaestraße. Hübscher ist das Liners allemal: Grüne Deko und viel Holz mit Sitzplätzen drinnen wie draußen. Wir haben die Wahl, über ein elektronisches Panel oder am Tresen selbst zu bestellen, entscheiden uns aber für letzteres. Die Betreiberin selbst erklärt uns superfreundlich die Unterschiede zwischen den einzelnen Proteinquellen, welches in seiner Faserbeschaffenheit welchem Fleisch oder Fisch ähnelt und so weiter. Ganz schön beeindruckend! Wir entscheiden uns zum einen für ein Menü bestehend aus Cheeseburger, Knoblauchpommes mit Ketchup und einem Kaltgetränk für insgesamt 15,50€. Weil wir neugierig sind, bestellen wir außerdem eine Curryvurst (5,40€) sowie Vish’n’Chips (7,90€). Es dauert nicht lange, dann bekommen wir das Tablett mit unserer Bestellung gebracht. Und an dieser Stelle der einzige Punkt, den wir zu kritisieren haben: Ganz genau wie bei den großen Fastfoodketten ist auch hier alles einzeln in Pappboxen verpackt. Finden wir ein bisschen unnötig, zumal wir vor Ort gegessen haben. Aber wir kennen auch die Küchensituation nicht, vielleicht ist es nicht anders möglich, deshalb ist es nur eine halbe Kritik.
Jetzt aber zum Angenehmen:
Boah, ist das lecker! Die Knoblauchpommes sind unglaublich gut, total aromatisch, knusprig und saftig. Den Ketchup zu benutzen, wäre frevelhaft. Die Sauce für die Curryvurst ist fein gewürzt und schmeckt, wie man sie sich wünscht, aber selten bekommt.

Das vegane Würstchen hat natürlich eine völlig andere Konsistenz als sein fleischiges Pendant, hinterlässt aber beim Verzehr die gleiche Befriedigung. Die Chips zum zugehörigen Vish kommen ohne Knoblauch, schmecken aber trotzdem sehr gut. Sie ruhen in ihrer Box unter dem panierten Vishfilet, was ein bisschen unglücklich ist. Die echt leckere Remoulade befindet sich somit nämlich ausschließlich auf dem Fischersatz. Dieser ist nicht nur hervorragend paniert und gebacken, sondern schmeckt auch noch relativ fischähnlich. Erstaunlich. Mag sein, dass das Hirn sich aufgrund der Optik und dem Geschmack der Remoulade den Rest zusammenphantasiert, ist aber egal, denn das Produkt überzeugt.
Das absolute Highlight ist allerdings der Burger. Das Brötchen ist große Klasse, nicht so pappähnlich wie viele andere Burgerbrötchen. Die Sauce schmeckt hervorragend, besonders in Kombination mit den frischen roten Zwiebeln. Der vegane Käse ist „richtigem“ in Sachen Geschmack und Schmelzverhalten durchaus ähnlich und das Patty aus Pflanzenprotein ist toll gewürzt und schmeckt leicht rauchig. Alles in allem: Punktlandung. Einen ähnlich guten Burger, ob nun mit oder ohne Fleisch, in Hannover zu finden, dürfte nicht ganz einfach werden. Kurzum: Das Liners hat uns Omnivoren überzeugt. Ruhig mal testen!

● IH, Fotos Gero Drnek

Liners
Andreaestraße 2
30159 Hannover
https://liners-lecker.de/
Täglich geöffnet 12:00-21:00 Uhr
https://www.instagram.com/linersfood

 

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Märchenkoffer e.V.

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Märchenkoffer e.V.


Chancengleichheit, Integration, Vielfalt – für das und vieles mehr steht Märchenkoffer e.V. seit nunmehr zehn Jahren. Angefangen mit einem Theaterworkshop und Märchenlesestunden, ist aus dem Herzensprojekt von Alexandra Konopleva inzwischen eine Gemeinschaft aus rund 100 Ehrenamtlichen erwachsen, die täglich ein abwechslungsreiches Programm bieten.

Das Angebot des Märchenkoffer e.V. richtet sich an Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund, die die Bindung an ihre Herkunftssprache fördern möchten. „Viele Eltern machen sich sorgen, dass ihr Kind nicht ausreichend Deutsch lernt oder einen Akzent entwickelt, wenn sie zu Hause weiter in ihrer Herkunftssprache sprechen“, erklärt Konopleva. So bestehe das Risiko, dass die Sprache mit der Zeit verloren gehe. Man könne sie zwar wieder neu lernen, aber „man kann sie nicht mehr fühlen und sie erscheint total fremd“.

Um einer solchen Entwicklung entgegenzuwirken, haben die studierte Musikpädagogin und ihr Team in Vahrenwald einen Raum geschaffen, in dem Kinder und Jugendliche „bilingual glücklich“ werden können. Zwischen 9 und 11 Uhr sind die Räumlichkeiten für Mütter mit Kleinkindern geöffnet, die sich vor Ort austauschen und gemeinsam spielen können. Anschließend wird bei einem offenen Treff zusammen gegessen und Unterstützung bei Hausaufgaben geboten. Ab 16 Uhr finden verschiedene Kreativprojekte statt. Im kommenden Schuljahr wird es unter anderem Kurse mit einem 3D-Drucker sowie mit VR-Brillen geben, die spielerisch zum Lernen genutzt werden können. Abends stehen die Türen des Märchenkoffer e.V. zum Austausch auch für junge Erwachsene offen. „Bei uns ist jede*r herzlich willkommen!“

Das Programm findet an sieben Tagen die Woche entweder in der Herkunftssprache der Anwesenden oder zweisprachig auf Russisch, Polnisch, Ukrainisch, Arabisch oder Türkisch und Deutsch statt. Für geflüchtete Kinder und jene mit einem speziellen Förderbedarf gibt es außerdem Deutsch-Lernangebote. Jährlich werden rund 40 Kleingruppenprojekte und etwa 50 Wochenendworkshops organisiert. Hinzu kommt ein umfangreiches Ferienprogramm mit teils mehrtägigen Gruppenfahrten und internationalen Kooperationen mit ähnlichen Organisationen. Im Fokus steht hierbei neben dem Lernerfolg vor allem, dass alle Spaß haben. „Wir legen einen wirklich großen Wert auf informelle Bildung, aber nicht wie im Schulalltag, sondern spielerisch“, erläutert Konopleva. Die Kinder und Jugendlichen werden regelmäßig gefragt, wo ihre Interessen liegen und welche Ansprüche sie an das Märchenkoffer-Programm haben. „Uns ist es wichtig, dass die Kinder sich aktiv beteiligen möchten und motiviert sind, zu lernen“.

Zukünftig soll das Angebot um weitere Sprachen und Projekte ergänzt werden. Hierzu sind vor allem größere Räumlichkeiten und mehr Ehrenamtliche nötig. „Die Nachfrage ist sehr groß, aber vieles können wir noch nicht abdecken“, bedauert Konopleva. Sie wünscht sich, Leerstände in der Stadt für Projekte von Märchenkoffer e.V. nutzen zu können und, dass „Geflüchtete aus unterschiedlichen Ländern aktiver werden und sich ehrenamtlich engagieren“. Auf diese Weise „tun sie etwas für andere und auch für sich selbst“. Das Team rund um Alexandra Konopleva setzt sich derzeit aus Menschen mit vielen verschiedenen Wurzeln zusammen, darunter Pädagog*innen und Künstler*innen, aber auch Ärzt*innen und Ingenieur*innen, die ihre individuelle Lebenserfahrung teilen. „So lernen die Kinder und Jugendlichen eine Vielzahl von Menschen kennen, die auch gerade dabei sind, sich zu integrieren, oder schon gut integriert sind – ein großer Mehrwert“ und Grund dafür, in Zukunft „noch größer und noch bunter zu werden“.

● Laura Druselmann
Infos zu allgemeinen oder projektbezogenen Spenden:
www.sprachhelden.com/dem-maerchenkoffer-helfen

Märchenkoffer e.V.
Rolandstraße 19, 30161 Hannover
Tel. 01575 7812819
E-Mail: hallo@sprachhelden.com
www.sprachhelden.com
Instagram: skazokchemodan

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Der besondere Laden: Reparatur-Café Heideviertel

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Der besondere Laden: Reparatur-Café Heideviertel


Reparieren statt Wegwerfen: Gerd Prien und sein Team aus ehrenamtlichen Helfer*innen kommen regelmäßig zusammen, um kaputten Gegenständen neues Leben einzuhauchen. Von Haushaltsgeräten, über (Unterhaltungs-)Elektronik und Spielzeug, bis hin zu Möbeln und Textil – „Wir setzen uns so lange ran, bis es wieder läuft“.

Mit dem Ziel, Müll zu reduzieren und Ressourcen einzusparen wurde das Reparatur-Café Heideviertel im Oktober 2018 zunächst im Kulturzentrum Hölderlin Eins gegründet. „Ich sehe es als Verantwortung meiner, also der älteren Generation, Nachhaltigkeit zu fördern. Für uns hat immer der wirtschaftliche Faktor gezählt, nicht die Umwelt, und das dürfen die jüngeren Generationen jetzt ausbaden“, so Prien. Für sein Engagement wurde er im Herbst letzten Jahres durch die Bezirksbürgermeisterin Belgin Zaman mit dem Bürgerpreis für besondere ehrenamtliche Leistungen ausgezeichnet.

Das Werkstattcafé auf dem Lüneburger Damm findet jeden ersten Samstag im Monat statt. Innerhalb von drei Stunden hat jede*r die Möglichkeit, mit kaputten Gegenständen vorbeizukommen und bei Kaffee und Kuchen die Hilfe des Reparaturteams in Anspruch zu nehmen. „Unser Ziel ist es, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten“, erklärt Prien. Man wolle den Menschen Mut machen, die Reparatur selbst anzugehen. Viele Dinge seien mit einem emotionalen Wert verbunden und das Erfolgserlebnis sei umso schöner, wenn man sie selbst repariere. Dabei steht den Gäst*innen stets eine „sehr hochkarätige Mannschaft“ unter anderem aus Mechaniker*innen, Elektrotechniker*innen, Ingenieur*innen und Schneider*innen zur Verfügung, die eine Erfolgsquote von etwa 70 Prozent vorweisen kann.

Damit noch mehr erfolgreiche Reparaturen gefeiert werden können, sei es wichtig, dass sich die Menschen anmelden, bevor sie ins Reparatur-Café kommen. So könne sichergestellt werden, dass die entsprechenden Expert*innen und die richtigen Werkzeuge oder Ersatzteile vor Ort sind, denn „von den übrigen 30 Prozent wäre mindestens die Hälfte auch reparierbar, wenn wir vorher wüssten, was uns erwartet“.
Der bisher wohl außergewöhnlichste Gegenstand, der im Reparatur-Café wieder instand gesetzt wurde, war ein altes Grammophon von 1910. „Am Ende stand die gesamte Mannschaft drum herum und beobachtete, wie mit einer Stahlnadel nach der Tüftelei wieder etwas von einer alten Schelllackplatte abgespielt wurde. Und alle freuten sich, dass es funktionierte“, berichtet Prien. Neben der Reparatur verschiedenster Gegenstände steht in dem Werkstattcafé vor allem das Gemeinschaftsgefühl im Fokus. „Einer unserer Hintergedanken ist auch das Miteinander, sowohl mit den Menschen, die zu uns kommen, als auch in unserem Team. Die Helfer*innentruppe ist sehr aufgeschlossen, alle verstehen sich gut und wir freuen uns auch immer über Zuwachs“.

Werkstattcafés wie im Heideviertel gibt es in Hannover und der Umgebung bereits an etwa zehn Standorten. Dabei handelt es sich meist nicht um feste Räumlichkeiten, sondern oftmals um Gemeinderäume, die von den Reparatur-Café-Teams genutzt werden dürfen. Die Einrichtung weiterer Reparatur-Cafés, wie etwa in Mühlenberg, scheitere vor allem an einem Mangel an Freiwilligen, die ihre Expertise zur Verfügung stellen. „Wir wollen kurze Wege schaffen und möglichst in jeden Stadtteil kommen“, betont Prien. Zurzeit helfen er und einige Helfer*innen aus dem Team an anderen Standorten aus, doch damit Werkstattcafés in ganz Hannover zukünftig dauerhaft angeboten werden können „brauchen wir mehr Unterstützung“. „Wir wünschen uns, dass alle mit anfassen und wir zusammen für mehr Nachhaltigkeit sorgen können“.

Laura Druselmann
Selbst im Reparatur-Café aktiv werden:
Kontaktaufnahme per E-Mail an die u. g. E-Mail-Adresse

Reparatur-Café Heideviertel
Lüneburger Damm 2, 30625 Hannover
E-Mail: repaircafe-hannover-ost@e-mail.de
www.reparatur-initiativen.de/reparatur-cafe-heideviertel

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Stadtkind twittert