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Stadtkinder essen: Stephanseck

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Stadtkinder essen: Stephanseck


Wenn es Läden seit sehr langer Zeit gibt, hat das wahrscheinlich gute Gründe. Qualität könnte – und sollte – einer davon sein. Nun ist es aber auch möglich, dass Lokale von Zeit zu Zeit den Betreiber wechseln. Ein guter Anlass, um also immer mal wieder zu prüfen, ob‘s denn noch schmeckt.
Auf der langen Liste der „Ach, das gibt‘s schon eeeewig“-Restaurants in Hannover steht auch das Stephanseck in der Südstadt. In schöner Lage zwischen gut gepflegten Altbauten hält diese Institution dort seit vielen Jahren die Stellung. Zu Recht? Werden wir rausfinden.

Der Internetauftritt ist schon mal ganz schön, die dort angebotenen Speisen werden mit Fotos beworben, so dass man direkt Appetit bekommt. Man ist hier sehr stolz auf seine traditionsreiche deutsche Küche – die wohl auch gut ankommt, denn Google-User bewerten das Stephanseck mit durchschnittlich viereinhalb Sternen.
Als wir ankommen und freundlich grüßen, ist noch nichts los. Die Mitarbeiterin schaut uns verwundert an. Komm schon, Gäste in einem Restaurant sind jetzt nicht so unüblich!

Was wir trinken möchten? Wissen wir nicht, eine Karte wäre hilfreich gewesen. So lassen wir uns von der Servicekraft unsere Optionen nennen. Wo die Homepage noch eine große Auswahl regionaler Biersorten versprach, bleibt am Ende doch nur Gilde vom Fass (2,50€, 0,2l). Gut, dann das und eine große Cola (4,50€, 0,5l). Beidem mangelt es auffällig an Kohlensäure, aber wir bekommen zu unseren Getränken dann auch eine Speisekarte. „Jedes Schnitzel von Hand geklopft und fein angebraten“ steht in der Karte, die sich mit der aus dem Internet nur partiell überschneidet, sowohl in der Auswahl, als auch im Preis. Wir entscheiden uns also für das Cordon bleu mit Bratkartoffeln und Beilagensalat (18,90€ + 3,50€ für die Bratkartoffeln) sowie für die Currywurst mit Pommes (9,90€).

Das Essen kommt recht zügig und sieht erst mal super aus. Wir zweifeln nicht daran, dass das Cordon Bleu hausgemacht ist, denn das ist deutlich erkennbar. Handwerklich gibt es hier rein gar nichts zu bekritteln. Das sieht bei den Bratkartoffeln schon ein bisschen anders aus, sie sind leider recht fettig und bieten nur wenig Röstaromen. Der Beilagensalat ist frisch und kommt à part, das verwendete Joghurtdressing allerdings ist zu homogen um hausgemacht zu sein, aber sei‘s drum. Jetzt zum Geschmack: Das Fleisch ist von guter Qualität, perfekt gegart, weder zäh noch grau, sondern exakt so, wie es sein soll. Allerdings ist das ganze Gericht recht unterwürzt, der verwendete Schinken wie auch der Käse (mutmaßlich Mozzarella) bringen kaum Eigengeschmack, so dass der Hauptgeschmacksträger die in Butterschmalz gebackene Panierung bleibt. Auch den Kartoffeln hätte etwas mehr, zumindest Salz und Pfeffer, nicht geschadet.

Von der Currywurst haben wir kein hausgemachtes Exemplar erwartet – das ist, im wahrsten Sinne, eine Schweinearbeit, die man dann auch nicht zu diesem günstigen Preis anbieten könnte. Sie ist gut, außen knusprig und innen saftig, es gibt auch genug Sauce für die Pommes.
Beide Gerichte sind so reichlich portioniert, dass man sie nicht aufessen kann.
Unser Fazit fällt gemischt aus. In der Küche steht auf jeden Fall eine Person, die was kann, so viel ist klar. Aber „hausgemachte deutsche Küche“? Hm. Dafür gibt es doch zu viele Komponenten aus dem Convenience-Bereich. Ja, Convenient-Küche trifft es vielleicht am ehesten. Es ist Soulfood für Fleischliebhaber, für Vegetarier oder sogar Veganer ist es aber wohl eher nicht das erste Haus am Platz.

● IH, Fotos Gero Drnek

Stephanseck
Geibelstraße 35
30173 Hannover
www.stephanseck.de
Mo-Fr.: 16:00-00:00h
Sa-So.: 15:00-00:00h
https://www.facebook.com/StephansEckHannover

https://www.instagram.com/stephans.eck/

 

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Stadtkinder essen: Marra Pizzeria Napoli

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Stadtkinder essen: Marra Pizzeria Napoli


Stadtkinder essen_ Marra Pizzeria Napoli

Italienische Restaurants gibt es in Hannover einige. Eigentlich sogar so viele, dass man eine eigene Rubrik damit füllen könnte. Wie viele davon wohl „Napoli“ heißen? Na, man kann es sich denken.

Und so geht es in diesem Monat in eine der mutmaßlich vielen Pizza- & Pasterien namens „Napoli“ – oh, wie wir wünschten, dies wäre der Standard für alle gleichnamigen Etablissements!

Ein winziger Laden auf der Deisterstraße in Linden: Davor stehen zu Dekorationszwecken Körbe mit frischem Gemüse, innen ist es eng, denn es wurden so viele Tische in den Gastraum gequetscht, wie es eben möglich war. Darauf rot-weiß-karierte Tischdecken, an den Wänden Familienfotos, Girlanden aus Plastikgemüse und Zierrat aller Art. Wir vermissen ein Bild von Papst Pius – stattdessen finden wir mehrere Aufnahmen von Diego Maradona. Nah dran. Italien, Argentinien, Hauptsache, Madrid, oder so ähnlich.

Trotz oder gerade wegen dieser Kuriosität fühlen wir uns direkt wohl. Es fühlt sich nach Urlaub an, wir möchten direkt auf einen der winzigen Tische springen und Tarantella tanzen, zumindest erwarten wir aber, dass die Dame des Hauses temperamentvoll mit Tellern nach ihrem Ehemann wirft. Nichts davon passiert allerdings, stattdessen begrüßen uns sowohl die Servicekraft, der Inhaber und die Inhaberin (unbewaffnet) alle einzeln und freuen sich, dass wir da sind.

Um diese Freude zu unterstreichen, serviert man uns Brot mit unterschiedlichen Dips, frisches Gebäck und eine kleine Tasse Kürbissuppe als Gruß aus der Küche, während wir uns mit einem italienischen Bier (3,00€) und einem Limoncello-Spritz (7,00€) auf alles einstimmen, was da noch kommen mag. Was uns freut und die Entscheidung erleichtert: Die Karte an Standardgerichten ist klein, aber es gibt eine beachtliche Auswahl an saisonalen Gerichten. Wir entscheiden uns für eine Pizza mit Blauschimmelkäse und Avocado (12,00€), sowie für ein Rumpsteak mit Pilz-Pasta und gegrilltem Frühlingsgemüse (26,00€) und werden nach dem gewünschten Gargrad des Fleisches gefragt. So geht das! Eine Empfehlung für den korrespondieren Rotwein gibt‘s noch dazu, der gehen wir gerne nach (7,00€).

Die Pizza ist italienisch – nicht amerikanisch oder das, was Deutsche oder Gastro-Ketten als Pizza bezeichnen. Der Teig wurde lange geführt und schmeckt nach was, die offenkundig lange gekochte Tomatensugo unterstreicht den leicht bitteren Gorgonzola und die Avocado rundet den Geschmack perfekt ab. Nicht superfancy, aber absolut stimmig. Das Fleisch kommt genauso medium-rare wie bestellt und ist von guter Qualität. Das Grillgemüse, bestehend aus weißem und grünen Spargel, Rübchen, rote Beete, Plattbohnen, Auberginen und Zucchini hat noch Biss und schmeckt herrlich mediterran. Der Knaller allerdings sind die Nudeln in Pilzsauce – absolut phantastisch. Die Portion ist allerdings so groß, dass kein Mensch sie aufessen kann. Wieder kommen sämtliche Mitarbeiter an unseren Tisch. „Gut?“ „Sehr!“ „Iss doch noch noch bisschen!“ „Ich kann nicht mehr!“ „Soll ich es dir einpacken?“ Als wir das verneinen, bekommen wir zum Nachtisch „wenigstens“ noch zwei Schokoladeneier und hausgemachten Limoncello serviert.

Fazit: Auch, wenn Martin Scorsese trotz passender Kulisse hier wohl kaum seinen nächsten Film drehen wird, kann man dieses Restaurant getrost als DAS Napoli in Hannover bezeichnen und alle STADTKIND-Leser*innen sollten sich selbst davon überzeugen.

Marra Pizzeria Napoli

Deisterstraße 40

30449 Hannover

0511-454882

Öffnungszeiten: Mittwoch – Sonntag, 16:00-23:00

IH, Fotos Gero Drnek

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