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Ein offener Brief an Viktor Orban

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Ein offener Brief an Viktor Orban


Lieber Viktor, nur ein kurzer, aber dennoch sehr dankbarer Zwischenruf, denn es ist doch einfach eine Freude, wie du all diesen aufgeblasenen Brüsselaner*innen und dem gesamten Rest Europas mit schöner Regelmäßigkeit den ausgestreckten Stinkefinger zeigst und einfach mal auf echt alles pfeifst. Das muss man erstmal so performen, dazu gehören nicht nur Talent und Chuzpe, da muss man auch einen gehörigen Schuss Skrupellosigkeit mitbringen. Das ist schon bewundernswert, so ein Arschloch-Standing durchzuhalten und alle Kritik mit einem dickfälligen Lächeln und einem gelangweilten Schulterzucken abzutun. Eier aus Stahl hast du. Da kann sich selbst der Erdoğan noch ein paar dicke Scheiben abschneiden. Nebenbei, großes Kompliment, wie du den neulich über den Tisch gezogen hast. Er schenkt dir einen endgeilen Elektro-SUV von Togg mit 435 PS und du so: „Hier haste ‘n Pferd!“ Großartig. Zumal wenn man weiß, dass der liebe Erdoğan mal ziemlich bitter vom Pferd gestürzt ist, was zu allem Überfluss auch noch jemand gefilmt hat, damals. Millionen Klicks im Internet. Und du schenkst ihm ein Pferd. Das reicht fast an Putins Hund ran, den er damals auf unsere Angela losgelassen hat.

Du bist schon ein ganz bemerkenswertes Sackgesicht, und das sagen wir hier mit großer Bewunderung und voller Ehrfurcht. Wie würde es uns in Deutschland heute gehen, wenn unsere Politiker*innen so ein bisschen mehr von dir hätten? Das billige, russische Gas würde sprudeln hierzulande, alles wäre in schönster Ordnung. Wir würden uns einfach weiter bereichern und der Ukraine gelassen beim Sterben zusehen. Vergewaltigte und geschändete Frauen und Kinder – uns doch egal. Aber das schaffen unsere Politiker*innen ja nicht. Dazu hat niemand den passenden Arsch in der Hose. Wobei, die Sahra vielleicht, das könnte eine Seelenverwandte sein. Egal, du jedenfalls zeigst die nötige gesunde Härte im großen Spiel der Interessen. Her mit den 21-EU-Milliarden, sonst blockierst du die 50 Milliarden Ukraine-Hilfe. Fertig bist du mit dem Thema. Und wenn sie dir nun drohen, mit dem Einfrieren sämtlicher EU-Gelder, dem Entzug der EU-Rats-Präsidentschaft, die du kommendes Jahr in der zweiten Hälfte übernehmen wirst, oder ganz grundsätzlich mit dem Entzug des Stimmrechts plus einer Klage vor dem Europäischen Gerichtshof wegen der 10 Milliarden, die du gerade erfolgreich von der Ursula abgepresst hast, wenn sie dir mit solchen harten Konsequenzen drohen, dann lächelst du nur müde und ein bisschen gelangweilt. Denn du weißt, dazu fehlt den Kolleg*innen das Rückgrat. Sie werden natürlich einknicken und weichspülen und weiter Harmonie heucheln, wo es schon seit Jahren keine Harmonie mehr gibt.

Die Weicheier gehen dir am Arsch vorbei, und das unterstreichst du bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit. So, und nicht anders, verteidigt man die Interessen des eigenen Landes. Ungarn first! Und dabei immer schön die Macht im eigenen Land absichern und zum Beispiel den unabhängigen Journalismus abschaffen. Da hattest du bisher noch Defizite, bei dem Punkt ist dir wiederum der Erdoğan weit voraus. Aber jetzt kommt ja demnächst dein „Souveränitätsverteidigungsgesetz“, und mit diesem neuen Gesetz wird ermöglicht, dass all jene durch staatliche Behörden überprüft werden können, die die öffentliche Debatte im Land beeinflussen, was natürlich Journalist*innen miteinschließt. Zur Überprüfung soll die Behörde sogar Geheimdienstinformationen nutzen dürfen. Großartig! Damit wird endlich Ruhe sein an der Kritikerfront. Falls dir die EU nicht dazwischenfunkt. Aber was wollen die schon dagegen machen? Du wirst sie dir schon gefügig erpressen. Die Nötigung ist ja quasi dein zweiter Vorname.

Das bleibt zuletzt zu sagen? Einfach nur Danke! Denn du bist ja bei all dem nicht zuletzt auch ein wertvolles Vorbild für die nachwachsenden Generationen in Ungarn und auch im Rest Europas. Handle so, dass du möglichst ohne nachteilige Konsequenzen deinen Willen möglichst vielen anderen aufzwingen kannst und sei dabei stets geleitet von Egoismus und Raffgier – ganz frei nach Immanuel Kant. Wenn man sich so anschaut, in welche Richtung die Welt abdriftet, dann hat man mit diesem Leitsatz doch das passende Rüstzeug. Wer gewinnen will, muss ein Arschloch sein. Danke, Viktor! Vielen Dank!

GAH

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