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Editorial 2023-06

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Editorial 2023-06


Liebe Leser*innen,

der Juni ist der Pride Month, die LGBTQI+-Community feiert auf verschiedenste Arten stolz die eigene Existenz. Der Monat steht für Toleranz und Selbstbewusstsein, alle kämpfen gemeinsam gegen Kriminalisierung, Stigmatisierung und Ausgrenzung. Und leider ist das noch immer bitter nötig. Denn nach wie vor haben viele Menschen, auch in Deutschland, große Probleme mit der sexuellen Orientierung anderer, mit der Geschlechtsidentität oder der geschlechtlichen Ausdrucksform von Menschen. Sie lehnen alles ab, was von der sogenannten gesellschaftlichen Norm abweicht, die sie natürlich höchstselbst definieren. Ich würde mir sehr wünschen, dass das irgendwann mal aufhört und wir alle miteinander realisieren, dass die gesellschaftliche Norm Vielfalt ist.

Aber das scheint wohl doch nur ein schöner Traum. Mir sind Menschen, die ein Problem mit dieser Vielfalt haben, ein echtes Rätsel. Was treibt die an? Illi Hinzberg hat in ihrem Text über Queerfeindlichkeit ab Seite 54 sehr klare Worte dafür gefunden, was mir bei diesem Thema immer wieder durch den Kopf geht: „Was auch immer in deinem Ausweis steht – wenn du ein Arschloch bist, bist du ein Arschloch. Mit entsprechenden Pronomen.“ Das bringt es für mich ganz einfach und klar auf den Punkt. Wichtig ist, wer da oben im Kopf wohnt. Und wenn da kein Arschloch wohnt, ist mir das sympathisch. Die sexuelle Orientierung, die Geschlechtsidentität oder die geschlechtliche Ausdrucksform ist mir dabei völlig egal.

Und ich finde es ausgesprochen ärgerlich, dass wir uns im 21. Jahrhundert noch immer mit diesem Thema beschäftigen müssen. Dass es nach wie vor verschiedenste Formen der Diskriminierung gibt. Ablehnung, Hass, Stigmatisierung, Mobbing, Gewalt, soziale Ausgrenzung und nicht zuletzt rechtliche Benachteiligungen – die Liste ist lang. Queerfeindlichkeit ist ein echtes Problem und kein netter Spaß im Bierzelt. Betroffene Personen kämpfen oft mit psychischen Belastungen wie Depressionen oder Angstzuständen, sie machen Gewalterfahrungen und haben Suizidgedanken. Ich finde, das ist eine Schande für unsere Gesellschaft. Es ist höchste Zeit, dass wir endlich einen nächsten großen Schritt in Sachen Zivilisation wagen und unsere Vorurteile und Ressentiments vollständig ablegen. Wie schaffen wir das? Ganz einfach, durch Begegnung. Durch Neugier. Durch Offenheit. Aber nicht durch Toleranz, denn Tolerieren im Sinne von Dulden geht am Thema absolut vorbei, das schafft eine Hierarchie, die es nicht gibt. Oder geben sollte.

Leider habe ich die Befürchtung, dass dieser nächste Zivilisationsschritt so bald nicht kommen wird. Im Gegenteil, ich vermute, dass wir momentan eher eine Ehrenrunde drehen. Wenn ich sehe, wie bei ganz jungen Menschen längst überwunden geglaubte Rollen und Muster momentan eine Renaissance erleben, wie plötzlich wieder sehr konservative Werte hochgehalten werden, bin ich ziemlich alarmiert. Und befürchte eher ein Rollback in die 50er-Jahre. Es hilft wohl nichts, wir müssen an dem Thema dranbleiben, wir müssen aufklären über sexuelle und geschlechtliche Vielfalt, über das, was wirklich normal ist – immer wieder und immer wieder von vorne.

Lars Kompa
Herausgeber Stadtkind  

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Editorial 2023-04

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Editorial 2023-04


Liebe Leserinnen und Leser,

mir ist bei der Lektüre der Leser*innenbriefe zu meinem Standpunkt über Waffenlieferungen in die Ukraine ein Gedanke immer wieder durch den Kopf gegangen: Wäre es wohl möglich, sich mit den ganz harten Kritiker*innen zusammenzusetzen und miteinander faktenbasiert und ergebnisoffen zu diskutieren? Ich befürchte fast, das würde nicht funktionieren. Denn in den Briefen steckt derart viel Unterstellung und Interpretation, dass allein das Ausräumen von Irrtümern, was meine Person angeht, wahrscheinlich schon eine Woche dauern würde. Nur kurz und grundsätzlich, ich bin nicht Mitglied irgendeiner Partei, das Stadtkind wird auch nicht von irgendeiner Partei finanziert, niemand diktiert mir meine Texte oder macht mir irgendwelche Vorgaben, ich denke nicht, dass ich Nachhilfe zur jüngeren Geschichte der USA benötige, ich weiß sehr genau, wo auf der Welt diese Nation in der Vergangenheit großes Unheil angerichtet hat und teilweise noch dabei ist (was den Angriffskrieg Russlands aber nicht rechtfertigt und nicht besser macht, sorry). Ich kenne dazu ziemlich genau die Geschichte der NATO. Und ich kenne ziemlich genau die Geschichte Russlands vor Putin und während Putin bis heute. Ich sehe mich auch nicht als grünes und mit goldenem Löffel im Mund geborenes Bildungsbürgerarschloch, gefangen in meiner woken Bubble. Und ich freue mich darüber, dass Einige mich für jünger halten als ich bin, was in der Logik der mir Schreibenden meine geschichtlichen Wissensdefizite erklärt, denn man weiß ja, dass die Kinder heutzutage in der Schule gar nichts mehr lernen. Wobei, dass mit dem Alter könnte auch mit dem Foto hier unten zu tun haben, das zugegeben schon wieder ein paar Jahre auf dem Buckel hat.

Es ist schon wirklich erstaunlich, was Menschen über Menschen zu wissen glauben, ohne diese Menschen zu kennen. Wie auch immer, meine Grübelei über die Leser*innenbriefe hat mich dazu geführt, mir mal ein bisschen grundsätzlicher Gedanken über unsere Debattenkultur zu machen. Bringen uns unsere Debatten eigentlich weiter? Wie diskutieren wir miteinander? Wie kommen wir miteinander ins Gespräch? Ich muss zugeben, dass ich mich hin und wieder dabei erwische, wovor ich ab Seite 52 sehr entschieden warne, nämlich mich resigniert zu verabschieden aus den Diskussionen, mich herauszuhalten, mich nicht mehr zu interessieren. Mir passiert das in letzter Zeit leider häufiger. Weil ich manche Diskussionen derart unerträglich finde, dass ich mir das Elend einfach nicht antun kann und will. Da wird derart offensichtlich nicht über Lösungen debattiert, nicht über tatsächliche Probleme, da geht es lediglich einzig um das Profil der Diskutierenden und vielleicht noch um das Profil der Partei, in die man irgendwann hineingeraten ist. Volker Wissing hat jetzt die Verbrenner mit e-Fuels gerettet und Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht habe in Berlin eine Demo veranstaltet. Und jetzt? Habe ich zweimal ratlos den Kopf geschüttelt. Aber es hat ja funktioniert, Volker Wissing ist in den Umfragen beliebter als zuvor (warum auch immer) und Sahra Wagenknecht fühlt sich sogar so beliebt, dass sie darüber nachdenkt, Ende des Jahres eine eigene Partei zu gründen. Was war sonst noch?

Ich finde tatsächlich, dass wir uns manche Debatten besser sparen sollten. Um mehr Kapazitäten zu haben für wirklich wichtige Fragen und Diskussionen. Mir fällt da jede Menge ein. Wie verlangsamen wir den Klimawandel? Wie schützen wie unsere Demokratie? Wie ziehen wir dem Kapitalismus die Zähne? Aber vielleicht debattieren wir auch zu viel. Vielleicht haben wir gar kein Debattendefizit, sondern ein Vollzugsdefizit. Ich finde, dass wir tatsächlich an viele Diskussionen mittlerweile einen Haken machen und allmählich mal loslegen sollten. Was passieren muss, ist doch allen einigermaßen klar, außer vielleicht Volker Wissing.

Nicht zuletzt noch kurz zu einem Thema, das nicht nur mich momentan sehr beschäftigt. Ich bin in den vergangenen Wochen mehrmals gefragt worden, wie sehr ich mich über ChatGPT freue, weil ich damit doch jetzt einen Großteil meiner Kosten einsparen könnte. Redakteur*innen seien ja nun nicht mehr nötig und auch ich selbst könnte ein bisschen kürzertreten. Ich finde diesen Gedanken seltsam. Ich will gar nicht kürzertreten, die Schreiberei macht mir Spaß. Und mir macht es außerdem Spaß, Texte von anderen zu lesen, von anderen aus Fleisch und Blut, mit Namen und Persönlichkeit und Fehlern. Und darum wird ChatGPT und auch sonst keine KI bei mir auf absehbare Zeit einen Job bekommen. Wir machen das schön weiter mit unseren eigenen Gehirnen und in Handarbeit. Und falls irgendwann ein Stadtmagazin auftaucht, dass mit viel klügeren und witzigeren KI-Texten punktet, und das Stadtkind damit ausgedient hat, sage ich hier schon mal vorab: Ich sitze dann wahrscheinlich am Kröpcke, so lange Martin Prenzler mich lässt, und spiele Gitarre und bin dankbar für jede Münze im Hut.

Viel Freude mit dieser Ausgabe wünscht
Lars Kompa
Herausgeber Stadtkind

PS: Ihr findet uns übrigens auch im Fediverse auf Mastodon:
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Editorial 2022-07: Über Öffentlichkeit

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Editorial 2022-07: Über Öffentlichkeit


Liebe Leserinnen und Leser,

in dieser Ausgabe habe ich mit Bettina Wulff über „Öffentlichkeit“ gesprochen, und mir ist bei unserem Treffen sehr schnell (und mal wieder) klar geworden, dass die persönliche Begegnung der Schlüssel ist für ein gutes und faires Miteinander. Ich hatte sie natürlich vorher in eine Schublade gesteckt, ich war mir sicher, sie schon ganz gut zu kennen, weil ich so viel gehört hatte. Und dann sitzt da gar nicht die Frau, die ich erwartet hatte. Bettina Wulff hat mich beeindruckt, offen und geradeaus, sehr reflektiert, stellenweise auch ganz schön nachdenklich.

Wieder eine Schublade, die ich zum Sperrmüll packen muss. Und auf der Kippe liegen schon etliche. Natürlich. Man bildet sich sein Urteil in ein paar Sekunden. Mag man jemanden? Mag man jemanden nicht? Wenn man sich entschließt, jemanden zu mögen, und der entpuppt sich im Nachhinein als ganz unangenehmer Zeitgenosse, braucht es eine Weile, bis das durchdringt und man sein erstes Urteil revidiert. Wenn man andersherum jemanden spontan nicht mag, dann kann der noch so nett sein, wir werden sein Verhalten, seine Gesten, seine Worte so interpretieren, dass unser Urteil bestätigt wird. Das mit der Fairness ist also keine so einfache Angelegenheit. Man muss sich immer wieder Mühe geben. Es ist eine Aufgabe.

Leider habe ich den Eindruck, dass die Tendenz momentan allgemein eher zur Gegenrichtung neigt. Man findet kübelweise Hass im Netz – ganz ohne danach gesucht zu haben. Und dieser Hass trifft nicht nur öffentliche Menschen, nicht nur Promis und Stars, dieser Hass kann zunehmend einfach jede und jeden treffen. Ein falsches Wort, ein falsches Bild – und man erlebt den Shitstorm seines Lebens. Im Netz fallen einem all die Schmähungen und Beleidigungen, all die Verwünschungen und Drohungen, selbst Todesdrohungen, offenbar leichter, im Netz lässt man sich eher zum asozialen Verhalten hinreißen. Wenn man sein Opfer nicht direkt erlebt, es womöglich nur als Nickname oder Avatar kennt, wenn man seine Reaktion womöglich gar nicht mitbekommt, wenn all die Beleidigungen und Drohungen ohnehin nicht geahndet werden – was ja kürzlich erst ein Jan Böhmermann eindrucksvoll aufgezeigt hat, dann beleidigt es sich völlig ungeniert. Und im Netz macht sich zugleich jeder und jede etwas angreifbarer, gibt vor aller Welt viel, vielleicht zu viel, von sich Preis. Auch das hat sich ja mit dem Internet geändert, das vielleicht eben tatsächlich noch Neuland für uns alle ist, wie Angela Merkel einmal sagte und dafür sehr gescholten wurde.

Wobei die Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, schon immer mit harter Kritik und gemeinen Schmähungen leben mussten. Und in Zeiten des Internets meistens natürlich noch weitaus inflationärer dran sind. Das zu verstehen, fällt mir schwer. Es muss im Leben der Menschen, die andere derart beleidigen und diffamieren, sehr düster aussehen. Ich bin ein bisschen überfragt bei solchen Menschen. Ich sehe die Dokumentationen über diese Phänomene und rätsele trotzdem. Macht das diesen Leuten wirklich Spaß? Sind das im Netz nur all die Mr. Hydes der normalen Dr. Jekylls um uns herum? Oder sind das Gestalten, denen ihr Treiben auch in der Realität einen ganz großen Spaß beschert? Fehlt mir da vielleicht irgendein Gen? Ich kann es jedenfalls nicht nachvollziehen, ich kann den Antrieb dieser Leute nicht verstehen und finde solche Menschen im Grunde einfach bloß bedauernswert.

Bettina Wulff hat mir ab Seite 50 u.a. erzählt, dass sie sich lange sehr viel hat gefallen lassen. Aber dass es dann irgendwann einfach auch genug war. Sie hat sich sogar mit Google angelegt. Sie hat gekämpft und letztlich hat sie gewonnen. Für sich und für andere. Eine Art der Selbstermächtigung, an der man sich tatsächlich ein Beispiel nehmen kann. Es ist möglich, sich zu wehren. Vielleicht sollten wir uns alle viel mehr wehren. Es wäre unserer Gesellschaft sehr zu wünschen. Und es wäre auch unserer Demokratie zu wünschen. Immer weniger Menschen zieht es in die Politik – wenn man sieht, was die tagtäglich aushalten müssen, ist das gar kein Wunder. Aber was wird aus einer Demokratie ohne Politiker*innn?

Viel Spaß mit dieser Ausgabe!

Lars Kompa

Herausgeber Stadtkind

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Editorial 2022-05: Über Armut

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Editorial 2022-05: Über Armut


Liebe Leserinnen und Leser,
Armut – über dieses Thema habe ich in dieser Ausgabe mit Klaus-Dieter Gleitze, Geschäftsführer der LandesArmutsKonferenz (LAK) gesprochen.
Und mir ist im Verlauf des Gesprächs nicht nur wieder einmal klar geworden, wir groß dieses Problem tatsächlich ist, auch in Deutschland, in diesem
sehr reichen Land, sondern wie groß dieses Problem künftig noch werden könnte, wenn wir nicht endlich ein paar Weichen ganz neu stellen.
Doch zunächst mal zur aktuellen Situation in Deutschland. Was ich (und Klaus-Dieter Gleitze geht es da ganz ähnlich) immer wieder höre, ist die Erzählung von der Klage auf hohem Niveau. „Schau dich mal um in der Welt“, wird beim Thema Armut in Deutschland gerne entgegnet, „bei uns kommt das Wasser sauber aus dem Hahn, bei uns muss niemand verhungern. Und wer in Deutschland nicht arm sein will, der muss sich halt ein bisschen anstrengen und die Ärmel hochkrempeln. Wer Arbeit finden will, der findet Arbeit.“ Und so weiter …
Aber wenn du 12 Jahre alt bist und zum Beispiel in Mühlenberg wohnst, findest du keine Arbeit. Und wenn du 82 bist und in Linden deine Mieterhöhung
bekommst, nützt es leider gar nichts, die Ärmel hochzukrempeln.
Armut hat in Deutschland sehr viele unterschiedliche Gesichter. Und eins ist sicher, nur ganz wenige Menschen sind freiwillig arm. Sehr viele Menschen
leben in Deutschland in prekären Verhältnissen, der Lohn reicht oft kaum zum Leben, viele müssen aufstocken. Wer noch nie diesen Mangel
erlebt hat, der kann sich kaum hineindenken. Wie es sich zum Beispiel anfühlt, wenn die Waschmaschine rumzickt und einfach keine Rücklagen für eine neue da sind. Es ist kein gutes Gefühl, immer mit den Zehenspitzen direkt am Abgrund zu stehen. Da ist die Angst, endgültig abzurutschen, ein ständiger Begleiter. Man hat permanent diesen Stress, dass es hinten und vorne nicht reicht. Das macht krank. „Arme Männer sterben bei uns elf Jahre früher, arme Frauen sieben Jahre früher“, erzählt mir Klaus-Dieter Gleitze in unserem Gespräch.

Ja, Armut ist ein Problem, auch bei uns in Deutschland.
Und dieses Problem wird nun angesichts der vielen sich überschneidenden Krisen nicht kleiner werden. Wir haben bereits eine heftige Inflation, eventuell schlittern wir demnächst in eine handfeste Rezession. Und gleichzeitig wütet überall auf der Welt bereits der Klimawandel, wir sehen einen Anstieg der regionalen Konflikte, wir haben plötzlich einen Krieg mitten in Europa.
Für die armen und ärmsten Menschen auf der Welt droht millionenfach der Tod. Und viele werden sich in den kommenden Jahren auf den Weg machen, um diesem Schicksal zu entgehen.
Die Aussichten sind alles andere als gut. Gibt es einen Weg aus dieser Misere?
Klaus-Dieter Gleitze hat dazu für Deutschland ein paar sehr konkrete und einleuchtende Ideen. Und auch darüber hinaus scheint der Weg ziemlich
klar, es wird darum gehen müssen, dem Kapitalismus die Zähne zu ziehen und grundsätzlich umzudenken. Eine Welt, in der die eine Seite ständig versucht, die andere zu übervorteilen, in der Menschen auf Kosten anderer Menschen leben, in der der Stärkere sich alles nimmt, so eine Welt wird irgendwann explodieren. Und wir sehen momentan, dass unsere Welt bereits an vielen Stellen lichterloh brennt. Schaffen wir das noch?
Ich war mein Leben lang optimistisch und bin es noch, trotz all der Rückschläge, die wir momentan erleben.
Ich will meine Zuversicht nicht verlieren.
Es gibt auf der Welt so viele vernünftige, kluge, wohlmeinende Menschen. Menschen, die gerne teilen, die fürsorglich sind, die gerne helfen. Die anderen die Hand reichen. Menschen, die menschlich sind.
Und ich wünsche mir, dass genau diese Menschen nun gemeinsam aufstehen.
Unsere Welt versinkt momentan im Elend und ich sehe ein, dass wir gar keine andere Wahl haben, als mit gleichen Mitteln und mit aller Härte auf die Aggressionen zu reagieren. Aber wir müssen darüber hinaus schon jetzt sehr viel weiter in die Zukunft denken. Wenn wir unsere Freiheit und unseren Wohlstand dauerhaft bewahren wollen, dann gibt es nur einen Weg: Wir müssen daran arbeiten, dass möglichst alle Menschen auf der Welt gleichermaßen gut und in Frieden leben können, wir müssen für mehr Gerechtigkeit sorgen. Alles, was wir tun, müsste eigentlich auf dieses große Gemeinschaftskonto einzahlen.
Leider gibt es aktuell aber noch viel zu viele Menschen, die von so einem Gemeinschaftskonto nichts wissen wollen. Klaus-Dieter Gleitze hat mir in unserem Gespräch erzählt, dass nur etwa 20 Prozent der Bevölkerung dafür sind, dass es gezielte Hilfen für arme Menschen gibt. Er spricht in diesem Zusammenhang von einem rücksichtslosen, neoliberalen, egoistischen Denken, von einer Brutalität im Denken, und er ist überzeugt, dass sich diese Art zu denken in unserer Gesellschaft in den vergangenen Jahren immer stärker ausgeprägt hat.
Ich hoffe so sehr, dass er sich irrt! Das Gespräch mit Klaus-Dieter Gleitze beginnt auf Seite 50.
Viel Spaß mit dieser Ausgabe!
Lars Kompa
Herausgeber Stadtkind

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