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Ein offener Brief an Christian Lindner

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Ein offener Brief an Christian Lindner


… an Christian Lindner

Lieber Christian, nachträglich zur Hochzeit mit deiner Franca alle guten Wünsche von unserer Seite! Wie schön ihr ausgesehen habt, du in deinem dunkelblauen Anzug mit silberfarbener Krawatte und weißer Rose als Ansteckblume, und die Franca im rückenfreien Kleid mit langer Schleppe und einer Schleife zum offenen Haar. Wunderschön! Schluck! Wir hoffen sehr und wünschen euch von Herzen, dass ihr eure Flitterwochen ein bisschen genießen könnt, trotz all der aufgeregten Anfeindungen, die ihr nach eurer kleinen 140-Gäste-Sylt-Sause nun ertragen müsst. Lasst euch davon nicht beeindrucken, lasst sie alle reden und kümmert euch lieber um den Nachwuchs! So einen besonderen Tag feiert man als Liebespaar nur einmal im Leben. Das darf man sich nicht von hergelaufenen Neidern kaputtmachen lassen.

Aber wem sagen wir das? Du, lieber Christian, bist seit Jahren ein Profi im Geschäft. Du hast natürlich gewusst, was deine Hochzeit für Wellen schlagen würde. Dass die Zukurzgekommenen Gift und Galle spucken würden, dass sie von Dekadenz schwafeln würden. Dass Die Linke alberne Anfragen zu den Kosten stellen würde. Dass sich ein paar eifrige Christen darüber echauffieren würden, dass ihr euch kirchlich habt trauen lassen, ohne überhaupt in der Kirche zu sein oder euch als Christen zu verstehen. Dass sie sich das Maul zerreißen würden, über eure Promi-Gäste, über den Porsche, über die ganze feiste Sause auf Sylt „in diesen Zeiten“, während die Inflation dem Fußvolk das letzte Hemd vom Leibe frisst, in der Ukraine ein Krieg tobt und die Welt im Klimawandel verdorrt und verbrennt. Wie kann man nur? Sparsamkeit predigen und dann Champagner saufen?

Was für eine saudämliche Frage, oder? Wenn man Christian Lindner heißt, dann kann man. Das ist ja gerade die Marke. Alles geht! Dicke Eier! Nur der liebe Friedrich hatte vielleicht noch ein bisschen dickere Eier. Anreise im Privatjet – wie geil ist das denn?

Natürlich war deine Hochzeit auch ein Statement. Zum einen eine Botschaft an deine eigene Mannschaft: Lasst euch nicht beirren, feiert weiter eure Party bis der Arzt kommt, als ob es kein Morgen gäbe, das Leben ist zu schnell vorbei, nutzt die Zeit, konsumiert auf Teufel komm raus, fahrt SUV, dreht die Heizung bis zum Anschlag auf, weil ihr es euch leisten könnt, schmiedet euer Glück, scheißt auf alle anderen, denn die könnten sich ja einfach ein bisschen mehr anstrengen. Und dann könnten sie auch auf Sylt eine mehrtägige Hochzeitsorgie feiern, so richtig schön zügellos, dekadent und vielleicht auch geschmacklos, darüber kann man ja streiten. Und dann könnten sie sich auch zum Abschluss in der St.-Severin-Kirche in Keitum auf Sylt kirchlich trauen lassen, ohne in der Kirche zu sein, während das Bundeskriminalamt aufpasst, dass keine Linksradikalen über Zäune klettern und mit Farbbeuteln werfen. Und dann könnten sie auch nach der großen Show mit dem Porsche davonrasen, während die Rosenblätter lustig im Wind herumwirbeln. Als das geht, wenn du im Team FDP spielst.

Zum anderen gingen mit deiner Hochzeit natürlich Grüße an die links-grün Versifften raus, ein ausgestreckter Mittelfinger an all die Zecken und Verlierer. Eine klare Ansage: Nein, sie werden euch niemals drankriegen, weil ihr schlauer seid, weil bei euch kein Gewissen stört, weil ihr um keine Ausrede verlegen seid. Der Steuerzahler muss den BKA-Einsatz bezahlen? Klar, wer denn sonst? Du und Franca, ihr könnt ja nichts dafür, dass ihr Politpromis kennt, die geschützt werden müssen. Olaf Scholz war da, Armin Laschet, Wolfgang Kubicki … Da muss dann schon die eine oder andere Polizistin und der eine oder andere Polizist ein bisschen aufpassen. Sonst stört am Ende noch der Pufpaff und schleicht sich auf die Aftershow-Party in der Sansibar.

Also lieber Christian, was bleibt noch zu sagen? Dass du mal wieder alles richtig gemacht hast, wirst du schon wissen. Dieses Selbstverständnis hat man dir ganz offensichtlich in die Wiege gelegt. Und dass du dich nicht stressen lassen sollt, haben wir schon gesagt. Das wäre auch schlecht für den Nachwuchs, für die „zwei, drei oder vier Mädchen oder Jungs“, die ihr euch wünscht. Stress schlägt ja bekanntlich auf die Libido. Aber wem sagen wird das. Dem Mann mit den zweitdicksten Eiern im Land, gleich hinter Merz.
VA

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