Tag Archive | "2021-12"

Über Glauben

Tags:

Über Glauben


Liebe Leserinnen, Liebe Leser,

Über Glauben habe ich in dieser Ausgabe mit Margot Käßmann gesprochen. Nicht so leicht für mich, ich bin schon früh in eine andere Richtung abgebogen. Mein Kirchenaustritt liegt bereits viele Jahre zurück. Ich bin damals aus der evangelischen Kirche ausgetreten, gar nicht so sehr, weil mich die Institution Kirche sonderlich gestört hätte – das habe ich erst später immer kritischer gesehen. Bei mir war es schlicht die Feststellung, dass ich nicht glaube. An keinen Gott, auch nicht, dass es irgendein Kraft gibt oder Ähnliches. Macht mich das nun zu einem schlechteren Menschen?

Nun hatte ich mir also überlegt, mit Margot Käßmann über Glauben zu sprechen. Weil mich das interessiert hat. Insbesondere in Zeiten, in denen wir zunehmend eine gespaltene Gesellschaft erleben. Sind Glaubensgemeinschaften vielleicht eine gute Medizin für mehr Gemeinsamkeit? Mehr Achtsamkeit? Mehr Miteinander? Ich lehne Religion nicht rundheraus ab. Ich habe durchaus Respekt und auch Achtung vor dem Glauben anderen Menschen. Ein bisschen grantig werde ich nur, wenn mich jemand bekehren will. Oder wenn es fundamentalistisch wird. Religionen können auch großes Leid verursachen – und sie verursachen in genau diesem Augenblick großes Leid.

Trotzdem blicke ich – dabei erwische ich mich manchmal – fast ein bisschen neidisch auf religiöse Menschen, auf Menschen, die an so etwas wie Gott oder was auch immer glauben (können). Denn diese Sorte kommt mir manchmal wesentlich gelassener vor. Diese Gelassenheit, die ich meine, habe ich auch bei Margot Käßmann gespürt. Da ist so eine Basis, so ein fester Grund. So eine Ruhe. Da ist sich jemand einfach sicher. Während ich an allem zweifle und mir den Kopf zergrüble. Und meine zu wissen, dass es ganz vorbei ist, wenn es irgendwann vorbei ist. Mehr zum Thema ab Seite 54.

Abgelegt unter AktuellesEinen Kommentar verfassen...

Helga Weber, Ehrenamts-Koordinatorin im Kinderkrankenhaus Auf Der Bult

Tags:

Helga Weber, Ehrenamts-Koordinatorin im Kinderkrankenhaus Auf Der Bult


Auch das Kinder- und Jugendkrankenhaus Auf Der Bult bietet vielfältige Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren: Die Bult-Lotsen helfen zum Beispiel den oft aufgeregten und gestressten Familien, sich im weitverzweigten Gebäude des Krankenhauses zu orientieren. Besuchspaten versuchen, Kindern und Jugendlichen, die nur wenig Besuch bekommen, diese Zeit ein bisschen angenehmer zu gestalten, durch zuhören, vorlesen, singen, spielen oder einfach nur „da sein“. Es sind relativ viele Freiwillige, die für diese oder andere Aufgaben zur Verfügung stehen. Häufig wird unterschätzt, wie viel Arbeit es macht, dieses Potenzial in geordnete Bahnen zu lenken. Im KKH Auf Der Bult tut das die Ehrenamtskoordinatorin Helga Weber – ehrenamtlich, versteht sich.

Im Herbst 2020 wurde Helga Weber gefragt, ob sie diese Aufgabe übernehmen würde. Zustande gekommen ist der Kontakt durch ihre frühere ehrenamtliche Tätigkeit im Vorstand der Bürgerstiftung Hannover. Die ehemalige Lehrerin war schnell bereit, stellte aber fest, dass es zu diesem Zeitpunkt wenig zu koordinieren gab. Aufgrund der eingeschränkten Möglichkeiten während der Corona-Pandemie und aus Altersgründen waren lediglich vier Engagierte übrig.
Helga Weber, die im Schulleitungsbereich und später im Kultusministerium tätig war, sah es als Chance, das Ganze neu aufzurollen und das Ehrenamt im KKH Auf Der Bult auf eine gut organisierte, neu strukturierte Basis zu stellen. Sie besuchte die verschiedenen Stationen und Einrichtungen und informierte sich zunächst einmal über die Abläufe in einem solchen Krankenhaus, das einem riesigen Organismus gleicht. Vor allem führte sie eine Abfrage unter den Profis, den Pflegenden, Ärzten und sozialen Diensten durch: Welche Art von Unterstützung durch Freiwillige wünschen sie sich? Wo können diese sinnvoll eingesetzt werden, wo würden sie vielleicht sogar stören oder ein Sicherheitsrisiko darstellen? Aus diesen Gesprächen heraus, die sehr dankbar angenommen wurden, entwickelte Weber eine Organisationsstruktur in Absprache mit der Klinikleitung. Zusätzlich überlegte Weber, wie sie die Altersstruktur der Ehrenamtlichen verändern und auch jüngere Freiwillige gewinnen könnte. Kontakte zum Studiengang „Soziale Arbeit“ der Hochschule Hannover, dessen Studierende nach dem vierten Semester eigenständig ein Projekt durchführen müssen, führten zu einer Kooperation. So wollten sich zwei Studentinnen um den Einsatz eines Kaffeewagens kümmern. Bedacht werden mussten Hygienevorschriften und bestehende Kooperationsverträge des Krankenhauses mit Cateringfirmen. Nun aber rollt die „AnsprechBar“ und versorgt gestresste Eltern sowie das Pflegepersonal – alle, die nicht kurz mal in die Cafeteria gehen können – mit Getränken. „Ein schöner Beitrag für das freundliche, zugewandte Klima, das ich hier im Krankenhaus erlebe“, freut sich Weber. Eine weitere Idee entstand für das Epilepsiezentrum, in dem sich Kinder und Jugendliche mehrere Tage stationär für ein Langzeit-EEG aufhalten müssen. In dieser Zeit tragen sie am Kopf Elektroden für die Messung der Hirnströme, dürfen sich aber frei bewegen. Hier sind jetzt zwei Studentinnen eingebunden, die sich um die Kinder kümmern und so eine echte Entlastung für das Team darstellen. Auch für schon länger bestehende Ehrenämter im Kinderkrankenhaus wie den Besuchsdienst und die Bult-Lotsen wurden neue Ehrenamtliche gebraucht. Ein dazu in der HAZ angekündigter Info-Abend brachte einen ganzen Schwung von Freiwilligen, sodass tatsächlich eine Warteliste angelegt werden musste. In Kennenlerngesprächen und einem anschließenden Coaching werden die zukünftigen Bult-Lotsen und Besuchsdienstler nun auf ihre Tätigkeit vorbereitet. „Die Hauptamtlichen sollen durch die Ehrenamtlichen unterstützt werden, zum Wohle der Kinder. Darum geht es, und das trage ich wie ein Mantra vor mir her“, betont Weber. „Es ist ein großartiges und ein gutes Zeichen für den Zustand unserer Gesellschaft, dass sich so viele Menschen bei uns gemeldet haben.“ In Zukunft sollen regelmäßige Treffen der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen stattfinden. Gelegentlich werden auch ÄrztInnen oder Pflegende daran teilnehmen. „Der Kontakt zwischen Haupt- und Ehrenamt ist sehr wichtig in so einem Gefüge. Man kann ja nicht einfach auf die Stationen stürmen, sei es auch noch so gut gemeint.“

Annika Bachem

Abgelegt unter Ehrenamtliches EngagementEinen Kommentar verfassen...

RE-qui – Pferdedecken-Upcycling

Tags:

RE-qui – Pferdedecken-Upcycling


Nadja Anna Siever fertigt in liebevoller Handarbeit Produkte für Hunde, Pferde und Menschen aus alten Pferdedecken und hilft mit dieser Idee dem Pferdesport, ein gutes Stück nachhaltiger zu werden. Pferdedecken gibt es in verschiedensten Variationen und für die unterschiedlichsten Zwecke, gemeinsam ist den diversen Modellen dabei der Nachteil, dass die Decken nur sehr schlecht repariert werden können – sie landen also gerne im Müll. Dank Nadja Anna Siever gibt es eine Alternative, die sich dazu sehen lassen kann …

Die 23-Jährige aus der Wedemark hat sich mit der Gründung ihres Unternehmens RE-qui (Recycled Equipment) den Traum der eigenen Selbstständigkeit erfüllt – ein Traum, der allerdings Hand und Fuß hat. Eine durchschnittliche Pferdedecke wiegt drei Kilogramm und hat eine Größe von drei Quadratmetern. Führt man sich die Zahl der Pferdebegeisterten allein in Deutschland vor Augen, wird schnell klar, welcher Müllberg produziert wird, bzw. auf welchen Ressourcenschatz eines durchaus sehr hochwertigen Materials die Gründerin zurückgreifen kann. Bereits seit August 2020 ist RE-qui nun mit innovativen Artikeln am Markt, die ersten Schritte waren vielversprechend, bei mehr als zwei Millionen Reiter*innen in Deutschland ergibt sich ein gigantischer Markt der Nachnutzung, das Potenzial ist riesengroß.
Das Konzept hat nicht allein bereits zahlreiche Käufer*innen überzeugt, auch bei der Jury des Gründungswettbewerb STARTUP-IMPULS konnte Siever punkten. Sie ist Preisträgerin des Marketing-Sonderpreises der Hannover Marketing Gesellschaft mit einem Gesamtwert von 5.000 Euro. Der Gewinn wird nun für einen vierwöchigen Pop-up-Store in der Tourist Information Hannover und ein passgenaues Marketingkonzept genutzt. Gelegenheit für Siever, ihre Produkte einem Publikum auch jenseits der „Pferde-Szene“ vorzustellen.
Ihr Weg zur Geschäftsidee war zweigeteilt: Zum einen war Nähen schon immer die große Leidenschaft der Gründerin, zahlreiche kleinere Produkte sind so im Laufe der Jahre entstanden. Und zum anderen ist sie sehr konsumkritisch, war also schon lange auf der Suche nach einem passenden, nachhaltigen Material. Mit den robusten, langlebigen Pferdedecken hat sie nun die geeignete Basis für ihre Produkte gefunden. Inzwischen schicken Kund*innen aus ganz Deutschland ihre gebrauchten Decken an Siever und erhalten als kleine Gegenleistung einen 10-Prozent-Rabattgutschein für RE-qui. Viele Deckenbesitzer sind aber meistens schon froh, weil die gebrauchten Decken sinnvoll genutzt werden und etwas Schönes daraus entsteht. Manche Kund*innen wünschen sich auch ganz speziell, dass aus der Decke eines verstorbenen Tieres ein besonderes Erinnerungsstück wird.
Gereinigt und aufbereitet werden die Decken vor der Weiterverarbeitung in der Pferdedeckenwäscherei Rosinante. Dabei können im Grunde alle Decken genutzt werden, auch Decken mit Löchern. Die unterschiedlichen Decken – es gibt zum Beispiel Fliegendecken, Outdoordecken, Abschwitzdecken aus Fleece und Regendecken – haben natürlich ganz unterschiedliche Eigenschaften, wobei sie alle robust, langlebig und meistens wasserabweisend sind. Je nach ihrer Beschaffenheit eignen sie sich entsprechend gut oder weniger gut für bestimmte Produkte. Die luftdurchlässigen Fliegendecken sind zum Beispiel wie gemacht für Helmtaschen.
Ihre Ideen bekommt die Pferdenärrin ganz praktisch beim täglichen Umgang mit den Tieren. Was fehlt, was könnte den Alltag erleichtern? Früher bewahrte sie beispielsweise ihre Turniersachen in einem einfachen Eimer auf. Doch wenn es regnete, wurde alles nass, auch fielen die Utensilien gerne mal heraus, und optisch war der Eimer natürlich ebenfalls kein Highlight. Die Lösung war die RE-Qui Bag: robust, verschließbar, wasserabweisend, leicht zu reinigen – einfach praktisch und ein Hingucker.
Bei der Entwicklung ihrer Ideen ist es Siever wichtig, möglichst so zu planen, dass kein Material verschwendet wird. Sie legt es immer darauf an, die Pferdedecken komplett zu verarbeiten und aus den Resten zum Beispiel Schlüsselanhänger zu fertigen. Auch die Leckerlibeutel für die oft fettigen und krümeligen keinen Belohnungen zwischendurch sind entstanden, weil Siever nach einer sinnvollen Verwendung für die immer wieder anfallenden Reststücke gesucht hat. Am Beispiel dieser Beutel wird deutlich, wie zentral das Experimentieren mit den Materialien ist. Die Pferdedecken bestehen meist aus so festem Material, dass das Zuziehen schwierig war. Für Siever sind solche auftretenden Probleme eher spannende Herausforderungen. In diesem Fall lag die Lösung in einem klugen Material-Mix.
Für die Zukunft hat sich die junge Gründerin übrigens noch so einiges vorgenommen. Zunächst will sie die Produktpalette ständig erweitern. Und mittelfristig will sie natürlich wachsen und in der Region möglichst bald fair bezahlte Arbeitsplätze im Handwerk schaffen. Man darf zuversichtlich sein, dass das gelingt und Siever das Thema Nachhaltigkeit im Reitsport weiter befördern kann.                                         ● AG

Foto: Re-Qui

Mehr Infos: https://re-qui.de

Abgelegt unter Der besondere LadenEinen Kommentar verfassen...

Werkhof Restaurant

Tags:

Werkhof Restaurant


Der Gastraum der kulinarischen Oase mit dem industriellen Charme in der Nordstadt, bislang unter dem Namen „Zwischenzeit“ bekannt, präsentiert sich umgebaut im neuen Glanz als „Werkhof Restaurant“. Nach wie vor variiert Küchenchef Jens Haucke liebevoll internationale Rezepte mit mediterranen Einflüssen, interpretiert klassische Fleisch- und Fischgerichte neu, kreiert eine besondere vegetarische Auswahl und sorgt mit einem Mittagsbuffet, saisonalen Tafelgerichten und einer wöchentlich wechselnden Speisekarte für zufriedene Nordstädter (Gäste).

Der Industriehallen-Loftcharakter des offenen Raumes mit den bodentiefen Fenstern und weißgetünchten Backsteinmauern wird durch dunkelgraue Pendelleuchten ergänzt. Heller Boden, dunkel gepolsterte Stühle und cremeweiße Servietten auf Holztischplatten bilden den eleganten Kontrast weiter aus. Im vorgelagerten Wintergarten herrscht ein noch gemütlicheres Ambiente: Hier spenden große Korblampen ein warmes Licht und rot-grün-belaubte Pflanzen sowie Heidekrautdeko schaffen ein heimeliges Klima.
Feiern mit bis zu 70 Personen finden im Werkhof Restaurant Platz. Neben der – übrigens ausgesprochen gut sortierten! – Bar kann eine Tanzfläche eingerichtet werden. Für größere Feiern ist die Hävemeier&Sander-Halle im Industriestil für 150 Personen da, Ausstellungs-, Konferenz-, Seminar- oder Besprechungsräume birgt das Gelände des Ökologischen Gewerbe- und Tagungszentrums Werkhof außerdem – und das Hotel Schlafgut liegt gleich nebenan, wo man auch kurzfristig einen externen Arbeitsplatz als Workspace mieten und sich stunden- bis wochenweise in einen der Gruppenräume oder wochen- bis monatsweise in eines der Hotelzimmer mit Schreibtisch einbuchen kann.
Zur Mittagszeit (montags bis freitags von 12–14 Uhr) bietet der Werkhof ein warmes Buffet mit Fisch, Fleisch und Vegetarischem (für 8,90 Euro), dazu ein frisches Salat- und Vorspeisenbuffet. Wer möchte, kann aber auch auf die Angebote der Woche zurückgreifen und aus Leckereien wie Kartoffel-Lauch-Cremesuppe, gebratenen Reisnudeln mit Gemüse und Erdnüssen oder blauem Seehecht mit Weißweinsoße, Brokkoli und Kartoffeln und ähnlichen, wöchentlich wechselnden Tellergerichten wählen, die auch immer vegetarische und vegane Gerichte umfassen. Super praktisch: Alle Gerichte gibt es auch zum Mitnehmen im kostenlosen Vytal Mehrwegsystem! Die wärmeisolierenden Dosen kann man nach dem Essen zu Hause oder im Büro im Werkhof und anderen registrierten Nordstadt-Gastronomien zurückgeben.
Zur Abendzeit reicht die Speisekarte von Startern wie Bruschetta und klassischem Carpaccio, kernig-aufgepeppten Salaten und cremigen Suppen über vegetarische und vegane Gaumenschmeichler in Form von Steinpilz- oder Walnussravioli, Kohlrouladen und mit Büffelmozzarella und Lauch belegte Flammkuchen bis hin zu originellen Highlights wie Riesengarnelen und veganer Bratwurst.
Eins der Tafelangebote nehmen wir heute wahr und freuen uns über die auberginefarbenen Rote-Beete-Falafel, kleine, kräftig gebackene Kichererbsenbällchen, denen die scharfe Harissa-Sauce den letzten Schliff verleiht. Dazu gibt’s knackiges Gemüse und Gurkensalat (für 14 Euro). Sogar noch einen Tick besser gefällt uns das Alpenrösti (für 16 Euro): Es trägt auf seiner Kartoffelhobel-Alm ein gratiniertes Ziegenkäseduo, das nicht nur fabelhaft sanft, sondern dank süßem Aprikosenpesto und kräuterreichem Salatbouquette auch nach spätsommerlicher Bergblumenlandschaft schmeckt. Aus der Fleischkarte wählen wir die gebackene Entenbrust (für 19 Euro) mit Koriander, Runzelkartoffeln, Gemüsepfanne und Salat. Das Entlein könnte schwerlich zarter sein und hat mit der nicht allzu dominanten Orangensauce einen perfekten Begleiter – wer es intensiver mag, tupft etwas vom Aprikosenpesto hinzu. Auch die Fischoptionen wie Zanderfilet mit Melonen-Lauch-Gemüse oder lauwarmer, karamellisierter Flammlachs mit Roter Beete und Dijon-Senf klingen hervorragend und lassen uns gedanklich schon den nächsten Nordstadt-Ausflug planen und uns überlegen: Kennen wir nicht jemanden, den wir von außerhalb für eine Nacht im Hotel unterbringen können? Mit dem könnten wir dann auch nach getanem Hauptschmaus noch zum Verzehr von Dessert-Perlen wie der Dampfnudel oder Käse-&-Wein-Kombination übergehen, eine der exzellenten Spirituosen zwischen Enns Wermut und Ron Matusalem Gran Reserva 15 oder auch gerne einfach noch ein 30167-Pils von der Nordstadtbraut gemeinsam leeren – Szenen, die wir uns sehr gut für kommende Sommerabende in der grünen Werkhof-Oase neben Bambus und Blumenbeet vorstellen können.                              ● Anke Wittkopp

Werkhof Hannover
Schaufelder Str. 11, 30167 Hannover
www.werkhof-hannover.de
Tel. (0511) 35356380
Mo – Fr 11 – 22.30 Uhr, Sa 17 – 22.30 Uhr
So geschlossen

Abgelegt unter Stadtkinder essenEinen Kommentar verfassen...

Ein letztes Wort im Dezember

Tags:

Ein letztes Wort im Dezember


Herr Weil, wir sind schon wieder mittendrin in der Pandemie und die neuen 2G-Regeln haben für Ungeimpfte zunehmend unangenehme Konsequenzen. Lassen Sie uns heute mal über Zusammenhalt und Spaltung in unserer Gesellschaft sprechen. Während eine große Mehrheit geimpft ist und sich hinter den Regeln versammelt, fühlt sich eine sehr laute Minderheit unter Druck gesetzt und in ihrer Freiheit stark eingeschränkt. Haben Sie Verständnis für die Argumente dieser Minderheit?
Nein, Verständnis für Impfverweigerer habe ich nicht. Diese Menschen gefährden nicht nur sich selbst, sondern auch andere. Das Infektionsrisiko und damit auch das Risiko, das Virus weiterzugeben ist bei Ungeimpften deutlich höher als bei Geimpften. Von den ungeimpften Personen infizieren sich im Schnitt zwei Prozent, von den dann Infizierten müssen zehn Prozent ins Krankenhaus. Das Infektionsrisiko bei Geimpften liegt bei nur 0,4 Prozent, davon kommen drei Prozent in die Klinik, also 12 von 100.000. Von den Corona-Patientinnen und -Patienten auf unseren Intensivstationen sind mindestens 90 Prozent nicht geimpft. Das sind alles Fakten und jederzeit nachprüfbar. Menschen, die eine Impfung verweigern, sind nicht nur dafür verantwortlich, dass andere sich mit Corona Infizieren, sie sorgen auch dafür, dass Pflegende und Mediziner auf den Intensivstationen an ihre Belastungsgrenzen kommen. Und dafür habe ich kein Verständnis, sorry.

Insbesondere 2G hat zuletzt wieder für einen Aufschrei gesorgt. Sie haben die Verschärfung der Regeln als vorbeugenden Brandschutz bezeichnet. Was genau meinen Sie damit?
Zu dem Zeitpunkt, als wir in Niedersachsen flächendeckend 2G eingeführt haben, waren bei uns im Land die Infektionszahlen, aber auch die Krankenhaus- und Intensivstationsbelegungen noch vergleichsweise niedrig. Es gab aber einen starken Fallzahlenanstieg in einigen Ländern im Süden und im Osten der Republik. Von dort kamen erste Anfragen, ob Niedersachsen Intensivpatienten übernehmen könne. Wir haben dann die Regeln verschärft, um die Menschen und das Gesundheitssystem zu schützen und den Druck auf die Ungeimpften zu erhöhen. Wir betreiben vorbeugenden Brandschutz.

Kommen wir mal zu der Gruppe, die jetzt wieder sehr stark aufbegehrt. Was mir auffällt: Sie ist ausgesprochen heterogen. In dieser Gruppe versammeln sich sehr unterschiedliche Menschen mit sehr unterschiedlichen Meinungen und Hintergründen. Was wissen Sie über diese Menschen?
In der Tat, die Motivation ist sehr unterschiedlich. Aber einige Gemeinsamkeiten kann man doch erkennen: Es handelt sich oftmals um Menschen, die sich sehr einseitig informieren, entweder in ihrem direkten Umfeld bei anderen ähnlichen Skeptikern oder in sogenannten Echoräumen in Sozialen Medien. Viele halten die Warnungen und Apelle in anderen Medien einfach für unwahr. Viele haben eine große Distanz zum Staat und seinen Einrichtungen, wie den Gesundheitsämtern, und glauben der Politik nicht. Und viele sind nicht bereit, Mitverantwortung für andere und für das Wohl unserer Gesellschaft zu übernehmen. Das ist aber in einer Pandemie zwingend notwendig.

Wie kann man denn zumindest jene überzeugen, sich impfen zu lassen, die man noch erreicht, die noch zu Gesprächen bereit sind? Welche Strategien gibt es?
Wir tun unser Bestes. Wir versuchen aufzuklären über die sehr geringe Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen beim Impfen und die Gefahren bei einer Corona-Infektion. Man kann die Gefahren für andere, die eigene Familie und für unser Gesundheitssystem erläutern und an das Verantwortungsgefühl erinnern. Aber es ist und bleibt schwer.

Hilft der Druck? Wäre eine persönliche Ansprache nicht besser?
Das eine schließt das andere nicht aus. Ich glaube inzwischen, wir brauchen den Druck. Ich bin sicher, dann werden doch manche zum Impfarzt oder zu den staatlichen Impfzentren gehen. Und wir schützen durch flächendeckendes 2G bzw. 2Gplus ja auch gerade die Ungeimpften, die sich viel leichter infizieren als bereits vollständig geimpfte Menschen. Und dennoch sollte jede und jeder von uns versuchen, auf Ungeimpfte im privaten oder beruflichen Umfeld einzuwirken. Vielleicht sollte man auf Vorwürfe verzichten und stattdessen die eigene Sorge vermitteln, vielleicht auch einfach bitten, sich doch noch dem Gedanken an eine Impfung zu öffnen.

Viele Menschen haben sich inzwischen vollständig aus dem Diskurs verabschiedet. Sehen Sie irgendeine Möglichkeit, auch mit jenen wieder ins Gespräch zu kommen?
Natürlich müssen wir es immer wieder versuchen. Steter Tropfen höhlt den Stein. Und manche wird man vielleicht erst im Krankenhaus erreichen, wenn es sie selbst erwischt hat oder dann, wenn Menschen an Corona sterben, denen sie sich sehr verbunden gefühlt haben.

Was inzwischen oft vollständig fehlt, ist eine gemeinsame Informationsbasis. Die einen informieren sich in bestimmten Medien, die anderen in völlig anderen Medien. Es gibt dann kaum noch eine Schnittmenge. Wir haben schon einmal vor dem Hintergrund der Wahlen in den USA über dieses Phänomen gesprochen …
Ja, dieses Phänomen beobachten wir mit großer Sorge. Wir dürfen nicht nachlassen in dem Bemühen, doch noch an diejenigen heranzukommen, die sich nur noch in ihrer Blase von Gleichgesinnten bewegen – auch und gerade in den sozialen Medien. Die Falschbehauptungen dort sind dreist und die Anbieter werden ihrer Verantwortung nicht gerecht. Im Gegenteil: Wir wissen inzwischen, dass beispielsweise Facebook wider besseres Wissen hoch problematische Agitationen laufen lässt. Es geht offenbar um Interaktion um jeden Preis, und der gesellschaftliche und politische Preis, den wir alle zahlen, ist hoch. Es gibt aber inzwischen auch viele Medien, die sehr schnell und akribisch Faktenchecks machen, Falschbehauptungen enttarnen und ihre Erkenntnisse auch rasch weitergeben.

Ich versuche immer, wenn ich mir eine Meinung bilde, mich möglichst breit aufzustellen. Ich nutze darum alle Medien, jene, die von manchen als Lügenpresse bezeichnet werden, andere, die als alternative Medien bezeichnet werden. Und in einem zweiten Schritt nehme ich auch noch die Quellen dieser Medien unter die Lupe. Das kostet Zeit, ist aufwändig und man kann das sicher nicht von allen verlangen. Ich fordere aber von Gesprächspartner*innen durchaus ein, dass sie sich in mehreren und unterschiedlichen Medien informieren, dass sie sozusagen die Blase bewusst verlassen. Ist so eine Forderung ein Weg? Oder ist das zu viel verlangt?
Nein, natürlich. Anders geht es doch eigentlich auch gar nicht. Wir wissen aus Untersuchungen, dass etwa 50 Prozent der Menschen gar nicht darauf achten, wer eine vermeintliche Begebenheit geschildert oder eine Behauptung aufgestellt hat. Viele Bürgerinnen und Bürger prüfen die Quellen nicht. Das ist eine wichtige Aufgabe für die Medienpolitik. Es geht darum, plumpen Blödsinn von gut recherchierten Berichten zu unterscheiden – das kann man lernen.

Ich höre und lese immer öfter, dass es schwer sei zu beurteilen, was wahr ist und was nicht. Ich finde das nicht. Und falls doch, sollte man sich wenigstens Mühe geben und versuchen, die Fakten zu recherchieren. Da bin ich ziemlich stur. Und mir fällt es schwer, geduldig mit Menschen umzugehen, die sich offensichtlich diese Mühe nicht machen oder nicht gemacht haben. Wie geht es Ihnen damit?
Mitunter verlässt mich auch bei solchen Gelegenheiten die niedersächsische Gelassenheit. Aber es hilft ja nix, wir dürfen nicht aufgeben, auf Fakten als Grundlage einer Diskussion zu beharren.

Ich halte es bei der Wahrheit mit Hannah Arendt. „Wahrheit könnte man begrifflich definieren als das, was der Mensch nicht ändern kann; metaphorisch gesprochen ist sie der Grund, auf dem wir stehen, und der Himmel, der sich über uns erstreckt.“ Es gibt sie also, die Wahrheit, und wir haben damit auch einen Kompass zur Orientierung. Oder sehe ich das falsch?
Nicht alle möchten Fakten akzeptieren, erst recht nicht, wenn sie der eigenen Überzeugung widersprechen. Nicht ohne Grund spricht man ja von „unbequemen Wahrheiten“. Manche Menschen flüchten in eine Welt aus Falschbehauptungen, eine Welt, in der sie sich bestätigt fühlen und keinen Widerspruch ertragen müssen. Dafür mögen sie ihre persönlichen Gründe haben, aber gesellschaftlich dürfen wir das niemals akzeptieren.

Ich finde ja, die Politik in Deutschland würde sich einen großen Gefallen tun, wenn sie insgesamt transparenter wird, zum Beispiel offener in Sachen Parteispenden und Lobbyismus. Das Thema kommt bei den Koalitionsverhandlungen bisher aber kaum vor. Kommt da noch was?
An mir und der SPD soll‘s nicht liegen, ich bin sehr für Transparenz im Hinblick auf persönliche Interessen oder gar Verstrickungen und für eine Offenlegung jedweder Einflüsse. Wenn sich das ändern lässt, von mir aus sehr gerne.

Interview: Lars Kompa

Abgelegt unter MP-InterviewEinen Kommentar verfassen...

voxasound – Voll auf die Ohren: Individueller Hörgenuss

Tags:

voxasound – Voll auf die Ohren: Individueller Hörgenuss


Foto: Kevin MuenkelSo wie die meisten Menschen unterschiedlich gut oder schlecht sehen können, ist auch das Gehör eines jeden individuell. Damit trotzdem jede*r seine*ihre Musik mit bestmöglicher Soundqualität hören kann, hat Andreas Grundei den weltweit ersten Kopfhörerverstärker mit realer Sound-personalisierung entwickelt.  

„Satte Bässe, ausgewogene Mitten und einen kristallklaren Klang“ – das stellt sich Andreas Grundei unter guter Klangqualität vor. Trotz seiner Hörschädigung hat er eine Leidenschaft zum Musikmachen und -hören. „Früher habe ich selber Verstärker und Lautsprecher gebaut und alles Mögliche ausprobiert. Aus dieser Leidenschaft ist jetzt ein Beruf geworden“, erzählt er. Doch mit einer Hörschädigung ist es gar nicht so einfach, Musik in guter Qualität hören zu können. „Selbst gute Hörgeräte decken meist nur den Sprachbereich ab und können nicht das leisten, was ich mir vorstelle“, sagt der Gründer von voxasound GmbH. Deshalb entwickelte er einfach selbst eine Lösung für sein Problem und brachte den Kopfhörerverstärker mit vorherigem Hörtest per App auf den Markt.
Ziel des Hörtests ist, das persönliche Hörvermögen zu erfassen und basierend auf diesen Daten Soundalgorithmen zur Verfügung zu stellen. „Durch unsere innovativen Soundalgorithmen entsteht so eine Klangqualität, die auf jede*n Nutzer*in individuell abgestimmt ist“, erklärt Andreas Grundei. „Die Musik kann über jede beliebige Quelle abgespielt werden und die Box lässt sich auch an Stereoanlagen, Soundbars und andere Quellen kinderleicht anschließen.“
Die Idee überzeugt: 2018 gewinnt er den Sonderpreis „Hochschule und Wissenschaft“ beim Startup-Impuls-Wettbewerb von hannoverimpuls. Und auch die Pandemie konnte der Entwicklung seines Unternehmens kaum etwas anhaben, denn trotz der Verzögerungen bei Zulieferer*innen stellte er seine App fertig und entwickelte einen Kopfhörer, wie Andreas ergänzt: „In dem Kopfhörer ist unsere Technik komplett integriert. Er kommt jetzt pünktlich zu Weihnachten auf den Markt. Zudem haben wir ein Forschungsprojekt mit der Hochschule Hannover angeschoben. Hier geht es um Senior*innen, die auch von unserer Technik profitieren können.“
Anderen Gründer*innen gibt der soundbegeisterte Unternehmensgründer mit auf den Weg: „Mitmachen, was geht, Fragen stellen und Gründerstipendien beantragen. Ich habe viel von hannoverimpuls profitiert, sei es durch Beratertage und Gründungsabende, und vor allem durch unsere Teilnahme am Wettbewerb Startup-Impuls in 2017 und 2018. Ich habe bei Fit4Chef mitgemacht, mich über Fördermittel beraten lassen – und sie auch bekommen –, habe an Plug & Work und Innovation+ teilgenommen und war lange Zeit Mieter im Technologie Zentrum. Mehr geht eigentlich nicht. Man lernt spannende Menschen kennen, die alle ähnliche Themen haben, und man bekommt viel wertvollen Input für Kalkulationen, Zeitpläne und alles, was man sonst noch so braucht. Sucht euch ein cooles Team mit unterschiedlichen Schwerpunkten, denn darauf stehen Investoren!“

● Jona Daum

Foto: Kevin Muenkel

voxasound GmbH
Andreas Grundei
Hildesheimer Str. 49, 30880 Laatzen
Tel. 0160 93420425
www.awedia.de

Abgelegt unter Stadtkinder sind mutigEinen Kommentar verfassen...

Stadtkind twittert