Tag Archive | "2021-07"

Neu in der Stadt im Juli

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Neu in der Stadt im Juli


Pop-up-Restaurant mamas tapas

Seit 1990 bereichert Nihad Findik die hannoversche Gastrolandschaft mit verschiedenen Restaurantkonzepten, die sich vor allem der mediterranen Küche widmen. So manchem dürfte sein Lokal „mamas tapas“ auf der Lister Meile bekannt sein, das von der Speisekarte, aber auch vom Design her südliches Flair entfaltet. Seit Juni gibt es die Köstlichkeiten auch im me and all hotel Hannover, wo Findik in Nachfolge der Jungs vom Restaurant Nobel als neuer „Local Hero“ einzieht. Sowohl Hotelgäste als auch Besucher*innen und Locals können seine Kreationen ab sofort in dem Pop-up-Restaurant in der Lounge genießen: Auf dem „Tapasteller des Tages“, den man für eine Person oder klassisch zum Teilen bestellen kann, wird eine wechselnde Tapasauswahl geboten, die beispielsweise Pimientos de Padrón, marinierte Oliven, frittierte Calamares, gebratene Gambas und Chorizo umfasst. Auf der Speisekarte, die digital mittels QR-Code anzusehen ist, stehen Hauptspeisen wie Hähnchenspieße mit Gemüsereis und gebratenen Champignons oder Doradenfilet mit cremigem Risotto und Zitronenschaum. Als typisch mediterraner Nachtisch wird beispielsweise ein lauwarmes Mandelküchlein mit frischem Obst serviert. Aegidientorplatz 3, 30159 Hannover, E-Mail: contact.hannover@meandallhotels.com, Tel. (0511) 93 68 730. Öffnungszeiten: Mo–Sa, 18–22 Uhr.
Aktuelle Besuchsinfos gibt es auf www.hannover.meandallhotels.com.

 

Coffee & Scones
Die Räume des ehemaligen Ladencafés in der Grotestraße haben zwei Abnehmerinnen gefunden – und zwar die beiden Fernsehjournalistinnen Lena Lobers und Carina Nickel, die Ende Mai hier ein hippes neues Café eröffnet haben. Neben dem „Coffee“ gibt es hier vor allem Scones. Die dürften den meisten als britisches Frühstücksgebäck bekannt sein, das mit Butter und Marmelade gegessen wird. Lena und Carina backen jedoch am liebsten Scones nach amerikanischer Art, denn schließlich war es auf einer Urlaubsreise durch Los Angeles, als Carina in einer Bäckerei die Idee für das Café kam. Für ihr wöchentlich wechselndes Angebot probieren die beiden die verschiedensten Kreationen aus – und zaubern dabei sowohl süße Scones auf den Teller, zum Beispiel mit frischen Pfirsichen, veganer Schokolade, Erd-, Brom- und Blaubeeren, als auch herzhafte Varianten mit Cheddar und Oliven, Mozzarella und Tomate, Spinat, Feta oder Zucchini. Neue Rezepte kommen stetig dazu und werden auf der Facebook-Seite des Cafés als „Scones of the Week“ vorgestellt. Genießen kann man die Leckerbissen gleich vor Ort in den einladend hellen und modern eingerichteten Räumen. Tische gibt es zwar keine, man kann es sich aber auf einem mehrstufigen Sitzpodest aus Holz gemütlich machen. Wenn sich die Situation nach Corona wieder entspannt hat, sind hier außerdem Kunst- und Kulturveranstaltungen geplant. Grotestraße 25, 30451 Hannover. Öffnungszeiten: Di–Sa 11–18 Uhr, So + Mo geschlossen. Mehr Infos auf den Facebook- und Instagram-Kanälen von Coffee & Scones.

 

Storebox
Nicht jede*r von uns ist wie Marie Kondo und kann sich bei seinen*ihren Besitztümern auf das Allernötigste beschränken. Wobei es natürlich auch andere Gründe dafür geben kann, externen Stauraum zu suchen – ein zu Feuchtigkeit neigender Keller etwa, Massen von zu lagerndem Büromaterial für den eigenen Betrieb oder eine längere Abwesenheit, die ein Zwischenlager für Möbel und andere Habseligkeiten nötig macht. Für diese Zwecke hat das Start-up-Unternehmen Storebox ein vollständig digitalisiertes Lagerungssystem entwickelt, das jederzeit einen unkomplizierten Zugang zu den eigenen Besitztümern ermöglicht. Seit Juni gibt es auch einen Standort in Hannover, der ziemlich zentral in der Südstadt/Bult gelegen ist. Nachdem man sein Abteil online gebucht hat, erhält man einen persönlichen Zutrittscode, mit dem man rund um die Uhr Zugang zu seinem Raum bekommt. Dabei können sowohl kleine Abteile zwischen eins und drei Quadratmetern Fläche als auch große mit bis zu elf Quadratmetern Stauraum monatsweise gemietet werden. Auch die Lagerung von schweren und sperrigen Gegenständen ist möglich, da alle Räume ebenerdig sind. Damit die dort untergebrachten Gegenstände auch sicher lagern, wird das ganze Gebäude videoüberwacht. Außerdem sind die Selfstore-Abteile mit entsprechender Diebstahlschutztechnik sowie Sensoren zur Luft- und Feuchtigkeitsmessung ausgestattet. Krausenstraße 31, 30171 Hannover, rund um die Uhr geöffnet. Mehr Infos auf www.yourstorebox.com.

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Vermüller

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Vermüller


Es gibt ja so Menschen, die sind sparsam, die wollen lieber keinen Cent zu viel ausgeben. Und wenn bei solchen Menschen dann doch irgendwann der uralte Kühlschrank seinen Geist aufgegeben hat, dann grübeln sie natürlich lange, ob die Kosten für eine sach- und fachgerechte Entsorgung möglicherweise vermeidbar sind. Nicht wenige kommen schließlich zu dem Schluss, dass ein nächtlicher Ausflug in den Wald eine ausgesprochen sparsame Variante der Entsorgung sein könnte, vorausgesetzt man wird nicht erwischt.
So machen sich diese Menschen also daran, zunächst bei dem alten Kühlschrank alle Spuren zu beseitigen, die auf einen ehemaligen Besitzer hinweisen könnten, wozu beispielsweise Aufkleber gehören, die bestimmte Schlüsse von Müllfahndern zulassen würden. Manche, besonders vorsichtige Zeitgenossen, widmen sich auch den Nummernschildern des Tatfahrzeugs, die mit ein bisschen Dreck weitgehend unleserlich gemacht werden. Man hat auch schön gehört, dass es Menschen gibt, die bei aller gebotenen Vorsicht übertreiben und sich zur nächtlichen Fahrt Perücken aufsetzen oder falsche Bärte ankleben. Was natürlich albern ist. Wie auch immer, irgendwann ist die Tat ausreichend geplant und vorbereitet, es geht los in den Wald, je nach Größe und Umfang der zu entsorgenden Ladung ist der Täter allein oder mit einem Komplizen unterwegs. Kurz parken, alles muss raus, Abfahrt. Und so liegt der alte Kühlschrank irgendwann irgendwo in der Natur, und wenn niemand zufällig darüber stolpert, ist er in einigen hundert Jahren Geschichte.
Natürlich, so ein Verhalten ist ohne Zweifel verwerflich. Und trotzdem möchten wir hier den Hut ziehen und uns tief verneigen. Denn wenn man eines ablesen kann an den sorgfältigen Tatvorbereitungen, dann ein sehr klares Unrechtsbewusstsein. Hier weiß jemand, dass er etwas Grundfalsches tut. Immerhin. Und er gibt sich entsprechend Mühe bei der illegalen Entsorgung. Er will nicht erwischt und nicht gesehen werden. Das muss man heutzutage schon sehr wertschätzen, denn wenn man auf den Straßen Hannovers unterwegs ist, sieht man an vielen Stellen entsorgten Hausrat, alte Fernseher, Matratzen, Schreibtischstühle, Regale, Badezimmerschränke und reichlich mehr, und für den Ausflug in den Wald hat es in diesen Fällen offensichtlich nicht gereicht, hier hat es sich jemand ganz leicht gemacht. Diese Gestalten, die gerne mal die Stadt vermüllen, haben null Unrechtsbewusstsein und vor allem null Scham. Was andere Leute über sie denken, ist ihnen völlig scheißegal. So kann es durchaus passieren, dass der Nachbar mit dem alten Röhrenbildschirm unter dem Arm dich beim Weg nach draußen auf die Straße noch grüßt. Um dann mit der allergrößten Selbstverständlichkeit den Fernseher gegenüber an der Mauer zu deponieren. Wo er fortan steht, bis ihn der Entsorger irgendwann nach Tagen oder sogar Wochen auf Steuerzahlerkosten abholt. Selbstredend ist so ein alter Fernseher dabei vergleichsweise noch harmlos. Derselbe Nachbar müht sich ein paar Tage später mit einer ausgedienten Matratze, die sich nun wirklich mit allen Spuren eines gelebten Lebens in unappetitlicher Aufdringlichkeit präsentiert – dir im Treppenhaus und wenig später für einige Tage der gesamten Nachbarschaft. Ein Hund hinterlässt einen weiteren Fleck. Wie sagt man so schön, das macht den Kohl nicht mehr fett.
Man muss sich das wirklich ganz klar machen, dieser Mensch weiß, dass nicht wenige andere Menschen in seiner direkten Umgebung wissen, dass ihm diese Matratze gehört. Und der alte Röhrenfernseher. Das Regal, der Teppich, der beige Badezimmerschrank, der Schreibtischstuhl, der im Polster ebenfalls ein paar Flecken aufweist, über die man tunlichst nicht weiter nachdenken sollte, wenn man keinen Spontanherpes riskieren möchte. Dieser Mensch weiß das. Würde jemand einen Brief verschicken und als Anschrift „asoziales Arschloch“ und sagen wir „Nordstadt“ auf den Umschlag schreiben, der Brief würde ganz sicher bei unserem Matratzenfreund landen. Oder bei dem, der eine Straße weiter wohnt. Oder bei all den anderen Vermüllern. Es sind so furchtbar viele.
Muss das sein? Müsst ihr uns auf diese widerliche Art und Weise den ausgestreckten Mittelfinger zeigen? Warum schließt ihr euch nicht zusammen, mietet einen 7,5-Tonner und fahrt gemeinsam in den Wald – der vielleicht in einem anderen Land liegt oder einem anderen Kontinent oder bestenfalls auf dem Mond. Ja, das wäre ganz und gar wunderbar. Ein Leben ohne Ekel-Herpes. Endlich!                                                               ● VA

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Bettina Münster: Die kleinen Frauen

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Bettina Münster: Die kleinen Frauen


Viele Menschen glauben, dass Märchen nur etwas für Kinder sind. Dabei können die Zaubergeschichten auch Erwachsene begeistern und zum Nachdenken über verschiedene große Themen anregen. Die Autorin Bettina Münster hat sich von dem Vorurteil jedenfalls nicht aufhalten lassen, eine märchenhafte Kurzgeschichte zu schreiben, die Leser*innen aller Altersklassen berührt: „Die kleinen Frauen“ handelt von einer schicksalhaften Entscheidung, die eine Zukunft voller neuer Möglichkeiten eröffnet, gleichzeitig aber auch alle Verbindungen zur Vergangenheit kappt. Im April hat Münster das schmale Heftchen, dessen Cover eine Illustration von Mimi Jamora ziert, im Self-Publishing-Verlag TWENTYSIX veröffentlicht.

Gleich zu Beginn der Geschichte lernen wir den Protagonisten Costa kennen, einen rund 40-jährigen Fischer, der allein in einem weißgekalkten Haus am Meer lebt. Weder attraktiv noch vermögend besitzt er wenig Reize für die Frauen, wie er glaubt, und deshalb hat er sich schon vor Jahren mit seinem Junggesellendasein abgefunden. Als er eines Abends auf seinen Dachboden klettert, weil er in seiner melancholischen Stimmung ein altes Familienalbum mit Fotos aus glücklicheren Tagen anschauen möchte, sieht er zwischen den verstaubten Kisten und Kartons eine kleine Gestalt vorbeihuschen. Von der Neugier gepackt, langt er nach dem Wesen – und zu seiner großen Verwunderung findet er in seiner Faust eine winzig kleine Frau vor: feuerrotes Haar, grüne Kleidung, geringelte Söckchen. Die wütenden Schreie der Gefangenen rufen neun weitere Zwerginnen auf den Plan, die der ersten bis aufs Haar gleichen. Sie stellen sich dem verwirrten Fischer als Schwestern vor, die schon seit Längerem unbemerkt auf seinem Dachboden hausen und das auch gerne weiterhin tun würden. Nachdem er sich von seinem Schrecken erholt hat, lässt der gute Costa seine Gefangene sofort wieder frei und besinnt sich auf seine Gastgeberpflichten: Er lädt seine heimlichen Mitbewohnerinnen ein, den muffigen Dachboden zu verlassen und stattdessen nach unten in die Stube zu ziehen, da es dort heller, wärmer und im Ganzen angenehmer ist. Sein Angebot wird mit Begeisterung angenommen und schon wenig später beziehen die kleinen Frauen das Erdgeschoss. Für eine Weile funktioniert das Zusammenleben recht gut – oder vielmehr das Nebeneinanderleben, denn sowohl Costa als auch die Schwestern bleiben ihrer Gewohnheiten gemäß lieber für sich. Das ändert sich jedoch, als die kleine Frau Tina eines Tages einen verhängnisvollen Vorstoß wagt. Entgegen der wichtigsten Regel ihrer Schwesternschaft enthüllt sie dem Fischer das große Geheimnis ihres Volkes. Mit einem Schlag könnte er sein Leben und das der kleinen Frauen für immer verändern, wenn er es nur wollte. Costa ist von den Aussichten fasziniert – und doch zögert er …
Wie viel Egoismus ist erlaubt? Darf Selbstverwirklichung um den Preis von Illoyalität geschehen? Und was bedeutet es, in das Schicksal anderer einzugreifen, wenn man bislang immer nur für sich selbst verantwortlich war? Das sind nur einige der Fragen, die Münster in „Die kleinen Frauen“ aufwirft. Das bemerkenswerteste dürfte dabei wohl das Ende der Geschichte sein (das an dieser Stelle natürlich nicht verraten wird!), denn es lässt die Lesenden mit einer Fülle von Fragen über den Fortgang der Lebensgeschicke aller Figuren zurück. Es hält einen aber natürlich nichts davon ab, die Story in Eigenregie fortzuspinnen!
Selbst kreativ werden – das ist auch das Motto von Bettina Münster. Seit ihrem 13. Lebensjahr schreibt die gebürtige Düsseldorferin mit großer Leidenschaft Gedichte, Kurzgeschichten und Romane. Vor etwa einem Jahr zog es sie in den Raum Hannover zu ihrem Lebensgefährten, dem Singer-Songwriter Elbsegler, den die Hobbymusikerin manchmal am Klavier begleitet. Ihr Haupttätigkeitsfeld ist und bleibt jedoch das Schreiben. Dabei hat sie sich bislang vor allem im Fantasygenre bewegt: Ihre jüngste Veröffentlichung etwa, „Der Fluch der Sirene“ (2016), handelt von der Suche nach magischen Artefakten im Orient, und schon ihr Romandebüt „Das dunkle Erbe“ (2008) erzählt eine klassische Vampirgeschichte. Im Sommer diesen Jahres soll das Erstlingswerk in einer überarbeiteten Fassung und mit einem neuem (ebenfalls von Mimi Jamora gestalteten) Cover unter dem Titel „The Curse – Stirb du, wenn du dich traust“ neu aufgelegt werden. Danach möchte Münster sich auf das Schreiben von Krimis und Thrillern verlegen, da sie diese mittlerweile am liebsten liest. Eine Thrillerserie, die sich mit dem Thema Umweltschutz befasst und um die Abenteuer einer Hannoveraner Meeresbiologin kreist, ist bereits in Arbeit. Der erste Teil mit dem Arbeitstitel „Der stille Tod“ beschäftigt sich mit dem modernen Walfang..

   ● Anja Dolatta

Neuigkeiten zu dem Projekt gibt es auf www.bettinamuenster.wordpress.com.
Die kleinen Frauen
Kurzgeschichte
von Bettina Münster
TWENTYSIX
Erhältlich als Paperback (4,99 Euro) oder E-Book (2,99 Euro)

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Henrike Müller von UNICEF

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Henrike Müller von UNICEF


UNICEF ist das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (United Nations Children’s Fund). Es setzt sich in rund 190 Ländern, insbesondere in Kriegs- und Krisengebieten, für die Rechte von Kindern ein und kämpft dafür, dass sie versorgt werden, zur Schule gehen können und vor Gewalt geschützt sind.
Auch in Deutschland ist UNICEF für Kinderrechte aktiv – mit politischer Arbeit, Bildungsarbeit und programmatischen Initiativen, getragen von vielen ehrenamtlich Engagierten. Eine davon ist Henrike Müller …
Es ist nicht zuletzt ihr beruflicher Hintergrund bei der evangelischen Kirche, der sie zu ihrem Ehrenamt geführt hat. Ausgebildet als Pastorin, arbeitet Henrike Müller heute im Bereich Kommunikation im Kirchenamt der evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Über einen echten UNICEF-Klassiker, die Grußkarten, kam sie vor etwa anderthalb Jahren mit der Organisation in Berührung. Diese Grußkarten sind eine wichtige Säule des UNICEF-Fundraisings. Als treue Käuferin der Karten wurde Müller von Mitgliedern der Regionalgruppe Hannover angesprochen, ob sie Lust hätte, sich selbst für den Verkauf zu engagieren. „Ich habe sofort zugesagt. Leider bin ich dann nur noch einmal dazu gekommen, an einem solchen Verkauf teilzunehmen, weil 2020 ja keine Weihnachtsmärkte oder Messen mehr stattfanden, wo die Karten schwerpunktmäßig verkauft werden“, berichtet Müller. „UNICEF wollte ich aber weiterhin unterstützen. Ich arbeite hauptberuflich für die evangelische Kirche, deren vielfältiges Programm sehr stark auf ehrenamtlichem Engagement basiert. Ich war neugierig, wie solche Strukturen außerhalb der Kirche funktionieren. Wie wird das organisiert, wie werden Ehrenamtliche eingesetzt und gefördert? Ich bin dann in die Regionalgruppe Hannover eingetreten und wurde Mitglied im Aktions- und Öffentlichkeitsteam. Und ich muss sagen, UNICEF macht das richtig gut.“
Besonders gefällt Henrike Müller hier neben der professionellen Struktur und der guten Aufarbeitung von Informationen die Möglichkeiten zur Fortbildung der ehrenamtlich Tätigen.
Fundraising gehört zu den Hauptaufgaben, die UNICEF für Interessierte bereithält. Das Kinderhilfswerk finanziert sich über Spenden, Zustiftungen und Patenschaften. Das weltweite Netz der ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen trägt viel dazu bei, dass es gelingt, 80 Prozent der Gelder in die Programmarbeit einfließen zu lassen.
Natürlich arbeitet UNICEF schwerpunktmäßig mit verschiedensten Projekten, dort, wo die Not am größten ist. Aber selbst in reichen Ländern wie Deutschland setzt sich UNICEF für benachteiligte Kinder ein, zum Beispiel in Geflüchteten-Unterkünften. Eine andere wichtige Aufgabe ist es, auf die Situation von Kindern aufmerksam zu machen und Kinderrechte zu stärken.
„Was wir von hier aus tun können, um weltweit die Rechte derer zu stärken, die noch zu klein sind, das selbst zu tun, ist neben dem Fundraising vor allem Informations- und Aufklärungsarbeit“, so Henrike Müller. „Und dafür brauchen wir ganz praktische Unterstützung. In Hannover werden verschiedene Alters- und Interessengruppen angesprochen: Es gibt eine Gruppe für Jugendliche unter 18 Jahren, eine Hochschulgruppe, das Grußkarten-Verkaufsteam mit eher etwas älteren Mitgliedern, ein Büro-Team, das sich um die Geschäftsstelle kümmert, und das Aktions- und Öffentlichkeitsteam.“ Die Gruppen treffen sich in der Regel einmal monatlich, werden von der Regionalbeauftragten auf den aktuellen Stand der laufenden Projekte gebracht und besprechen, was gerade anliegt. Zurzeit geht es pandemiebedingt vor allem um Öffentlichkeitsarbeit, die sich digital umsetzen lässt. Eine kleine, sehr aktive Gruppe kümmert sich zum Beispiel gerade um den Facebook-Auftritt, der zuletzt ein wenig in Vergessenheit geraten war.
UNICEF als weltweit verzweigte Organisation mit Hauptsitz in New York kann durch ihre professionelle Struktur und ihr gutes Management davon profitieren, dass sie die Menschen auf einer sehr kleinteiligen, lokalen Ebene erreicht. Überall feilen Engagierte an für ihre Region passgenau umsetzbaren Fundraising-Ideen.
Henrike Müller mag es sehr, bei UNICEF mit Menschen zusammenzuarbeiten, die sie in ihrem alltäglichen Umfeld nicht treffen würde: „Wir sind nicht nur altersmäßig, sondern auch vom beruflichen Hintergrund her ein bunt gemischter Haufen. Das ist eine große Bereicherung.“

  ● Annika Bachem

https://www.unicef.de/mitmachen/ehrenamtlich-aktiv/-/arbeitsgruppe-hannover

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Ein letztes Wort im Juli

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Ein letztes Wort im Juli


Herr Weil, ich fange heute mal böse an: Die SPD hat in Sachsen-Anhalt 8,4 Prozent erreicht. Zeichnet sich da schon ein Trend zur bevorstehenden Bundestagswahl ab?
Schön war dieses Ergebnis wirklich nicht, aber eine Landtagswahl in Sachsen-Anhalt ist keine Bundestagswahl. Es gibt Länder, in denen die SPD mittlerweile sehr kämpfen muss, das ist gar keine Frage. Vor allem in den bevölkerungsstarken Ländern wie Bayern und Baden-Württemberg werden wir intensiv daran arbeiten müssen, die Wählerinnen und Wähler zu überzeugen. Aber es gibt auch Länder, in denen die SPD nach wie vor starke Ergebnisse erzielt, Niedersachsen gehört dazu. Hier schätzen viele Menschen die gute Arbeit der SPD. Aber Niedersachsen ist eben nicht die ganze Welt.

Leider oder Gott sei Dank, je nachdem, wie man das sieht. Momentan schafft die SPD bei der Sonntagsfrage im Bund rund 16 Prozent. Das ist wie eingefroren in etwa der Wert seit einigen Monaten. Ich höre immer, dass der Wahlkampf nun bald losgeht. Wann geht es denn genau los?
Die heiße Phase des Wahlkampfes wird erst Ende August starten. Davor sind Ferien. Momentan befinden wir uns im Vorwahlkampf. Das ist auch keine unwichtige Phase und ich würde mir natürlich schon mehr Bewegung in den Umfragen wünschen. Aber die SPD hat die besten Antworten für die Herausforderungen der nächsten Jahre. Und ich bin zuversichtlich, dass sich das bis Ende September noch herumsprechen wird. Es gibt ja diese schöne niedersächsische Lebensweisheit: „Hinten ist die Ente fett.“

Sehr schön. Trotzdem, bis zum 26. September sind es noch knapp dreieinhalb Monate. Ist das nicht zu knapp für eine Trendwende?
Dreieinhalb Monate sind in der Politik eine lange Zeit, da geht noch einiges! Und die Grünen erleben gerade auch ein deutliches Abflauen der Begeisterung. Eine Phase der Ernüchterung kann man das wohl nennen.

Kommen wir mal zum Zustand der Politik in Deutschland insgesamt. Was ich quälend vermisse, das sind echte, gehaltvolle Diskussionen um handfeste Konzepte. Stattdessen gibt es fortwährend das übliche Nebelkerzen-Feuerwerk. Siehe zum Beispiel Benzinpreise.
Mir fällt da auch der Klimaschutz ein, aber unter einem anderen Aspekt. Wir erleben momentan eine stetige Verschärfung der Umweltziele, dafür gibt es auch gute Gründe. Aber wir erleben nicht, dass genauso intensiv und ergebnisorientiert über die Konzepte geredet wird, mit denen wir die ambitionierten Ziele erreichen können. Das ist aus meiner Sicht von Beginn an ein Irrtum in der Klimaschutzpolitik gewesen. Probleme kann man nicht allein über Ziele lösen. Ziele sind wichtig, klar. Aber ohne Konzepte und deren konsequente Umsetzung wird man kein Ziel jemals erreichen können. Da gibt es wirklich eine heftige Diskrepanz. Ein Beispiel ist für mich in diesem Zusammenhang die Stahlindustrie. Diese Industrie gehört zu den Hauptemittenten von CO₂ in Deutschland. Und es ist völlig klar, dass wir das ändern müssen. Das geht auch, durch einen Technologiewechsel in Richtung Wasserstoff. Aber das kostet richtig viel Geld, über den Daumen für jeden Hochofen eine Milliarde. Ohne, dass der Staat aktiv ist, wird sich das kaum darstellen lassen. Und da vermisse ich wirklich ein klares Bekenntnis. Mutige hohe Investitionen wären hier ein deutlicher Schritt hin zu mehr Klimaschutz und Arbeitsplatzsicherung.

Sie haben mir schon vor zwei, drei Jahren immer wieder gesagt, dass aus Ihrer Sicht bei der Energiewende der große Entwurf fehlt.
Ja, der Masterplan. Daran hat sich nichts geändert.

Daran hat vor allem Peter Altmaier nichts geändert. Womit ich bei einem anderen Thema bin. Ich finde, dass Grüne, SPD und Linke es der CDU momentan mal wieder sehr leicht machen. Man zerstört sich lieber gegenseitig, als sich der CDU zu widmen. Wovor hat denn beispielsweise die SPD jetzt noch Angst? Kann man die CDU nicht frontal attackieren, weil man zu lange unter einer Decke gesteckt hat?
Naja, zunächst mal kann man sagen, dass die CDU sich in letzter Zeit stärker selbst beschädigt hat, als das jemals ein politischer Gegner könnte. Ich denke da an die Auseinandersetzungen um die Kanzlerkandidatur. Es geht ein deutlicher Riss durch die Partei, den man zu kaschieren versucht, der aber immer wieder sichtbar werden wird. Aber um auf ihre Frage zu kommen, das ist weniger eine Sache fehlender Aggressivität oder Angriffslust. Nehmen Sie die Auseinandersetzungen um die Masken, da kann man von fehlender Angriffslust nicht sprechen. Dazu kommen muss aber noch der leidenschaftliche Einsatz für ein Thema. Noch mal Beispiel Klimaschutz: Der ist mit der CDU nicht zu machen, das zeigt auch der Entwurf für ein Wahlprogramm. Mit den Grünen bekommt man Klimaschutz und gleichzeitig jede Menge Risiken für viele Arbeitsplätze. Und wer verbindet eigentlich Arbeit und Umwelt, also mehr Klimaschutz und die Anliegen der davon Betroffenen? Das ist ein ungeheuer wichtiges Thema und gleichzeitig für Sozis ein echtes Herzensanliegen.

Die CDU hat bei der Energiewende ziemlich fundamental auf der Bremse gestanden in den vergangenen Jahren und sogar großen Schaden angerichtet. Je nach Schätzung sind etwa 40.000 Arbeitsplätze in der Windenergie verloren gegangen und in der deutschen Solarbranche spricht man sogar von rund 80.000 Arbeitsplätzen. In der Braunkohle arbeiten momentan vielleicht noch 20.000 Menschen. Die SPD war da immer mit an Bord. Zeit, sich ehrlich zu machen?
Das sind jetzt sehr unterschiedliche Themen – der Kohleausstieg war ein echter Fortschritt und geht auf das Konto der SPD. Aber generell gibt es nicht genug Fortschritt bei den Erneuerbaren Energien, da stimme ich Ihnen zu. Gegen einen größeren Koalitionspartner, der permanent auf der Bremse steht, war das nicht zu machen. Und deswegen sollte es auch keine Fortsetzung in dieser Konstellation geben.

Das heißt, wenn wir nach der nächsten Wahl eine ähnliche Konstellation haben wie 2017, geht die SPD in die Opposition?
Ich gehe fest davon aus, dass es nach den kommenden Bundestagswahlen keine Koalition zwischen Union und SPD geben wird.

Sollte die SPD nicht einfach konstatieren, dass die große Koalition in den vergangenen Jahren Deutschland in vielen Bereichen nicht wirklich vorangebracht hat? Fundamentale Selbstkritik und Neustart, wäre das nicht der richtige Weg? Ansonsten ist doch alle Kritik am CDU-Weg von Seiten der SPD nicht glaubwürdig.
Das sehe ich anders. Wenn man auf die Gesamtleistung der Politik seit 2017 schaut, dann gibt es aus meiner Sicht wesentlich mehr Licht als Schatten. Deutschland schneidet zum Beispiel beim Thema Corona im internationalen Vergleich immer noch sehr gut ab. Das gilt nicht nur beim Infektionsschutz, sondern auch bei der Folgenbewältigung. Das Kurzarbeitergeld ist ein durch und durch sozialdemokratisches Projekt. Es gibt auch sonst etliche Fortschritte seit 2017, nehmen Sie beispielsweise die Grundrente. Nein, die SPD muss sich nun wirklich nicht entschuldigen, aber es gibt Bereiche wie insbesondere die Energiepolitik, da ist die Bundesregierung eindeutig hinter dem zurückgeblieben, was wir uns als SPD vorgenommen hatten.

Aber Sie kennen ja das Spiel, Dankbarkeit darf man nicht erwarten, das, was schlecht gelaufen ist, wird immer in den Vordergrund gestellt.
Stimmt, kommt mir bekannt vor. Aber dagegen hilft der selbstbewusste Hinweis auf die eigenen Erfolge, das ist jedenfalls meine Erfahrung.

● Interview: Lars Kompa

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Ottolien – Indie-Pop

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Ottolien – Indie-Pop


Die Brüder Leonard und Jonas sind seit 2018 das Duo Ottolien. Im April haben sie ihre sehr hörenswerte Debüt-EP „Zwei Sekunden Pause“ herausgebracht, die komplett in Eigenregie entstanden ist. „Unser Jahr 2020, destilliert zu fünf Songs“, so Leonard, der ältere der beiden.

„Es ist Ottolien wie Berlin, nicht wie Italien“, klärt Leonard lachend auf, „also mit der Betonung auf dem ersten O. Wir haben aber immer wieder zu spüren bekommen, dass es da viel Potenzial für alternative Aussprache gibt“. Dennoch haben die Brüder aus Ostwestfalen ihren Familiennamen zu dem ihrer Band gemacht. „Im Schriftbild sieht er cool aus und kommt auch wirklich nicht so oft vor.“
Eigentlich sind die Anfang/Mitte-Zwanzigjährigen schon jetzt eine Art Revival-Band, denn bereits mit fünf und sieben Jahren sind sie als Singer-Songwriter-Duo aufgetreten.
Später entwickelte sich jeder der beiden in eine eigene Richtung, während Leonard dem klassischen Songwriting und seiner Gitarre treu blieb, entdeckte Jonas seine Liebe zum Rap und Basteln von Beats. Während Leonard in Hannover eine Solokarriere startete, eine EP veröffentlichte und auf Tour ging, brachte Jonas ein erstes Mixtape als Rapper heraus. Der Anstoß, wieder gemeinsam zu arbeiten, kam von außen. „Freunde, die auch aus dem Musikbereich waren, sagten: Hey, ihr habt es doch vor den Füßen! Warum bringt ihr eure Bereiche denn nicht zusammen?“ Testweise stieß Jonas auf Leonards Tour dann immer mal wieder dazu. „Das kam gut an, und wir haben gemerkt, dass das keine blöde Idee war, sondern eine gute“, so Leonard. „Wir haben dann alles umbenannt in Ottolien, Songs aufgenommen und alte Songs fürs Duo umgeschrieben. Im Lux haben wir 2019 unser Debüt-Konzert gespielt und das auch gleich ausverkauft, das war großartig! Wir haben später noch in Hamburg gespielt, aber dann war auch bald März 2020.“
Die Brüder standen gerade vor der Entscheidung, nur noch Musik und nichts anderes mehr zu machen, als die Pandemie kam.
Und hat er, Leonard, eine Art Führungsrolle im Duo, weil er der Ältere ist? „Vielleicht ein bisschen?“, lacht er. „Das Gute bei uns ist, dass wir total unterschiedlich sind und uns dadurch perfekt ergänzen. Ich mache die Planung und die Kommunikation im Hintergrund. Ich schreibe die Songs ganz klassisch am Klavier oder der Gitarre, und Jonas baut die Beats und produziert. Er hat das technische Know-how und ist da die Autorität. Unser Kumpel Timo Wilkens, der auch Produzent ist, bügelt dann am Ende noch einmal drüber. So arbeiten wir in einer Dreierkette und jeder ist in seinem Bereich der Boss.“ Diese Mischung von Talent in unterschiedlichen Schwerpunkten und völlig unterschiedlichen Charakteren macht die Musik von Ottolien aus: knackige, beatlastige, gerappte oder gesungene Hooklines auf einem elektronischen Teppich. Automatisch wird hier nicht nur zu den Beats genickt, sondern auch zu den mal melancholischen, meist witzigen und klugen Texten.
Auf das stimmige und knackige Design der Ottolilien-Homepage angesprochen, freut sich Leonard: Wir haben echt Glück, dass wir in unserem freundschaftlichen Umfeld so visuell begabte Menschen haben. Wenn wir ein Video drehen, müssen wir uns nicht mehr groß akklimatisieren, sondern haben eine gute Zeit, auch wenn alle total fokussiert sind.“
Das Logistikzentrum für den Versand der „Zwei Sekunden Pause“-EP und diverser, sehr lustiger Merch-Artikel ist die Wohnung von Jonas. Der erträgt die Kistenstapel mit Humor, und beide haben großen Spaß an den Reaktionen ihrer Fans. Jetzt freuen sie sich auf den Live-Sommer und auf das Nachholen der Gigs. Je nach Bühne treten sie als sehr mobiles Duo mit Backing-Tracks oder auch in größerer Besetzung mit drei weiteren Musikern an.
    ● Annika Bachem

Aktuelle Live-Termine finden sich unter www.ottolienmusik.de.

Foto: Sarah Pernt

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