Der Duft im Web
Dass Paare sich gut riechen können müssen, haben die meisten von uns schon irgendwann einmal gehört. Weniger bekannt ist, dass beispielsweise Zitronenduft in Bibliotheken nachweislich für weniger Rechtschreibfehler bei den Anwesenden sorgt. Rima Rifai will mit ihrem Startup „Die Duftmanufaktur“ Düfte als wichtiges Kommunikationsmedium jetzt auch in die digitale Welt bringen.
Bevor sie Düfte zu ihrem Thema gemacht hat, war Rima Teil eines Gründerteams der Lifesciences an der Uni Hannover. Während der Bahnfahrten zur Uni überlegte sie, wie man die stressige Situation der vollen Bahnen angenehmer gestalten könnte – und kam auf die neuronale Wirkung von Düften. Sie fasst zusammen: „Wenn man sich mit der Wissenschaft der Duftforschung beschäftigt, lernt man, dass unsere Riechzellen fast direkt mit dem limbischen System verschaltet sind, einer tiefen Hirnregion, die für die Verarbeitung von Erinnerungen und Emotionen zuständig ist. Das macht Düfte zu einem zentralen Kommunikationsmittel, das ich nutzen wollte.“
Mit ihrer Duftmanufaktur will sie vor allem Düfte in die digitale Welt bringen, denn in einer Zeit, in der jeder zweite Deutsche online einkauft, fehlt es an Berührungspunkten für die klassische emotionale Kunden-Bindung. Rima Rifai erklärt: „Wir setzen die Ergebnisse neurobiologischer Forschungen ein, um einen Markenduft zu kreieren, der mithilfe eines innovativen Speicherformats den Duft im E-Commerce-Paket freigibt. Wir haben bereits einige Prototypen getestet. So wünschte sich beispielsweise ein Hersteller von nachhaltiger Outdoor-Kleidung einen romantischen Abenteuerduft, den Menschen beim Auspacken der Lieferung mit der Ware verbinden sollen. Wir haben eine Kombination aus Meer- und Kiefernkomponenten kreiert. Beim Entwickeln des passenden ,Riechstoffes‘ ist es wichtig, regionale Unterschiede zu beachten. So empfinden wir Deutschen etwa Lavendel als Platzhalter für Frische, Spanier dagegen verbinden mit echter Frische Chlorgeruch, weil sie das von ihren Pools kennen. Jeder Geruch wird von jedem Menschen entsprechend seiner Erfahrungen erlernt.“
Um den passgenauen Duft zu entwickeln, ist die wissenschaftliche Duftforschung wichtig, bei den Rohstoffen achten Rima und ihr Team natürlich auf Nachhaltigkeit und mindestens Bioqualität. Und: Nicht nur bei der Duftentwicklung, auch bezüglich der Unternehmensgründung sind Geduld und Flexibilität absolut zentral, merkt Rima an, und schildert: „Bei der Duftmanufaktur ist alles anders gekommen als geplant. So entwickeln wir zurzeit erst einmal Düfte für die Räumlichkeiten einer Bankfiliale auf Rügen. Es geht darum, das Wohlbefinden des Kunden in der Filiale zu steigern und unangenehme Emotionen, die mit dem Thema Geld einhergehen, zu mindern. Das darf natürlich in keinem Fall penetrant sein, sondern knapp an der Wahrnehmungsschwelle, damit sich jeder wohlfühlt. Wir entwickeln smarte Duftverbreitungsgeräte mit Zeitsteuerung über eine Smartphone-App. Man muss bereit sein, sich mit seinem Startup täglich weiterzuentwickeln.“ Demnächst soll aus dem Einzelunternehmen eine GmbH werden, außerdem eine Webseite entstehen. Zum Glück verstärkt mit Bendedikt Hirthammer jetzt ein Doktorand der Wirtschaftsprüfung die Unternehmensleitung, vorher hat sich Rima Unterstützung bei hannoverimpuls geholt: „Ich hatte bei hannoverimpuls kompetente AnsprechpartnerInnen, ohne die ich diverse Situationen nicht gewuppt hätte. Und über das Projekt Gründerinnen-Consult habe ich ein Netzwerk von vielen Frauen gefunden, von denen ich täglich lerne.“
Kontakt:
r.rifai@die-duftmanufaktur.de