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Hasenrein eingemiezelt

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Hasenrein eingemiezelt


Kolumnen aus dem Literaturhaus

Foto: © Literaturhaus Ralf HansenKathrin Dittmer hatte in ihrem Leben diverse unterschiedliche Jobs. So jobbte sie unter anderem in Kneipen, arbeitete in Büros und in einer Schleifmittelfabrik. Über zwei Jahre war sie außerdem bei der Denkmalpflege tätig und sie studierte Politikwissenschaften, ehe sie die Stelle der Leiterin des Literaturhauses in Hannover annahm. Das ist inzwischen mehr als zwanzig Jahre her, und dass sie diesen Job derart lange machen würde, hätte sie zu Beginn selbst nicht vermutet. Genauso wenig, dass sie mal ein eigenes Buch veröffentlichen würde…

Als Leiterin des Literaturhauses ist Kathrin Dittmer unter anderem verantwortlich für das Programm, in dem sie Themen wie Prosa und Lyrik, Sachbücher, das Zusammenspiel von Kunst und Gesellschaft, aber auch aktuelle Themen geschickt balanciert. Bekannt ist sie jedoch für ihre eigene Kolumne, in der sie, mal lustig, mal etwas tiefgründiger, ihre Gedanken zu Papier bringt und dem Programmheft damit noch eine persönliche Note direkt aus dem Haus verleiht.

Dabei war die Entstehung ihrer Kolumne relativ banal. Als damals das Programmheft des Literaturhauses (seinerzeit noch eher ein Faltblatt) erschien, meinte ihre Grafikerin, dass noch Platz vorhanden sei, der gefüllt werden müsse. Also machte sich Dittmer zunächst daran, einen Werbetext für das Programm im Literaturhaus zu verfassen. Diese Texte erschienen ihr aber mit der Zeit ein bisschen eintönig und öde, woraufhin Dittmer einfach mal einen abweichenden Text verfasste. Einige Leserinnen und Leser sprachen sie im Nachgang darauf an und sagten, so etwas wäre doch weitaus netter als der übliche Werbetext. So wurde ihre eigene Kolumne geboren und hat sich bis heute eingebürgert (oder eingemiezelt).

Ihre Inspiration zu den Texten kommt dabei aus unterschiedlichen Richtungen: Mal gibt es einen inhaltlichen Anlass im Programm, mal sieht sie etwas im Fernsehen oder liest über ein interessantes Thema. In letzter Zeit seien ihre Kolumnen etwas persönlicher geworden. „Vielleicht liegt das am Alter“, sagt sie scherzhaft. Manchmal ist der Anlass aber auch einfach nur die Wahl der Haselmaus zum Tier des Jahres. Und wieder ein anderes Mal schreibt sie dann über etwas, das sie schon immer mitteilen wollte.

Die besten Kolumnen aus 10 Jahren sind nun in ihrem Buch „Hasenrein eingemiezelt“ erschienen. Die Idee zum Buch kam dabei von einer Kollegin und dem Vereinsvorstand, die sie in die Sache „so hineingeschoben“ haben. Während sie sich heute darüber freut, ihr eigenes Buch in den Händen halten zu können, war sie zuerst gar nicht begeistert von der Idee. „Ich hab diese Texte immer eher als Wegwerftexte geschrieben.Die kommen ins Programmheft und damit irgendwann ins Altpapier, das waren für mich Momentaufnahmen. Für ein Buch hatte ich das Gefühl, dass Texte irgendwie haltbarer sein müssten. Schwierig, bei so einem Kolumnen-Format.“ Dennoch entdeckte sie etwas mehr als 50 Texte, die sie „haltbar“ genug fand. Die endgültige Auswahl der Kolumnen überließ sie dann aber ihrem Freund und Journalisten Michael Braun.

Die Wahl des Titels beschreibt sie als emotionale Entscheidung. Sie empfand „Hasenrein eingemiezelt“ am lustigsten und kryptischsten und schlug andere, aus ihrer Sicht teils zu anspruchsvolle, Vorschläge aus. Der Verlag war einverstanden, nicht aber mit der Katze auf dem Titelbild. Doch Kathrin Dittmer weiß, was sie will – so ist eine Katze auf dem Cover. Ihre Lieblingskolumne ist übrigens „April, April“, in der es um ihren Urgroßvater geht, der in seiner Zeit allerlei Schabernack getrieben haben soll. Aber um zu erfahren, ob sein Hund wirklich Flöte spielen konnte und bei der Entbindung von Dittmers Großmutter geholfen hat, muss man das Buch schon selber lesen.

Dominik Itzigehl
Foto: © Literaturhaus Ralf Hansen

 

Hasenrein eingemiezelt
von Kathrin Dittmer,
zu Klampen Verlag,
128 Seiten, 14,80 Euro.

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Jeremias

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Jeremias


Quelle: Facebook

Jeremias, das sind Jeremias Heimbach (Gesang und Piano), Oliver Sparkuhle (Gitarre und Synthesizer), Ben Hoffmann (Bass und Background Vocals) und Jonas Herrmann (Schlagzeug und Background Vocals). Sie spielen „super-nices-dancy-Gedöns“, einen Mischmasch aus 70s und 80s, Funk, Jazz und HipHop. Ihre Devise: die Brücke zwischen classy Jahrzehnten und moderner Mukke schlagen.

„Hey ich will ‘ne Band“, hat Jeremias, Sänger der Band und bis dahin Solo als Singer/Songwriter unterwegs, 2015 zu Olli gesagt. Und fortan war Olli dabei. Die Band formierte sich dann aber erst 2017, und die heutige Bandkonstellation besteht mit Jonas am Schlagzeug erst seit Frühjahr dieses Jahres. Und mit Jonas kam die Gleichberechtigung. Zuvor gab es zum Gesang von Jeremias eher musikalische Untermalung, heute ist die Band eine Einheit, in der alle gemeinsam an neuen Werken basteln. „Wir sind eine glückliche Fügung voller Zufälle“, da sind sich alle Bandmitglieder einig.

2018 war nun DAS Jahr für die jungen Musiker aus Hannover und Region. Bei einem Gig in Helmstedt wurde die Booking-Agentur hndgmcht auf die Band aufmerksam und nahm die Jungs unter Vertrag. Mit der neuen, professionellen Unterstützung gelang Jeremias der Sprung von fünf Gigs im Jahr auf eher regionalen Veranstaltungen zu 15 bis 20 Gigs im Monat, und das deutschlandweit.

Inspiriert ist ihre Musik durch Interpreten wie die Giant Rooks, Faber oder Tom Misch. Beim Schreiben neuer Stücke arbeiten alle Bandmitglieder fest zusammen, einen wiederkehrenden Ablauf gibt es aber nicht. Mal steht schon eine Textzeile, mal eine Akkordfolge oder ein Lick. Viel geht über das Spielen, das miteinander Jammen und Improvisieren. Der Rest entwickelt sich. Bei ihren Texten geht es ihnen nicht nur um den Inhalt. Klar, es muss irgendwie thematisch passen aber besonders viel Wert legen sie auf die Ästhetik der Worte. Ihr Anspruch ist es, die Mitte 50-jährigen, die am Rand in einer Reihe stehen und mit den Füßen wippen, mit ihrer Musik und ihren Texten in die Mitte der Crowd zu ziehen.

Ambitioniert und Ehrgeizig gehen die vier Jungs ihre musikalische Zukunft an. Für sie steht fest: ob es mit der Band bald richtig abgeht oder nicht, sie werden weiterhin gemeinsam Musik machen und ihr Ding durchziehen. Ihr bisher schönstes Erlebnis: Beim PopCamp, einem Nachwuchsförderprogramm für Musiker, haben sie sich von 51 Bewerbern unter die besten Fünf gekämpft und werden jetzt durch Workshops von renommierten Dozenten gefördert. Ihnen ist bewusst, dass gute Musik und Charakter nur die Hälfte ausmachen. Auch Organisation und Durchhaltevermögen sind essentiell, wenn man es nach ganz oben schaffen möchte. Doch trotz aller professioneller Hilfe sind sie sich auch sicher: Ohne die Unterstützung ihrer Familien und Freunde wären sie bestimmt nicht so weit gekommen. Alle stehen hinter ihnen und arbeiten mit ihnen gemeinsam an ihren Visionen.

Die weiteren Schritte in Richtung Erfolg sind bereits in Vorbereitung. Im Herbst produzieren sie ihre erste EP mit fünf Songs. Endlich kann man sie dann auch auf Spotify, Deezer und Apple Music hören. Veröffentlicht wird die EP im Frühjahr 2019, wer nicht so lange warten will kann sich bei Instagram, Facebook, Soundcloud oder auf jeremiasmusik.de über anstehende Gigs informieren und in ihre Musik reinhören.

Annika Lubosch
Foto: Facebook (Quelle)

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Martin Wagner Massivholzmöbel

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Martin Wagner Massivholzmöbel


Das Möbelhaus an der Berliner Allee in Godshorn hatte schon unter dem Namen „Design + Natur“ auf hochwertige Möbel aus massivem Naturholz gesetzt. Im Jahr 2016 kam leider die Insolvenz, im Oktober 2017 dann der Neustart unter Martin Wagner, der einer der drei ehemaligen sowie neuer Geschäftsführer ist. Unter seiner Regie werden auf 1000 Quadratmetern Ausstellungsfläche natürliche Raumkonzepte zum Thema sensibler Wohnen – Speisen – Schlafen geboten, die mit auffällig viel Liebe zum (skandinavischen) Detail einen hohen Anspruch an Material, Ästhetik, Funktion, Planbarkeit und Ökologie umsetzen.

Die Einzelstücke aus massivem Holz sehen in der Zusammenstellung zu sorgfältig ausgefeilten Einrichtungskonzepten nicht nur gleich auf den ersten Blick hochwertig aus, sondern vermitteln dabei auch das Anliegen des 7-köpfigen Teams um Martin Wagner: Das sensible Wohnen in einem guten und gesunden Raumklima. Unnachahmlich in der Vielfalt, finden sich edel verarbeitete Hölzer in Form von schönen und klug konstruierten Möbeln für den Schlafbereich (inklusive Naturlatexmatratzen) über die Ess- und Wohnräume bis zum Homeoffice. Schwerpunkt sind zum einen Regalsysteme, die von den Lieferanten und/oder den zwei Tischlern des Teams an die räumlichen Gegebenheiten der Kunden angepasst werden können und die mit Raffinesse aufwarten; etwa einen Flatscreen hinter einem beweglichen zweiten Bücherregal verschwinden lassen. Zum anderen stehen zahlreiche Esstische zur Wahl, die die Struktur- und Farbvielfalt der Hölzer mit perfekt bearbeiteter, schmeichelglatter Oberfläche darstellen und die sich mittels verschieden großer Klappteile bei Besuch bzw. Bedarf beliebig erweitern lassen. Polstermöbel in durchweg angenehmen (wählbaren) Farben gibt es in variabler Höhe und Tiefe für den Esstisch oder die Sofaecke – überhaupt gibt es hier generell nichts zu sehen, was man so übernehmen muss, bei den Details gibt es jede Menge Spielraum.

Das Team Wagner arbeitet mit Lieferanten aus der Region, für die „Spezialanfertigung“ kein Fremdwort ist, auch neu polstern oder die Kaltschaum- gegen Naturlatexfüllung austauschen ist kein Problem. Ob es um ein neues Bett, eine Kinderzimmereinrichtung, ein Ensemble aus alten und neuen Möbeln oder die komplette Hausoffensive geht, das Team berät gerne im Laden oder auch daheim. Wer dann auf einen Schlag oder über die Jahre weg vom Ikea-Style und hin zum Massivholzmobiliar möchte, der wird hier liebend gerne an die Hand genommen und kann mit Komplettpaketen zur Renovierung mit Wänden, Böden und Innenraum-Gesamtkonzept der Wagner-Mitarbeiter sowie mit der kompetenten Umsetzung der Partnerfirmen, z.B. Umbau in Linden, rechnen. In der Ausstellung lassen sich anregende Ideen finden, wie man auch selbst den skandinavischen Stil mit shabbychicen Einrichtungsgegenständen und Wohnaccessoires kombinieren kann: Stehpulte aus sieben verschiedenen Hölzern, Betten aus Eisbuche, die komplett auf Metall verzichten, Schwebetüren zum Verstecken von Bügelbrett und Co. und originell aus zwei Kollektionen zusammengestellte Wohnwände fügen sich mit Extravaganzen wie Echtholzfurnier-Leuchten oder witzigen, mit dem Wunschmotiv gravierten Kinderhockern zu einer Wohlfühlwohnwelt zusammen. Entschleunigung und Langlebigkeit spiegeln sich im gesamten Ambiente, das durch stimmungsvolle Details wie einer Riesen-Murmelbahn und Bett-Rutsche für Kinder sowie einer Weinhaus-Verkaufsecke zum Verweilen einlädt. Hier lassen sich – nicht nur auf den Themenabenden wie etwa zum gesunden Schlafen – ein paar anregende Stunden in einem wirklich angenehmen (Raum-)Klima verbringen.

Text: Anke Wittkopp

 

Berliner Allee 55
30855 Langenhagen
OT Godshorn
Tel. (0511) 786910
info@mw-massivholzmoebel.de                   
www.mw-massivholzmoebel.de         

Öffnungszeiten:
Di-Fr 10-19 Uhr
Sa 10-18 Uhr

 

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Ein letztes Wort im Oktober…

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Ein letztes Wort im Oktober…


Herr Weil, wir müssen natürlich über Chemnitz reden. Was ist da in Sachsen passiert und was passiert noch immer in Sachsen? Wie ist dazu Ihre Einschätzung? Es ist auffällig, dass die rechten Tendenzen in Ostdeutschland ganz offensichtlich eine andere Dimension haben als in Westdeutschland. Die AfD ist dort momentan sehr stark. In Niedersachsen befindet sich die AfD dagegen noch im einstelligen Bereich. Nun sind wir beide Wessis und sollten vorsichtig sein, die ostdeutschen Verhältnisse zu interpretieren. Ich hab mich dazu kürzlich mit Matthias Platzeck unterhalten, dem langjährigen früheren Ministerpräsidenten von Brandenburg, ein wirklich sehr kluger Mensch. Und der hat zweierlei gesagt: Erstens sollten Wessis sich hüten, Pauschal-Urteile über Ossis zu fällen. Die ostdeutsche Gesellschaft sei alles andere als uniform, da gäbe es die unterschiedlichsten Schattierungen, auch in Chemnitz. Außerdem seien die teils traumatischen Erfahrungen im Zusammenhang mit der Abwicklung der DDR ein Grund für die andere Situation in Ostdeutschland. Erst seit etwa zehn Jahren gebe es eine allmähliche Aufwärtsentwicklung. Deshalb habe es vor zwei Jahren angesichts der großen Zahl von Flüchtlingen in weiten Bevölkerungsschichten die Angst gegeben, dass nun wieder nichts übrig bleibe.

Jetzt haben Sie ja schon öfter gesagt, dass es sich für einen westdeutschen Politiker nicht ziemt, einem Ministerpräsidenten im Osten irgendwas mit auf den Weg zu geben. Trotzdem scheint es so, als wenn in Sachsen die Hausaufgaben sehr lange nicht gemacht worden sind. In der Tat gibt es da Auffälligkeiten. So viele Probleme mit den Sicherheitsbehörden wie in Sachsen, sind aus anderen ostdeutschen Ländern nicht bekannt. Problematische Haltungen wachsen, die sind nicht plötzlich da. Helfen könnten klare Signale der Politik, dass Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus nicht geduldet werden. Der Staat muss für Ordnung sorgen und die Verfassung schützen.

Was man in Chemnitz und dann in Sachsen gesehen hat, war ja Schulterschluss. Die AfD, die Pegida, Pro-Chemnitz, andere rechte Gruppierungen, die Identitären, die Reichsbürger – da scheinen jetzt plötzlich alle gemeinsam zu marschieren. Und dann noch die, die irgendwelche Sorgen und Ängste haben. Die laufen hinterher und es macht denen anscheinend nicht viel aus, dass vorne der Hitlergruß gezeigt wird. Für mich hat das schon eine neue Dimension. Ich bin noch nicht ganz sicher, ob das alles so neu ist, in der organisierten Form wohl ja. Aber erinnern Sie sich an den Anfang der 90er Jahre, da gab es schlimme Übergriffe in  Rostock und Hoyerswerda. Die damaligen Ausschreitungen waren allerdings eher spontan. Heute haben wir es in Sachsen mit extremen rechten Gruppierungen zu tun, die sich verbünden und eine andere Kraft entwickeln, als das hoffentlich in Niedersachsen vorstellbar wäre. Generell kann man wohl sagen, dass sich die AfD offenbar in Westdeutschland eher um einen bürgerlichen Anstrich bemüht, während sie sich im Osten erkennbar so präsentieren kann, wie sie wirklich ist.

Und wie ist sie, die AFD? Es gibt bei der AfD offenbar eine Strategie, wirklich jedes Thema in Verbindung mit Migration zu bringen. Diese Partei hat kein politisches Thema, bei dem am Ende nicht die Ausländer Schuld sein sollen. Wir sollten nicht auf den vermeintlich bürgerlichen Anstrich der AfD in Niedersachsen hereinfallen. Was den dahinter liegenden Geist anbelangt, gibt es zwischen Ost und West im Kern kaum Unterschiede. Wir beobachten doch eine unheilige Arbeitsteilung innerhalb des rechten Lagers: die einen sind zuständig für die Exzesse und die anderen geben sich betroffen, während sie gleichzeitig Öl ins Feuer gießen. Und wir haben noch keinen Dreh gefunden, wie man darauf richtig reagiert. Wir brauchen eine Mischung aus starkem Staat und aktiver Zivilgesellschaft. Ein Staat, der wirklich für Ordnung sorgt und der es nicht so weit kommen lässt wie in Chemnitz. Dazu kommen muss eine Zivilgesellschaft, die sehr deutlich zum Ausdruck bringt: „Wir wollen hier keine rechten Parolen und Ausschreitungen!“

Die Jungorganisation der AfD in Niedersachsen soll jetzt ins Visier genommen werden. Richtiger Schritt? Ja, absolut. Das steht aber nicht in Zusammenhang mit Chemnitz, die Prüfung lief schon länger. Ein solcher Schritt muss ja natürlich einer gerichtlichen Feststellung und Untersuchung standhalten. Aber unser Innenminister ist sich sicher, nachweisen zu können, dass es beispielsweise eine hohe Parallelität zwischen der Völkischen Bewegung und der Jungen Alternativen gibt und dass dort vordemokratische Verhältnisse propagiert werden. Und genau für solche Fälle haben wir den Verfassungsschutz.

Es ist dann nur die Frage, was solche Behörden machen, beziehungsweise, wer solchen Behörden vorsteht. Ja, das muss man in der Tat kritisch hinterfragen. Dennoch muss sich der Staat auch darum kümmern, dass seine Grundlagen erhalten bleiben. Der Staat muss auch die  Demokratie schützen.

Wie stark ist die Rechte in Deutschland insgesamt? Zu stark. Leider viel zu stark. Es gibt ja schon sehr lange – beispielsweise von Prof. Heitmeyer aus Bielefeld oder über Studien der Friedrich-Ebert-Stiftung – Hinweise darauf, dass rechtsextremes Denken sich bis in die Mitte der Gesellschaft hinein erstreckt. Es gab allerdings bis vor kurzer Zeit noch klare Tabus, auch im Sprachgebrauch. Diese Tabus sind nun entfallen, die neue politische Rechte schert sich nicht um politische Korrektheit. Sie machen und sagen das, was ihnen nutzt. Auf diese neue Form der Skrupellosigkeit müssen Demokraten reagieren und umso klarer reden. Aber wir brauchen eben auch überzeugende Politik. Ich stehe immer noch unter dem Eindruck des absurden Sommertheaters der CSU im Juli. Das war ein Konjunkturprogramm für die AfD. Wenn Demokraten sich so verhalten, machen sie die AfD stark. Die CSU bekommt genau das momentan sehr zu spüren.

Warum erreichen die anderen Parteien diese Menschen nicht mehr? Teilweise machen wir bei den in der Sache durchaus berechtigten Diskussionen und den in der Politik immer mal wieder  notwendigen Wendungen nicht mehr hinreichend deutlich, wofür wir stehen und wie das Erwünschte erreicht werden soll. Hinzu kommt, dass letztlich dann auch sichtbare Fortschritte erzielt werden müssen. Wenn man sich die Meinungsumfragen zur Arbeit der Bundesregierung ansieht, gibt es da anscheinend noch Luft nach oben. Meinem Eindruck nach haben die Leute in  Niedersachsen von ihrer Regierung einen besseren Eindruck.

Luft ist ein schönes Stichwort. Es gibt unfassbar viel Wind um Nichtigkeiten, und auf der anderen Seite spielen Argumente anscheinend keine Rolle mehr, Fakten spielen keine Rolle mehr. Wäre es nicht an der Zeit, dass sich alle mal besinnen? Unbedingt! Und ich gebe Ihnen mal ein typisches Beispiel für diesen Wind. In Chemnitz hatten wir dieses wirklich eindrucksvolle Konzert mit 65.000 Menschen. Und die CDU echauffiert sich darüber, dass der Bundespräsident Hinweise auf diese Veranstaltung geteilt hat. Weil eine Band sich womöglich falsch geäußert hat. Warum hätte der Bundespräsident wegen dieser einen Band darauf verzichten sollen, für dieses Konzert die Werbetrommel zu rühren? Und vor allem: Ist das wirklich eine Diskussion wert? Ist es nicht viel wichtiger, dass man unterstützt, dass ein solches Konzert organisiert wird? Ich finde, das ist ein schönes Beispiel dafür, was Teile von Politik momentan falsch machen.

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Neu in der Stadt im Oktober

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Neu in der Stadt im Oktober


Foto: Frank RohneEin Duke kommt selten allein
Die vierte DUKE Burger Filiale hat nun am Weißekreuzplatz in Hannovers Oststadt eröffnet: In den Räumen des ehemaligen Clichy‘s kocht in Zukunft Felix Förster mit seinem Team. Neben den bereits bekannten leckeren Burgern gibt es Gerichte aus dem Smoker und vom Grill. Neu sind auch die Big Beef Rrips sowie verschiedene Poke Bowl’s. Aber nicht nur die hawaiianische Spezialität sorgt für frischen Wind in der neuen Filiale. Eine Bar mit acht Bieren vom Fass, Cocktails und Tischservice sind weitere Neuheiten. Überhaupt versprüht das neue Lokal einen ganz neuen Charme und bereichert die Oststadt um ein urban-modernes Konzept. Dabei sorgt der Grundsatz „Handgemacht, authentisch und immer superfrisch aufs Tablett“ für die altbewährte Qualität der beliebten, hannoverschen Burgerkette. Wer das Clichy noch unter Ecki Reimann kannte, wird das Lokal nicht wiedererkennen und positiv überrascht sein. Ein Besuch lohnt sich. Weißekreuzstraße 31, 30161 Hannover, Tel. (0511) 38894666, www.duke-burger.de. Öffnungszeiten: Mo Ruhetag, Di-Do 17-24 Uhr; Fr&Sa 12-01 Uhr, So 12-23 Uhr.
Foto: Frank Rohne

 

Fab Shack
Das Fab Shack, direkt am Schwarzen Bären, hat seit dem 14. September nur ein erklärtes Ziel: Auf möglichst unkonventionelle Art für das leibliche Wohl der Gäste zu sorgen. ,,Mein Ziel war nicht Gastronomie, nicht Bar, nicht Diner und nicht Restaurant: Ich will einen Ort schaffen, an welchem man sich zuhause und wohl fühlt und jeder darf es so interpretieren, wie er oder sie es will”, beschreibt Fabian Schack sein Konzept fernab des Mainstreams. In seiner Fifties-Bar mit Wonderland-Flair stehen amerikanische Speisen und eine große Vielfalt an Drinks auf der Karte. Von reichhaltigem Frühstück über Sandwiches, Wraps, Salate und „Minis“ für den kleinen Hunger ist für jeden was dabei. Wer Lust auf einen süßen Abschluss hat, kommt mit den echt amerikanischen Shakes auf seine Kosten. Unter dem Motto „Fühle dich wohl und nimm dir, was du brauchst“ sorgt das Fab Shack mit wechselnden Aktionen und zukünftig geplanten Events für eine entspannte Atmosphäre zum Wohlfühlen. B&B „the Shack-way“ eben – Breakfast and Bar all day long. Schwarzer Bär 5, 30449 Hannover, Tel. 0173 4273446, info@fab-shack.de, www.fab.shack.de. Öffnungszeiten: Mi-Fr 16 Uhr – open end, Sa&So 10 Uhr – open end.

 

Foto: Frank RohneEmma & Paul
Im September hat der Laden für Baby- und Kindermode von 0 bis 17 Jahren neu in Hannover-Mitte eröffnet. Das ehemalige „Kikimode“ wurde von einer Mitarbeiterin gekauft und mit Hilfe vieler freiwilliger Helfer zu einer neuen Anlaufstelle für Familien und Kinder gemacht.  Durch eine komplette Renovierung und Umgestaltung hat „Emma & Paul“ ein neues Herzstück bekommen: die auffälligen Birkenbaumstämme im Eingangsbereich. Die Naturelemente lassen den Laden natürlich, hell, offen und hochwertig wirken, der Raum lädt zum Stöbern und Verweilen ein. Das Angebot umfasst eine große Auswahl hochwertiger Designer-Marken aller Preisklassen und eine individuelle Beratung, bei der sich viel Zeit für die einzelnen Kunden genommen wird. Die Besitzerin möchte durch Mehrwert überzeugen und plant in Zukunft spannende Aktivitäten wie Kinderschminken, Miniplayback-Shows und Modenschauen für ihre jüngsten Kunden. Osterstr. 26, 30159 Hannover.
Foto: Frank Rohne

 

Hölderlin Eins
Das Kulturhaus Kleefeld
Die Landeshauptstadt Hannover (LHH) hat das ehemalige Gemeindehaus in der Hölderlinstr. 1 zur Nutzung als Stadtteilkultureinrichtung angemietet. Diese bietet Vereinen, Initiativen und Privatpersonen einen Ort für Versammlungen und Raum für Veranstaltungen wie z.B. Konzerte und Kino. Großer Eröffnungstag war der 01. September. Auf Wunsch der LHH wurde das Gebäude barrierefrei umgestaltet, dazu wurden ein Aufzug und eine Behindertentoilette eingebaut und der Zugang vom Hof als Rampe umgestaltet. Träger der Einrichtung ist der Bürgerverein Kleefeld e.V. (BVK), der von der LHH eine finanzielle Zuwendung für den Betrieb und die Entwicklung neuer Projekte und Angebote erhält. Auch für den Oktober stehen natürlich wieder einige Veranstaltungen auf dem Programm: Unter anderem wird am 05.10. und am 19.10. jeweils ein Überraschungsfilm gezeigt, am 26.10. steht ein Tango-Workshop an und am 16.10. präsentiert ab 20 Uhr der New Yorker Solo-Gitarrist Adam Rafferty seinen „Funky-Fingerstyle“. Die genauen Infos zu den einzelnen Terminen gibt es im Stadtkind-Kalender sowie unter www.hölderlin-eins.de. Hölderlinstraße 1, 30625 Hannover, Tel. (0511) 533 27 606, info@hölderlin-eins.de, www.hölderlin-eins.de.

 

Foto: Frank RohnePizza Grande
Il grande amore…
Im Pizza Grande bekommt jede Pizza die Hingabe und Aufmerksamkeit, die die große Liebe verdient. Seit dem 06. Juli verkauft Inhaber Ore Öküzbogan täglich seine Pizzakreationen. Die Philosophie des Ladens setzte ganz auf Kreativität, Neugier und Leidenschaft, so Öküzbogan. Diese Kreativität fließt vor allem in die Vielzahl moderner Toppings, die neben den altbewährten Klassikern auf ausgefalleneren Kreationen für zufriedene Gäste sorgen. Aus über 50 Zutaten kann der experimentierfreudige Pizzaliebhaber wählen. Die echte italienische Küche mit modernen Einflüssen zu verbinden ist das Ziel. Das Rezept dafür sind der Steinofen, der mit Buchenholz befeuert wird und so den Pizzen einen einzigartigen Geschmack verleiht, frische, hochwertige Produkte und natürlich die „grande amore“, mit der die Speisen zubereitet werden. Auch Pizzamuffel kommen im Pizza Grande mit frischen Salaten und italienischen Vorspeisen auf ihre Kosten. Lange Laube 21, 30519 Hannover. Öffnungszeiten: Mo-So 11-23 Uhr.
Foto: Frank Rohne

 

 

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Thommi Baake

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Thommi Baake


Foto: Tschiponnique SkupinThommi Baake ist einer, der alles macht und alles kann. Und das seit 30 Jahren professionell! Als Schauspieler war der 55-Jährige schon in Rollen wie der eines Mörders im Polizeiruf 110 zu sehen, als Komiker im Quatsch Comedy Club und als Sprecher in Hörspielproduktionen und Dokumentationen zu hören, die er teils auch selbst produzierte. Mit seinen eigenen Kinderbüchern und -liedern ist er seit 2010 unterwegs, ob in Deutschland, Prag, Rumänien, Bangkok oder im Harz. Auf der Bühne steht er außerdem bei Firmenevents, Geburtstagen oder Hochzeiten, kommt inkognito als „anstrengender“ Kunde auf Messen oder als neuer Controller in die Firma, als Walking Act gibt er den Porträtzeichner in Ausbildung, den englischen Bobby oder die wandelnde Musicbox. Und bei seinen Abenden wie „Thommis Teatime“ oder der „Super 8 Show“ kann man witzigerweise neben all dem Spaß sogar etwas lernen.

Seit 30 Jahren steht Thommi Baake professionell und solo auf der Bühne. 1988 feierte er Premiere in der Werkstatt Galerie Calenberg, 1992 hat er den Köln-Comedy-Preis gewonnen. Bei einer Tasse Assam erzählt er von alten Zeiten: „Ich bin im Wandervogel groß geworden, der ältesten Jugendbewegung Deutschlands. Ohne den Wandervogel wäre ich kein Künstler geworden, da habe ich Volkstanz gemacht, (Chor-) Singen, Gitarre gelernt, habe eigene Theaterstücke geschrieben und einstudiert, Gruppen angeleitet, Sozialkompetenz gewonnen. Eine Zeit lang wollte ich wirklich berühmt werden. Und es sah auch manchmal danach aus… aber dann hat meine Tochter irgendwann gesagt: ‚Sei doch froh, dass du nicht berühmt bist, sonst wärst du ja nie zu Hause.‘ – und das war dann die Kehrtwende. Hauptsache, ich kann davon leben. Und Jahrzehnte auf eine Rolle festgelegt zu sein, das hätte mir auch überhaupt nicht gelegen. Ich möchte mich weiterentwickeln, als Mensch und als Künstler.“

Darum hat er sich irgendwann auch von der Stand-up-Comedy abgewendet. Er findet es langweilig, 90 Minuten lang auswendig gelernte Geschichten zu hören – und zu erzählen. Er improvisiert, bringt Musik mit ein, wechselt die Rollen, bringt zwischendurch vielleicht die hessische Version von einem John-Denver-Song. Thommi berichtet: „Ich wollte ernsthafter Schauspieler werden und Kabarettist. Ich habe aber gemerkt, dass ich politische Dinge – obwohl ich ein politischer Mensch bin – nicht auf der Bühne rüberbringen kann. Da würde es schnell polemisch werden. Wenn ich z.B. einen Anti-Nazi-Text machen würde, würde der eher komisch wirken. Mein erstes Lied, das ich mit 14 komponiert habe, ein Anti-AKW-Lied, das singe ich zwar hin und wieder mal, aber das ist schon sehr naiv.“ Zu seinen Hochzeiten als Schauspieler haben alle gesagt, er solle sich darauf konzentrieren – aber, so sagt er – „was bringt einem das, wenn nicht genug Geld reinkommt… Und mein größter Kampf ist: Ich möchte vielfältig sein, auch wenn einen die Leute gerne in Schubladen stecken. Da muss ich dann immer wieder herausspringen.“

Inzwischen hat er alles gemacht: Hat vor fünf Leuten eine Show gegeben, ist bei der Hockeymeisterschaften der Damen aufgetreten und hat eine Karaokeshow auf der Toshiba Fifa WM Fanmeile vor 15.000 Zuschauern moderiert, war Vorband für die Rodgau Monotones. Für seine eigenen Figuren erfindet er gerne einen ganzen Kosmos drum herum, so wie für Thommislav Baakovitsch, der aus Baktschekistan kommt, einer Fantasierepublik, die mit kulturellen Mitteln gegen die Okkupanten, die Russen, kämpft, und der dort Rebellen-Volkstanz-Gruppenführer ist. Oder er erfindet sich selbst als lebendige Musikbox neu und zieht mit Travellergitarre und Zettel auf dem Rücken los, auf dem steht, was die Leute sich alles zum (Mit-) Singen wünschen können: finnische, russische, deutsche, israelische, Kinderlieder, Volkslieder, die Beatles, Thommi kann alles. „Wenn dann so eine Traube von Leuten um mich steht, und wir singen dann meinetwegen ‚Horch, was kommt von draußen rein?‘ – das ist Glück. Klar muss ich davon leben, ich nehme auch die Gagen, aber das Beste ist, wenn ich da eintauchen kann.“

Völlig aufgehen kann er auch in seinen Inkognito-Rollen, für die man ihn buchen kann: „Da bin ich dann der sächsische Typ, der dumme Fragen auf einer Reifenmesse stellt, oder der neue Controller bei einer Bank, der schon mal bei der Weihnachtsfeier auftaucht. Einmal habe ich bei einem Workshop für Regionalpolitiker einen AfD-Politiker gespielt, und nach der dritten Runde hat mich eine junge Juso-Frau fast mit den Blicken getötet – da habe ich wohl überzeugt.“ Seine Spezialität ist das Verarbeiten der Infos, mit denen er vor dem Firmenjubiläum oder Hochzeit gefüttert wird. Thommi lacht herzhaft, als er seine Lieblingsepisode schildert: „Da wurde ich bei einer Mitarbeiterverabschiedung eingeschleust, mit falschem Ausweis, spreche denjenigen an und er sagt prompt: ‚Ich kenne Sie doch gar nicht.‘ Ich dann: ‚Na klar, damals haben wir doch bei Meister soundso die Lehre gemacht und dann hattest du dir im Urlaub das Bein gebrochen… u.s.w. – heute bin ich hier um dir zu sagen, dass wir uns in Wolfsburg leider verrechnet haben, du musst noch zwei Monate dranhängen…“

Foto: privatAm ergreifendsten sind für Thommi aber immer die Begegnungen mit Kindern, seien es die Reaktionen auf seine Performance auf der Bühne oder die Kontaktaufnahme nach dem Auftritt: „Seit sechs Jahren kann ich Kinderlieder schreiben, habe aus altem Material und Neueinspielungen eine CD aufgenommen, die Kinder begeistert. Bei dem Lied ‚Du hast Angst‘ frage ich die Kinder beim Auftritt, wovor sie Angst haben, und ein Junge sagte z.B. ‚im Dunkeln‘ und ein Mädchen ‚vor Annabelle‘ (der Horrorpuppe). Im Lied heißt es dann: ‚Lach‘ die Angst einfach weg‘, und das sage ich den Kleinen dann auch. Letztens habe ich ernsthaft eine Mail von der Klassenlehrerin bekommen, dass ich den beiden mit meinem Lied die Angst genommen habe. In solchen Momenten denke ich; was will ich mehr erreichen? Das ist das, was mich bewegt.“ In den Büchermarkt ist er nach seiner größten Absage gekommen, als er kurz davor stand, eine eigene Fernsehsendung zu bekommen beim NDR. Der Pilot wurde gedreht und dem Unterhaltungschef vorgelegt – der dann auch prompt das Ganze hat platzen lassen „… weil ihm meine Nase nicht gefiel. Und die Produktionsfirma ließ mich fallen wie einen ganzen Sack heiße Kartoffeln“, ärgert sich Thommi heute noch. Doch danach ist dann das erste Buch entstanden und hat ihn in eine andere Richtung gebracht; die Bücher, Lesungen, Musik, CDs und Konzerte für Kinder machen ihm einen Heidenspaß. „Kinder sind fantastisch. Seit 2010 gehe ich auf Tour und war vom Kindergarten bis zur 9. Klasse Förderschule mit meinen Kinderbüchern unterwegs. Selbst die Jugendlichen in ihren Lederklamotten haben sich amüsiert, auch das hat funktioniert. Manchmal kommen dann Kinder nach der Lesung zu mir und erzählen mir Sachen. Ich liebe diese Offenheit – auch wenn es manchmal kurz pikst. Wenn einer zum Beispiel reinruft ‚Warum hast du denn so eine große Nase?‘, dann sage ich schon auch mal ‚Weil du so große Ohren hast!‘. Ab der dritten Klasse verstehen sie Ironie. Wenn ich ankündige: ‚Jetzt lese ich eine Geschichte mit Prinzessinnen‘, und die Jungs alle ‚Ähhh, buuuuh!‘ machen, dann kommt von mir natürlich: ‚Glaubt ihr denn, dass ich, Thommi Baake, eine normale Prinzessinnengeschichte erzähle?!‘ Und dann ist es eben die Geschichte von Prinzessin Rosenkohl, die immer pupsen muss, und die dann Prinz Blumenkohl trifft, der zufälligerweise Anti-Pups-Tropfen dabei hat… Da haben sie und ich einen Riesenspaß dabei – das ist eine schöne Erfolgsgeschichte.“ Aber auch das erwachsene Publikum liebt er, betont Thommi, und beschreibt: „Auch wenn ich manchmal ein bisschen frech bin und an der Stelle rühre, an der es ein bisschen piekst, gehe ich da nie drüber, weil ich das Publikum liebe. Natürlich gibt es auch immer mal Auftritte, bei denen irgendetwas passiert, was den Abend eigentlich versauen müsste, aber da kann ich inzwischen gut improvisieren. Zum Beispiel saß da mal so ein dicker, schwitzender Typ neben seiner Freundin im Publikum, und plötzlich steht der auf und würgt sie. Panik im Saal, der Geschäftsführer hat den dann abgeführt, alle geschockt. Was macht man da? Ich habe gesagt: ‚Das war jetzt eigentlich erst für später eingeplant…‘ und hatte ein paar zögerliche Lacher, habe die Zuschauer dann wieder bekommen.“

Seit siebzehn Jahren macht Thommi die „Super 8 Show“, eine Mischung aus Puschenkino, Zeitreisen-Ästhetik und Kleinkunst, außerdem „Thommis Teatime“, bei der er kuriose, wahre und geflunkerte Geschichten über Tee aus der ganzen Welt mit Teeliedern untermalt. Beide Programme sind im November zu sehen, außerdem kommen im Oktober „Thommi Baakes Fantastiolisch-Verrücktische Märchen“ mit 22 Illustrationen von Sohn Tim Jähngen in den Buchhandel; wie gewohnt absurd, fantastisch, märchenhaft und humorvoll.

Interview: Anke Wittkopp
Fotos: Tschiponnique Skupin, privat

Super 8 Show
in der Hinterbuehne am 01.11. und 29.11. ab 20 Uhr
im KulturKaffee in Isernhagen am 02.11. ab 20 Uhr
im Medienhaus Hannover am 05.12. ab 20 Uhr
www.diesuper8show.de

Thommis Tea Time
im Nachbarschaftstreff Am Mittelfelde 104 am 30.11. ab 17 Uhr
www.thommisteatime.de

Thommi Baakes Fantastiolisch-Verrücktische Märchen
ab Oktober im Buchhandel
www.thommiskinderkiste.de

 

Foto: privatKurz nachgefragt:

Dein Lieblingskomiker in Kindertagen und heute? Heinz Erhardt, Loriot, Steve Martin, Billy Chrystal.

Wie viele Charaktere/ Dialekte hast du im Repertoire? Hessisch, Bayrisch, Berlinerisch, Sächsisch, Deutsch-Russisch, -Tschechisch, -Französisch, -Italienisch. So fünfzehn Charaktere auf der Bühne und dann die Rollen von Mörder über Spurensicherer bis zum Polizisten. Nur den schmucken Prinzen hab ich nie gespielt.

Warst du jemals sprachlos? Auf der Bühne nie wirklich, wenn dann nur kurz. Aber es fällt mir immer etwas ein.

Wer sind die spaßigeren Zuschauer – Kinder oder Erwachsene? Kinder sind begeisterungsfähiger. Da kommen dann schon nach einem Lied die „Zugabe!“-Rufe.

Bist du zu Hause auch der Spaßvogel? Ich kann definitiv auch ernst sein, muss nicht immer krampfhaft lustig sein, aber ich mache auch gerne meine Späße.

Worüber kannst du nicht lachen? Über menschenverachtende Menschen. Und überhaupt nicht mehr lachen kann ich über die Sprüche von Fleischessern über Vegetarier.

Wen findest du unfreiwillig komisch? Die meisten Politiker. Beide deutsche Staaten, DDR und BRD, hatten so unglaublich lustige Erscheinungen an der Spitze, die man echt schwer ernst nehmen kann. Und vieles im Fernsehen.

Deine bitterernste Lebensphilosophie? Liebt euch, alle Waffen weg, habt endlich Respekt vor Tieren und vor allen Lebewesen!

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