Tag Archive | "2018-01"

Knabberzeit

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Knabberzeit


Fischpediküre? Fischmaniküre? In Hannover? Kann das funktionieren? Ist das nicht ein bisschen zu exotisch für unsere Gefilde? Traut man sich solche Späße als vorsichtiger Norddeutscher nicht eigentlich nur im Urlaub? Nein, es funktioniert, und das immer besser. Bereits 2015 haben Aleksej Sartinson und Alexander Fischer das Fischpediküre-Unternehmen Knabberzeit in der Südstadt gegründet, und dort erfreut sich das Konzept der „Knabber-Lounge“ mit Musik und Verpflegung bereits großer Beliebtheit. Nun gibt es auch eine Filiale in der Oststadt, in der Wedekindstraße 2 an der Ecke zur Lister Meile. Ein Knabbern für Klein, Fisch und Groß.  

Die ursprüngliche Idee kam Sartinson, als er mit seiner Familie den Barfußpark in Egestorf besuchte. Dort gab es ebenfalls knabbernde Fische. Allerdings vermisste der Zahnarzt Musik und Atmosphäre, ein bisschen mehr Ambiente und Stil. „Es ging mir um das Gesamtkonzept, darum, sich eine entspannende Pediküre zu gönnen und dabei wirklich voll und ganz abschalten zu können“, erklärt Sartinson.

Auch am neuen Standort des inhabergeführten Franchiseunternehmens in der Oststadt ist dieses Konzept nun eindrucksvoll umgesetzt. Der Laden besitzt mit den insgesamt acht Fischpediküre-Becken im hinteren Bereich eine angenehme Größe und ist geschmackvoll eingerichtet. Auf Uhren oder Fernseher hat man ganz bewusst verzichtet, die Außenwelt soll bestenfalls ein bisschen Pause machen, wenn man in der Knabberzeit Pause macht. Kein Stadtlärm, keine minütlich neuen Nachrichten, einfach Loslassen und Entspannen. In jedem Aquarium tummeln sich etwa 80 bis 100 Rötliche Saugbarben, die zur Familie der Karpfenfische gehören. Beheimatet sind sie (außer in der Süd- und Oststadt Hannovers:) in verschiedenen Flusssystemen südöstlich des Mittelmeers. Die Knabberzeit bezieht die Garra Rufa allerdings von einem Züchter aus Deutschland. Die Fische bleiben Tag und Nacht in den Aquarien, die Becken werden durch spezielle Filtersysteme den ganzen Tag keimfrei und biologisch ausgeglichen gehalten. Zusätzlich erfolgt natürlich eine regelmäßige manuelle Säuberung. Das Wohl der Tiere ist den Inhabern ausgesprochen wichtig, die artgerechte Tierhaltung das obers­te Gebot.

Ehe man die Knabberzeit besucht, sollte man sich vorher informieren, unter welchen Umständen die Fischpediküre nicht möglich ist. Es gelten natürlich strikte Hygienevorschriften, die den Kunden und die Fische gleichermaßen schützen sollen. Nach jeder Pediküre bekommen die Fische eine 40-minütige Ruhepause, in der sich das Wasser komplett säubert. Die zahnlosen Fische ernähren sich übrigens nicht nur von der Hornhaut und den abgestorbenen Hautzellen der Kunden, abends werden sie zusätzlich gefüttert, also nicht zum Knabbern „gezwungen“. Die Knabberei, eigentlich kein Knabbern, sondern mehr ein Saugen und Stupsen, ist ein natürlicher Trieb. Nach dem Eintauchen der Füße schwimmt der ganze Schwarm sehr schnell gezielt zu den Füßen und macht sich eifrig ans Werk.

Wir wagen den Selbsttest, nehmen auf einer Sitzbank über dem Becken Platz und tauchen die Füße bis zu den Waden ins Wasser. Die ersten Minuten sind zugegeben etwas befremdlich. Es fühlt sich an, als würden Millionen kleine Münder die Füße küssen und streicheln. Insgesamt erinnert das Gefühl am ehesten an eine Vibrationsmassage. Schon nach der 20-minütigen Behandlung fühlen sich die Füße frischer und geschmeidiger an. Die Fische können zwar nicht die komplette Hornhaut entfernen, aber die schonende Entfernung der abgestorbenen Hautzellen führt langfristig zu weicheren Füßen und auch Händen (die Fisch-Maniküre gibt es momentan nur in der Filiale in der Südstadt).

Wem das an Unterhaltung nicht reicht, der findet ganz sicher beim Mondschein-Knabbern oder den zusätzlich buchbaren Thai-Massagen, Yoga-Stunden oder weiteren vielseitigen Veranstaltungen genau das Richtige. Die Knabberzeit ist ein wirklich originelles Konzept, eine angenehme Auszeit vom Alltag. Und gerade in den dunklen Wintermonaten können die Wärme und das sanfte Kitzeln Sorgen und Stress sehr schön vertreiben. Wer weiß, vielleicht trifft man sich in Zukunft nicht mehr nur zum Kaffee, sondern zum Knabbern …

Text und Fotos: Leonie Gratzel

Wedekindstraße 2, 30161 Hannover
0511 – 21943313
oststadt@knabberzeit.com
www.knabberzeit.com/knabberzeit-oststadt/

Öffnungszeiten:
Di bis Sa 11-19 Uhr, Termine nach Vereinbarung auch nach 19 Uhr möglich.

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Neu in der Stadt im Januar

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Neu in der Stadt im Januar


Neon Golf    
Minigolf im Schwarzlicht-Dschungel
Mitten in der City, in der Heiligerstr. 15-16, ist in Kürze eine neue, außergewöhnliche Freizeitaktivität möglich: Neon Golf! Die erste 3D-Schwarzlicht-Minigolf-Anlage der Metropolregion Hannover-Braunschweig-Wolfsburg steht kurz vor ihrer Eröffnung. Auf 500 m² Spielfläche tauchen die Spieler in drei leuchtende Themenwelten ein. Ausgerüstet mit einer 3D-Chromadepth-Brille, die für spezielle 3D-Effekte sorgt, gelangen die Besucher zunächst in eine bunte Unterwasserwelt, spielen sich dann durch den Dschungel, um am Ende durch den Weltraum zu fliegen. Auf 18 Bahnen werden bekannte Standard-Minigolfbahnen mit interaktiven Eigenkonstruktionen kombiniert – eine neue Dimension des Minigolfs. Seit 1 ½ Jahren plant das Team der jungen Gründer, bestehend aus Leon Pagels, Alexander Hildebrand, Frank Ketelsen und Julian Brommer, die Schwarzlicht-Minigolf-Anlage auf insgesamt 1000 m². Ein idealer Freizeitspaß für Familien, Kindergeburtstage, Firmenevents oder einfach in geselliger Runde zum Vergnügen. Wer die bevorstehende Eröffnung von Neon Golf nicht verpassen will, informiert sich unter www.neongolf.de. Hier können bereits Gutscheine online gekauft werden. Eintritt (inkl. 3D-Leihbrille): Erw. 9,70 Euro, Ki. 8,70 Euro und weitere Event-Angebote. Heiligerstr. 15-16, 30159 Hannover.

 

Foto: © Burgerheart Hannover Burgerheart Hannover    
Die neue Burger- und BBQ-Oase im Marstall Quarree
Ob für anspruchsvolle Fleischliebhaber oder Fans kreativer veganer Köstlichkeiten, das neu eröffnete Restaurant Burgerheart im Marstall-Quarree bietet leckere Burger in den unterschiedlichsten Varianten. Das hochwertige Fleisch stammt aus nachhaltiger deutscher Landwirtschaft. Die Burgerbrötchen – es stehen verschiedene Sorten zur Auswahl – knetet der hauseigene Bäcker von Hand. Dazu gibt’s frische Salate mit erstklassigen Zutaten, Canadian Fries aus Pommes, Käse und Saucen in vielen Variationen, hausgemachte Saucen und Dips. Auf der Karte steht außerdem ein exquisites Barbecue – Pork, Chicken, Beef oder Spare Ribs –, das nach einer raffinierten Spezialrezeptur eingelegt und 22 Stunden im Smoker gegart wird. Das hannoversche Burgerheart, eingerichtet im Vintage-Industrielook, ist mittlerweile der elfte Standort des noch jungen Würzburger Franchiseunternehmens und das erste überhaupt in Niedersachsen und ganz Norddeutschland. Öffnungszeiten: So-Do 11-24 Uhr, Fr+Sa 11-1 Uhr. Am Marstall 1A, 30159 Hannover. Mehr Infos unter: www.burgerheart.com & www.facebook.com/burgerheart.hannover. Foto: © Burgerheart Hannover

 

Lodderbast  
Kulturkiosk mit Kino
Ab dem 2. Januar kann sich Hannover über einen neuen Ort der Kultur freuen: den Kulturkiosk Lodderbast – inklusive Filmvorführungen! Nacho-Schmaddereien und Mainstream-Rambazamba haben hier, in der Berliner Allee 56, allerdings keinen Platz, dafür gibt es Filmkultur, bunte Tüten, Herzblut und Handgemachtes. Vor bunten Cocktailsesseln zeigen Johannes und Wiebke Thomsen besondere, anspruchsvolle, abgefahrene und thematisch kuratierte Filmperlen in Wohnzimmeratmosphäre. Themen im Jungfernmonat Januar: Mensch & Tier, Mexikaner in Hollywood, Wildes deutsches Kino und Italienische Poesie. Ein besonderes Highlight ist der Regisseurbesuch von RP Kahl zu seinem umstrittenen Film „A Thought of Ecstasy“ am Dienstag, den 30. Januar, um 19 Uhr. Wer mehr wissen will, wirft einen Blick auf die Stadtkind-Kino-Seiten ab S. 71 oder studiert das komplette Programm unter www.lodderbast.de. Eine rauschende Einweihungsfeier startet am Samstag, den 6. Januar, ab 18 Uhr mit Lüttjen Lagen, Schnittchen und dem Jazz-Soundtrack-Mashup-Trio Les Flics. Öffnungszeiten: Mo-Sa 14-22 Uhr. Reservierungen ausschließlich telefonisch unter: (0170) 238 28 28. Berliner Allee 56, 30175 Hannover. Mehr Infos unter: www.lodderbast.de & www.facebook.de/ldrbst.

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neoFarms – Der Garten in der Küche

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neoFarms – Der Garten in der Küche


Ein Gewächshaus in den eigenen vier Wänden – Henrik Jobczyk und Max Richter machen’s möglich. In ihren „neoFarms“ wächst das Gemüse dank automatischer Versorgung quasi von selbst, ohne Pestizide, dafür mit 100 Prozent der Vitamine. Ein grüner Daumen ist nicht nötig.

Zusammen mit seinem Mit-Gründer Max Richter entwickelt Henrik Jobczyk Indoor-Gewächshäuser, in denen man Gemüse, Früchte und mehr in der eigenen Küche anbauen kann – ohne Licht und Erde. Wie das geht, beschreibt er mit einfachen Worten für den Laien-Farmer: „Mit einer Technik namens Aeroponik. Dabei werden die Wurzeln der Pflanzen mit einem feinen Nebel besprüht, der sie mit allen Nährstoffen versorgt – so wachsen sie auch ohne Erde und natürliches Licht. Diese Technologie wurde von der NASA entwickelt, wir haben sie soweit vereinfacht, dass sie auch im Haushalt einsetzbar ist. Das ist das Prinzip hinter neoFarms.“

Das Gute daran: Für eine neoFarm muss man kein Händchen im Umgang mit Pflanzen haben, es braucht eigentlich nur ein bisschen Platz – die Geräte haben die Maße eines herkömmlichen Einbaukühlschranks. Wenn man die neoFarm nicht selbst mit Wasser befüllen möchte, sollte auch ein Wasseranschluss in der Nähe sein, aber das ist keine Notwendigkeit. Die beiden neoFarmer sind gerade dabei, eine Kleinserie ihres Prototyps herzustellen, der wird dann getestet und anschließend als Pilotserie an erste Endnutzer herausgegeben. Ende nächsten Jahres wollen sie in die Massenfertigung gehen, 2019 soll schließlich die endgültige Markteinführung stattfinden.

Die ursprüngliche Idee zum neoFarming kam Henrik im Biotechnologie-Studium, bei dem er Vertical Farming kennenlernte und sich dachte, dass sich so etwas doch eigentlich auch privat umsetzen lassen müsste. Der Anbau von Pflanzen und Gemüse auf mehreren Ebenen übereinander kommt jetzt auch bei neoFarms zum Einsatz. In der Uni hat er die Idee weiter ausgearbeitet und dann Max vorgestellt, der als Produktdesigner eine gute Ergänzung war. Anschließend haben die beiden nicht lange gefackelt und zusammen neoFarms gegründet.

Vor dem Gründungsschritt rät Henrik Gründungsinteressierten: „Schaut euch nach Förder- und Beratungsprogrammen für Gründer um. Es gibt oft gute Angebote, etwa an den Hochschulen oder bei hannoverimpuls. So kann man sich erst einmal einen Überblick verschaffen, was alles auf einen zukommen wird. Wenn es ums Netzwerken geht, ist mein Tipp, einfach mit den Leuten zu reden. Je mehr man anspricht, desto größer ist die Chance, dass man an die richtigen Kontakte kommt. Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht, die meisten Leute sind wirklich sehr offen und freuen sich, junge Gründer unterstützen zu können.“ Und speziell über die Betreuung durch hannoverimpuls äußert er sich noch einmal positiv: „Die Unterstützung war und ist super. Wir haben einiges davon in Anspruch genommen, vor allem in Sachen Finanzen und Businessplan, damit kannten wir uns zu Beginn nicht so gut aus. Unsere Ansprechpartner waren immer erreichbar, haben alle unsere Fragen beantwortet und uns tolle Kontakte vermittelt. Wir haben auch den Ansiedlungswettbewerb Plug & Work gewonnen und konnten darüber ein Jahr lang mietfrei Büroflächen nutzen. hannoverimpuls hat uns wirklich toll gefördert.“

neoFarms GmbH
Henrik Jobczyk, Max Richter
www.neofarms.com

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Illi schießt und trifft nicht … Stefan Schostok

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Illi schießt und trifft nicht … Stefan Schostok


Hallo, Herr Schostok! Ich bin‘s, Illi!
Guten Tag.
Ich… Ich muss ihnen da mal was sagen.
Bitte.
Es hat aber ganz mini-bisschen auch mit Kritik zu tun.
Na, ganz was Neues. (singt leise: „Why does it always rain on me“)
Also… es ist so… Tschuldigung schon mal, ja? Sie sind… Herr Schostok, Sie sind nicht lustig. Leider. Sorry.
Ich will auch gar nicht lustig sein. Ich bin Oberbürgermeister und kein Clown.
…was schade ist! Ich glaube, Clowns sind meist beliebter als Oberbürgermeister.
Ach, jetzt bin ich auch noch unbeliebt, oder was?
Na, das wollte ich damit doch gar nicht sagen. Flinten-Uschi! DIE ist unbeliebt.
Tja.
Ich sag ja nur, dass Sie immer so furchtbar ernst sind…
Ich mache Politik. Das ist eine ernste Angelegenheit.
Aber der Herr Weil lächelt immer. Und der ist sogar Ministerpräsident.
Ja, der tolle Herr Weil!
Nicht so giftig bitte, das ist nicht cool.
Wohl bin ich cool! Wohn nämlich in Linden.
Dann wird‘s ja mal Zeit für einen akkuraten Schnurrbart.
Versteh ich nicht.
Macht nichts. Hier, weiter jetzt…. Da haben Sie ja richtig auf die Sahne gehauen letztens, mit ihrer Wutrede. Ich dachte kurz, es wäre ne Büttenrede vom Karneval, bis ich Sie erkannt habe.
So lustig?
Sie? Um Gottes Willen, eben nicht! Was mich so furchtbar erschreckt hat, das war, dass ich Sie eben erst so spät erkannt habe. Sie kommen immer so… unpersönlich rüber.
Hm! ….Hmmm…
Herr Schostok? Spielen Sie etwa gerade nebenbei am Handy rum?
Was? Was!? Nee!
Sie machen das oft. Richtig oft. Mir hat mein Vater das ja immer verboten. Meinte, das wär unhöflich. Aber der war auch kein Politiker.
Hmmm…Nicht…?
Nein. Sie hätten ihn nicht gemocht. War ein lustiger Mann. Zurück zum Thema: Sie müssen die Hannoveraner auch hin und wieder mal spüren lassen, dass Sie ein Mann des Volkes sind. Dann werden sich die Leute auch ihr Gesicht merken.
Die Leute kennen…
Eben nicht. Letztens war irgendwo ein Bild von ihnen und ein Kind rief: „Guck mal, Mami, da ist Onkel Ulf!“ Soviel dann dazu.
Ein Kind. Wie aussagekräftig.
Ich mein ja nur: Haben Sie nicht irgendein lustiges Hobby, das Sie mal präsentieren können? Handpuppentheater, HoolaHoop, Burleske-Tanz, so was in der Richtung? Oder einen neckischen Fetisch? Sie könnten auch mal mit dem Kopf nach unten im Park von einer Kletterstange hängen und Kurt Schwitters zitieren oder so.
Bitte?
Na gut. Dann Wenzel Storch. Oder Helge Schneider.
Dann denken ja alle, dass ich betrunken bin.
Betrunkene sind oft auch viel…
…ja, ja, schon klar, beliebter als Politiker.
Ich hätte ja jetzt ‚unterhaltsamer‘ gesagt, aber wenn sie das schon selber so deutlich aussprechen…
Na, Sie haben ja angefangen.
Ach! Immer sind es die anderen. „Die CDU ärgert uns! Die CDU hat unsere Brunnen vergiftet!“ Ja, ja, die gemeinen Christdemokraten immer.
Es ist aber wa-har!
Was jetzt? Dass die CDU Sie ärgert, vergiftet oder gemein ist?
Alles davon. Über die CDU kann man sagen, was man will – stimmt alles!
Als ob bei der SPD alles Gold wär, was glänzt! Mal sachte, ja? Außerdem geht‘s hier ja um Sie persönlich. Um ihre Unlustig- und Unpersönlichkeit und ihre Uncoolness.
Will ich eh alles nicht sein!
Merkt man. Lonely Wolf, was? A propos, selbst mit dem Wulff war mehr los.
Ja, der weiß, wie man feiert. Die Frau wohl auch.
Na, aufgepasst. Hinterher sucht die nen neuen Job und dann reden wieder alle. Sie kennen aber auch Leute… wie diesen Herrn Feldschlösschen. Nein, Wolters! Nein, …
Härke!
Das haben jetzt aber Sie gesagt. Ich hätte da ja nicht von angefangen. Aber wenn wir schon mal dabei sind: Was war denn da los? Er so: Ich kündige! Und Sie dann so: Nein, du bist gefeuert! Und er so: Dann bleib ich eben hier! Und Sie dann wieder: Ja, genau. Das ist also Politik?
Ich weiß nicht, was Sie meinen. Oh, tut mir leid, ich fahre gerade in einen Tunnel…kkrkrschhhhfffppppt…
Ja, ja. Schon gut, geschenkt.

 Illi Hinzberg

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Ein letztes Wort im Januar …

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Ein letztes Wort im Januar …


Herr Weil, ich bin ganz entschieden gegen eine Große Koalition im Bund. Sie nicht. Warum nicht?
Theoretisch bin ich das auch, denn Große Koalitionen sind ja immer nur eine Notlösung. Aber ganz praktisch haben wir momentan eine sehr unkomfortable Situation. Jamaika ist nach allen Regeln der Kunst geplatzt. Jetzt müssen wir uns fragen, wie wir im Bund zu einer neuen Regierung kommen. Die brauchen wir, auch um die Handlungsfähigkeit unserer Demokratie zu unterstreichen. Die SPD hat direkt nach dem 24. September gesagt, dass sie das Wählervotum verstanden habe. Und dass sie in die Opposition geht. Das war zu dem Zeitpunkt richtig. Und es gab ja auch eine denkbare Alternative. Diese Jamaika-Alternative ist uns inzwischen aber abhandengekommen. Und darum wird nun die SPD auf die eine oder andere Weise Mitverantwortung übernehmen müssen.

Bei der SPD ist man ja geteilter Meinung, in der Führungsriege tendierte man eher in Richtung GroKo, die Jusos wollen das so gar nicht. Die Basis diskutiert vehement, mal in die eine, mal in die andere Richtung.
Es muss auch diskutiert werden, denn es geht um eine sehr schwierige Abwägung. Emotional war die gesamte SPD nach der Wahl auf Opposition eingestellt. Wir hatten als Partei den Wählerwillen verstanden und akzeptiert: Ende der Großen Koalition. Rational ist es nun aber so, dass keiner von uns ein Interesse daran haben kann, dass wir ganz am Ende bei Neuwahlen landen. Wir haben einen Auftrag der Wählerinnen und Wähler und müssen zunächst einmal sehr ernsthaft versuchen, damit zurechtzukommen. Das alles ist nicht leicht, es gibt keinen Königsweg. Deshalb müssen wir uns die Zeit nehmen, ruhig und besonnen auszuloten, welche Vorhaben mit der CDU möglich sind.

Gerade ist überall zu lesen, die SPD gerate zunehmend unter Druck. Verstehe ich nicht so ganz. Erstens wird Deutschland nicht untergehen, auch wenn es mit der Regierungsbildung noch dauert. Und zweitens sehe ich eigentlich eher die CDU/CSU und Angela Merkel unter Druck. Die sind dran, ein Bündnis zu schmieden.
Natürlich, Frau Merkel hat den berühmten Regierungsauftrag, den die größten Parteien nach Wahlen nun einmal haben. Aber der Parteitag im Dezember hat bewiesen, dass es der SPD nicht egal ist, was in Deutschland passieren wird. Unsere Partei hat sich immer für das Große und Ganze mit zuständig gefühlt und Verantwortung übernommen.

Warum eigentlich? Muss die SPD immer staatstragend sein?
Staatstragend klingt so ein bisschen in die Jahre gekommen. Aber wie sollte das Große und Ganze funktionieren, wenn wir nur noch Klientelparteien hätten, die einzig auf die Interessen derjenigen berücksichtigten, die sie primär vertreten? So eine Vorstellung ist jedenfalls konträr zu meinem Gesellschaftsbild. Es geht mir und uns ums Gemeinwohl. Es geht darum, eine ganze Gesellschaft nach vorne zu bringen und nicht nur einzelne Gruppen. Darum sollte es übrigens allen Parteien gehen.

Können Sie genau das eventuell der FDP noch mal erklären…
Nein, darauf muss die FDP alleine kommen. Sie kann bei Jeremia 29,7 nachlesen: „Suchet der Stadt Bestes (…) denn wenn‘s ihr wohlgeht, so geht’s euch auch wohl.“ Aber noch mal zu dem Begriff staatstragend. Ich habe bei diesem Begriff eher das Bild einer Säule vor Augen, die ihren Teil dazu beiträgt, dass das ganze Gebäude steht. Und das kommt meinem Bild von der Aufgabe einer Partei in einer Gesellschaft ziemlich nahe. Was aber nicht heißt, dass es aus meiner Sicht zwangsläufig zu einer großen Koalition kommen muss. Ich bin kein Verfechter von Großen Koalitionen. Aber ich bin sehr dafür, dass wir die verschiedenen Optionen gründlich prüfen. Es geht darum, dass wir einen handlungsfähigen, demokratischen Staat präsentieren.

In unserem letzten Interview haben Sie gesagt, „die SPD ist erfolgreich, wenn sie bodenständig und bürgernah auftritt und sich ganz konkret als ‚Kümmerer‘ präsentiert“. Und dass eine erfolgreiche SPD dann auch interessant und attraktiv für die Menschen sei.
Vollkommen richtig.

Wie soll die SPD das hinbekommen in einer Neuauflage der Großen Koalition im Bund?
Es dürfte in einer Großen Koalition kein „weiter so“ geben. Aber die SPD darf ihre Probleme auch nicht auf die Große Koalition reduzieren. Was ich damit zum Ausdruck bringen will: Es wäre naiv, anzunehmen, dass die SPD in der Opposition automatisch zu alter Kraft und Stärke zurückfände. Die SPD aber auch die anderen Parteien vermitteln doch allzu oft den Eindruck, außerhalb der Gesellschaft zu stehen und nicht Teil der Gesellschaft zu sein. Genau das aber war aber ein wesentliches Element des Wahlerfolges der SPD in Niedersachsen. Wir haben authentisch vermittelt, dass wir ein Teil der niedersächsischen Gesellschaft sind, nichts Besseres, nichts Schlechteres, ein Teil davon.

Die SPD wäre im Bund ein sehr kleiner Partner. Entsprechend agiert und kommentiert bereits die CDU/CSU. Da macht Christian Schmidt in Sachen Glyphosat einen Alleingang, da mahnt Alexander Dobrindt, die SPD solle sich mit den Ansprüchen mal ein bisschen mäßigen. Nach Augenhöhe klingt das nicht.
CDU/CSU sind darauf angewiesen, dass die SPD mitmacht – das weiß auch Herr Dobrindt. Und es geht uns bei unseren Forderungen nicht um uns sondern darum, der Spaltung der Gesellschaft entgegenzuwirken. Und bei Licht betrachtet wäre die Große Koalition, über die jetzt gesprochen wird, eine ganz normale, fast eher kleine Koalition. Sie würde gerade mal von 53 Prozent der Stimmen im Deutschen Bundestag getragen. Beide Parteien haben ja schwer Federn gelassen bei den Bundestagswahlen.

Trotzdem ist die SPD weitaus kleiner.
Und gerade darum ist es so wichtig, dass die SPD nicht einfach so weitermachen kann, wie bisher. Die Union eigentlich auch nicht, aber ich bin ja nicht der politische Berater der CDU/CSU. Letztlich müssen sich aber beide großen Parteien in Deutschland die Frage stellen, was sie verändern müssen, um die Menschen wieder überzeugen zu können. Mir würde da schon einiges einfallen. Die Flüchtlingskrise im Herbst 2015 beispielsweise war eine Zäsur. Danach haben wir überwiegend Scheindiskussionen erlebt, diskutiert wurde und wird rauf und runter über Abschiebung. Das eigentliche Schlüsselthema aber ist die gesellschaftliche Integration. Das ist eine schwere Aufgabe ist, die auf Bundesebene in hohem Maße ignoriert worden ist. Dafür trägt insbesondere die CDU/CSU die Verantwortung. Die Bundesregierung hat damit einen Beitrag dazu geleistet, dass das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit des Staates sich verschlechtert hat. Wir hatten leider vor allem gegen Ende der letzten Legislatur einen Staat, der auf Bundesebene die Probleme, die auf dem Tische lagen und liegen, nicht wirklich ernsthaft angegangen ist. Das muss sich ändern. Die Verantwortlichen in Berlin müssen sich endlich den gesellschaftlichen Problemen stellen, sie offen ansprechen und dann wirklich ernsthaft und hart an Lösungen arbeiten.

Eine Schwäche, die sie da feststellen, der vergangenen Regierung – an der die SPD beteiligt war.
Ja.

Und nicht zu knapp beteiligt war.
Ja. Nicht genug, aber auch nicht zu knapp.

Okay, lasse ich mal so stehen. Kommen wir zur Möglichkeit der Tolerierung einer Minderheitsregierung. Was spricht dagegen?
Auch das ist ein diskutabler Weg. Der größte Vorteil bestünde darin, dass es keine Große Koalition gäbe. Ein Nachteil wäre, dass wir keine wirklich stabile Lösung hätten, weil alle Beteiligten jederzeit den Stecker ziehen könnten, die Geduldeten genauso wie die Duldenden. Auf dieser Grundlage würden wir meiner Einschätzung nach in absehbarer Zeit zu Neuwahlen kommen.

Vielleicht würden ja zwei Jahre auch erst mal reichen.
Man muss alle Möglichkeiten ernsthaft durchdenken und gewissenhaft abwägen. Die dritte Möglichkeit wäre noch die gebundene Tolerierung. Man würde sich im Vorfeld über einzelne, feste Punkte einigen und im Übrigen von Mal zu Mal neu entscheiden. Bei der Variante müsste man sich allerdings fragen lassen, warum man dann nicht gleich ganz in die Regierung einsteigt, damit die verabredeten Punkte auch vernünftig umgesetzt werden.

Weil man dann nicht die Reservebank der Angela Merkel ist, vielleicht?
Eine schöne Formulierung, da haben Sie mich gut zitiert.

Interview: Lars Kompa

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