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„Wir werden sie jagen“ – Ein dreifaches Horrido!

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„Wir werden sie jagen“ – Ein dreifaches Horrido!


Vor vier Wochen fand in Annaberg-Buchholz in Sachsen der Gründungskongress des „Deutschen Schrotflinten-, Revierschutz- und Teckelkrawatten-Verbandes“ statt. Der Verband sieht sich laut Presse­mitteilung als „Alternative zu den herkömmlichen, vom System korrumpierten deutschen Jagdverbänden“. Zwar waren beim Kongress keine Pressevertreter zugelassen, aber dem Stadtkind wurde die Rede zugespielt, mit der sich der später gewählte Vorsitzende A.G. (Name der Redaktion bekannt) um dieses Amt bewarb. Wir haben lange diskutiert, ob wir die Rede veröffentlichen sollen. Es gab gute Gründe dagegen, aber weil wir – wie alle Presseorgane – die Hosen gestrichen voll haben, haben wir uns entschlossen, den Text hier im vollen Wortlaut zu dokumentieren. Sonst ruft uns wieder jemand auf der Straße „Lügenpresse“ hinterher und unterstellt uns, wir wären einseitig rotgrün-versifft. Um das zu verhindern starten wir mit dieser Veröffentlichung eine neue basisdemokratische Diskursreihe unter dem Arbeitstitel:  Die „Sorgen und Nöte der jagenden Bevölkerung ernst nehmen.“ Oder so ähnlich.

„Liebe Jäger und Jägerinnen, die Jagd ist nicht nur gelebter Naturschutz, sondern ein völlig normaler, um nicht zu sagen ein konstituierender Bestandteil unserer Kultur. Heute genügt es jedoch schon, Begriffe wie ‚Jagd‘ und ‚jagen‘ nur auszusprechen – schon empört sich das linksliberale Juste-Milieu. Ebenso bei Worten wie ‚Heimat‘, ‚Gau‘, ‚Land‘ oder ‚jüdische Finanzkrake‘. Verstehe das, wer will.

Unser Bundesjagdgesetz ist eines der bes­ten Jagdgesetze der Welt. Es beruht auf dem Reichsjagdgesetz vom 3. Juli 1934, das von Reichs­­jägermeister Hermann Göring erlassen wurde. Es formuliert Dinge, die  für jeden Deutschen selbstverständlich sein sollten, zum Beispiel, dass mit dem Jagdrecht auch zwingend die ‚Pflicht zur Hege‘ verbunden ist. Es geht also keineswegs nur um das Entsorgen, Töten oder gar Ausrotten, wie gerne unterstellt wird, sondern in Paragraph 2 heißt es klar und deutlich: ‚Die Hege hat zum Ziel die Erhaltung eines den landschaftlichen und landeskulturellen Verhältnissen angepassten artenreichen und gesunden Wildbestandes sowie die Pflege und Sicherung seiner Lebensgrundlagen‘.

Angestrebt wird also: Artenreichtum. Vielfalt. Oder wie wir Akademiker sagen: Diversität. Um das möglich zu machen, muss der Wildbestand jedoch – ich bleibe hier beim Wortlaut des Gesetzes –  ‚landschaftlich und landeskulturell angepasst‘ sein. Nicht alles ist also erhaltenswert. Sagt das Bundesgesetz. Francois Mitterand hätte es wohl ähnlich formuliert.

Wir alle wissen, dass das Befolgen der Gesetze nicht immer einfach ist. Wer hat nicht schon einmal im Überschwang den Holocaust geleugnet, einem linken Verleger auf der Frankfurter Buchmesse ins Gesicht geschlagen oder einer Oktoberfestbedienung in den Schritt ‚gegrabbed‘? Wem ist nicht schon einmal in feuchtfröhlicher Runde ein übermütiges ‚Frei, sozial und national‘, ‚Muslime ab nach Mekka‘ oder ein beiläufiges ‚Juda verrecke‘ rausgerutscht? Sollte nicht passieren, sicher, kommt aber vor. Wir sind ja alle nur Menschen. Meist ist es ja auch nicht so gemeint. ‚Verrecken‘ ist zum Beispiel ein normales deutsches Verb, das auch schon von Goethe benutzt wurde, und ‚Juda‘ ist der Nachname des 1983 geborenen kasachischen Radrennfahrers Juri Juda, der 2003 Dritter bei der kasachischen Zeitfahrmeisterschaft wurde und im Anschluss eine Etappe bei der ‚Jelajah Malaysia‘ gewann. Was soll daran also schlimm sein? Oder provokativ?

Aber bei aller Nachsicht gegenüber kleineren Gesetzesübertretungen: Wenn es um die Jagd geht, ist Paragraphentreue oberste Bürger- und Jägerpflicht. Wenn sich zum Beispiel, der landschaftsfremde Procyon lotor, der nordamerikanische Waschbär, in Südniedersachsen und Nordhessen unkontrolliert vermehrt und ausbreitet, dann ist die konsequente Bejagung unumgänglich. Wenn der Eindringling, der in seinem eigenen Habitat durchaus seine Berechtigung hat, im historischen Kasseler Villenviertel Wilhelmshöhe jeden zweiten Dachboden besetzt hält und zukotet und deswegen die Leis­tungsträger dort nicht mehr wissen, wo sie die von Opa geerbte Jünger-Gesamtausgabe und ihre Militaria-Sammlung lagern sollen, dann müssen wir im Sinne der Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung  und zum Schutz des autoch­thonen Tierbestands einschreiten. Sicher: Wir alle finden Waschbärbabys niedlich. Dennoch dürfen wir uns nicht von ihren braunen Knopfaugen erpressen lassen. Sondern durchladen. Es geht um die Vielfalt. Weidmannsheil.“

 Hartmut El Kurdi

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Neu in der Stadt im November

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Neu in der Stadt im November


Lecker, frisch und inklusiv    
Die Hannoverschen Werkstätten eröffnen neue Kantine
„Inklusiv genießen“ ist das Motto der Gastronomie der Hannoversche Werkstätten – seit Mitte September kommen nun auch Menschen im Gewerbegebiet Lahe in den inklusiven Genuss. Dort haben die Werkstätten ihre neue Kantine eröffnet. Und die kommt gerade recht, denn die Auswahl an Lokalen im Gewerbegebiet war in den letzten Jahren eher begrenzt. Jetzt stehen raffiniert belegte Brötchen und Brote, Obstsalate, eine frische Salatbar und ein umfangreicher Mittagstisch zur Wahl, das Team der Hannoverschen Werkstätten steht darüber hinaus auch für eine individuelle Seminarbewirtung der umliegenden Firmen zur Verfügung. Die Hannoversche Werkstätten gem. GmbH ist Träger von Einrichtungen für berufliche und soziale Teilhabe in der Region Hannover, ihr Ziel ist es, Möglichkeiten zu schaffen, damit Menschen mit Behinderung sich persönlich und beruflich weiterentwickeln können. Gastronomie der Hannoversche Werkstätten findet sich auch im Haus der Region, in der Ärztekammer Niedersachsen, im Gewerbegebiet Emil-Meyer-Straße Hainholz und mit dem anna leine in der VHS am Hohen Ufer. Öffnungszeiten: Mo-Fr 7:30-14 Uhr, Mittagstisch: Mo-Do 12-14 Uhr, Fr 12-13:30 Uhr. Rotenburger Str. 20, 30569 Hannover. Mehr Infos unter: www.hw-hannover.de.

 

Opulenta Hannover    
XXL-Mode für Frauen
Schon lange geplant, jetzt endlich realisiert: Die Opulenta Vertriebs GmbH wurde 2016 gegründet, um schicke, tragbare und bezahlbare Mode für Frauen bis Größe 60 und mehr (XXL) nicht nur an einem Ort sondern an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Veranstaltungen präsentieren zu können. Nachdem die Mode für Frauen mit Kurven bereits auf einigen schönen Schlossfesten bewundert und erstanden werden konnte, fand am 7. Oktober zum ersten Mal eine Veranstaltung in der Yogaschule „Der kleine Yogagarten“ in einem alten Bauernhaus in Hannover Buchholz statt, wo die schicken Modelle nun auch regelmäßig an die Frau gebracht werden. Das Sortiment umfasst sowohl festliche Mode wie auch Freizeitmode – originelle und trotzdem bezahlbare Modelle, die in Europa hergestellt wurden. Neben Kleidung vorwiegend aus Naturmaterialien werden auch passende Accessoires im schönen Ambiente vorgeführt. Am 18.11. und am 02.12. von 12-18 Uhr, im Großbuchholzer Kirchweg 70 (in der Yogaschule von Sonja Zernick-Förster). Kontakt: Tel. (0511) 70 81 46 75 und über www.opulenta-hannover.de, wo in Kürze auch die Termine für 2018 veröffentlicht werden.

 

ImRaum   
Ein Raum, der auch dein Raum ist
Ein junges Projekt, das gerade in Linden gestartet ist: IMRAUM bietet Raum für Ideen, Projekte, Präsentationen und Veranstaltungen von Konzerten, Lesungen und Ausstellungen bis zu Workshops aller Art. Dem Team ist es wichtig, dass IMRAUM ein Ort ist, in dem man seine Ideen ausprobieren kann, sich verwirklichen kann – mit viel Platz für Austausch und Vielfalt. Bisher gibt es Angebote wie „Slow-Flow“ – Yoga in Zeitlupe (donnerstags 18 Uhr, Kosten 10-15 Euro), Hypnose, Massage, kleine Konzerte sowie einen kleinen Co-Working-Bereich, außerdem regelmäßige Formate wie Kino, das „Lese-Karussel – die Vorlese-Stunde“ (jeden 1. Sonntag im Monat, 17 Uhr, Eintritt frei), das Open-Stage-Konzept „Trau dich – deine kleine Bühne“ (jeden 2. Freitag im Monat, 19 Uhr, Eintritt frei), und den „Floormarkt“ – Musik und Flohmarkt (jeden 1. Samstag im Monat, 9-14 Uhr, Eintritt frei). Wer seine Talente und Ideen IMRAUM teilen möchte, geht einfach mal vorbei und macht mit… Aktuelle Informationen werden immer unter facebook.com/imraumhannover geteilt. Öffnungszeiten: 11-17 Uhr. Klewergarten 4, 30449 Hannover. Kontakt: Tel. 0176 57707935 oder Mail an jannes@abro-team.de.

 

ImWandel    
Gesundheitsladen & Heilpraxis
Tonkas Welt besteht aus vielen Facetten, die sich in dem Ladengeschäft „ImWandel“ erstmals alle an einem Ort zusammenfinden: Als Heilpraktikerin für Psychotherapie, Körpertherapeutin, wingwave©-Coach, Kräuterfachfrau, Ernährungs-, Gesundheits- und Lebensberaterin begleitet und unterstützt Tonka Wechsler ihre Klienten auf dem Weg des Wandels und der Veränderung. Auf ihrem eigenen Entwicklungsweg lernte sie, dass jedes körperliche Symptom und jede Krankheit auch eine seelische und geistige Dimension hat. Diesen ganzheitlichen Ansatz setzt sie in verschiedenen Praktiken von Körperarbeit, Energiearbeit, Massage und Meditation um. Außerdem gibt sie ihr Wissen in Kräuterwanderungen und -seminaren gerne weiter. Im Ladengeschäft selbst stehen Speiseöle und Würzöle aus der Öhlmühle Sollingen, basische Ernährungs- und Körperpflegeprodukte, Räucherwerk, Kosmetik, ökologische Trinkflaschen und vieles mehr zum Verkauf. Und wer sofort Lust auf gesunde Ernährung hat, der kann sich an vegetarischen und veganen Speisen, Suppen, Smoothies und Zauberdrinks aus Wildkräutern laben. Öffnungszeiten: Mo-Fr 11-16 Uhr, Sa nur offen für Seminare und Workshops, Massagen und Behandlungen 9-21 Uhr nach Vereinbarung. Leinaustr. 3, 30451 Hannover/Linden. Kontakt: Tel. 0177 86 32 726 und tonkaswelt@gmx.de oder www.tonkaswelt.de.

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Urban Invention – Spielend zum Erfolg

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Urban Invention – Spielend zum Erfolg


Amelie Künzler und Sandro Engel entwickeln kreative Ideen für mehr Spiel und Interaktion im Alltag. Mit ihren Projekten „ActiWait“ und „SisyFox“ schaffen sie auf spielerische Art ein positives Lebensgefühl.

Mit Urban Invention gestalten die beiden Innovatoren öffentliche Räume, um sie neu erlebbar zu machen. Städte wachsen und die Bevölkerungsdichte in den Städten nimmt ebenfalls stetig zu, es wird enger und damit funktionaler in den Metropolen, aber auch anonymer, unpersönlicher.  Diese Entwicklung will das Urban-Invention-Team umkehren, den urbanen Raum quasi zurückerobern und ihn wieder bewusst erlebbar machen, ihn mit Spaß und Persönlichkeit füllen. Klingt gut! Und wie kann das funktionieren? Amelie und Sandro erklären: „Das Stichwort ist Gamification. Wir nehmen Spiel-Elemente und wenden sie in einem spielfremden Kontext an. Wie bei unserem ersten Projekt ‚ActiWait‘. Damit können Fußgänger die Wartezeit an einer Ampel mit einem Spiel überbrücken und mit den Menschen auf der anderen Straßenseite in Kontakt treten. Das trägt auch zur Sicherheit bei, weil weniger Leute bei rot über die Straße laufen.“

Auf die Idee zu ihrem ersten Unterfangen sind die zwei Spielfreunde tatsächlich beim Warten an der Ampel gekommen – und haben bei der Entwicklung festgestellt, dass es einen riesigen Bedarf in diesem Sektor gibt. Weitere Projekte entwickeln sie jetzt teils direkt auf Anfrage von Unternehmen. So wie ihr neuestes Projekt „SisyFox“, das wie folgt funktioniert: „SisyFox ist ein multidimensionales Spiel, das vor allem im medizinischen Kontext genutzt werden kann. Ziel ist es, einen Felsbrocken einen Berg hinauf zu rollen. Man steuert die Hauptfigur über das Bewegen eines Gymnastikballs – die Verbindung zwischen der realen und der virtuellen Welt. So werden Motorik, Gleichgewicht und Ausdauer geschult – optimal für Reha oder Physiotherapie. Der Spaß steht dabei immer im Vordergrund, das Training passiert quasi nebenbei.“

Derzeit konzentrieren Amelie und Sandro sich vor allem auf SisyFox, für das sie sogar ein eigenes Unternehmen gegründet haben, die Sisyfox GmbH, mit der sie sowohl die Weiterentwicklung von Soft- und Hardware als auch den Vertrieb organisieren. Dabei haben sie mit hannoverimpuls zusammengearbeitet und erinnern sich: „Die ersten Gespräche waren sehr positiv. Wir freuen uns darauf, mit der Unterstützung von hannoverimpuls jetzt auch in der Landeshauptstadt Fuß zu fassen und SisyFox hier weiter voran zu treiben. Dank der Prämierung beim hannoverimpuls-Wettbewerbs Plug & Work können wir im November mit der Sisyfox GmbH eigene Räume in Hannover beziehen.“

Nebenbei haben sie aber auch schon ein paar Ideen für neue Projekte, etwa im Bereich Musik, Datenverarbeitung, Entertainment und Smart Materials. Noch eine Erfahrung und ein Tipp der zwei Gründer für Gründungsinteressierte: „Plant Zeit für Behördengänge ein! Uns ist bei unseren eigenen Gründungen aufgefallen, dass diese Dinge oft länger dauern als angenommen. Damit dabei kein Frust entsteht, sollte man das also gleich beim eigenen Zeitmanagement beachten.“

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Speiserei Hannover

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Speiserei Hannover


Es gibt deutlich schönere Ecken in Hannover, um ein Restaurant zu eröffnen, aber sei‘s drum. Mitten auf der Berliner Allee hat Oldus Weißer seine Speiserei angesiedelt. Er wirbt mit guter deutscher Küche und mit ausgesuchten Thai-Gerichten.

In einem geschmackvoll eingerichteten Gastraum werden wir herzlich begrüßt und an unseren Tisch geleitet. Wir sehen uns um: Helles Holz, hohe Decken, nicht überladen und nicht zu kahl – insgesamt sehr stilvoll, aber gemütlich. Uns fällt direkt auf, dass offenbar ausreichend Personal zur Verfügung steht, eine Tatsache, die uns freut. Unsere Servicekraft ist nicht nur äußerst aufmerksam, freundlich und verbindlich, sie versteht auch etwas von ihrem Job und ist ohne lange zu überlegen in der Lage, uns den passenden Wein zu empfehlen. Zunächst werden wir aber mit einem Aperitif versorgt (Sherry zu 5 Euro und Martini, 3,50 Euro). Wir entscheiden uns für die Vorspeisenvariation (12 Euro), die für zwei Personen mehr als angemessen ist. Neben Weiß- und Graubrot mit zwei unterschiedlichen Pasten auf Mayonnaisebasis enthält die Platte eine kleine Portion hausgemachter Tom-Kha-Gai-Suppe, eine Garnele im Kartoffelmantel, einen Saté-Spieß, zwei kleine Frühlingsrollen, Carpaccio vom Rind und Thunfisch sowie ein herausragendes Vitello Tonnato. Der Cross­over-Teller mit den doch eher italienischen und thailändischen Vorspeisen macht Lust auf mehr.

Da wir herausfinden möchten, ob die „gute deutsche Küche“ wirklich so gut ist, entscheiden wir uns für den Tafelspitz mit Bouillongemüse (14 Euro), zu dem man uns gerne zusätzlichen Meerrettich reicht, und für das kleine Kalbsschnitzel (14 Euro, groß 19 Euro) mit Bratkartoffeln, Gurkensalat und Preiselbeeren. Was sofort auffällt: Das Rind hat eine tolle Qualität. Der Tafelspitz, der statt aus gekochter Ochsenbrust aus Kalbsbrust serviert wird, ist zart und saftig, der zusätzliche Meerrettich lässt vergessen, dass die Bouillon ruhig etwas kräftiger hätte sein können – alles in allem vorzüglich. Das Schnitzel ist perfekt paniert, sehr zart und hat einen tollen Buttergeschmack. Ein angenehmes Detail: Die Zitronenspalte ist richtig aufgeschnitten, so dass uns der Saft beim Auspressen weder ins Auge noch über den ganzen Tisch spritzt. Der Gurkensalat ist solide und die Bratkartoffeln – in ihrer Einfachheit leider oft eine Hürde für Köche – sind knusprig, aber nicht tranig. Ein absolut gelungenes Gericht. Auch die Größe der Portionen ist angemessen, ein „kleines“ Schnitzel ist mehr als ausreichend.

Bei den Desserts vermissen wir die deutsche Küche und entscheiden uns deshalb für die Dessertvariation (9 Euro), bestehend aus Mousse au chocolat, Panna cotta, Tiramisù und Crème brûlée. Was eine französisch-italienische Entente cordiale hätte sein können, ist leider etwas enttäuschend. Die zu dünne Zuckerkruste der Crème brûlée lässt den typischen Karamellgeschmack vermissen, der Tiramisù fehlt der Kaffee. Die Mousse au chocolat ist zwar fluffig, dafür aber zu süß mit viel zu starkem Geschmack nach Vollmilchschokolade und die Panna Cotta ist nicht stichfest, sie erinnert in Konsistenz und Geschmack eher an ein Buttermilchdessert. Nichtsdestotrotz hat uns die Speiserei überzeugt: Der herausragende Service, die Qualität und das Ambiente machen die Tatsache, dass uns hier und da etwas mehr Würze fehlte und die Defizite auf der süßen Position mehr als nur wett. Auch unsere anfängliche Verwirrung über die Karte, die neben deutscher und Thaiküche auch Pasta und Steaks bietet, ist längst vergessen, wir werden sicher wiederkommen.

Text: UM, Fotos: Fotos: © Gero Drnek

Berliner Allee 33
30175 Hannover
www.speiserei-hannover.de
Di – So: 11:30 Uhr bis open end

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Das Stadtkind und die sieben Todsünden …

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Das Stadtkind und die sieben Todsünden …


Liebe Stadtkinder!

Hochmut, Geiz, Wollust, Jähzorn, Völlerei, Neid, Faulheit …

Die sieben Todsünden, das Stadtkind und die katholische Kirche? Auf den ersten Blick eine seltsame Paarung. Und auch auf den zweiten Blick. Wir haben so unsere Vorbehalte gegenüber totalitären Systemen, und die katholische Kirche mit ihren Dogmen und ihrer Hierarchie hat leider viele Merkmale solcher Konstruktionen. Entweder … oder. So funktioniert‘s. Entweder ein „gottesfürchtiges“ Leben samt Reue angesichts begangener Sünden, Beichte und Buße, dann wartet vielleicht das Himmelreich. Oder man lässt es richtig krachen, dann geht’s hinab in die Hölle zum Tanz mit dem Teufel. Wovor man sich bestenfalls fürchten sollte, denn angenehm ist diese Variante natürlich nicht. Andere Religionen „arbeiten“ ganz ähnlich. Belohnung, wenn man im Sinne der Lehre handelt, Bestrafung, wenn man gegen die Regeln verstößt. Aber: Angst macht unfrei. Und Angst ist gefährlich …

Wir haben uns überlegt, angesichts der neuen Besorgnis oder Angst in Deutschland, dass es sich vielleicht lohnt, mal nach der Liste der Todsünden in loser Folge in dieser und kommenden Ausgaben über unsere Gesellschaft nachzudenken und sie an manchen Stellen kritisch zu hinterfragen.

Mehr zu diesem Thema in unserer Gesellschaftskritik ab Seite 48 im neuen Stadtkind.

*** Und sonst so? ***

… Illi Hinzberg hat sich Christian Lindner vorgeknöpft und in ihrer Telefonkolumne „Illi schießt und trifft nicht“ dem schnieken FDP-Politiker auf den Zahn gefühlt.

… In der Konsumkritik stellt Anke Wittkopp das innovative Dokumentarfilmfestival Utopianale vor, das am 11. und 12. November im FZH Linden stattfindet. Ran an die Utopien, um das Morgen positiv zu gestalten. Jammern allein nützt ja bekanntermaßen nüschte!

… Udo Bartsch, unser unermüdlicher Spieletester, schlägt den Bogen vom Panda zum Biathlon und erklärt nebenbei das neue Spiel „Paku Paku“. So ein Spieleabend wäre doch auch mal wieder was, anstatt allabendlich nasebohrend bei RTL2 hängen zu bleiben.

… Ach, und die Frau Niemann philosphiert wie gewohnt in Höchstform über den Sinn oder Unsinn von Verschwendung total.

Den Rest kennt ihr ja schon: Termine, Kulturtipps und ein dicker, fetter Veranstaltungskalender. Das Heft gibt’s am Kiosk, im Supermarkt um die Ecke und überall dort, wo Stadtkinder ihre Zeitungen und Magazine so kaufen.

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Leaves & Trees

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Leaves & Trees


So ungefähr das Letzte, was man von fünf jungen Menschen Mitte 20 erwartet, ist, dass sie mit einem an Unverschämtheit grenzenden Musikverständnis daherkommen und dann auch noch solche Musik spielen. Muss man mal so sagen. Wobei, „solche“ Musik? Wie nennt man diese Richtung? Indie-Folk? Vermutlich am ehesten, wenn man das überstrapazierte Präfix „Fusion-“ vermeiden möchte, um darauf hinzuweisen, dass es sich um einen Stilmix handelt. Aber, ja, ein bisschen Americana ist auch drin, glücklicherweise ohne die gewollt hippe Attitüde. Und auch ein bisschen Brit-Pop, ohne den sich aufdrängenden Gedanken an die streitlustigen Gallagher-Brüder. Wobei „Brüder“ ein ganz guter Einstieg ist.

Fabian Huch, der bei „Leaves & Trees“ für Gitarre und Banjo zuständig ist, hat uns erzählt: „Unser Sänger Fabian Baumert und ich haben uns im Jahr 2014 getroffen. Zuerst wollten wir nur den Song „Who is that man“ für einen Contest bei mir zu Hause aufnehmen. Aber sowohl der Song als auch dessen stilistische Ausrichtung haben mich sofort abgeholt. Wir fingen an, weitere Songs auszuhecken und ich baute Arrangements für die Ideen von Baumert. Für den ersten Auftritt bei oben genanntem Contest musste dann sehr spontan eine Band her. Dazu habe ich meinen Bruder Felix für die Tasten und meinen besten Kumpel aus Schulzeiten Julian am Schlagzeug um Unterstützung gebeten. Und Fabian hat seinen langjährigen Freund Christoph als Bassisten angefragt.“

Trotz der relativ spontanen Verpflichtung der drei Mitmusiker war die Zusammenarbeit gut zwei Jahre lang harmonisch. Jedoch konnten nicht alle im gleichen Maß die Zeit aufbringen, die für Tour- und Studiophasen notwendig sind, weshalb man sich schweren Herzens zu einer Umbesetzung entschloss. Die beiden Fabians streckten also ihre Fühler aus und suchten nach Leuten, die bereit waren, das Wagnis einzugehen, zumal die Veröffentlichung bevorstand und einige weitere Gigs in Aussicht stellte.

„Wir haben dann den Bassisten Tim Steiner und den Drummer Burkard Ruppaner an Bord geholt. Beide haben zusammen in Osnabrück studiert und bereits viel Musik zusammen gemacht. Außerdem fanden wir mit Rabea Bollmann eine wunderbare Ergänzung mit Cello/Klavier und weiteren Backingvocals. Rabea schreibt und performed auch ihre eigenen Songs und kann dementsprechend ihren Stil beim Writing mit einfließen lassen. Alle drei lernte ich beim Popkurs in Hamburg im Jahr 2015 kennen. Die aktuelle Besetzung gibt ein unglaublich gutes Gefühl und Sicherheit. Die gemeinsame Arbeit funktioniert sehr intuitiv.“
Fünf junge und fähige Musiker, die sicherlich alle ihre eigenen Vorstellungen haben. Wie wird man sich da einig? „Die Grundideen kommen zum Großteil von Fabian Baumert. Diese Fragmente ordnen wir gemeinsam, versuchen, ihnen eine Dynamik zu geben, den Song zum Leben zu erwecken. Teilweise treffen wir uns aber auch in kleinen Gruppen zum Ausprobieren. Im Sommer haben wir einen tollen Songwritingurlaub an der Ostsee verbracht, wo Tag und Nacht im Studio, im Wohnwagen oder auch auf dem Wasser musiziert wurde.“

Klingt idyllisch. Wahrscheinlich muss man‘s genau so machen, damit am Ende solche Klänge dabei herauskommen. Leaves & Trees sind im Oktober auf einer kleinen Clubtournee, danach wird kurz durchgeatmet, um dann das Konzertjahr im Lister Turm fulminant abzuschließen. Am Samstag, den 18. November (Einlass 19 Uhr, Beginn 20 Uhr) wird die Band ihr Schlusskonzert mit zwei Supportbands und Gästen abhalten, was auch aufgezeichnet wird.

Nicht nur, dass das STADTKIND dringend rät, an dieser Veranstaltung teilzunehmen, nein, noch besser: Wir verlosen 3 x 2 Gästelistenplätze unter allen, die bis zum 13.11. eine E-Mail mit dem Betreff „Leaves & Trees“ an gewinnen@stadtkind-hannover.de senden.   

UM
Foto: © Anni Buhl

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