„Humor kann ein kraftgebender Begleiter fürs Leben sein.“
Der Wahl-Hannoveraner Joe Faß widmet sich seit vielen Jahren seiner Leidenschaft, der Satire. Viermal wöchentlich meldet er sich heute zu aktuellen Themen bei Radio Leinehertz zu Wort. Satire in nur 90 Sekunden – eine Herausforderung. Aus einer Sammlung dieser SatireSplitter ist nun sein neues Buch entstanden.
Er sei schon lachend auf die Welt gekommen, erzählt Joe Faß. Vielleicht ein erstes Anzeichen dafür, dass sich sein lebensbegleitendes Hobby, die Satire, später mal zur Haupttätigkeit mausern würde. In seiner Heimatstadt Remscheid absolvierte er zunächst eine Lehre, war einige Jahre als Betriebsrat und Kommunalpolitiker tätig, gründete ein politisches Theater und eine Kabarett-Gruppe. 1991 zog er aus beruflichen Gründen von Remscheid nach Hannover. Anfangs hörte er, die Hannoveraner seien dröge, sprachlich überkorrekt und wohnten in einer grauen Stadt. Sein Fazit: „Alles Quatsch! Hannover ist eine geile Stadt!“ Trotzdem dauerte es eine Weile, bis Joe Faß heimisch werden konnte. Er arbeitete in einer Non-Profit-Organisation mit dem Schwerpunkt Organisations- und Personalentwicklung und war zunächst viel unterwegs. Heute sieht sein typischer Arbeitstag ganz anders aus: Am liebsten säße er zwar voller Ideen in irgendeinem Café, in Wahrheit jedoch verbringt er viele Nächte stur vor sich hin tippend am Computer, um einen Text fertig zu stellen. Er bezeichnet sich als „Meister der Verschieberitis“, eigentlich müsste er gerade das Kabarett-Programm für Oktober gemeinsam mit dem Berliner Streichquartett vorbereiten. Und wenn ihm die Idee der SatireSplitter und das damit verbundene Buch nicht in die Quere gekommen wären, zöge er jetzt mit seinem aktuellen Programm durchs Land.
Die SatireSplitter sind kurze, fürs Radio gemachte Scherzdarstellungen von Menschen, Alltagssituationen und Wortkreationen. Inspirieren lässt Joe Faß sich durch Straßenbahnbeobachtungen, Stammtisch-Weisheiten oder narzisstische Politiker und Prominente. Manchmal hat er Glück und stößt auf Werbesprüche, die er nur abschreiben muss, zum Beispiel, wenn eine Fahrschule mit „Crashkurs in 14 Tagen“ wirbt.
Trotzdem bedeuten die Radio-Spots von der ersten Idee bis hin zum Einsprechen in der Regel viel Aufwand. Danach laufen sie nur zweimal im Radio, das fand Joe Faß schade. Und so wählte er 80 seiner SatireSplitter aus, um sie in gedruckter Form zu verewigen. Zu Beginn habe er dabei unterschätzt, wie schwierig es sein würde, vom Radio aufs Buch umzusteigen. Die Texte mussten überarbeitet und umgeschrieben werden. Außerdem brauchte es Überschriften und Kapitel. Einige Texte hat er dazu noch mit Fußnoten ausgestattet, die Fakten, satirische Exkurse und weitere Erklärungen liefern.
Im Gegensatz zu den Radio-Spots ist das Buch, unterteilt in Hannover- und in allgemeinere Kapitel, eher zeitlos als aktuell. Zwischendurch finden sich jedoch auch Anspielungen auf den US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump, wobei er nie namentlich genannt wird „um das Buch nicht zu beschmutzen“. Themen sind unter anderem Uli Hoeneß, dicke Kinder, Politessen, der Männerschnupfen und die Sanifair-Autobahntoiletten. SatireSplitter Nummer zwei ist ebenfalls schon in Arbeit und soll bis März kommenden Jahres fertig sein. Ob das klappt, bei einem „Meister der Verschieberitis“? Falls nicht, ist das auch nicht weiter tragisch. Frei nach Joe Faß‘ Motto: Alles nicht ganz so verbissen sehen!
Nina Sievers
Zartbitter: SatireSplitter
von Joe Faß
172 Seiten
Verlag Ille & Riemer