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Der Hirnbrei im postfaktischen Zeitalter

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Der Hirnbrei im postfaktischen Zeitalter


Aus der Rubrik „Die Erleuchtung – Über menschliche (Irr)Fahrten ins (Un)Glück“:

Neulich habe ich mich aufgeregt – und zwar über blöde Radio-Podcasts: In Sendungen mit dusseligen Titeln wie „Life Hackz“ und „Smart Entrepreneur Radio“ versuchen sogenannte digitale Nomaden und leidenschaftliche Selbstoptimierer mit dämlichen Namen wie Matthew Mockridge, Jan Böhmermann zu imitieren. Das heißt, sie labern ohne Sinn und Verstand los, in der Hoffnung, die Pointe möge sich am Ende von ganz allein einstellen. Erbärmlich! Mockridge, Ex-Sänger einer Boygroup, redet sich in seinen Podcasts regelmäßig um Kopf und Kragen und outet sich als ein Mann mit krassem Gedankendurchfall. Eines kann er aber perfekt: Denglisch. Und so haut er am laufenden Band Wörter wie „Awereness“ und „Alter“ raus und redet wie ein unterbelichteter Verkaufsberater in einem Atemzug über „geile Matratzen“ und inspirierende Bonmots von Oscar Wilde … Alter, schmeiß Hirn herunter! Früher gab es den „Internationalen Frühschoppen“. Da wurde schon vormittags gesoffen, aber wenigs­tens gab es ein Thema, und alle waren gut vorbereitet. Heute gibt es Podcasts wie „Happy, Holy & Confident“, in der die alten Subjekt-Prädikat-und-Objekt-Regeln keine Rolle mehr spielen. Stringente Argumentation und Esprit? Alles Schnee von gestern, Hirnbrei rules!

Nun gut, womöglich muss das so sein, denn: Wir leben ja im postfaktischen Zeitalter. In einer Ära, in der Fake und Fakten, Youporn, Katzenvideos, seriöse Nachrichten und Verkaufsförderung friedlich nebeneinander koexistieren. In einer Zeit, in der sich jeder eine eigene Meinung bilden kann, natürlich mit dem Verweis auf die Quelle: „Das habe ich bei Facebook gelesen.“ Und in einer Welt, die sich jeder so machen kann, wie sie ihm gefällt. Er braucht dafür nur einen Baukas­ten namens Internet, schon kann er sich eine postfaktische Filterblasen-Realität basteln.

Die Amis sind mit dem Thema natürlich schon viel weiter als wir Europäer, Stichwort Kreationismus. Und seit klar ist, dass Donald Trump ins Weiße Haus ziehen wird, ist das Wort postfaktisch eh in aller Munde. Denn keiner beherrscht die Disziplin so gut wie er, beliebige Behauptungen ohne Beleg aufzustellen, mithin ungestraft zu lügen. Ist das die Stunde Null in der amerikanischen Politik? Und wie konnte es dazu kommen, dass ein Mann „mit der Aufmerksamkeitsspanne eines Eichhörnchens“ (Ulrich Marseille, ein Ex-Geschäftspartner Trumps über Trump) 45. US-Präsident wird? Dies fragen sich nun alle halbwegs aufgeklärten Geister, und von denen soll es ja noch einige auf diesem Planeten geben, raunt man sich hinter vorgehaltener Hand zu. Und sucht nach Erklärungen. Und kommt dann auf so was: Zu viel Political Correctness sei nicht gut fürs Politgeschäft, sprich die arrogante intellektuelle Elite solle häufiger die Klappe halten, damit links- und rechtsextreme Dumpfbacken sich nicht unnötig provoziert fühlen …

Lassen wir diesen postfaktischen Schmu mal im luftleeren, emotional aufgeladenen Raum stehen. Festgestellt werden kann jedenfalls, dass einer sich wirklich ständig provoziert fühlt, nämlich Trump, der die Kritik von Medien und Künstlern, die sich über ihn lustig machen, nicht erträgt. In diesem Punkt verhält er sich wie ein autoritärer Staatschef vom Schlag Recep Erdogan, der türkische Journalisten und Oppositionelle der Beihilfe zum Terrorismus bezichtigt. Beide Männer fantasieren, beide unterscheiden nicht zwischen Tatsachen und Meinungen – ein Umstand, vor dem die politische Philosophin Hannah Arendt einst gewarnt hat: Wenn Tatbestände nicht mehr respektiert werden, sei die Demokratie in Gefahr, hat sie gesagt.

Verlieren wir die Bodenhaftung? So scheint es in einer Zeit, in der die Realität die Fiktion in Sachen Unvorhersehbarkeit übertrumpft. Auf der politischen Bühne poltert Trump plötzlich wie eine Figur aus einer Daily Soap. Hat das Publikum tatsächlich die Wahl zum 45. US-Präsidenten erlebt oder hat Amerika gerade den Superschurken aufs Podest gehoben? Ergreift die Trump-Oligarchie die Macht wie der Clan von J. R. Ewing bei einer feindlichen Übernahme in „Dallas“? Spielt der Trump-Vertraute Steve Bannon mit seinem rechtspopulistischen Breitbart-Blog bei „House of Cards“ mit? Oder war das nur ein Traum? Wie geht es in der nächsten Woche mit der Trump-Daily-Soap weiter? Trifft The Donald sich mit seinem Superschurken-Kumpel Wladimir zum Plausch? Gesellt sich das Kabinettsmitglied in spe, James „Mad Dog“ Mattis (66), dazu und macht ein paar markige Sprüche über Loser, Umweltschützer und sonstige Pussys? Und wieso fühlt es sich wie Zombiegate an, wenn der President-elect betagte Generale und superreiche Finanzjongleure an seinen Tisch bittet?

Wohin die Reise führt, ist ungewiss. Aber ein paar Tatsachen sprechen dagegen, dass es friedlich mit Trump laufen wird. Denn er ist der Prototyp eines antiliberalen Machthabers, vor dem Arendt gewarnt hat. Dieser Politikertyp ist einer, der den Fake salonfähig macht. Einer, der nicht zwischen eigenen Interessen und dem Gemeinwohl unterscheidet. Einer, der auf die Demokratie pfeift und Ressentiments gegen Minderheiten schürt. Und einer, der sich gegen Künstler, Intellektuelle und Medien richtet, gegen den Geist der Freiheit.

Trumps Erfolg, so meine Meinung, kann auf die postfaktische Blase zurückgeführt werden, die sich um ihn herum gebildet hat und die sich immer weiter aufbläht, weil ständig geistiger Dünnschiss in sie hineingepumpt wird. Bildung könnte helfen. Aber die Kids, so meine postfaktische These, gucken lieber Youtube statt zu schauen, was in der Weltgeschichte so abgeht. Hey Kids, informiert euch! Die Verwandlung der Erde in eine postfaktische Walking-Dead-Zone hat begonnen, wir müssen was tun. Verschiebt eure Superstar-Karriere als endgeiler Podcast-Moderator bitte noch mal kurz.

Simone Niemann

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Ein letztes Wort im Januar …

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Ein letztes Wort im Januar …


Weil-Kompa-2017-01Herr Weil, was wird bei Ihnen bleiben in der Rückschau auf 2016?
Dieses Jahr war durch einen merkwürdigen Widerspruch geprägt. Objektiv betrachtet ging es dem Land Niedersachsen in seiner 70-jährigen Geschichte noch nie so gut wie jetzt. Wir haben eine Rekordbeschäftigung, die Arbeitslosigkeit ist so niedrig wie seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr. Zum ersten Mal überhaupt in der Landesgeschichte gibt es einen Haushalt ohne neue Schulden und gleichzeitig gibt es jede Menge Investitionen, beispielsweise in Bildung. Es sieht also richtig gut aus. Gleichzeitig gibt es aber eine spürbare Verunsicherung und ein Gefühl des Umbruchs. Die Begriffe „Brexit“ und „Trump“ stehen beispielhaft. Und überhaupt das Stichwort „Rechtspopulismus“. Am Ende dieses Jahres steht für mich die spannende Frage, wie wir diesen Widerspruch auflösen können.

Ich hatte schon vor vielen Monaten den Eindruck, dass wir weltweit an einer Art Scheideweg stehen und dass es so aussieht, als ginge der Trend dahin, sehr falsch abzubiegen. Mittlerweile ist die Welt an vielen Stellen falsch abgebogen. Und damit sind wir auch schon bei der Zukunft. Wird 2017 wieder ein besseres Jahr?
Für mich ist es eine durchaus bittere Erkenntnis aus 2016, dass vieles, was ich für sicher und gewiss gehalten habe, eben nicht selbstverständlich ist. Ich hätte nie geglaubt, dass bei uns in Deutschland die Demokratie, die Menschenwürde und der gegenseitige Respekt manchmal so schamlos und massiv in Frage gestellt werden könnten. Meine Konsequenz daraus ist, noch mehr für diese Werte zu kämpfen – mit Mut und mit Zuversicht. Denn wer auf der Welt soll diese großen Zukunftsprobleme besser meistern können, als wir? Wir haben hier in Deutschland dafür eine ausgesprochen gute Startposition. Es gibt natürlich viele Herausforderungen: die Globalisierung macht vielen Leuten Angst, die Digitalisierung auch, die Verbindung von beidem erst recht. Aber wir haben keinen wirklichen Anlass, in Alarmismus und Kleinmut zu verfallen. Wir haben jeden Grund, mit Mut und Selbstbewusstsein in das nächste Jahr zu gehen.

Nun sagen manche, es sei vielleicht die bessere Idee, sich in solchen Zeiten darauf zu besinnen, es erstmal vor Ort richtig zu machen und vor der eigenen Haustür zu kehren.
Das ist ja richtig, dass wir vor Ort die Ärmel aufkrempeln müssen. Aber damit kann nicht gemeint sein, dass wir uns abschotten sollen. Das wäre völlig falsch. Natürlich darf es uns nicht unberührt lassen, wenn es in einigen europäischen Ländern einen bedenklichen Rechtsruck gibt und dort demokratische und rechtsstaatliche Grundsätze über Bord geworfen werden. Aber wir sollten uns davon nicht beirren lassen. Ganz im Gegenteil. Wir sollten den Ehrgeiz haben, zu zeigen, dass man gleichzeitig erfolgreich sein kann und sozial und weltoffen.

Sprechen wir noch mal kurz über die Zukunft der SPD. Sie haben schon vor Monaten von Ihrer Partei gefordert, endlich Profil zu zeigen. Wie steht’s damit? Die SPD scheint viel Zeit zu haben. Gut Ding will Weile haben? Läuft es nach diesem Motto?
Da treffen Sie einen wunden Punkt. Ja, ich hätte mir sehr gewünscht, dass das zweite Halbjahr 2016 genau dafür genutzt wird. Das ist noch nicht geschehen. Ich hoffe darum jetzt umso mehr auf einen kraftvollen Start im Jahr 2017 – und zwar personell und programmatisch.

Im Januar steht auch die Klärung der Kanzlerfrage an. Da haben Sie gesagt, dass der Kandidat eigentlich egal ist, wenn nur das Programm passt.
Na ja, so habe ich das natürlich nicht ausgedrückt. Selbstverständlich ist es wichtig, wer die SPD in den Bundestagswahlkampf führt. Aber es geht mir schon auf die Nerven, dass immer so getan wird, als würde am Ende nur die Person des Spitzenkandidaten über den Wahlerfolg entscheiden. Natürlich ist es am besten, wenn Parteiprogramm und Person zusammenpassen. Wir müssen jetzt sehr schnell klar und präzise herausarbeiten, was unsere wichtigsten Themen und Vorhaben sind. Wir haben noch etwa neun Monate bis zu den Bundestagswahlen – das ist keine lange Zeit. Da müssen wir uns, da muss sich die SPD sputen.

Aus meiner Sicht ist ja die Union für eine Politik, wie ich sie mir von der SPD wünsche und wie ich sie mir für dieses Land wünsche, schlicht der falsche Partner. Wenn ich von einem Burka-Verbot höre, von einer insgesamt härteren Gangart in der Flüchtlingsfrage, dann sind das für mich die ganz falschen Signale an die falschen Leute. Oder glauben Sie, dass wir beispielsweise in Sachen Integration die richtigen Schritte mit der Union erleben werden?
Es stimmt, die bisherigen Erfahrungen mit der Union machen einem da nicht viel Mut. Ich finde es auch wirklich sträflich, dass dieselbe Union, die in wesentlichen Bereichen die politische Verantwortung für die Überforderung des Staates im Herbst 2015 trägt, jetzt ihr Heil in Burka-Verboten sucht, und nicht in erster Linie am Thema der Integration arbeitet. Und wenn es nach der SPD geht, dann können wir uns sicherlich auch andere Konstellationen als eine Große Koalition vorstellen.

An der SPD-Basis sehe ich momentan eher Resignation. Ich würde mir aber Haltung und Kampf wünschen nach den Jahren in der Großen Koalition. Davon ist noch nicht viel zu bemerken.
Der Eindruck täuscht. Aber Sie haben Recht, wenn Sie sagen, die Aufgabe der SPD bestehe darin, jetzt positive Perspektiven zu vermitteln. Es ist absehbar, dass CDU und CSU auf das Thema Angst setzen werden. Schnellere Rückführung, Burka-Verbot und so weiter. Alles mit dem Ziel, dass doch bitte verunsicherte Menschen einen sicheren Hafen ansteuern mögen. Und zur Not mischt man dafür bei der Verunsicherung noch weiter mit. Ich sehe im Gegensatz dazu für die SPD eine echte Chance darin aufzuzeigen, wie es noch besser werden kann als es derzeit ist. Und da gibt es viele Felder. Wenn man beispielsweise das Thema soziale Gerechtigkeit angeht, gibt es wirklich jede Menge zu tun. In den letzten 20 Jahren ist die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergegangen. Ich betrachte es als Aufgabe der SPD, da gegenzusteuern.

Ich würde mir auf Bundesebene ein klares Bekenntnis der SPD zu Rot-Rot-Grün wünschen. Warum kommt dieses Bekenntnis nicht?
Weil auch Rot-Rot-Grün beantworten müsste, was auch eine Große Koalition beantworten muss; was genau ist eigentlich die gemeinsame Aufgabenstellung, die gemeinsame Mission, die einen zusammenbringt, die gemeinsame Basis, von der aus man arbeitet. Das ist momentan nicht ganz so einfach zu beantworten, für Rot-Rot-Grün.

Aber liegt es nicht weitaus näher, mit den Grünen und Linken nach Gemeinsamkeiten Ausschau zu halten?
Im Zweifel ist es genauso mühselig, die Union zu einer fortschrittlichen Politik zu motivieren wie die Linke zu einer realistischen. Bei den Linken gibt es viele, die sich ganz wohl damit fühlen, immer Recht zu haben, nicht in der Verantwortung zu stehen und deshalb keine Kompromisse schließen zu müssen. Allerdings gibt es auch andere, die würden gerne lieber heute als morgen mitregieren.

Mit diesen anderen könnte man ja mal reden …
Ich finde, die SPD sollte sich nun zunächst darauf konzentrieren, für die eigene Arbeit und die eigenen Ideen einzutreten. Alles darüber hinaus ist nachrangig und es ist müßig, schon jetzt über mögliche Koalitionen zu reden.

Aber könnte man nicht mit so einer Koalitionsaussage vielleicht genau die Aufbruchstimmung erzeugen, die momentan noch fehlt. Indem man sagt, dass eine andere Konstellation als die Große Koalition durchaus möglich ist?

Nochmal: Es muss klar sein, was der gemeinsame Kern einer solchen Konstellation wäre. Ein Teil der Linken vertritt beispielsweise eine sehr europakritische Position, mit denen ich als Sozialdemokrat herzlich wenig anfangen kann. Und es gibt in der Partei nach wie vor eine sehr starke Fixierung auf die Themen Agenda und Hartz IV. Auch das hilft für die Zukunft nicht viel weiter. Also, Rot-Rot-Grün wäre keine wesentlich leichtere Übung als Rot-Schwarz.
Interview: Lars Kompa
Foto: Anke Wittkopp

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Soon is now

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Soon is now


Soon-Is-Now

Vor fast elf Jahren haben fünf erfahrene Musiker Soon is now gegründet. Irgendwo zwischen Grunge und Indierock mit eingewobenen elektronischen Elementen haben sie ihre Nische gefunden. Die ihnen auch ganz alleine gehört, denn das, was man sonst aus der Hannoveraner Musikszene kennt, klingt anders. Der Name Soon is now, kurz sin, ist die Anlehnung an einen Titel der britischen Band The Smiths.

Und britisch ist auch gleich das korrekte Stichwort: Dem Sänger Kai Hornung, zuvor bei Sonic Front tätig, kauft man den englischsprachigen Gesang durchaus ab – weiß Gott keine Selbstverständlichkeit. Tatsächlich erinnert seine Stimme an die eine oder andere britische Musikgröße. Nicht Morrissey, sondern eher Placebos Brian Molko oder Matthew Bellamy (Muse): Absolut akzentuierter Gesang, die Gitarrensounds von Kolja Schwab sind (atmo-)sphärisch. Dass Bassist Andreas von Kessinger sein Handwerk versteht, ist ein offenes Geheimnis und wird auch hier wieder deutlich. Ernie Schadows Schlagzeug und Arman Gregors Keyboard sind zurückgenommen, aber nicht weniger wichtig – es wird deutlich, dass die Band auch abseits der Bühne harmoniert.

Seit ihrer Gründung im Jahr 2006 ist einige Zeit vergangen, sie sind älter geworden. Wütende, anklagende Texte und trotzige Sounds wären nicht mehr authentisch und Soon is now wissen das auch. Sie haben Familie, sie haben Jobs – ihre Musik ist nicht der Ausdruck ihres Protests, sondern, wie Kai Hornung sagt, ihr „Hafen“: „Wenn die Proberaumtür geschlossen ist, dann haben wir den perfekten Ausgleich zu anstrengenden Jobs, heranwachsenden Kindern oder dem üblichen Alltag.“ Klar, man wird reifer, reflektierter, das wirkt sich auch auf die Musik aus.

Ihr neuestes Werk „A Moment To Frame“ spiegelt das wider. Gemischt in Bremen und gemastert von Willi Dammeier im Institut für Wohlkangforschung in Hannover, sind Soon is now absolut zufrieden mit ihrem Werk, das sie tatsächlich so umsetzen konnten, wie sie sich das zuvor ausgemalt hatten. Gitarrist Kolja Schwab: „Es war eine große Freude, mit einem so erfahrenen Mischer wie Gregor Hennig zusammenzuarbeiten. Wir hatten bei der Arbeit an den Songs des Albums viele Ideen entwickelt, wieder verworfen und damit ja auch schon eine sehr klare Vorstellung davon, wie unsere Songs am Ende klingen sollten. Wir baten Gregor um einen ersten Mix von „Come On Over“. Ohne viele Erklärungen unsererseits traf er am großen Analog-Mischpult im legendären Studio Nord in Bremen sofort unsere klangliche Vorstellung. Damit war klar, dass er auch den Rest des Albums mischen sollte.“
Und der Titel? „A Moment To Frame“ – das klingt ja schon sehr episch, immerhin geht es ja nicht gerade um den Superbowl. Schwab: „Das Festhalten von Momenten in Fotos und Kurzvideos hat mit Snapchat, Instagram, Facebook & Co. eine ganz neue Bedeutung für unser Leben und Erleben erhalten. Man hält den Augenblick fest, um ihn länger wirken, aber auch um andere daran teilhaben zu lassen. Die gezielte Auswahl der einzelnen Momente bildet dann unsere mehr oder weniger realistische Online-Persönlichkeit.“ In diesem Zusammenhang erklärt sich der Bandname, der immerhin schon vor diesen sozialen Netzwerken feststand, irgendwie von selbst: Das Jetzt ist die Summe dessen, was vorher passiert ist. Und jedes Jetzt beeinflusst das nächste Jetzt. Eine kluge und erwachsene Feststellung, die gut zur neuen Platte passt: Können, Spielfreude und Diversität, die das Beste aus dem Moment machen.

UM

Mehr Infos unter www.soonisnow.de

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Das Smartphone, der grüne Daumen

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Das Smartphone, der grüne Daumen


PEAT-ScreenPEAT – Progressive Environmental & Agricultural Technologies

Das Software-Start-up PEAT – frei übersetzt „Fortschrittliche Umwelt- und Landwirtschaftstechnologie“ – will weltweit gegen Ernteausfälle vorgehen. Seine App Plantix und die Software dahinter bieten die Möglichkeit, per Bilderkennung Pflanzenschäden automatisch zu identifizieren. Das können etwa Schädlinge oder eine bestimmte Krankheit sein, die der Pflanze zu schaffen machen. Was für den Hobbygärtner hierzulande einfach nur praktisch ist, kann beispielsweise einem indischen Kleinbauern die Existenz retten – eine App gegen den Welthunger sozusagen.  

Die Software von Plantix ist selbstlernend, das heißt, dass sie mit jeder Analyse besser wird. So gesehen profitiert der oben genannte indische Kleinbauer auch, wenn der Hobbygärtner hierzulande die App verwendet, und natürlich umgekehrt. Kernzielgruppe von PEAT sind Kleinbauern weltweit, Plantix ist bereits in Indien und Brasilien veröffentlicht und soll in den kommenden Monaten noch mehr Menschen in weiteren Ländern erreichen. Aber auch in der großskaligen Landwirtschaft gewinnt die frühzeitige Erkennung und Identifikation von Schädlingen und Krankheiten enorm an Bedeutung, sodass das junge Start-up auch von Unternehmen aus dieser Branche Zuspruch bekommt. So besteht unter anderem die Überlegung, mithilfe von Drohnen größere Agrarflächen zu überwachen. Das siebenköpfige Gründungsteam, bestehend aus Simone Strey, Pierre Munzel, Charlotte Schumann, Alexander Kennepohl, Robert Strey, Bianca Kummer und Korbinian Hartberger, setzt sich aus Menschen mit sehr unterschiedlichen wissenschaftlichen Hintergründen zusammen. Pierre Munzel sagt dazu: „Schön ist dabei natürlich, dass wir uns fachlich auch noch ideal ergänzen. Uns verbindet darüber hinaus auch der nachhaltige Gedanke. Etwas Gutes zu tun und davon leben zu können, ist ein guter Motor.“

PEAT_TeamÜber die Beratung von hannoverimpuls weiß er zu berichten: „Zum ersten Mal sind wir mit den Wirtschaftsförderern in Kontakt gekommen, als wir uns für das staatliche EXIST Gründerstipendium bewerben wollten. hannoverimpuls konnte uns hervorragend bei der Antragsstellung unterstützen – und im Laufe der Gespräche haben sich immer mehr Punkte herauskristallisiert, in denen wir Hilfe nicht nur gebraucht, sondern auch bekommen haben. Unser Team hat größtenteils einen natur- und geisteswissenschaftlichen Hintergrund. Was alles zur Businesswelt dazugehört – die Do‘s und Don’ts zu erfahren – hat uns an vielen Stellen die Augen geöffnet.“ Als Rat für Gründungsinteressierte leitet er daraus ab: „Mit denen sprechen, die es besser wissen! Viele Leute haben mehr Ahnung als man selbst und reden gerne mit einem, wenn man Fragen oder Anliegen hat. Diese Tipps sollte man natürlich auch annehmen und in die Tat umsetzen können.“ Björn Höhne, Projektleiter Gründung und Entrepreneurship bei hannoverimpuls ist davon überzeugt: „Nachhaltigkeit weltweit, made in Hannover: die Ideen von PEAT haben uns begeistert. Mithilfe einer simplen, aber genialen App gegen den Welthunger vorgehen – das Potenzial ist unserer Meinung nach enorm. Die individuellen Lebensläufe und Werdegänge des Gründungsteams zeugen darüber hinaus von großer Expertise und umfangreicher Erfahrung. Das macht PEAT zu einem vielversprechenden Tech-Start-up, das nicht nur eine gute Idee hat, sondern diese auch geschickt umzusetzen weiß.“

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Klavierhaus Meyer

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Klavierhaus Meyer


KlavierhausMeyer-Foto-anniecarparelli

Das Klavierhaus Meyer ist eines mit einer besonders langen Tradition; gegründet wurde es bereits 1871, in der Königstraße findet man es seit 1964. Heute ist es das einzige inhabergeführte Fachgeschäft für Klaviere, Flügel, Digitalpianos und Cembali mit Meisterwerkstatt im Raum Hannover. Im Sortiment sind neben einer großen Auswahl an neuen Instrumenten vom Einsteigerklavier bis zum Premium-Konzertflügel zahlreiche, in der hauseigenen Werkstatt verfeinerte, gespielte Instrumente zum Kauf oder zur Miete. Geschäftsinhaber Jörg Hoffmann, selbst Klavier- und Cembalobaumeister sowie erfahrener -Restaurator, und sein Team bieten obendrein einen fachkundigen Stimm- und Reparaturservice.  

Eines wird schon nach kurzem Gespräch mit dem sichtlich von „seinen“ Instrumenten begeisterten, angenehm unkomplizierten Klavierhausinhaber klar: Hier ist man mit allen Anliegen rund um Angehörige der Klavierfamilie an der richtigen Adresse. Jörg Hoffmann und seine Frau legen Wert auf eine offene Atmosphäre und bieten ebenso flexible Öffnungszeiten wie einen umfassenden Service; sowohl bei festen Kaufabsichten bis zur Lieferung ins Haus als auch mit Gestellungsinstrumenten für Konzerte, Theaterstücke oder Tonaufnahmen, oder etwa bei dem Wunsch, ein betagtes Instrument aus Kindertagen wiederzubeleben. Berührungsängste angesichts der eleganten Instrumente braucht im Klavierhaus Meyer niemand zu haben: Hier dürfen Anfänger – und natürlich auch Tastenprofis – alle Instrumente ausprobieren und werden geduldig beraten, bis das passende gefunden ist. Vom historischen Klavier der Hannoverschen Manufaktur Helmholz über Grotrian-Steinweg und Schimmel Klaviere und Flügel, für die das Klavierhaus Meyer die Exklusiv-Vertretung im Raum Hannover ist, bis zum neuesten Clou von Yamaha, dem TransAcoustic Klavier, bei dem bis zu 19 verschiedene Sounds digital eingespielt sind, reicht die Palette.

KlavierhausMeyer02-Foto-anniecarparelliAuch gespielte Klaviere, Flügel, Cembali, Spinette, Virginale, Clavichorde kann man von Herrn Hoffmann und seinem Team nicht nur reparieren oder stimmen lassen (das macht der Geschäftsinhaber so gut, dass selbst Meisterpianist Lang Lang ihn in seine hannoversche Pianosuite holen lässt), sondern Klaviere und Flügel auch mit neuer Schellackpolitur wieder auf Hochglanz bringen sowie ihnen zum leisen Gebrauch ein Stummschaltungssystem oder zur Feuchtigkeitsregulierung ein Live-Saver-System einbauen lassen. Als spezielles Angebot gibt es für Kinder genauso wie für Erwachsene, die nicht sicher sind, ob sie dabeibleiben, die Möglichkeit, ein Klavier dauerhaft zu mieten. Je nach Spielfreude kann das Pianoforte weiter gemietet, gekauft oder zurückgegeben werden. Und: Wenn man das Instrument behält oder auf ein anderes aus dem Hause Meyer „umsattelt“; die bereits gezahlte Miete (ab 25 Euro monatlich) wird auf den Kaufpreis angerechnet.

Also: Warum sich nicht einfach mal an den Tasten versuchen? Ob eine lebenslange musikalische Leidenschaft daraus wird oder nur ein Intermezzo – Jörg Hoffmann und sein Team sind die wohl nettesten Wegbegleiter in die fantastische Klangwelt, die man sich in beiden Fällen wünschen kann.

Text: Anke Wittkopp, Fotos: Annie Carparelli

Königstraße 9a, 30175 Hannover
Tel. (0511) 343473

Alle Infos unter
www.klavierhaus-meyer.de
Öffnungszeiten:
Mo-Fr 9-18 Uhr, Sa 9-16 Uhr
und nach Vereinbarung

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Christian Herrnleben

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Christian Herrnleben


Christian_HerrnlebenAls Geschäftsführer eines Abbruchunternehmens lebt und arbeitet Christian Herrnleben in Hemmingen bei Hannover. In seiner Freizeit liest er, schreibt er, geht mit seiner Frau auf Reisen und/oder mit seinem Hund spazieren. Lange Jahre engagierte er sich in der Kommunalpolitik seiner Heimatstadt Hemmingen – auch spannend –, jetzt hat er seinen ersten Kriminalroman „DoppelDecker“ veröffentlicht. Darin wird neben vielen durchaus humorvollen Passagen stilecht gestorben – natürlich in Hemmingen. Im weiteren Verlauf der Handlung kommen noch mehrere bekannte Schauplätze aus Hemmingen vor – das Buch endet dann aber auf Bora Bora…

Schon als Jugendlicher schrieb Christian Herrnleben gerne und oft, machte in diversen Schülerzeitungen seine ersten literarischen Gehversuche. Während des Zivildienstes in der MHH arbeitete er beim Krankenhausfunk mit und konnte dabei auch selbst verfasste Texte platzieren. Als Ratsherr für Die Unabhängigen Hemminger stand er später dann vermehrt in der Öffentlichkeit und konnte weiter Texte schreiben sowie viele Sympathien gewinnen. Als er seinen Krimi im September in einer Hemminger Buchhandlung vorstellte, war es dementsprechend voll – vermutlich auch, weil sich der eine oder andere Hemminger in dem Buch wiedererkennen könne, wie Herrnleben schmunzelnd verriet. Auch die Danksagung verlas der humorvolle Autor mit einem Augenzwinkern und erntete einige Lacher – diese galt nämlich seiner Hündin Pearl. Während die erwachsenen Kinder und seine junggebliebene Frau eher etwas skeptisch auf seine Buchidee reagiert hätten, als der 52-Jährige voller Euphorie davon erzählt habe, habe Pearl von Anfang an an ihn geglaubt: Nachdem er ihr das erste Kapitel vorgelesen habe, habe sie es begeistert mit „Wau!“ kommentiert. Eine Unterstützung, die Herrnleben durchhalten ließ, auch als mehrere Verlage die Veröffentlichung des Manuskripts ablehnten. Kurz vorm Aufgeben besann sich der Krimiautor glücklicherweise dann doch noch auf seinen Heimvorteil und wandte sich mit seinem Erstling an den Hemminger Verleger Andreas Brandtner, dem der Erzählstil auf Anhieb gefiel. Locker und süffisant sei dieser, so Brandtner, der den Krimi in seinem Ganymed-Verlag veröffentlicht hat, eine Fortsetzung könnten sich Verleger und Autor beide durchaus vorstellen. Aber zunächst zum Inhalt des Debüts, das direkt mit einem Mordfall eröffnet: Gleich im ersten Kapitel wird Pastor Dirk Decker ermordet. Während er in der Gaststätte das Vaterunser bei der Beerdigungsfeier seines Vaters spricht, wird er mit einem glatten Schuss zwischen die Augen niedergestreckt und landet kopfüber in der niedersächsischen Hochzeitssuppe, die vor ihm auf dem Tisch steht. Trotz des Slapstick-Elements ist die Trauergemeinde verständlicherweise nicht amüsiert, sondern geschockt, zumal das Motiv völlig unklar ist. Führte der beliebte Pfarrer etwa ein geheimes Doppelleben? Oder – was bald als Möglichkeit im Raum steht – ist dem Killer ein fataler Irrtum unterlaufen? Und auf wen hatte er es ursprünglich abgesehen? Der ermittelnde Kommissar Lorenz und sein Team tappen im Dunkeln. Doch dann kommt ihnen der Zufall zur Hilfe und obendrein ein zweifelhafter Verbündeter … An der spritzigen Lektüre mit viel lakonischem Witz hat Herrnleben rund ein Jahr lang geschrieben, vor allem, wenn es im Winter früh dunkel wurde. Dass die Ermittlungen in „DoppelDecker“ aus Hemmingen heraus, nach Hamburg und schließlich sogar auf die Pazifikinsel Bora Bora führen, könnte – muss aber nicht – damit zu tun gehabt haben. Wenn es jetzt wieder früh dunkel wird, verspricht der Krimi auf jeden Fall eine spannende Lesereise.

 Anke Wittkop

Herrnleben_DoppelDeckerDoppelDecker
Ganymed Edition 2016,
244 Seiten,
14 Euro

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