Tag Archive | "2016-12"

WollKultur

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WollKultur


Farben sind Seelennahrung. So steht es auf der Homepage von WollKultur, und so kann man es auch im Ladengeschäft in der Südstadt erleben, aus dessen Schaufenstern einem die Farbenbündel schon von Weitem warm und bunt entgegenleuchten. Zwischen hochwertiger Wolle, Strick- und Häkelgarnen und ausgefallenen Patchworkstoffen findet man Inspiration und das nötige Zubehör, um sich der farbenfrohen Strick- oder Näharbeit zu widmen. Und dank der eingehenden Beratung von Ladeninhaberin Sophie Zeier Möller sowie einer unglaublichen Fülle an Strickzeitschriften hat man als Neuling, Wiedereinsteiger oder Profi viele Möglichkeiten, das nächste kleine oder große Handarbeitsprojekt zu starten.  

Es herrscht gut gelauntes Stöbern zwischen den Regalen, die mit ihrer wolligen Auslage die Farbfrage stellen: Eine junge Frau blättert in den bereitliegenden Strickbüchern, eine andere lässt sich Zeit bei der Wahl zwischen ozeanisch türkis-blau bis -grün verlaufenden Knäulen, eine ältere Dame soll Wintersocken von der Nachbarin gestrickt bekommen und sucht die Expertise von Frau Zeier Möller. Gut, dass sie fragt, denn mit Socken aus der von ihr ausgesuchten Wolle käme sie gar nicht in die Schuhe hinein – so kann noch schnell die 6- gegen 4-fädige getauscht und ein typischer Strick-Fauxpas abgewendet werden. Der treffende Kommentar: „Warum bin ich bei der Fachfrau? Weil Sie es wissen!“, wird unterstrichen; die Fachfrau bietet der netten Seniorin an, die Wolle zum Knäuel aufzuwickeln, damit die liebe Nachbarin sofort losstricken kann. Super nett! Kundige Tipps und Tricks werden ausgetauscht, es herrscht eine gesellige Atmosphäre. In der gemütlichen Sitzecke mit Rattan-Sofa und -stühlen lässt es sich herrlich vom stressigen Alltag pausieren, hier kann man sich in die grenzenlosen Varianten der Strickwelt vertiefen und nach dem gefassten Plan das Material zusammenstellen. Zweimal im Monat finden hier abends ein Strickcafé, außerdem regelmäßig Themenworkshops sowie Anfänger-Strickkurse statt. Wiedereinsteigern zeigt die hilfsbereite Chefin auch mal zwischen Tür und Angel, wie man anschlägt, zu ihr kann man auf jedem Stand des Strickwissens kommen und bekommt lohnende Ratschläge. Vor allem bekommt man bei WollKultur aber auch einfach hochwertigeres Material als im Kaufhaus – oder gar im Supermarkt. Der Schwerpunkt des Sortiments liegt auf skandinavischen Garnen, die alles andere als Mainstream sind, sondern mit ihrer wunderschönen Farbgebung einer ganz eigenen Philosophie im natürlicheren Bereich entsprechen. Neu gibt es Bio-Merinowolle von Rosy Green Wool, das Wintergarn „Lhasa“ – eine Mischung aus 50% Yak und 50% Cashmere – von Debbie Bliss, die „Alpaca 1“ und die „Spinni“ von Isager sowie viele neue Qualitäten der norwegischen Firma Sandnesgarn. Im Winter sitzt Frau Zeier Möller mit ihrem Strickzeug, im Sommer mit ihrer Nähmaschine im Laden. Da sie selbst noch lieber näht als strickt, hauptsächlich aber als Basis für Sommer-Mode, führt sie originelle Patchwork- und Baumwoll-Stoffe von vornehmlich englischen Stoffdesignern wie Amy Butler, Tula Pink, Nel Whatmore, Tanya Whelandem und Kaffe Fassett.


Anke Wittkopp

Sallstraße 81, 30171 Hannover,
Tel. (0511) 300 96 22
www.wollkultur.de

Öffnungszeiten:
Mo bis Fr 10-13 Uhr und 14-18 Uhr, Sa 10-13 Uhr

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Unter einem Dach

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Unter einem Dach


Die Kulturschaffende Iyabo Kaczmarek setzt seit Jahren erfolgreich Theaterproduktionen in Hannover um. Anfang 2016 rief sie das Projekt „Unter einem Dach“ ins Leben, bei dem Flüchtlinge die Möglichkeit haben, unter Betreuung kreativ zu werden. Daraus ist nun auch eine Initiative zur beruflichen Qualifizierung und Weiterbildung von Flüchtlingen geworden.

Wie und wann ist die Idee zu „Unter einem Dach“ entstanden?
Die Idee ist vor gut eineinhalb Jahren entstanden. Im Frühjahr 2016 haben wir angefangen, ein Konzept zu erstellen, Förderer zu suchen und Anträge auszufüllen. Es wurde in den Medien so viel über die Flüchtlingsströme geredet, da wollten wir uns selbst ein Bild machen. Wir sind dann in die Unterkunft im Oststadtkrankenhaus gegangen, haben uns dort mit der Leitung über unsere Projektidee unterhalten und nach den Bedürfnissen der Bewohner gefragt.

Waren es ursprünglich du und/oder Alexandra Faruga, die sich nach Mitstreitern umgesehen haben – oder kam der Plan gleich im größeren Kreis auf?
Die Idee entstand erstmal zwischen uns beiden. Wir haben aber direkt in der Antragsphase herumgefragt, wer Lust hätte, an diesem Projekt mitzuarbeiten. Die konkrete Planung mit dem Team hat begonnen, als klar war, dass wir genug Fördermittel zusammen bekommen.

Was war leicht, was war schwierig bei der Planung und Umsetzung? Kam gleich viel Zuspruch?
Schön war die Aufgeschlossenheit, mit der man uns in den Unterkünften begegnet ist. Schwierig war es dann, alle Sicherheitsauflagen, die solche Unterkünfte mit sich bringen, zu berücksichtigen. Alles musste mehrfach abgesegnet werden. Aber mit der Zeit wuchs das Vertrauen zwischen uns und den Betreuern vor Ort, so dass man uns recht freie Hand ließ. Der Wunsch, die Räume, die ja nicht als dauerhafte Unterkünfte geplant waren, zu verschönern, war auf allen Seiten vorhanden. Das machte das Arbeiten vor Ort sehr angenehm.

Welche Workshops fanden statt?
Es gab eine mobile Holzwerkstatt mit Christoph Zimmermann und Nikolai Reichelt (Hafven), Jonas Wömpner, Lena Petersen und Jascha Müller von „Hochkreativ“ haben die Wandgestaltung bzw. Graffitis betreut, Nadine Maier („Freimaierei“) hat das textile Design übernommen und für die Raumkonzeption waren Stella Dobewall und Lou Hoffmann zuständig. Außerdem gab es auch einen Mal-und Bastelkurs für Kinder, den haben wir irgendwie alle betreut.

Mit wie vielen Teilnehmern jeweils?
Insgesamt haben etwa 60 Personen regelmäßig teilgenommen, Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene bis ca. 50 Jahre. Viele haben erst mal zugeschaut und dann im Rahmen ihrer Möglichkeiten mitgemacht.

Sind die Ergebnisse alle bei der Projektpräsentation im Hafven zu besichtigen?
Bei der Projektpräsentation im Hafven zeigen und verkaufen wir Produkte, die im Nähstübchen des Oststadtkrankenhauses entstanden sind. Andere Arbeitsergebnisse, wie die Umgestaltung der Unterkünfte, werden in Form einer Fotoausstellung präsentiert. Möglicherweise werden wir auch noch Werkstücke aus der ersten Praktikumswoche im Hafven zeigen.

Und sind die Ergebnisse wichtig, oder war euch eher daran gelegen, den kreativen Austausch der Bewohner in den Flüchtlingsunterkünften zu fördern?
Für uns war natürlich der Arbeitsprozess das Wichtigste, den haben wir genutzt, um in Dialog mit den Bewohnern zu kommen. Aber uns war auch daran gelegen, die Aufenthaltsqualität der Menschen zu verbessern. Sich seine Unterkunft zu verschönern oder produktiv etwas zu schaffen, das man gut gebrauchen kann, wie etwa Lampen oder Tische, war natürlich auch für das Selbstwertgefühl der einzelnen gut.

Wie war die Reaktion der Bewohner auf das Angebot?
Nachdem die sprachlichen Barrieren überwunden waren und die ersten Praktikumsplätze entstanden sind, waren die Menschen sehr interessiert und offen. Wir haben mehr Anfragen als Angebote, denn es gibt sehr viele Geflüchtete, die solche Möglichkeiten suchen. Einmal angefangen, sind sie nicht mehr zu bremsen und würden am liebsten sofort loslegen. Da ist es manchmal etwas kompliziert, ihnen die deutsche Bürokratie zu erklären.

Wo habt ihr das Material und die Gelder für die Umgestaltungsarbeiten im OSK und Siloah aufgetan?
Die Kosten tragen unsere Förderer: Die Kulturstiftung der NORD/LB, die Klosterkammer Hannover, das Ministerium für Wissenschaft und Kultur Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur, die Niedersächsische Lotto-Sport-Stiftung, die HannoverStiftung, der Stadtbezirksrat Buchholz-Keefeld, das DRK sowie der Landesverband Freier Theater in Niedersachen. Wir haben ein interdisziplinäres Kulturprojekt beantragt und sind ungeplant immer mehr in Richtung der Berufsqualifikation gerutscht. Aber wir sind sehr froh, dass unsere Förderer diesen Weg mit uns gegangen sind und die inhaltliche Verschiebung mitgetragen haben.

Was war für dich das Schönste an dem gesamten Projekt?
Zu erfahren, wie unkompliziert es sein kann, dort zu unterstützen, wo Hilfe notwendig ist. Überrascht hat uns, wie schwierig die Integration tatsächlich ist, weil es wahnsinnig viele Hürden gibt, viele realitätsfremde Absurditäten in einigen Bestimmungen – erschreckend. Aber mit einem entsprechenden Durchhaltevermögen ist schon vieles möglich.

Wie geht es jetzt weiter mit der beruflichen Qualifizierung und Weiterbildung von Flüchtlingen im Handwerk außerhalb der Unterkünfte? Was ist da schon konkret, was in Planung?
Im Dezember beginnen wir mit der Testphase, die ersten Praktika beginnen. Die Praktika im Bereich Holz finden im Hafven statt. Mit den Praktikanten im Bereich Modedesign werden wir unter der Leitung von Nadine Maier weiter im Nähstübchen des Oststadtkrankenhauses bleiben, aber auch in der Modeschule M3 zu Gast sein. Langfristig sind wir daran interessiert, enger mit der Modeschule zusammenzuarbeiten. Wir wollen ein Drei-Jahres-Programm beantragen, um noch mehr Menschen die Möglichkeit zu bieten, sich aktiv einzubringen und Perspektiven für sich zu entwickeln. Unser Angebot ist sehr niedrigschwellig, es funktioniert über den persönlichen Kontakt zu den Menschen und richtet sich an alle, die Interesse haben. Desweiteren würden wir gerne eine Produktionsstätte für Kleidung und damit langfristig vielleicht sogar Arbeitsplätze schaffen. Wir haben viele Ideen und schauen mal, was sich realisieren lässt.

Interview: Illi Hinzberg & Anke Wittkopp
Fotos: Isabel Winarsch

Am 18.12. findet ab 16.30 Uhr die Projektpräsentation im Hafven statt. Das Team stellt sich und das Projekt vor, es gibt eine Ausstellung, Hörinstallationen, Musik, Dialog und schönste Sachen aus dem „Nähstübchen“. Fotografin Isabel Winarsch zeigt Arbeiten aus ihrem Fotoworkshop-Projekt „Heimat – Mein Hannover“.

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Jo‘s Food & Craft

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Jo‘s Food & Craft


Unscheinbar auf der Ecke Ferdinand-Wallbrecht-Straße / Lister Kirchweg befindet sich seit Anfang Juni diesen Jahres „Jo‘s Food & Craft“. Hohe Decken, viel Holz, roter Backstein und nackte Glühbirnen geben dem Lokal den „Crafting“-Stil, den man angesichts des Namens auch erwarten würde. Nicht überdekoriert, sondern eher schlicht – gemütlich! Wir werden sofort von auffällig freundlichen und sehr aufmerksamen Servicekräften begrüßt und fühlen uns absolut willkommen.

Noch bevor wir einen Blick auf die Speisekarte werfen können, werden volle Teller an uns vorbeigetragen, die uns beschließen lassen, auf die Vorspeise zu verzichten. Stattdessen entscheiden wir uns für einen „Cocopresso“ als Aperitif: Espresso mit Kokosmilch auf Eis (3,20 Euro). Die Getränkekarte ist aufregend: Neben der üblichen Auswahl an Heißgetränken gibt es neun verschiedene Sorten Scotch und Bourbon, diverse Longdrinks und Cocktails, die deutlich einfallsreicher sind als der Standard, eine große Wein- und Sektauswahl, stolze zehn Craft-Beer-Sorten und Soft Drinks mit recht abgefahrenen Namen. Allein das Lesen der Karte macht schon Spaß. Aber: Hunger!

Die Speisenauswahl ist recht klein, was aber nichts macht, da die einzelnen Gerichte (in erster Linie Salate und Burger) laut Karte so viele Komponenten enthalten, dass es für drei reicht. Wir entscheiden uns für den „Wuarscht Salat“ (13 Euro): Gebratene Chorizo mit geschmorten Zwiebeln und Zucchini auf einem Blattsalat-Mix, Möhren, Kirschtomaten, getrockneten Feigen, Pekannüssen und Parmesan mit einem Honig-Senf-Dressing. Dazu werden Brot, Süßkartoffel-Fritten und drei Dips (Wasabi-Mayo, Sour Cream und Guacamole) serviert. Die Fritten und die Chorizo sind knusprig, das Dressing angenehm zurückhaltend. Spannend ist, dass die unterschiedlichen Kombinationsmöglichkeiten der einzelnen Zutaten immer wieder neue Geschmacksrichtungen ergeben.

Außerdem bestellen wir den Burger namens „Zieglich beste Freunde“ (13 Euro). Wir dürfen zwischen Kartoffelspalten und Süßkartoffelfritten als Beilage wählen und entscheiden uns auch hier für die Süßkartoffel. Das Brötchen ist Standard, aber getoastet, was ein Pluspunkt ist. So ist der Burger nicht matschig. Seine Füllung besteht aus 150g Rindfleisch, Bacon, Whisky-Zwiebeln, Ziegenkäse, frischer Tomate und Preiselbeer-Chili-Sauce, dazu je eine Portion Sour Cream und Pink Mayo. Diese schmeckt für uns nach Mayonnaise, verrührt mit Ketchup – gehört eben zu einem Burger. Leider ist das Fleisch nicht, wie angekündigt, medium gebraten, sondern tot. Schade, aber kann passieren. Da passt es ganz gut, dass der Bacon nicht ganz so kross ist wie erwartet, sonst hätte es eine recht trockene Geschichte werden können. Allerdings macht es auch hier die Kombi: Die Whisky-Zwiebeln schmecken intensiv, süßlich und sind leicht geröstet, was super zu dem Ziegenkäse passt. Die Preiselbeer-Chili-Sauce harmoniert gut mit Fleisch und Speck, das erklärt, warum das Fleisch nur minimal gewürzt ist.

Insgesamt sind wir so satt, dass wir es kaum schaffen, unser Bier auszutrinken. Was schade ist, denn das „ü.N.N.“, ein alkoholfreies IPA mit Grapefruit und Maracuja (5 Euro) und das „Killer Cucumber Ale“, ein malziges Ale mit Gurke und Pfeffer (5,40 Euro) schmecken wirklich spannend. Alles in allem ist „Jo‘s Food & Craft“ kein günstiger Burgerschuppen, sondern ein Restaurant mit ausgeklügelter Karte, interessanten Getränken und dem wahrscheinlich freundlichsten Personal in ganz Hannover, allerdings nichts für den kleinen Hunger bzw. Geldbeutel.

Illi Hinzberg und Anke Wittkopp

Ferdinand-Wallbrecht-Str. 60, 30163 Hanover
0511 – 45790885
www.jos-food-craft.de

Mo. bis Sa.: 18-00 Uhr, warme Küche bis 22 Uhr

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mundus

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mundus


FineArtBakery – Die Welt der Kuchen und Torten

In den USA lernte Eghlima Kiaei die Cupcakes kennen und lieben. Die Inspiration aus der amerikanischen Backkultur nahm sie mit nach Hannover und gründete mundus – eine Konditorei für individualisierte Cupcakes, Cake Pops, Torten und Kekse.

Eghlima Kiaei ist ein großer USA-Fan und hat nach einem Urlaub in Amerika angefangen, für Freunde und Verwandte Cupcakes zu backen, die hier zum damaligen Zeitpunkt noch nicht so richtig verbreitet waren. Die lieben (und begeisterten) Testesser ermutigten sie, ihre Backwaren zum Kauf anzubieten. Über diesen Schritt sagt Eghlima, Spitzname Elli: „Ich hatte schon immer Lust, mich selbstständig zu machen. Nichts eignet sich dazu besser, als eine große Leidenschaft, und das ist für mich das Backen. So war die Idee für mundus geboren. Durch mein Studium, Master in Biomedizin, konnte ich dann nach einer Prüfung bei der Handwerkskammer Hannover eine Genehmigung als Konditorin erlangen, ohne die klassische Ausbildung durchlaufen zu müssen.“ Für die Umsetzung der Geschäftsidee hat sie an der mehrwöchigen Fit4Chef-Seminarreihe von hannoverimpuls teilgenommen. Steuern, Recht, Marketing und alles, was in einen Businessplan gehört: Vieles war ihr vorher fremd. „Für jemanden, der in diesen Themen bisher unbedarft ist und mit dem Gedanken spielt, sich selbstständig zu machen, sind die Inhalte optimal. Darüber hinaus hatte ich einen festen Ansprechpartner, der mich beim Gründungsprozess bestens begleitet hat“, berichtet die Gründerin.

Inzwischen kann Ellis FineArtBakery mit einem Sortiment überzeugen, das Torten, Cupcakes, Cake Pops (kleine, kugelförmige Kuchen am Stil) und auf Wunsch individualisierte Cookies – alles in Form und Farbe genau nach Kundenwunsch – umfasst. Für Feiern und Veranstaltungen jeglicher Art liefern sie und ihre vier Mitarbeiter auch ganze Candy Bars; dabei übernehmen sie das gesamte Candy-Bar-Konzept und -Design und beraten den Kunden auch in Dekorationsfragen. Was die Backwaren angeht, versucht Elli, ein bisschen aus der Reihe zu tanzen: „Insbesondere das Hochzeitsgeschäft boomt. Es muss immer ausgefallener und individueller sein. Da kommen wir ins Spiel und können uns mit unseren stylishen und leckeren Backwaren austoben. Etwa mit unseren Cookies, die wir mit allen vom Kunden gewünschten Sprüchen, Wörtern oder Bildern versehen können. Das wurde dann schnell auch interessant für Firmen unterschiedlichster Branchen, die in derartigen Keksen einen erfrischenden Merchandising-Artikel sehen. Mittlerweile stammen unsere Kunden wohl zu fast gleichen Teilen aus dem privaten und dem geschäftlichen Bereich.“ Elli experimentiert gern und so bietet mundus etwa Karotten- und Kürbiskuchen oder Dattel-Pistazien-Cupcakes mit Rosenwasser an, vegane oder gluten- und laktosefreie Varianten sind kein Problem. Auf Wunsch gibt es bei mundus aber auch eine traditionelle Schwarzwälder Kirschtorte und viele andere Klassiker.

Nun heißt es für Elli, Rezepte erweitern, neue Trends ausmachen und zum Jahresbeginn das Marketing für die kommende Hochzeitssaison starten. Außerdem ist sie im Gespräch mit zwei Cafés, die ihre Kuchen und Torten gerne im Sortiment hätten. Im Jahr 2017 wird es vornehmlich darum gehen, den gelungenen Start zu nutzen, um die kreative Bakery noch bekannter zu machen – dazu wird im Januar auch die Messe „Hochzeitstage“ dienen, auf der sie mit einem großen Stand vertreten sein wird.

mundus
Dorotheenstraße 1
30419 Hannover
www.mundus-hannover.de
info@mundus-hannover.de

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Verdachtsunabhängige Slapstickverfolgung

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Verdachtsunabhängige Slapstickverfolgung


Die Kolumne des Monats von Hartmut El Kurdi:

Ich hatte bei einem beruflichen Hamburg-Besuch überraschend dreißig Minuten zu überbrücken und wusste nicht wohin mit mir: Kaffee hatte ich getrunken, satt war ich auch, mein Freund Matthias war telefonisch nicht zu erreichen, es regnete …. Aber gab mir diese leichte Unbill wirklich die moralische Legitimation, den plötzlich vor mir auftauchenden „Manufactum“-Laden zu betreten?

Ich googelte, ob Dr. Dr. Rainer Erlinger sich schon einmal im Magazin der „Süddeutschen Zeitung“  zu diesem Problem geäußert hatte. In seiner Briefkastenonkel-Kolumne „Die Gewissensfrage“ lässt sich Erlinger  von SZ-Lesern zu moralisch verzwickten Themen befragen. Es geht um komplexe Sachverhalte, mit denen die Fragesteller offensichtlich überfordert sind. Erlinger antwortet kompetent: als Kreuzung aus Priester und parlamentarischer Ethik-Kommission. Es sind Fragen wie – ich zitiere wörtlich – : „Sollte man eine Tomatenpflanze nach der Ernte weiter pflegen, auch wenn man weiß, dass sie den Winter nicht überleben wird?“ (gestellt und beantwortet in Heft 36/2014). Oder: „Darf man beim Gassigehen mit dem Handy telefonieren oder sollte man seinem Hund stets die volle Aufmerksamkeit schenken?“ (Heft 20/2014). Auch schwierig, in Heft 11/2015: „Wenn man keine Oliven auf der Pizza mag – soll man diese beim Kellner abbestellen oder lieber übrig lassen?“ Aber anscheinend hatte Doppeldoktor Erlinger – der interessanterweise weder studierter Theologe noch Kniggerianer ist, sondern Jurist und Mediziner – auf alle wichtigen Menschheitsfragen schon einmal geantwortet, nur nicht auf eine, nämlich meine: „Darf man aus purer Langeweile in einer fremden Stadt die Kontrolle über sich verlieren und bei ‚Manufactum‘ einkehren?“

Egal, ich betrat den Laden. Sofort hefteten sich zwei Verkäufer-Augenpaare auf mich. Ich kam mir vor, als schlenderte ich mit einem toten Schwein über der Schulter in ein veganes Restaurant. Nicht dass ich sonderlich auffällig wäre, aber hier reichte es wohl, leicht kanakoid auszusehen und ein paar Goldringe im Ohr zu haben, um zum „talk of the shop“ zu werden. Erschwerend kam sicher hinzu, dass ich keine Barbourjacke oder Burberry-Socken trug.

Ich flanierte umher, nahm hier einen „Amish Handquirl“, dort einen „Mühle Rasierhobel“ in die Hand – da bemerkte ich, wie mich einer der Verkäufer verfolgte. Im Vierfünf-Meter-Abstand. Blieb ich stehen, blieb er stehen. Ging ich weiter, ging auch er weiter. Schaute ich ihn an, schaute er ruckartig weg und ordnete konzentriert die vor ihm im Regal stehenden Waren. Wäre er im nächsten Moment als gelber Postkasten verkleidet zu Ragtimemusik hinter mir her getippelt – es hätte mich nicht überrascht.

Plötzlich erinnerte ich mich daran, dass ich etwas Ähnliches schon einmal erlebt hatte, vor 20 Jahren, ebenfalls in Hamburg. Ein Freund empfahl mir damals, ich solle mir doch das Hamburger Literaturhaus ansehen. Dort gäbe es ein nettes Café und einen hübschen Buchladen. Also ging ich ins Literaturhaus, trank Kaffee und betrat dann die Buchhandlung. Ich tat das, was man in Buchhandlungen so tut: das Angebot sondieren, Klappentexte lesen, Bücher aufschlagen und Seiten überfliegen. Nach einigen Minuten bemerkte ich, dass mich der Buchhändler nervös beobachtete. Schließlich – vielleicht nach einer Viertelstunde – ging er hektischen Schrittes  auf mich zu und sagte: „Wir legen hier keinen Wert auf Stöberer! Verlassen Sie sofort meinen Laden!“

Ansatzlos begann er mich in Richtung Ausgang zu drängen, in einer Mischung aus Aggression und Buxevoll. „Bitte gehen Sie! Bitte gehen Sie!“ Er schubste mich mehrmals leicht. Als ich ihm sagte, er solle mich bitte nicht anfassen, schrie er hysterisch: „Wenn sie mich schlagen, hole ich die Polizei!“ Schließlich schaffte er es wirklich, mich aus der Tür zu drängen. Desorientiert stand ich auf dem kleinen Treppchen, das vom Gehweg zur Eingangstür des Literaturhauses führte. Mal abgesehen von dem irren Buchhändler kam ich mir vor wie eine lebende Metapher für ein gesellschaftliches Problem: Mit sozialdemokratischen Bildungsversprechen heiß gemacht, dann aber kurz vorm Kultur-Koitus in Unterhosen vor die Tür gesetzt.

Jahre hatte ich nicht daran gedacht. Und obwohl es hier nicht um Kultur ging, sondern nur um Konsum, erinnerte ich mich im Manufactum-Laden an dieses kurios-eklige Gefühl. Also stellte ich den „Gutenberg Gummierstift“ zurück und nickte meinem Schatten im Vorbeigehen aufmunternd zu. Er zuckte nur leicht. Dann verließ ich das Geschäft.

Hartmut El Kurdi

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Wohnraumheldenliga

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Wohnraumheldenliga


1980 behaupteten die Blues Brothers, im Auftrag des Herrn unterwegs zu sein. 1996 waren Die Toten Hosen auf demselben Trip. Seit 2002 befinden sich zwei weitere Musiker auf göttlicher Mission: Die Wohnraumhelden aus Hannover Slash Linden. Sie sind nämlich im Namen der Göttin der Musik unterwegs, sie glauben an eine bessere Welt und sie kämpfen für eine bessere Welt.

Aber, das wissen wir alle, diese Welt ist einfach zu schlecht. Sie braucht mehr. Und weil Iron-, Spider-, Super- und Batman ja bekanntlich bloß erfunden sind, müssen richtige Helden her. Deshalb haben Fabian „B-Man Major“ Schulz und Christof  „Cpunkt“ Stein-Schneider, alias der „Vulkan der Romantik“ und die „Stimme der Vernunft“, ihren Heldenzirkel erweitert. Zu elft haben sie sich aufgemacht, die Welt zu retten.

Bei der „Wohnraumheldenliga“ erinnert nicht mehr viel an den selbsterfundenen Sofapop des Duos. Zwar hat man sich der Helden-Stücke bedient, diese aber ausgezogen, gebadet, geföhnt und neu eingekleidet. Unterstützung gab es dabei von ihren neun Nachwuchs-Helden: Thomas „Krösus“ König, der als „Kapitän der Mission“ die Wohnraumhelden schon lange nach Kräften unterstützt, steht jetzt mit auf der Bühne – nebst Bassbalalaika. Cpunkts damaliger Schlachthauskollege Rainer Schumann sitzt hinterm Schlagzeug, während Ecki Hüdepohl, der wohl südstaatenbluesigste Hannoveraner aller Zeiten, in die Tasten haut und Martin Huch an der Steel Guitar unter Beweis stellt, dass er mehr kann als schöne Fotos machen. Wie es sich für eine ordentliche und heldenhafte Big Band gehört, darf auch auf einen Blechbläsersatz und Backgroundsängerinnen nicht verzichtet werden, weshalb sowohl das eine als auch das andere von der befreundeten SpVgg Linden-Nord ausgeliehen wurde. Elf Musiker – da kommt einiges an Können zusammen. Und auch einiges an unterschiedlichen Geschmäckern. Die Wohnraumhelden-Songs in neuem Gewand, da ist für jeden was dabei. Es gibt Country, Blues, Soul, Rock‘n‘Roll und sogar Ragga.

Bereits im vergangenen Mai hat die Heldenliga im LUX ihre EP vorgestellt. Dafür sind sechs Stücke, deren Urformen dem geneigten Wohnraumhelden-Konsumenten bereits bekannt sind, neu arrangiert worden. Sie soll ein Vorgeschmack sein auf das, was noch kommt – wir sind gespannt, denn die EP klingt verheißungsvoll und nach jeder Menge Spaß.

Den Spaß gibt es auch und ganz besonders live –  aus banalen Vorkommnissen wie Textvergessern oder dem Stimmen einer Gitarre wird hier ein Happening gemacht. B-Man lässt sich beim Stagediving durch den Raum tragen und kommt auf selbem Weg auf die Bühne zurück – mit Bier für alle. Es wird mit Percussion-Obst gerasselt und manchmal singen Männer gegen Frauen. Spätestens bei „Helden“, dem Konzerthöhepunkt, woran sich auch in der neuen Formation nichts geändert hat, hält es niemanden mehr an seinem Platz. Die Wohnraumheldenliga macht zwei plus neunmal soviel Spaß und es sei jedem ans Herz gelegt, einen Göttinnendienst zu besuchen.

Aber eine Sache noch: Wer jetzt der Meinung ist, er kann sich vorstellen, wie es auf einem Konzert der Wohnraumheldenliga zugeht, sollte diesen Gedanken schnell wieder loswerden, es wird garantiert ganz anders. Also bitte keinesfalls diesen Artikel als Leitfaden betrachten!

Illi Hinzberg

www.wohnraumhelden.de

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