Tag Archive | "2016-03"

Ein offener Brief an Gerhard Schröder

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Ein offener Brief an Gerhard Schröder


Aus der Rubrik „Ein offener Brief“:

Lieber Gerhard, es nützt alles nichts, du musst jetzt wieder angreifen, 2017, als Kanzlerkandidat der SPD. Das wird sonst nichts. Die Genossen dümpeln bei 25 Prozent vor sich hin und wenn sich überhaupt mal was daran ändert, tendiert es eher Richtung 20 Prozent. Die anderen Parteien machen zwar momentan auch keine allzu gute Figur, aber bei der SPD geht es so richtig den Bach runter. Dem Gabriel steht ja schon der Angstschweiß auf der Stirn, wenn er den Namen AfD nur hört. Wenn ein Politiker sich von denen treiben lässt, dann heißt der Sigmar Gabriel. Zuerst immer an der Seite der Kanzlerin und ein freundliches Willkommen für die Flüchtlinge, ganz so, wie es sich für die SPD gehört, denn – wir erinnern uns – das will die Partei sein, die sich für die Schwachen einsetzt. Jetzt aber immer schärfere Töne. Warum? Weil Gabriel Angst hat, noch mehr Stimmen an die AfD oder die CDU zu verlieren. Deutschland driftet in den Umfragen nach rechts. Also driftet die SPD mit. Hat es was gebracht? Fehlanzeige. Die 25 Prozent scheinen zementiert. War wohl doch keine so gute Idee, den CSU-Ton zu imitieren.

Das hat doch alles keine Substanz. Ein ewiges Hin und Her ohne echte rote Linie. Jetzt will er sogar der AfD in Talkshows aus dem Weg gehen. Oder doch nicht? Wollte er sie nicht neulich noch in der direkten Auseinandersetzung stellen? Man weiß es nicht. Also nicht mehr so genau. Niemand weiß mehr so genau, was die SPD eigentlich will. Und der Gabriel weiß es anscheinend auch nicht. Aber besser als die Basis weiß er es natürlich allemal. Nur dem Fußvolk seine Politik zu erklären, damit tut er sich ziemlich schwer, dazu fehlt ihm die Geduld, zumal wenn die nicht einsehen wollen, dass er es richtig macht. Nein, es ist ganz offensichtlich, der Gabriel kann es nicht. Also braucht es einen anderen Kanzlerkandidaten. Aber die Hannelore Kraft will nicht und den Stephan Weil fragt niemand.

Darum musst du es machen. Daran geht kein Weg vorbei. Die SPD braucht wieder den Mann mit der Zigarre. Okay, du bist jetzt 71, aber das macht nichts. Im Gegenteil, ein bisschen Altersweisheit ist doch ganz hilfreich. Und dazu deine engen Kontakte zu Putin. Ganz schnell würde sich mit dir als Kanzler alles zum Besseren wenden. Ein paar Telefonate mit Moskau, vielleicht vor Ort ein paar Gläser guter Wein, dann wäre zunächst mal der Assad Geschichte. Was natürlich sofort Entlastung bei den Flüchtlingen bringen würde. Wäre nämlich immerhin schon mal ein Diktator weniger, der seine eigene Bevölkerung bombardiert. Danach ein bisschen Basta-Diplomatie für Europa, ein bisschen die Faust auf den Tisch, und dann geht es an die Aufgaben in Deutschland. Ein neues Ministerium für „Integration & Gedöns“, schon ist der Drops fast gelutscht.

Ist ja alles nicht so schwer, da muss halt nur einer ran, der sich dann auch mal traut, ein paar Ideen durchzusetzen. Und wenn du innerhalb von vier Jahren alles auf den richtigen Weg gebracht, beziehungsweise die Karre aus dem Dreck gezogen hast, dann wählen wir dich wieder ab, so wie beim letzten Mal, weil uns erstens zu viel Aktion in Deutschland nicht so gut gefällt und du dir zweitens deinen Ruhestand dann auch wirklich verdient hast. Ist das ein Deal? Lieber Gerhard, es sind doch nur vier Jahre. Und es ist doch auch ganz schön, wenn man für sein Geld mal wieder ein bisschen arbeiten muss und nicht alles via Pipeline von ganz allein auf dem Konto landet. Oder? Bitte, lieber Gerhard, mach es! Mach uns noch ein letztes Mal den Kanzler. Wir zählen auf dich! Nicht nur die SPD braucht dich jetzt. Deutschland braucht dich!

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Egg Bites Chicken

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Egg Bites Chicken


Was erstmal wie der paranoide Angsttraum einer Legehenne klingt, ist in Wahrheit der Name einer ziemlich musikalischen Nestgemeinschaft: Dandoo, Eric, Jörn und Fernando sind vier gar nicht faule Eier. Nach Jahren des Brütens und der Stallhockerei, in der schon ein paar vielversprechende Singles das Licht der Welt erblickten, haben die Jungs im Februar nun endlich ihr erstes Album aus der Nestwärme hinausgeschickt. Mit „Get Laid“ beweisen die schrägen Vögel von Egg Bites Chicken hörbar, dass sie neben leicht verrückten Songs abseits von der Mainstream-Masche vor allem eins garantieren: jede Menge gevögelter Wortspiele.

Das Lege- beziehungsweise Gründungsdatum der Band liegt ein wenig im Dunkeln. Offiziell heißt es, es sei 2008 gewesen, so um Ostern herum. Unter den Bandmitgliedern ist man sich aber eher uneinig, ob es nicht vorvorgestern oder doch Freitag letzter Woche war. Auf diese Art von Genauigkeit muss man sich einlassen, wenn man etwas über die Entstehung ihrer Songs erfahren möchte. Denn so wird einem auch die Arbeitsteilung bei der „Brutpflege“ ihrer Musikstücke erklärt: „Jörn kritisiert sie, Fernando produziert sie, Eric schlägt drauf rum und Dandoo macht die Texte.“ Bei der Live-Performance wird die Sache dann ein bisschen durchsichtiger: Jörn-Jören Jörensön ist der Bassist der Rock-Formation, weigert sich aber strikt, seinem Instrument allzu tiefe Töne zu entlocken. Fernando A. Fach (Ex Viva) spielt die Gitarre und den Blickfang mit seiner braunen Lockenpracht. Eric Maurice Gauthier (Ex Terry Hoax) verfolgt als Schlagzeuger ehrgeizig das Ziel, während einer Performance seine Drums zu schrotten. Und Dandoo Rosenberg macht den Singvogel.

Dass die vier Nestflüchter kein ätherisches Frühlingsgezwitscher produzieren, ist offensichtlich. Ihren Stil beschreiben sie als einen ziemlich verwegenen Cocktail aus „drei Teilen Nirvana, Drogen und The Doors, viel Eierlikör, einer Prise Zappa und dazu einem Schuss – Wahnsinn.“ Mit dieser explosiven Mischung haben die Vier schon 2009 mit ihren Singles „Cry“ und „Minor Drinking“ einen Nerv getroffen und in Deutschland und Frankreich für Furore gesorgt. Mit „Minor Drinking“ schafften sie es in kurzer Zeit in die D.A.T.20 Charts und hielten sich mehrere Wochen in der Dauer-Playlist französischer Radiosender. Danach folgte im schnellen Nacheinander die Kür zur Band des Monats durch Deltaradio, NDR2 und Radio Fritz. Unter all dem Rückenwind starteten die nunmehr flüggen Hühner zu ihrem Debütauftritt im Sommer 2011 auf dem Open Flair Festival in Eschwege. Ihre Single „Cuba Libre“ mauserte sich daraufhin zum Sommerhit mit der melancholisch-ironischen Frage „Where is my Cuba Libre, Where is my Revolución?“ Kurz danach zeigte die Band ihren rebellischen Kampfgeist und der Schweizer Gesetzgebung einen dicken Vogel: Gegen das neue Rauchverbotsgesetz konterten die Jungs mit der zynischen Single „To Smoke is not Allowed“ und fanden beim schweizerischen Volk mit dem Slogan „The World’s on Fire but to Smoke is not Allowed“ mächtigen Anklang. Dabei geht es den Jungs – rauchfrei bis auf Dandoo – vor allem um die Bevormundung durch den Staat in einer persönlichen Entscheidungssache. Es geht eben auch darum, den Zuhörer – neben der Versorgung mit Ulk und tanzbarem Sound – ein wenig aufzuscheuchen.

1.-Get-Laid-CoverAm 26.02.16 ist nun endlich ihr erstes Album rausgekommen und hat im Béi Chéz Heinz sein Release-Konzert gefeiert. In 15 Tracks, zu denen auch die früheren Singles gehören, wird hier mit viel Sarkasmus und schwarzem Humor auf Gesellschaft und Normen gepfeffert. Mit größtenteils rockig-punkigen, aber auch ein paar ruhigeren Stücken regt die Platte mal zum Nachdenken, mal zum Abtanzen an. Damit im Gepäck geht’s jetzt auf die große Tour mit neuem Management, Booking-Agentur und einer groß angelegten Promotion-Kampagne. Die ersten Stopps sind Peine, Kiel, Hamburg, Hameln und im August kehrt die Truppe zum Fährmannsfest nach Hannover rück. Danach geht’s weiter durch Europa.

Es ist also davon auszugehen, dass Egg Bites Chicken noch lang nicht ihren letzten Piep von sich gegeben haben und auch in Zukunft noch ordentlich den Schnabel aufreißen werden. Die richtige Einstellung zum Ganzen haben sie jedenfalls: „Vielleicht sind wir scheiße, das weiß ja jetzt noch niemand. Aber das glauben wir eigentlich nicht.“

Anja Dolatta

Foto: © Natasa Trifunovic / ebcFoto: © Natasa Trifunovic / ebc

Weitere Infos und Termine unter www.egg-bites-chicken.net und www.facebook.com/eggbiteschicken.

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Muttersprache: Grafikdesign

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Muttersprache: Grafikdesign


Mutterschaft und Selbständigkeit – eine verträgliche Kombination? Die Frage nach der Vereinbarkeit von Beruf und Familie stellt sich als Gründerin noch dringender: Lassen sich Kind und eigenes Unternehmen unter einen Hut bringen? Die Grafikdesignerin Melina Leibelt hat beide Schritte sorgfältig geplant. Schon immer wusste sie, dass sie sich eines Tages selbständig machen will. Bewusst hat sie damit bis nach ihrer Schwangerschaft gewartet.

HERZ-Blatt HochzeitspapeterieDozentenstellen an zwei Fachgymnasien für Gestaltung, Selbständigkeit als Grafikdesignerin, ein Online-Portal mit Grafikdienstleistungen für Hochzeitspaare – Melina Leibelts Arbeitsalltag war bereits gut gefüllt, als sie der Unternehmens- die Familiengründung anschloss. Den Plan, Selbstständigkeit und Mutterschaft zu kombinieren, hatte sie schon früh gefasst. „Vor meiner Schwangerschaft war ich über Jahre festangestellt. Währenddessen konnte ich alles vorbereiten“, berichtet sie. Ohne Frage, diese Kombination bringt viele Herausforderungen mit sich, doch andererseits kommt die Möglichkeit, die eigene Arbeitszeit relativ frei einzuteilen, einer jungen Mutter auch entgegen – und liegt durchaus im Trend. Im Start-up-Kosmos hat das Phänomen inzwischen sogar einen eigenen Namen: Als „Mompreneurs“ bezeichnet man Mütter, die zugleich als Gründerinnen erfolgreich sind. Im Netzwerk mompreneurs.de und der gleichnamigen Facebook-Gruppe tauschen über 3.000 Gründerinnen Erfahrungen aus – darunter auch Melina Leibelt.

Ihr neuestes Standbein ist der Internet-Shop herz-blatt.com. Auf der Plattform bietet sie unterschiedliche Designs für alle Printprodukte an, die man für eine Hochzeit braucht – von der Einladungs- bis zur Menükarte. Hat das Hochzeitspaar Wünsche zur Individualisierung des Designs, setzt die gebürtige Hannoveranerin diese gegen einen kleinen Aufpreis um. Damit will sie die Lücke schließen zwischen einerseits günstigen, aber standardisierten und andererseits teuren, dafür individuellen Angeboten. „Natürlich weiß ich, dass es viele Anbieter gibt. Aber ich wollte ein Angebot ohne Monsterpreis schaffen und gleichzeitig eine individuelle Note wahren“, erzählt sie. Dieser Spagat überzeugte auch die Jury des drei|v-Wettbewerbs: hannoverimpuls verleiht dabei gemeinsam mit dem kre|H|tiv-Netzwerk Hannover und anderen Partnern einen Gründerpreis an Kultur- und Kreativschaffende aus der Region Hannover, Braunschweig und Wolfsburg. Leibelt gewann bei dem Wettbewerb unter anderem die Teilnahme an einem Mentoring-Programm, in dessen Rahmen sie ein Gründungsberater von hannoverimpuls und ein Mentor aus dem kre|H|tiv-Netzwerk unterstützen. „Mit den Mentoren legt man Meilensteine fest, wodurch dauerhaft eine externe Kontrolle erfolgt. Gerade wenn man seine eigene Arbeitgeberin ist, gibt einem das Rahmen und Richtung“, zieht die junge Mutter ihr Resümee. In Zukunft fokussiert sie sich auf den Ausbau ihres neuen Online-Shops: Bekanntheit erhöhen, weitere Designs einstellen und vor allem aktuelle Trends im Auge behalten. Denn was bei Hochzeiten angesagt ist, ändere sich rasant, verrät die Mompreneurin, die sich in der Rolle als Gründerin merkbar wohl fühlt: „Für mich passen Selbständigkeit und Familie gut zusammen. Außerdem bin ich in einer tollen Branche unterwegs – glückliche Hochzeitspaare sind Kunden, die Freude machen.“

HERZ-Blatt Hochzeitspapeterie
Melina Leibelt
Lindenstraße 23
30855 Langenhagen
info@herz-blatt.com

www.herz-blatt.com

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„Die Augen des Iriden“ von Maja Loewe

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„Die Augen des Iriden“ von Maja Loewe


Hinter der Wahl-Hannoveranerin Maja Loewe liegen zwei turbulente Jahre: 2014 gewann sie den Hildesheimer Lyrikwettbewerb, erntete in der Ausschreibung „Gedankenwildwuchs“ einen Autorenvertrag und schaffte es mit ihrer Kurzgeschichte „Das Glück ist ein Vogel“ in die Anthologie des MDR Literaturpreises 2015. Pünktlich zur Buchmesse ist nun ihr Romandebüt „Die Augen des Iriden“, eine Mischung aus Jugendbuch, Mystery, Urban Fantasy und Thriller, im Papierverzierer Verlag als Taschenbuch erschienen.

Angefangen hat alles in einer kleinen WG-Küche in Hannover Linden: Maja Loewe, frischgebackene Mama, beginnt eines Abends die Geschichte um Henry von Irides aufzuschreiben – einem Jungen, der die Gabe besitzt, die Wahrheit hinter den Bildern sehen (der Namensspender für den Helden liegt zu der Zeit nur ein Zimmer weiter und schlummerte friedlich in seinem Bett). Mit der Zeit entspinnt sich eine immer komplexere Story um den 16jährigen Protagonisten mit einem blauen und einem braunen Auge, in der Geheimbünde, psychologische Waffen und ethisch verwerfliche Experimente eine Rolle spielen. Begabt mit einer geheimnisvollen Fähigkeit, hinter die manipulative Macht der Bilder zu blicken, kommt er einem Geheimnis auf die Spur, dass die Menschheit für immer verändern könnte… Dass diese Geschichte einmal Majas Debütroman werden sollte, hatte sie damals selbst nicht geahnt. 2014 nahm sie mit „Die Augen des Iriden“ am Crowdfunding Wettbewerb „Gedankenwildwuchs“ teil und gewann prompt einen Autorenvertrag. Nun, fast zwei Jahre später, ist ihre Geschichte reif fürs Bücherregal.

Die Faszination fürs Schreiben und Geschichtenerzählen wurde Maja buchstäblich in die Wiege gelegt. 1977 in Lübeck geboren lauschte sie als Kind begeistert den Geschichten ihrer Großmutter Pauline Spencker, die in den 1920er Jahren in Osnabrück zusammen mit anderen  jungen Künstlern – unter anderem dem späteren Literaturnobelpreisträger Erich Maria Remarque – die „Traumbude“ gegründet hatte. Damals schrieb Maja vor allem Gedichte, am Liebsten über das Meer und die Sehnsucht nach der Ferne. Mit elf Jahren erstand sie auf dem Flohmarkt eine mechanische Schreibmaschine, auf der sie ihren ersten Romanentwurf wagte – ihre erste große Geschichte jedoch schon nach 20 Seiten im Ozean versenkte. Danach wandte sie sich wieder der Lyrik zu und feierte ihre erste Veröffentlichung in der Kinderzeitschrift „Krakel“. Nach dem Abitur in Lübeck ebbte die Inspiration etwas ab, sie lernte in einem kleinen hanseatischen Betrieb, packte die Koffer, servierte Orangensaft über den Wolken und führte Touristen durch Venedig. Im Studium der Kulturwissenschaften an der Universität Hildesheim entdeckte sie dann das Schreiben wieder.

Cover © Timo KümmelMittlerweile lebt Maja mit ihrer Familie in Döhren. Der echte Henry wurde vor Kurzem eingeschult und hat inzwischen noch einen kleinen Bruder bekommen. „Auch der spielt in der Geschichte mit“, verrät Maja, die das letzte Kapitel ihres Buches schwanger schrieb. „Seinen Namen trägt ein jüdischer Arzt, der Menschen mit dem Jerusalem-Syndrom behandelt. Ich habe also quasi einen Protagonisten nach meinem ersten Sohn benannt und meinen zweiten Sohn nach einem Protagonisten. Klingt irgendwie verrückt.“

Interview: Anja Dolatta

„Die Augen des Iriden“ von Maja Loewe
400 Seiten
Papierverzierer Verlag 2015
ISBN: 9783944544960

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Felix Landerer

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Felix Landerer


Choreograf
Sternzeichen: Waage

Schon während seiner Tänzerlaufbahn merkte Felix Landerer, dass er eigentlich lieber seine eigenen Ideen verwirklichen wollte und entwickelte erste Stücke für die Staatsoper Hannover und das Balé Teatro in Curitiba, Brasilien. 2006 wagte er ganz den Sprung in die Selbstständigkeit, choreografierte für Theater in ganz Europa und gründete 2010 die Landerer&Company in Hannover.

Schon während seiner Tänzerlaufbahn merkte Felix Landerer, dass er eigentlich lieber seine eigenen Ideen verwirklichen wollte und entwickelte erste Stücke für die Staatsoper Hannover und das Balé Teatro in Curitiba, Brasilien. 2006 wagte er ganz den Sprung in die Selbstständigkeit, choreografierte für Theater in ganz Europa und gründete 2010 die Landerer&Company in Hannover.

Ich treffe Felix in der Mittagspause zwischen den Proben. Zuvor habe ich schon ein wenig in den Entwicklungsprozess ihres neuen Stücks „Revolte!“ reinschauen können – die Proben dazu sind gerade in der heißen Phase vor der Premiere am 11. März angekommen. Für die Erarbeitung des Stücks haben Landerer&Company im Januar von der Stadt einen neuen Produktionsraum bekommen, und zwar die Kunsthalle auf dem Faustgelände. Die ist extra für das Ensemble hergerichtet worden und steht ihnen für sechs Monate im Jahr als Proberaum zur Verfügung. „Es ist ein lang bekanntes Problem, dass Hannover nur wenige Räume mit professionellen Probebedingungen für Tanzkompagnien bietet“, erklärt Felix. „Dass wir einen Ort bekommen, war meine Bedingung, damit wir weiter in Hannover bleiben.“

Kaum Probeorte oder ansässige Tänzer – im offiziellen Tanzjahr 2016 klingt das aber gar nicht nach der viel gerühmten „Tanzstadt“ Hannover. Felix ist mit diesem Titel auch nicht ganz einverstanden: „Natürlich gibt es die etablierten Veranstaltungen wie den Internationalen Choreografenwettbewerb und Christiane Winters Tanztheater International, für die Hannover steht. Aber das sind gerade mal 14 Tage im Jahr, wo abseits vom Opernhaus Tanz auf internationalem Niveau passiert.“ Was fehlt, seien stabile Bedingungen und ein ganzjähriges Engagement der Stadt, um eine wirklich lebendige Szene zu schaffen. „Das Interesse ist auf jeden Fall da, aber es braucht auch ein ‚sichtbares‘ Bekenntnis – zum Beispiel könnte man endlich das viel beschworene Tanzhaus bauen, von dem schon so viele Jahre die Rede ist. Aber in dem Fall bleibt‘s wohl nur beim Gerede“, unkt der gebürtige Hannoveraner.

Trotzdem ist Felix gern in Hannover, wo er mit seinen Lieblingstänzern arbeiten und ohne Vorgaben oder Zeitstress seine „eigenen Gehirnkonstrukte schmieden“ kann. Aber nicht nur hier, auch international ist der Name Landerer eine feste Marke, etwa für das Scapino-Ballett in Rotterdam, für das er seit 2011 als Hauschoreograph tätig ist. 6 Monate pro Jahr nimmt er außerdem auch Aufträge von Außen an – meistens für 20- bis 40-minütige Stücke, die Teil eines Theaterabends werden. „Für die Proben habe ich dann zwischen 5 und 9 Wochen Zeit, da ist effektives Arbeiten gefragt. Und man muss sich natürlich auf das ‚Material‘ des jeweiligen Ensembles einlassen.“

Dafür sind die Erfahrungen als Solotänzer, die Felix nicht zuletzt 2011 in seinem preisgekrönten Stück „Suits“ unter Beweis stellte, ein starkes Plus. Der Wechsel vom Tänzer zum Choreografen ging von da an fließend über die Bühne. Mit dem Credo „Ausprobieren und offen sein“ hat er sich über die Jahre ein eigenes Bewegungs- und Erzählvokabular zusammengetestet, doch selbst das ist nicht in Stein gemeißelt. „Nach mittlerweile ungefähr 40 Stücken habe ich zwar herausgearbeitet, was ich nicht mag, worauf ich verzichten will – weil es zu illustrativ ist, zu einfach, zu kompliziert – aber wenn ich merke, dass ich mit bestimmten Mitteln nicht weiterkomme, muss ich eben neue Wege beschreiten.“

Das Tanztheater als genreübergreifende Kunstform, in der sich zum Beispiel Multimediakomponenten, Gesang oder Pantomime zum Tanz gesellen können, bietet natürlich viele neue Wege. So hat die Truppe von Landerer&Company für die aktuelle Produktion „Revolte!“ den Schauspieler Christof Linder mit ins Boot geholt. „Mit Christof soll das gesprochene Wort in das Stück einziehen. Er soll als Erzähler eine Brücke zum Zuschauer schlagen und ihn auf Fragen stoßen, allen voran: Warum sitze ich hier um ein Stück namens ‚Revolte‘ anzuschauen?“ Von hochexplosiven Gruppentanzszenen bis hin zu empfindsamen Wutausbrüchen gegen den eigenen Körper werden die Tänzer nichts unversucht lassen, um das kaltblütige Publikum in Wallung bringen. Die wichtigste Zutat um erfolgreich aufzurütteln bildet für Felix dabei die eigene Verbindung zum Thema. „Es ist die Frage danach, was in mir vorgeht, wenn ich über Revolution nachdenke. Dann denke ich nicht an den Arabischen Frühling oder die Französische Revolution, ich denke an die ‚Resonanzen‘, die diese Ereignisse in mir erzeugen. Es geht mir darum, ein Thema ‚durch mich gefiltert‘ zu präsentieren. Über die Authentizität soll der Zuschauer dazu kommen, an sich selbst die Frage zu richten: Was muss passieren, damit ich auf die Straße gehe?“

Ab dem 11. März wird das rebellische Stück in der Orangerie Herrenhausen wüten – und mit ihm dann hoffentlich auch das Publikum.

Kurz nachgefragt

Kreatives Vorbild?
Videokünstler wie Chris Cunningham oder Jonathan Glazer, „physische“ Regisseure wie Stanley Kubrick.

Inspirationsquellen?
MUSIK, Film, Skulpturen, aber auch Objekte in Bewegung, im Fall, beim Drehen, beim Explodieren…

Hobbys?
Etwas mit meinen Freunden unternehmen, essen, Filme schauen, Blödsinn reden (ist unglaublich befreiend)

Dein Gedanke am Tag der Premiere?
Entweder: „Es kann nichts schief gehen.“ oder: „Es wird alles schief gehen.“

Dein Tipp für angehende Choreografen?
Probiert alles aus und verschließt euch nicht für neue Ideen, seid immer neugierig!

Interview: Anja Dolatta

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Ekeko

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Ekeko


In einem Wohngebiet im Herzen von Hannover-Bemerode auf den Spuren von Inka, Maya und Azteken wandeln? Ja, das geht. Zumindest in kulinarischer Hinsicht, denn wer einen probierfreudigen Gaumen hat, kann sich hier im Restaurant Ekeko an authentischer peruanischer und mexikanischer Küche erfreuen.

Ein Banner an der Hauswand verrät uns, dass das Ekeko vor kurzem zehnjähriges Jubiläum gefeiert hat. Als wir dann das volle Innere des kleinen Restaurants betreten, erahnen wir bereits das Erfolgsrezept: Als Gast fühlt man sich hier geradewegs nach Peru in ein andines Lokal versetzt. Fröhliches Spanisch dringt an unsere Ohren, lateinamerikanische Rhythmen kitzeln in den Beinen, ein mitsingender Kellner balanciert volle Teller. Von der Decke hängen bunte Kreppbänder, die Wände zieren Inkamasken und Originalwerbeplakate des peruanischen Biers Cusqueña. Neben uns auf der Fensterbank stehen flauschige Lama-Figuren. Die herzliche Restaurant-Co-Chefin Luz Elena Salazar Alvarez, genannt Lucy, kam vor 18 Jahren aus Peru nach Deutschland. Sie erzählt uns strahlend, das Ekeko sei „wie ein Stück Heimat“ für sie. Und das spiegelt sich im Ambiente wider! Die farbenfrohe, mit Liebe zum Detail (und zu Peru) ausgesuchte Dekoration macht den engen, gefliesten Gastraum zu einem authentischen Ausgangspunkt für einen kulinarischen Ausflug nach Lateinamerika. Besonders geldbeutelfreundlich und abwechslungsreich fällt dieser Ausflug donnerstagabends aus: Dann kann am Buffet für 14,90 Euro fleißig probiert werden – von Ceviche über Enchiladas bis hin zu Quinua-Auflauf und Hühnchen in Chilischokoladensauce.

Unseren Samstagabend starten wir mit zwei typisch peruanischen Getränken: Der rubinrote Intipalka Syrah aus der Region Ica in Peru überzeugt mit würzig-fruchtigem Aroma. Die Inca Cola dagegen, eine gelb-goldene Brause, erinnert mit ihrem süßen Geschmack an Kaugummi aus dem Automaten. Das für unsere Geschmacksnerven gewöhnungsbedürftige Getränk ist in Peru schon seit Jahrzehnten der Hit, verrät uns Lucy: „In Peru trinken alle Inca Cola.“ Wem die peruanischen Spezialitäten zu abenteuerlich sind, der bekommt natürlich auch Altbekanntes und die Klassiker aus Mexiko, wie Corona Bier oder Tequila… Wir haben uns jedoch vorerst genug mit Flüssigem beschäftigt und freuen uns über die knusprigen Tortillachips mit drei Salsas („scharf, schärfer, sehr scharf“), die gratis auf unserem Tisch landen. Die würden als Vorspeise reichen, aber wir nehmen dazu noch eine Portion Yuquitas Fritas, frittierte Maniokwurzelstücke. Diese an Kartoffeln erinnernden Leckerbissen begleiten auch unser Fischhauptgericht Jalea de Pescado, eine leicht exotische Variante von Fish’n’Chips aus Perus Hauptstadt Lima. Echte Kartoffelspalten wiederum gibt es zu unserem zweiten Hauptgericht, der Parrillada Peruana, einer Grillplatte unter anderem mit der berühmten spanischen Paprikawurst Chorizo. Weil beide Hauptspeisen (für je 17 Euro) lecker, aber gar nicht so speziell wie erwartet sind, gönnen wir uns danach das umso speziellere Tagesdessert: Milchreis mit Mazamorra Morada, einem Gelee aus lilafarbenem Mais. Lucy zeigt uns stolz einen der Maiskolben, die sie und ihr Mann direkt aus Lateinamerika importieren: „Purpur-Mais gibt es nur in den Anden.“ Und ein solches rundum besonderes Abendessen gibt es nur im Ekeko!

Janina Martens

Raupertstr. 25, 30539 Hannover
www.ekeko-restaurant.de
Tel: (0511) 3741178, info@ekeko-restaurant.de
Öffnungszeiten: Do bis Sa 18 – 23 Uhr, zu den Messen täglich geöffnet

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