Jono McCleery: Moonlit Parade
Der Londoner Singer-Songwriter zeigt, wie es geht: Auf den ersten Blick unspektakuläre, von Blues gefärbte akustische Musik mit elektronischen Elementen, für die er nach seinem Debüt „Darkest Light“ von 2008 den Stempel „Folktronica“ verpasst bekam. Ein unprätentiöser, schnörkelloser, einfach guter Sound, der in Zusammenarbeit mit Drummer Dan See, Bassist Dan Gulino und Keyboarder Steve Pringle entstand.
Poppy Ajudha: The Power In Us
Vom renommierten britischen Radiosender Jazz FM wurde die in Londons Süden geborene Jazz- und Soul-Sängerin mit St. lucianisch-britischem Hintergrund 2019 zum Soul-Act des Jahres gekürt. Ihr Debütalbum zeigt eine durchweg knackige Mischung aus Soul, R&B, Jazz und Pop. In ihren Texten beackert sie Themen wie Geschlecht, Ethnizität, sexuelle Orientierung, Klassenzugehörigkeit und Kolonialismus.
Bloc Party: Alpha Games
Nach „Hymns“ von 2016 das sechste Album der britischen Band, die lange das Etikett „das nächste große Ding nach Franz Ferdinand“ trug, da sie nicht nur von ihnen „entdeckt“ wurde, sondern ebenso wie das große schottische Vorbild durch mitreißende, tanzbare Indie-Rock-Songs in Erscheinung trat. Nachdem man zuletzt etwas elektronisch-poppigere Töne angeschlagen hatte, ist nun wieder etwas mehr Wut im Spiel.
Touraj: Me without you, the spring without you
Der 1951 in Teheran geborene und 2019 verstorbene Musiker Touraj Shabankhani galt als „Scott Walker des Irans“ und war einer der einflussreichsten Künstler der goldenen Ära der Sechziger und Siebzigerjahre im vorrevolutionären Iran. Auf eigene, unangepasste Art verschmolz Touraj traditionelle wie moderne iranische Lyrik mit Harmonien, die traditionelle iranische Musik ebenso in sich tragen wie Rockmusik und Pop.
SIND: Kino Kosmos
Zwei Jahre nach „Vielleicht ist es anders als Du denkst“ das dritte Album der 2013 gegründeten Band mit dem ungoogelbaren Namen. Ein bisschen wie bei Gisbert zu Knyphausen geht es hier in zwölf gut gemachten, teils melancholischen, teils fröhlichen Singer-Songwriter-Indiepopsongs um Freundschaft, um Familie, um die Menschen um uns herum, aber auch um Orte, die verschwinden, und Umstände, die sich verändern.
Nichtseattle: Kommunistenlibido
Das zweite Album der Berliner Songwriterin Katharina Kollmann nach „Wendekid“, die auch unter dem Namen Lake Felix Musik macht: Kollmanns zart-mauliger, berlinerisch gefärbter Gesang erinnert an Judith Holofernes oder an ihre wilde, früh ausgerissene kleine Schwester. Neun ungeschliffen-schöne Songs, unterstützt von Frieda Gaweda am Flügelhorn, Sebastian Alwin am Schlagzeug und Produzent Olaf O.P.A.L.
York: The Vintage Funk Vol.1
Schon ein knappes halbes Jahr nach „The Soul Jazz Experience Vol. 1“ kommt hier der zweite Streich des hannoverschen Saxofonisten, Komponisten und Arrangeurs, der zuvor in erster Linie als Studio- und Tourmusiker tätig war. Dort zählten Szenegrößen wie Randy Crawford, Phil Collins, Mousse T., Jazzkantine, Bahama Soul Club und Spice zu seiner illustren Kundschaft. Mit großer Liebe zum analogen Vintage-Sound huldigt der Musiker nun dem 70er-Jahre-Funk und spielte neben Fender Rhodes und diversen anderen elektro-mechanischen Tasteninstrumenten und selbstverständlich Flöte und Saxofon sogar den E-Bass selbst ein. Für die Gesangsparts konnte er aus seinem weitverzweigten Netzwerk die Sänger:innen Josephine und Catherine Nightingale, Pete Simpson, Olvi Dean und Selena Evan gewinnen. Bei so viel geballter Spielfreude ist klar: Die Songs dieser beiden Alben müssen ganz dringend auf die Bühne!
Noth: Die Wahrheit über Arndt
Der Hamburger Komponist, Produzent und Saxofonist Linus Kleinlosen und der Kölner Liedermacher Luis Schwamm lernten sich 2020 kennen. Mit der Band Noth war dann auch schon Arndt geboren, dessen Geschichte dieses liebenswert-schräge Debütalbum in zehn Schnappschüssen anhand von Songs von „Zoo“ bis „Waldbad“ vertont. Arndt arbeitet in einem Hannoveraner Start-up, verliebt sich in Anita, geht zu Karstadt oder sitzt auf dem Sofa und isst Sprühsahne an seinem Geburtstag. Breit instrumentiert, klingt das genauso locker, aber noch ein bisschen verspielter als die Sterne. Drummer Silvan Strauß und Bassist Daniël Eskens bilden die lässige Rhythmus-Basis, Konstantin Herleinsberger und sein Tenorsaxofon sind ein essenzieller Bestandteil der prägnanten Bläser-Arrangements, und Laila Nysten und Rabea Bollmann steuern wohldosiert gestrichene Saiten bei. ● Annika Bachem