Schon mit zehn Jahren schrieb sie eigene Songs – und sang zweistimmig mit einer Freundin. „Es gibt da noch sehr schöne Aufnahmen, und wir haben sogar für Schulfeiern und Theateraufführungen zusammen auf der Bühne gestanden“, lacht die Musikerin, die heute als Sängerin und Vocal Coach mit eigenem Studio tätig ist. „Für mich gehört das zusammen, und schon während meines Studiums war klar, dass ich unterrichten möchte.“
„Ich komme ursprünglich aus Ostwestfalen und bin ein echtes Dorfkind“, erzählt Zienc-Tomczak. Als Jugendliche engagierte sie sich beim CVJM und in der Kirchengemeinde. „In diesen Gruppen habe ich ständig gesungen und Gitarre gespielt. Bei uns in der Schule gab es keinen Musikunterricht und in meiner Familie hat niemand außer mir Musik gemacht. Von daher war die Jugendarbeit der Ort, wo ich das ausleben konnte. Alles, was ich musikalisch gelernt habe, habe ich mir damals selbst beigebracht.“
Nach der Schule absolvierte sie eine mehrjährige schulische Ausbildung zur Erzieherin, in deren Kontext sie auch ihr Abitur ablegte. „Eine der Lehrerinnen dort ermutigte mich, zu studieren. Das hatte ich für mich eigentlich nie vorgesehen, habe dann aber Sozialwissenschaften studiert. Im Anschluss bekam ich einen guten Job als wissenschaftliche Mitarbeiterin – dennoch war ich kreuzunglücklich und bin richtig krank geworden. So habe ich realisiert, dass das eigentlich gar nicht das war, was ich wollte, und dass mir die Musik total gefehlt hat.“ Zienc-Tomczak schmiss alles hin und fing an, sich auf die Aufnahmeprüfung für ein Musikstudium vorzubereiten. „Das war eine anstrengende, aufregende Zeit. Ich habe natürlich gemerkt, dass mir eine klassische musikalische Vorbildung gefehlt hat. Ich wollte in Hannover den damals relativ neuen Popmusik-Studiengang belegen. Dort wurde ich aber nicht angenommen, mit der Begründung, ich sei ‚nicht Pop genug‘. Klar, ich war gut zehn Jahre älter als die anderen und mir hat bestimmt ein bisschen die Übung gefehlt. Zum Beispiel vom Blatt lesen konnte ich gar nicht. Geklappt hat es schließlich in Hildesheim, wo ich Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis studiert habe mit Schwerpunkt auf Musik, Gesang und Musikpädagogik. Das war großartig. Ich hatte eine ganz tolle Gesangsdozentin und habe mich in dieses Studium wirklich hineingestürzt“, schwärmt Zienc-Tomczak, die heute auch als Gesangsdozentin für die Uni Hildesheim tätig ist. Nach dem Studium gründete Zienc-Tomczak „Vocalcoach-Hannover“, ihr Standbein neben musikalischen Projekten wie Studio- und Auftragsmusik oder ihrer 20er-Jahre-Revue „Absinth und Charleston“ mit Kersten Flenter und Alvyda Zdanevičiūtė-Lee. „Bei all dem ist meine eigene Musik leider in den Hintergrund getreten. ZiA war immer da, aber total vernachlässigt. Ich bin zwar öfter aufgetreten, habe mich aber kaum darum gekümmert, die Songs auszuarbeiten und aufzunehmen.“ Es ist die Pandemie, die ihr letztlich die Luft verschafft, das zu ändern. „Ich war nie so ganz zufrieden mit dem, was ich zwischendurch mal aufgenommen habe. Ich habe das Material dann lange in der Schublade gelassen und es nicht angerührt. Das änderte sich, als ich den Produzenten Benjamin Schwenen, den ich von früher kannte, gefragt habe, ob er sich mal einen Song von mir anhören würde. Ich war geflasht davon, was er daraus gemacht hat. Benjamin holte dann Matthias Preisinger mit ins Boot, der für ein Stück die Bratsche eingespielt hat. Das fand ich so toll, dass ich schließlich mit ihm zusammen mein Album produziert habe. Er ist Multiinstrumentalist, Arrangeur und Komponist und hat fast alle Instrumente eingespielt.“ Zienc-Tomczak strahlt, wenn sie von dem halben Jahr intensiver Arbeit mit Preisinger erzählt, bevor das Material für die endgültige Produktion wieder zu Benjamin Schwenen wanderte. Mit dem Ergebnis ist die Sängerin überglücklich: Lieder zwischen Singer-Songwriter- und Popmusik mit deutschen Texten und Chanson-artigem Charakter, getragen von Zienc-Tomczaks kräftiger Sopranstimme. „Durch das Schlagzeug, das Nicolai Ziel eingespielt hat, bekommt das Ganze auch etwas Raues, das mir sehr gut gefällt“, so die Musikerin. „Meine Musik ist sinnlich, die meisten Stücke sind eher zum Zuhören als zum Tanzen.“ Das Album ist seit April als CD erhältlich über booking@zia-music.de oder als Stream über die gängigen Plattformen.
● Annika Bachem
www.zia-music.de
20.05. Album-Releasekonzert in der Culture Garage. Einlass 18 Uhr, Beginn 19 Uhr Eintritt 10 Euro.