Ende 2021 schloss mit der Wollkultur in der Sallstraße die Anlaufstelle für Handarbeitsfreund*innen in der Südstadt – doch nicht für lange, denn mittlerweile beherbergen die Räumlichkeiten wieder Strick- und Häkelutensilien jeder Art: Mit der Flauschecke hat Anika Friedrich ein Hobby zum Beruf gemacht. Seit November 2021 betreibt sie einen Onlineshop für Wolle, im März 2022 kam nun noch der Laden dazu. Der soll in Zukunft nicht nur alles bieten, was Wollsüchtige für ihre Projekte benötigen, sondern auch ein Ort für Strickkurse und Treffen in gemütlicher Runde werden.
„Dass ich diese Räume hier bekommen habe, war ein totaler Zufall! Ein Kumpel, der hier um die Ecke wohnt, hat im letzten Jahr die Geschäftsaufgabe der Wollkultur mitgekriegt und mich darauf aufmerksam gemacht, weil er wusste, dass ich stricke, und mich da vielleicht noch fürs nächste Projekt eindecken könnte. Ich meinte dann zu ihm: ,Eigentlich könnte ich auch einen Laden gebrauchen‘“, erinnert sich Anika Friedrich. „Ich bin dann hingefahren und habe die vorherige Inhaberin Sophie gefragt. Die war gleich sehr angetan von der Idee, dass ihre Stammkundschaft am selben Ort wieder Wolle kaufen könnte. Und dann ging alles sehr schnell!“
Mit Handarbeiten hat Anika 2018 wieder angefangen. Damals suchte sie bei einem Aufenthalt in einer Psychosomatischen Klinik nach einer Beschäftigung. „Ich brauchte irgendwas, um mich ein bisschen runterzuregulieren, und da habe ich wieder mit dem Häkeln angefangen. Das hatte ich zuletzt als Kind gemacht, aber ich war ziemlich schnell wieder drin. Und dann hab ich gar nicht mehr aufhören können. Anfang 2020 habe ich mich auch noch ans Stricken herangetraut. Dann kam die Pandemie und ich hatte noch mehr Zeit, um mich dem zu widmen.“
Mittlerweile strickt sie sogar mehr, als dass sie häkelt, da es bei dieser Technik mehr Möglichkeiten gibt, vor allem für Kleidungsstücke. Dabei orientiert sie sich am liebsten an skandinavischen Designerinnen. „Ich bin viel auf Instagram unterwegs, und da sind die wichtigsten Strickdesignerinnen meistens aus Skandinavien und benutzen auch Wolle aus ihren Ländern. Dieser Ästhetik habe ich mich immer mehr zugehörig gefühlt. Ich habe auch das Gefühl, sie haben die schöneren Farben – wobei deutsche Hersteller mittlerweile gut nachziehen. Die Designs aus Dänemark, Schweden u. s. w. finde ich einfach besonders schön – und das Nachstricken gelingt eben besonders gut, wenn man auch die verwendete Wolle nutzt, deshalb biete ich die an.“ So gehören unter anderem die skandinavischen Marken Sandnes, Isager, Kaos Yarn und Sysleriget zu ihrem Sortiment, aber auch die Garne von Rosários 4 aus Portugal sowie die deutschen Firmen Pascuali, Seehawer und Lamana sind bei ihr zu finden.
Bei ihrer Auswahl verzichtet sie bewusst auf Garne aus Polyacryl, wobei sie einer generellen Verteufelung solcher künstlichen Fasern kritisch gegenübersteht: „Wolle kann schon recht teuer sein. Man kann das vielleicht mit Essen vergleichen: Die Sachen aus dem Biomarkt sind gut, aber auch mega teuer, und nicht jeder kann sich das leisten. Wenn jemand gerne häkelt oder strickt, dann sollte dieses Hobby nicht daran scheitern, dass er oder sie sich nicht die ökologischste Wolle aller Zeiten kaufen kann.“ Gerade für Anfänger*innen seien billige Garne sogar eher geeignet. „Wenn mich jemand fragt, der gerade mit dem Stricken anfängt, welche Wolle er oder sie kaufen soll, dann sage ich immer: ,Kaufe etwas Günstiges, du wirst nämlich immer wieder alles aufribbeln!‘“ Ähnlich steht sie zu dem Hype um vegane Wolle, die sie auch anbietet. „Das klingt erstmal so fancy, dabei stricken die Leute schon seit Ewigkeiten mit nicht-tierischen Fasern wie Baumwolle oder Leinen. Hinzukommen jetzt aber noch so Sachen wie Brennesselfasern oder Wolle aus Sojaproteinen – es gibt tatsächlich recht viel!“ Eine Lieblingswolle hat Anika eigentlich nicht, dafür aber ein Farbschema: lila und pink. Aktuell strickt sie übrigens an einem weiteren Ausstellungsstück fürs Schaufenster – einem Pullunder mit Zipper – und an einem Cardigan, den sie im Laden tragen möchte – „denn man soll ja gerade nicht so viel heizen!“
Für die Zukunft hat Anika einige Pläne: „Spätestens im Sommer oder Herbst möchte ich hier auch Treffen und Kurse veranstalten. Das war seit der Eröffnung tatsächlich die am häufigsten gestellte Frage – viele wünschen sich eben, dass das Stricken nun wieder ein bisschen sozialer wird. Außerdem möchte ich mit der Zeit auch eigene Anleitungen anbieten, da arbeite ich gerade an verschiedenen Ideen. Doch das sind so Dinge, in die muss man erstmal langsam reinwachsen!“ ● Anja Dolatta
Sallstraße 81, 30171 Hannover
Öffnungszeiten: Di u. Mi 14–18 Uhr,
Do 14–19 Uhr, Fr 11–18 Uhr, Sa 11–15 Uhr
www.flauschecke.com
instagram.com/flauschecke