Jeder fünfte Erwachsene in Deutschland ist tätowiert, die meisten haben sogar mehr als ein Tattoo. Tattoos sind Ausdruck der Persönlichkeit und Juan Pablo Rojas Gutierrez ist Tätowierer aus Leidenschaft. Schon als Schüler hat er sich eine eigene Maschine zusammengebaut und damit die Unterarme seiner Mitschüler*innen verschönert. Damals nannten sie ihn Gato. So heißt heute sein Unternehmen „Gato Tattoo Piercing Studio“, das im Juli 2021 eröffnet hat.
In Kolumbien geboren und als junger Erwachsener nach Spanien ausgewandert, hat Juan Pablo Rojas Gutierrez jetzt seine Heimat in Hannover gefunden. Zusammen mit Lebensgefährtin Ana sorgt der Kosmopolit dafür, dass man in Hannover außergewöhnliche Tattoos und Piercings bekommt. Denn Pablo versteht sich als Künstler, der verschiedenste Stilrichtungen beherrscht. Gelernt hat er das in den vergangenen zehn Jahren als professioneller Tätowierer überall in Europa. Er und Ana sind außerdem gelernte Piercer.
Das Besondere an seinem Stil? „Dass ich keinen Stil habe!“, lacht Juan. „Ich bin nicht auf eine Richtung festgelegt, sondern mache das, was gefällt. In Spanien habe ich damals als Praktikant in einem Studio angefangen und war nur für die Bilder zuständig. Ich habe gemalt und gezeichnet, beraten und Vorlagen erstellt. Dann habe ich mich an meine ersten richtigen Tattoos rangetraut. So habe ich dann auch alle Stilrichtungen kennengelernt.“
Zu seiner Zielgruppe gehören sie alle, seine älteste Kundin ist 86 Jahre alt (und er freut sich immer, wenn sie ins Studio kommt). Im Durchschnitt sind seine Kund*innen zwischen 20 und 35 Jahre alt, über die Hälfte sind Frauen. Sie kommen meist mit sehr genauen Vorstellungen, weil sie in den sozialen Netzwerken etwas gesehen haben, was sie auch gerne haben wollen. Bei Kunden um 50 ist das anders, sie haben meist nur eine grobe Idee. Hier entwickeln Interessent und Profi dann gemeinsam das Motiv. Aktuell sind übrigens feine Schriftzüge im Trend.
Ein Tattoo kostet bei Juan ab 60 Euro aufwärts. Das Honorar richtet sich nach dem Aufwand, Zeit und den Details. „Hier ist auch entscheidend, wie viele unterschiedliche Nadeln ich brauche“, konkretisiert Juan. „Dauert das Tattoo länger, müssen regelmäßig sämtliche Nadeln austauscht werden, da sie irgendwann stumpf werden. Aktuell gibt es neue Verordnungen für Farben, die die Szene verwenden darf. Die sind teurer, auch das schlägt sich dann im Preis nieder. Abgesehen davon, dass noch längst nicht alle Farbnuancen erhältlich sind.“
Die Idee, sich ausgerechnet mitten in der Coronazeit selbstständig zu machen, kam so: „Mit Corona hat alles angefangen. Denn während des Lockdowns konnte ich als Tätowierer sowieso nicht arbeiten. Eigentlich wollte ich mich bei hannoverimpuls nur beraten lassen. Nach dem ersten Gespräch hat es mich dann aber gepackt und mir wurden nach und nach alle Ängste genommen. Das Ergebnis kann man jetzt am Klagesmarkt besuchen. Der Tresen kommt übrigens aus Spanien. In Deutschland habe ich niemanden gefunden, der mir den so bauen konnte, wie ich ihn haben wollte. Das ist das Gute daran, wenn man überall schon mal zu Hause war. Geärgert hat uns Corona dann doch noch. Wir mussten unsere Eröffnung immer wieder verschieben.“
Ein paar Tipps für andere Gründer*innen hat er auch noch: „Viele Infos einholen. Mut haben und zielstrebig sein. Man muss Geduld mitbringen, denn in Deutschland kommt alles noch per Post. Jeder Schritt sollte genau geplant werden, man muss vorausschauend arbeiten. Und nicht verrückt werden, wenn ein Monat super läuft und der nächste gar nicht. Nicht aufgeben und an seinem Traum festhalten. Hartnäckigkeit und ein Dickschädel zahlen sich aus. Und habt keine Angst bei Sprachbarrieren. Ihr findet immer Menschen, die euch helfen. Zum Beispiel bei hannoverimpuls: Wir sind mit keinen hohen Erwartungen zum ersten Gespräch gekommen. Wir haben nicht damit gerechnet, dass es so war, wie es war. Unser Berater spricht sogar ein bisschen Spanisch, was die Verständigung von Anfang an aufgelockert und erleichtert hat. Er steht uns in allen Fragen zur Seite und hat jeden Schritt begleitet. Dafür kann man nur Danke sagen!“
● Anke Wittkopp, Foto: hannoverimpuls
Am Klagesmarkt 20
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