Als Bettina Moritz in der Silvesternacht 2019/20 in der Südstadt einen kleinen Laden entdeckte, der wegen Geschäftsaufgabe leer stand, kam ihr das wie ein Wink des Schicksals vor. Die Mediengestalterin war nämlich auf der Suche nach neuen Büroräumen, und dafür schien ihr das ehemalige Zeitschriften- und Tabakwarengeschäft am Stephansplatz bestens geeignet. Da die Vermieter sich den Erhalt der Ladenfläche wünschten, entschloss sie sich spontan dazu, neben ihrem Büro auch ein kleines Geschäft zu betreiben. Zwar konnte nooks.lieblingsdinge nach seiner Eröffnung im Oktober 2020 nur acht Wochen lang Kunden begrüßen, ehe der November-Lockdown kam. Mittlerweile hat sich aber nicht nur in der Südstadt herumgesprochen, was es hier alles gibt – nämlich Karten, Schreibwaren, Wohnaccessoires und allerlei andere schöne Dinge.
Eigentlich könnte Bettina Moritz auch von zu Hause aus arbeiten, doch das ist der Grafikerin viel zu eintönig. „Die meiste Kommunikation findet heutzutage über E-Mail statt, es kann also passieren, dass man den ganzen Tag lang kaum ein Wort spricht. Dank meines Ladens kann ich mich zwischendurch immer mal wieder mit Kundinnen und Kunden unterhalten, ich habe also Abwechslung!“ Die Idee zu dem Namen des Ladens kam Bettina zufällig, als sie in ein paar englischen Kinderbüchern blätterte und dabei auf den Ausdruck „nooks und crannies“ stieß, mit dem man die kleinen Winkel und Ecken eines Hauses bezeichnet. „Von der Bedeutung her passt ‚nooks‘ sehr gut zu meinen Laden: Zum einen verkaufe ich hier Dinge, mit denen man die Ecken und Winkel seiner Wohnung schmücken kann, zum Beispiel verschiedene Wohnaccessoires. Und dann ist der Laden, der ja wirklich nur eine ganz kleine Fläche hat, selbst ein richtiges ‚Eckchen‘.“
Aufgrund des begrenzten Platzes wählt Bettina die Produkte besonders sorgfältig aus, die bei ihr ins Regal kommen. Dabei setzt sie vor allem auf junge Designerinnen und Designer, die mit ungewöhnlichen Ideen glänzen. Mangels Lagerräumen kauft sie immer nur kleine Mengen ein, sodass das Sortiment häufig wechselt und es immer wieder etwas Neues, Ungewöhnliches zu entdecken gibt. „Ich achte darauf, Dinge zu haben, die man nicht überall findet. Ich recherchiere sehr viel, und ich denke, bislang ein gutes Händchen gehabt zu haben.“ Ein paar Dauerbrenner gibt es aber trotzdem – zum Beispiel das Kartenspiel „beherzt“, das von zwei Schwestern aus Frankfurt entworfen wurde. Die Karten enthalten verschiedene Fragen, die richtig ans „Eingemachte“ gehen, deshalb eignet sich das Spiel am besten für einander nahestehende Menschen, zum Beispiel Partner oder enge Freunde. Ein weiteres Highlight, ebenfalls aus Frankfurt, sind die beschrifteten Tassen von Johanna Schwarzer, die mit witzigen Sprüchen und einem minimalistischen Stil überzeugen. In Sachen Wohnaccessoires ist unter anderem die Firma Serax mit Vasen, Windlichtern und Geschirr vertreten. Falls von dem gewünschten Stück einmal nicht genug Exemplare vorhanden sind, bestellt Bettina für ihre Kunden gerne noch etwas nach.
Den Löwenanteil des Sortiments machen jedoch die Schreibwaren aus, für die Bettina – auch berufsbedingt – ein besonderes Faible hat. So gibt es in der Auslage ausgefallene Karten für alle möglichen Anlässe und Papiermaterialien, für die der Laden besonders bekannt ist. Darüber hinaus sind diverse Stifte, zum Beispiel von dem Traditionsunternehmen Kaweco, Notizbücher und Kalender von Marken wie Leuchtturm1917 und nuuna by Brandbooks, Geschenkpapiere und saisonale Artikel zu erstehen. Schließlich umfasst das Angebot auch ein paar ganz besondere Produkte, auf die sie in Berlin gestoßen ist: Öle und Pestos der kleinen Bio-Manufaktur Ölmühle an der Havel. „Da ich selbst sehr gerne koche, gefiel mir die Idee, in meinem Laden auch ein paar ausgewählte Kochzutaten anzubieten. Ich habe die Manufaktur angeschrieben, und die fanden es auch witzig, ihre Produkte außerhalb von Berlin anzubieten.“ Die Frage, was ihr Lieblingsartikel in ihrem Sortiment ist, fällt ihr nicht leicht zu beantworten: „Ich würde nichts einkaufen, von dem ich nicht überzeugt bin.“
Trotz des geringen Platzangebots finden bei nooks.lieblingsdinge auch Ausstellungen statt: Auf drei Wandflächen haben Künstlerinnen und Künstler die Möglichkeit, ihre Werke sechs bis acht Wochen lang zu präsentieren. Bislang waren schon die Acrylmalerinnen Corinna Seliger und Ivonne Mewes sowie Lydia Rink mit ihren Collagen zu Gast. Bis Februar sind die filigranen Holzskulpturen von Tilla Messermann aus Halle an der Saale zu sehen. Wenn es wieder möglich ist, möchte Bettina in ihrem Laden auch kleine Vernissagen stattfinden lassen. Wer selbst gerne einmal seine Werke bei nooks.lieblingsdinge ausstellen würde, kann sich jederzeit bei ihr melden. ● Anja Dolatta