Prächtig! Das ist Robin Mügge. Was jetzt nicht in erster Linie heißen soll, dass Mügge prächtig ist – wobei er das sicherlich auch ist –, sondern dass er eben „Prächtig“ ist … so sein Künstlername als Sänger und Liedermacher, der vielleicht auch irgendwann als Name einer Band taugen könnte. „Prächtig“ sei, so Mügge, als Wort „phonetisch total hässlich“, aber eben dem Inhalt nach „sehr schön“. Und passt deshalb ganz gut zum musikalischen Output, den Mügge humorvoll als „Schrummelpop“ bezeichnet.
Schrummelpop, das sei: irgendwie „hingerotzt“, auf der Gitarre – oder der Ukulele – geschrammelt. Das ist aber auch eine Ansammlung sehr persönlicher, etwas prosaischer Texte, gefühlvoll und gewitzt, mit viel Herz und viel Verstand in allen Zeilen, ehrlich und klug. Überhaupt vereint „Prächtig“ scheinbare Widersprüchlichkeiten: In Hannover schrieb Mügge englischsprachige Songs, in Portland und Glasgow – beeinflusst unter anderem von AnnenMayKantereit – Lieder in seiner Muttersprache … die ihm auch entgegenkomme, insofern man beim Singen deutscher Texte „nicht so melodisch“ sein müsse, eben etwas mehr „hinrotzen“ könne als etwa im Fall englischer Texte. Und zugleich ist Mügge, der schrummelpoppende Singer/Songwriter, auch Promotionsstudent der Statistik: in der Mathematik ebenso heimisch wie in der Musik.
Emblematisch mag da vielleicht das Tattoo auf Mügges linkem Unterarm erscheinen: eine Zitation von Rob Gonsalves’ Gemälde „Arboreal Office“, in dem der romantische nächtliche Waldspaziergang eines Mannes mit urbaner Wolkenkratzer-Ästhetik verschmilzt. Die vermeintlichen Gegensätze gehören bei „Prächtig“ einfach irgendwie zusammen, im Künstlernamen und auch sonst …
Zur Musik gekommen ist Mügge, der 26-Jährige, der immer schon Songs im Radio mitgegrölt hat, etwa mit 16 – als er auf dem Hurricane Festival seine erste Festival-Erfahrung machte. Von da an zog es ihn auf Konzerte. Nach einem Schüleraustausch, der ihn für ein Jahr in die USA verschlug, fragte ihn dann Maciek Swietoslawski, der bei „The Voice“ Bekanntheit erlangen sollte, ob er ihm nicht mit seinen Sprachkenntnissen ein paar englischsprachige Songtexte schreiben möge. Mügge sagte zu, hatte immerhin immer schon ein Gespür für Texte, und bekam derweil ein Gefühl dafür, wie man selbst Musik macht. Die Ukulele der damaligen Freundin kam da gerade richtig …
Im letzten Jahr hat sich Mügge, der seinen Master in Statistik in Portland gemacht hatte, dann entschlossen, in Glasgow mit seiner Doktorarbeit zu beginnen. Erst nach diesem Entschluss ging es los – aufgrund der Kontakte zu Maciek: Als Fabian Schulz, der Produzent von Magic Mile Music, sich nach dem Texter erkundigte und so auf Mügge aufmerksam wurde. Nunmehr fährt er – auch wenn es etwas stressig, aber eben auch abwechslungsreich ist – zweigleisig: als Mügge promovierend, als Prächtig seine Musik professionell bewerkstelligend.
Und das Zwischenfazit fällt bislang recht gut aus: Kommen die ab Februar 2020 auf seinem YouTube-Kanal veröffentlichten Musikvideos, die er noch gemeinsam mit einem befreundeten Filmstudenten erschuf, bis auf etwas über 500 Aufrufe, so hat das offizielle Video seiner ersten Single „Irgendwie klappt immer alles“ – nun mit vollkommen professionalisierter Tonspur – im Laufe eines knappen Quartals an der 1.000er-Marke zu kratzen begonnen. Dem passend zur Pandemie in den eigenen vier Wänden abgedrehten Musikvideo zum optimistischen Song folgte nun Ende Juli die zweite Single: „Dass ich dich liebe“. Zum gefühlvollen Liebeslied hat er dann gleich selbst die liebevoll-amateurhaft gezeichneten Kulissen des dazugehörigen Videos beigesteuert, die freilich durchaus mit einigem Aufwand per Greenscreen untergebracht worden sind. Herausgekommen ist ein humorvolles Video im Stil einer typischen US-RomCom, das nicht nur seine Drehpartnerin an Filme wie „(500) Days of Summer“ (2009) erinnern dürfte. Bleibt zu wünschen, dass das Vorhaben, sich mit vielen kleinen Auftritten „auf lange Sicht ein Publikum zu erarbeiten“, schneller umgesetzt ist als erwartet: Immerhin klappt ja „irgendwie immer alles“ – und ganz prächtig ist es noch zudem. ● Christian Kaiser Foto Laura Schepers
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