Sie sind Freunde, seit sie zehn, elf Jahre alt sind und haben sich seither nie aus den Augen verloren. Das liegt sicher nicht nur, aber auch daran, dass sie zusammen Musik machen. Der Name ihrer Band, ein Projekttitel von 2013, der damals gar nicht so hintergründig gemeint war, lädt sich ganz von allein mit Bedeutung auf, denn die Musik von Fabian und Edgar lässt sich kaum einem Genre zuordnen: alles ist alles ist (fast) alles? Beliebig ist es nicht, aber der Name schließt auch nichts aus.
Sie waren von der ersten Klasse an auf der gleichen Schule. „Angefreundet haben wir uns aber erst in der fünften“, lacht Edgar. „Das war die Zeit, wo wir angefangen haben, uns für Musik zu interessieren und Platten zu kaufen“, so Fabian. „Im Grunde haben wir uns darüber kennengelernt. Wir mochten deutschsprachigen Rap, der damals in den Kinderschuhen steckte und noch eine echte Subkultur war.“
Mit etwa 15 Jahren nahmen die beiden zusammen mit einem weiteren Freund ihren ersten Song auf und müssen bei der Erinnerung beide grinsen: „Meine Mutter hat noch das Intro eingesprochen, wir hatten alle absurd lange Parts von 32 Zeilen, wo man heute eher 12 machen würde. Das Ding war also ewig lang. Dazu hatten wir unfassbar viele Breaks im Beat, aber das war uns alles eben auch so wichtig! Da es noch gar keine Plattformen für so etwas gab, haben wir den Song tatsächlich nur auf dem Schulhof verbreitet“, erinnert sich Edgar lachend.
Die Hip-Hop-Einflüsse hört man in ihrer Musik auch heute noch, genauso wie eine große Liebe zu ausgefeilten Gitarrensounds. „Als sich langsam anbahnte, dass wir auch jenseits von Hip-Hop zusammen Musik machen wollen, haben wir mit einer E-Gitarre und einer Akustischen losgelegt“, erzählt Fabian.
Seit sie zum Studieren in verschiedenen Städte gingen, nach Berlin und nach Münster, führen die Freunde eine musikalische Fernbeziehung. „Wir haben uns eigentlich immer etwa einmal im Monat getroffen, um Musik zu machen. Dass wir mit dem Computer unser musikalisches Gestaltungsmittel gefunden haben, hat sich natürlich in der Pandemiezeit total bewährt, weil wir uns digital austauschen konnten“, so Fabian.
Es ist gar nicht so leicht zu sagen, an welchem Punkt Edgar und Fabian zu einer Band wurden, weil sie rückblickend, zumindest gefühlt, schon immer zusammen Musik gemacht haben. „Vielleicht war das 2019, als wir das erste Mal einen Song so richtig abgemischt und ausproduziert haben“, so Edgar. „Der hat uns dann so gut gefallen, dass wir beschlossen haben, jetzt mal das ganze Paket durchzuziehen mit einer EP, Spotify, Instagram und eigener Homepage.“ Die EP „Grundrauschen“ ist eine Frucht kreativer gemeinsamer Wochenendarbeit. Das Design der Covers und Videos machen sie selbst, Fabian ist für das Visuelle zuständig und erstellt die Clips, während Edgar am finalen Sound feilt.
Ihre aktuelle EP „Schattenspiele“ entstand im Sommer 2020, als Fabian und Edgar, die mittlerweile als Architekt in Berlin und als Grundschullehrer in Hannover arbeiten, zusammen Urlaub machten.
Und wie klingt „Schattenspiele“? „Wir haben immer ähnliche Elemente, elektrische Gitarren und eine bestimmte Art von Beats, aber unsere Songs sind sehr unterschiedlich, keiner von ihnen lässt sich einem bestimmten Genre zuordnen. Die Stimmung ist eher dunkel, aber die Musik ist schon sehr zugänglich, vor allem dadurch, dass wir jetzt in jedem Song Gesang haben. Bei der letzten EP war das nicht so, da haben wir es „Instrumental Indie Groove“ genannt, damit klar wird, dass wir keine Indierock-Band mit echtem Schlagzeug sind. Aber unsere Songstrukturen sind schon oft recht poppig, von daher sagen wir „Alternative Pop“, erklären Edgar und Fabian. Ihre elektronischen Tracks mit E-Gitarre, akustischer Gitarre, Drumcomputer und Keyboard erzeugen durch mantraartige Loops eine hypnotische Stimmung, deren Sogwirkung durch die Videos verstärkt wird. Am Live-Konzept feilen die beiden noch. „Wir tüfteln noch an der Form, wie wir das umsetzen können, weil unsere Musik so Computer-basiert ist“, erklärt Edgar, „unser Schwerpunkt lag in der letzten Zeit klar darauf, neue Songs zu produzieren, aber wir arbeiten auch an Ideen für Live-Auftritte. Da wollen wir aber nicht einfach auf einen Knopf drücken. Ich denke, die Songs werden dann anders klingen als auf unseren EPs.“ ● Annika Bachem
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