Duc Nguyen hat mit dem CODO an der Lister Meile eine Welt geschaffen, in der authentische Tradition und Frische das A und O der vielfältigen Küche Vietnams vermitteln. Der Grundsatz des leidenschaftlichen Kochs wird hier gelebt: „Bổ Rẻ“ ist ein weit verbreitetes vietnamesisches Sprichwort und bedeutet wortgemäß „köstlich – gesund – preiswert“. Und so wird jedes der Gerichte aus den verschiedenen Regionen Vietnams stets frisch zubereitet und dabei auf Glutamat und jegliche sonstigen Geschmacksverstärker verzichtet. Mit Vietnam assoziiert der Restaurantinhaber vor allem Geselligkeit und gemeinsames Essen, danach den bekannten Eiskaffee mit karamellisierter Milch zu schlürfen oder zum Street Food eine frische Limonade aus Passionsfrucht oder Limetten zu trinken und dem Treiben auf der Straße (hier: Fußgängerzone) zuzusehen – etwas, was zum Zeitpunkt des Testessens noch nicht wieder im ersehnten Ausmaß möglich war. Kurz vor dem Ende des Lockdowns für die (Außen-) Gastronomie haben wir uns dennoch von den exotischen Aromen einiger Mitnehmspeisen an das Lebensgefühl Vietnams heranführen lassen.
Obwohl auf der Internetseite ausdrücklich die Sommerrollen als praktisches Fingerfood besonders empfohlen werden – in feinem Reispapier eingerolltes Hühnerfilet, frischer Salat, Reisnudeln und Omelettestreifen zur traditionellen Fischsauce mit Zitrone und frischen Chilis –, sind wir unserer Vorliebe für Knuspriges erlegen und haben die vegetarischen Minifrühlingsrollen gewählt plus Crispy Wan-Tan, sechs ebenfalls kross gebackene Teigtaschen gefüllt mit Hühnerfleisch, dazu Chilisauce (jeweils 3 Euro). Erstere schmecken auch ohne die süße Sauce nach was und sind als Beilage oder Snack vorm Fernseher daher zu empfehlen, Zweitere sind eher witzig geformtes und im Mund nett knisterndes Dekomaterial als wirkliche Geschmacksträger.
Beliebt sind von der CODO-Karte außerdem die Currys (wahlweise mit Huhn, Rind, Ente, Garnelen oder Tofu), genauso wie Bún, eine Reisnudel-Bowl mit Rindfleisch mariniert in Zitronengras, die als Beilage Eisbergsalat, Minzblätter, Gurkenstreifen und eingelegte Karottenstreifen mitbringt. Wir hingegen haben heute Lust auf zartes (sehr zartes!) Hühnchen in cremiger Kokos-Curry-Erdnusssauce, serviert mit Jasminreis und Saisongemüse (für 7,50 Euro) – und haben damit eine gute Wahl getroffen. Besonders gut gefallen die dünnen Bambus-Streifen, die wie der Brokkoli, die grünen Bohnen, die Zucchini und die rote Paprika hervorragend al dente gegart sind, und auch die kräftig abgeschmeckte, nicht zu feste und nicht zu flüssige Sauce überzeugt uns.
Das Rau Xào (auch 7,50 Euro) ist ein sehr schmackhaft zubereitetes Gericht mit dem gleichen Gemüse plus Pilzen und würzigem, ebenfalls feinem Rindfleisch, dem die bekannte Chop-Suey-Sauce aus Soja- und Fischsauce eine typische Note verleiht. Mit der intensiveren Erdnuss-Kokos-Melange kann sie zwar nicht mithalten, dafür ist von beiden Saucen aber neben Reis und Gemüse reichlich vorhanden und wir wären auch ohne die zusätzlichen Bratnudeln satt geworden. Trotzdem schmecken diese mit Ei und saisonalem Gemüse so lecker, dass die zusätzlichen Euro gut investiert sind.
Bleiben für das nächste Mal nur noch die Reisbandnudelsuppe, die Wok-Gerichte aus der Vietnamese Streetkitchen und Speisen wie der gebratene Reis mit knuspriger Ente, die erfahrungsgemäß während des Transports schnell matschig wird und besser an Ort und Stelle auf dem Teller landet. Danach dann noch eine Banane im Teigmantel, übergossen mit Honig und Kokosmilch, verfeinert mit Sesam, dazu ein Hanoi Espresso oder vietnamesischer Eiskaffee, und dann zurücklehnen und endlich wieder das städtische Lebensgefühl an der belebten Lister Meile genießen …
● Anke Wittkopp
Lister Meile 67
30161 Hannover
0511 899 3689
www.codo-streetkitchen.business.site
Öffnungszeiten:
So – Mi 11.30-21 Uhr
Do – Sa 11.30-22 Uhr