Schon sind wir mittendrin im neuen Jahr, immer noch nahezu kulturlos, immer noch kämpfen wir alle mit diesem verdammten Virus. Und mehr und mehr mutiert nicht nur das Virus, auch wir mutieren allmählich allesamt zu Virologen, zu echten Fachfüchsen, fast täglich höre ich neue Spekulationen über die letzte Wahrheit und den einzig richtigen Weg. Und in den Talkshows erklingt ebenfalls immer wieder dasselbe klagende Lied: Hätte, hätte Fahrradkette … Ich kann es schon nicht mehr hören.
Klar, nicht alles ist gut gelaufen, klar, wenn man mehr gewusst hätte, hätte man auch vieles anders machen können, klar, man hat sich in den Sommermonaten vielleicht ein bisschen zu sehr zurückgelehnt und klar, auch jetzt läuft noch längst nicht alles rund. Ebenfalls klar: Wenn Christian Lindner Bundeskanzler wäre, dann hätte diese Pandemie längst ausgespielt. Aber nicht alle sind so weise wie er und in Demokratien müssen selbst die größten Überflieger hin und wieder auf der Oppositionsbank Frust schieben und jenen das Feld überlassen, die es nicht ganz so gut können, den Fehlbaren.
So ist das nun mal, wir alle (außer Christian Lindner) machen Fehler, niemand kann in die Zukunft sehen, wir müssen das jetzt ertragen, die Geschichte aushalten, bis sie irgendwann (hoffentlich bald) vorbei ist. Und wir müssen dabei geduldig bleiben und dürfen jetzt nicht überdrehen, nicht irre werden. Diese Tendenz scheinen momentan allerdings manche zu haben. Ganz ehrlich, ihr Lieben, ich glaube nicht, dass der Jens Spahn der Teufel ist und uns alle umbringen will, indem er mutwillig zu wenig Impfstoff bestellt. Und ich glaube auch nicht, dass er in diesen Impfstoff heimlich irgendwas reinmischt, was da nicht reingehört. Oder dass das die Hersteller übernehmen. Ich glaube ebenfalls nicht, dass uns mit dem Impfstoff irgendwelche 5G-Chips gespritzt werden.
Aber ich will nicht spotten. Spott und Häme spalten nur. Womit wir beim Thema dieser Ausgabe sind. „Was uns spaltet und was uns verbinden sollte“, so haben wir unseren Titel überschrieben. Anlass, sich darüber ein paar Gedanken zu machen, war natürlich auch die Erstürmung des Kapitols in den USA und die dort sehr offensichtliche und krasse Spaltung einer ganzen Gesellschaft in zwei sich sehr unversöhnlich und teilweise hasserfüllt gegenüberstehende Lager. Ist bei uns Ähnliches denkbar? Oder ist unsere Gesellschaft sogar schon gespalten?
Es lohnt sich, ein bisschen darüber zu grübeln, was uns spaltet und was wir dieser Spaltung entgegensetzen können. Mehr dazu im neuen Stadtkind.