Büro für Eskapismus – Abtauchen in eine andere Realität mitten in Hannover-Linden

„Dritter.Vierter.77“ ist ein Fictional Reality Game des Büros für Eskapismus, bei dem die Grenzen von Realität und Fiktion verschwimmen, und bei dem das Spielerteam ein Rätsel im Stadtteil lösen muss. Dabei soll Frank bei der Suche nach seiner Silke geholfen werden, die am 3. April 1977 unter mysteriösen Umständen verschwand. Diese Form des immersiven Theaters hat Miriam Wendschoff ihr Leben lang begeistert. Mit ihrer Gründung des „Büro für Eskapismus“ hat sie in Hannover ihren Traum verwirklicht und bereits im ersten Jahr rund 700 Spielende begeistert.
Schon der Unternehmensname „Büro für Eskapismus“ ist ein Statement, klärt Miriam auf: „Ich glaube daran, dass das Bedürfnis, in andere Realitäten einzutauchen, für uns Menschen grundlegend ist. In fiktiven Welten erfährt man Dinge über sich selbst, kann neue Handlungsweisen in einem geschützten Raum testen und vieles mehr. ,Eskapismus‘ steht ja eigentlich negativ für ,Flucht aus der Realität‘ – bei uns wird es aber zu einem positiven Erlebnis, das viel Spaß macht, aber nicht unpolitisch sein muss.“
Vor vielen Jahren war sie als Studentin beim Edinburgh Fringe Festival in Schottland, erzählt Fictional-Reality-Game-Fan Miriam, und hatte beim Theaterfestival quasi ihr „Erweckungserlebnis“. Statt als Zuschauerin zur Bühne zu blicken, war sie plötzlich selbst mittendrin in der Handlung beim nächtlichen Rundgang durch die tiermedizinische Fakultät. Seitdem ist sie Fan von immersivem Theater und hatte bereits zu ihrer Zeit als festangestellte Dramaturgin am Schauspielhaus Bochum den Wunsch, mehr davon zu machen. Als dann die Escape Rooms aufkamen, wusste sie, das ist der richtige Zeitpunkt für ihr Angebot: „Immersives Theater und Escape Rooms haben viel gemeinsam. Bei uns gibt es aber kein starres Regelwerk, keine lange Einweisung, denn alles soll sich so anfühlen, als sei es ,real‘. Unser Spiel startet beispielsweise mit einer WhatsApp von Frank, und schon sind die Spielenden mittendrin. Hinter dem Start-Up steht natürlich ein Theaterkollektiv, ohne die Bühnenbildnerin Katharina Laage und ein Netzwerk vieler anderer KollegInnen, mit denen ich für verschiedene Projekte zusammenkomme, wäre das nicht möglich. Wir kombinieren Elemente des Theaters mit Escape Room, Installationen und Schnitzeljagd und bieten so ein ganz neues Erlebnis.“
Die Themen der beiden Spiele „Dritter.Vierter.77“ und „Siebter.Achter.49“ (nur noch bis Ende August spielbar), die das Büro für Eskapismus anbietet, kreisen inhaltlich um Themen mit gesellschaftlicher Relevanz,  wie den Klimawandel. Die Geschichte ist fiktiv, aber immer mit den realen Orten verbunden. „Während der Corona-Zeit haben wir ein Onlinespiel entwickelt, das wir kostenlos über die Website anbieten,“ berichtet Miriam über den momentanen Stand, und weiter über die Zukunftspläne: „Damit wollen wir gern an Schulen gehen. Den Workshopbereich will ich unbedingt weiter ausbauen. Theater, Gamification, räumliches Erzählen – ich mag Erlebnisse im analogen Raum und freue mich darauf, davon mehr zu machen. Auch Kooperationen mit Kulturzentren und Schulen wären super, da würden wir uns über Interesse freuen. Und 2021 soll es ein drittes Spiel geben. Wir hatten übrigens für die Accessoires, die wir in Linden installiert haben, jeweils Ersatz gekauft, weil wir Diebstahl befürchteten, aber da ist bis jetzt nichts weggekommen. Die Teilnehmenden zeigen viel Respekt. Klasse.“
Die behördlichen Hürden waren bei ihrer „Büro-Gründung“ schon immens, weil sie durch ihr spezielles Angebot nie in irgendwelche Standards passten, das kostete laut Miriam wirklich Nerven. Auch in der Corona-Krise haben sie das wieder erlebt, aber Anfang Juni durften sie endlich wieder öffnen. Ihr Tipp an Gründungswillige: „Unbedingt freiwillig weiterhin in die Arbeitslosenversicherung einzahlen (das muss man direkt bei der Gründung einleiten)! Dank der Beratung von hannoverimpuls bin ich dadurch während des Corona-Shutdowns vergleichsweise weich gefallen. Im Kulturbereich gibt es viele Berührungsängste mit Themen wie Wirtschaftsförderung. Da habe ich eine hohe Bereitschaft bei hannoverimpuls erlebt, sich auf uns und unsere Ideen einzulassen. Ich habe mit der Beratung wirklich Begleitung auf Augenhöhe gefunden. Das fühlt sich gut an.“

Miriam Wendschoff
www.buero-fuer-eskapismus.de
buero@buero-fuer-eskapismus.de


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