In Kleefeld in der Nähe des Kantplatzes finden sowohl Nostalgie-Liebhaber als auch Freunde der Kaffee- und Kuchenkultur im gleichnamigen Ladencafé zahlreiche hübsche Sahnestücke – als süße Tortenteilchen und in Form von gehobenem Trödel. Christiane Schär betreibt das kuschelige Lädchen an der Kirchröder Straße im siebten Jahr mit anhaltender Leidenschaft für die schönen alten Dinge. Porzellan, Besteck, Kleinmöbel, Tischdecken, Bilderrahmen und viele in Würde gealterte Sammlerobjekte mehr sind zu erwerben. Und neben ofenfrischem Kuchen, handgefiltertem Kaffee und Frühstück kann man in der plüschigen Umgebung auch eine authentische English-Teatime genießen.
Zuvor hatten die drei Räume in dem Jahrhundertwendehaus einem Antiquitätenhandel Platz geboten, von dem Frau Schär nur zu gerne den wandfüllenden, großartigen Kolonialwarenladen-Verkaufsschrank übernahm und attraktiv mit Geschirr füllte. Die Wände der lauschigen Räumlichkeiten schaffen Flair mit pastelligem Mintgrün, gesprenkelt mit zart-gelben und kirschblütenfarbenen Blümchen, ein Streifen belebendes Pink, Rosatöne und verträumtes Flieder sorgen für Kontrast, bildliche Windsor-Anleihen für den englischen Charme. Antikes aus dem Viertel – in dem nach dem Krieg auch viele Engländer stationiert waren – wird in Kommission genommen und von der gelernten Drogistin und langjährigen Außendienstangestellten verkauft, seitdem die Kinder aus dem Haus sind und sie sich mit dem Lädchen einen Traum erfüllt. Die Idee, gegenüber vom Blumenladen ihres Mannes ein kleines Café und Porzellangeschäft zu eröffnen, hat sowohl im Stadtteil als auch überregional viele Fans gewonnen. Angefangen hat alles mit Kaffeekannen, Tellern und Bilderrahmen aus dem privaten Haushalt der Schärs in Kirchrode. Inzwischen bringen immer mehr Stammkunden, Nachbarn und Bekannte Ware zur Kommission vorbei. Die Preise machen die VerkäuferInnen selbst, und gefeilscht wird nicht – auch so kann man hier mit Schnäppchen rechnen, nur nicht mit Ramsch, denn Trödelprofi Frau Schär kommt nur Qualitätsware ins Haus. Sammler auf der Suche nach Stücken von Eschenbach oder Fürstenberger Teeservices, Gläsern von Rosenthal, Porzellanfiguren – Kitsch und Kuriositäten –, spitzenbesetzter Weißwäsche, feinen Mokkatassen und erlesenen Silberbestecken, verschnörkelten Vasen und Goldrandtellern stöbern gerne regelmäßig durch das Sortiment, denn zweimal in der Woche kommt mittlerweile neue Ware an. Gedecke von Hutschenreuther, Rosenthal, Weimarer, Seltmann-Weiden und Michael Fischer können für festliche Gelegenheiten wie Konfirmation oder Taufe ausgeliehen werden, und wer möchte, kann seine Geburtstagskaffeetafel beispielsweise auch im sogenannten Stübchen ausrichten, wo über einem thronartigen Samtsofa in royalem Purpur ein Porträt von Kaiser Wilhelm II. prunkt.
24 Sitzplätze bietet das Café normalerweise, es hat auch schon Stehparties mit 60 Gästen gegeben, jetzt wurde unter Berücksichtigung des Abstandsgebots Platz geschaffen und man kann den Lieblingskuchen zum Abholen vorbestellen. Täglich backt die sympathische Café-Betreiberin selbst wechselnden Kuchen und Torten mit Früchten der Saison. Frau Schär freut sich aber jetzt schon sehr auf die Zeit, wenn sich ihr Lädchen wieder zum Nachbarschaftstreffpunkt zurückentwickeln darf, wo neben dem Naschen und Trödeln auch der Kontaktaufbau und das nette Gespräch im Mittelpunkt stehen. Ganz ohne Zeitdruck kann man hier dann hoffentlich bald wieder Frühstück süß oder herzhaft, etwas üppiger und gesund oder gleich ganz opulent zu sich nehmen. Zweimal monatlich kommen bei der beliebten „Teatime“ auch weiterhin ausschließlich englische Leckereien auf den Tisch: Das Rezept für die Scones stammt von einer Lady aus der Nachbarschaft und ist bisher unübertroffen, dazu werden Marmelade und Clotted Cream sowie Cake mit jahreszeitlichen Früchten aufgetischt. Für eine Gruppe ab sechs Personen kann (und sollte) man dieses original englische Vergnügen vorbestellen. Bitte aktuelle Regelungen und Öffnungszeiten erfragen, dank Corona sind Änderungen der Auflagen möglich!
Anke Wittkopp