Irfan Warraich hat sich am Schwarzen Bären einen Traum erfüllt und ein pakistanisch-indisches Restaurant eröffnet, in dem sowohl die Küche als auch das Ambiente einen Mix aus modern und klassisch bieten. Den appetitlichen Smell of India hat man sofort in der Nase wenn man den hohen, aufgeräumten Raum mit den indischen Deko-Akzenten betritt, sodass die Vorfreude auf den in Aussicht gestellten Taste of India zuerst merklich steigt – und dann mit üppigen, intensiven Gerichten rundum gestillt wird.
Wer mittags in der Nähe ist, sollte sich das Mittagsmenü (Thali) als Alternative zum Teilchen vom Bäcker unbedingt durch den Kopf oder vielmehr Magen gehen lassen: täglich von 12 bis 15 Uhr ist es vegetarisch für günstige 6,90 Euro und für 7,90 Euro mit Fleischgericht zu haben.
Wir wählen aus der Abendkarte als Starter Seekh Kebab, sanftes Lamm auf heißer, kräftig knisternder Gemüse-Pfanne (für 8,50 Euro). Der Dampf gibt grüne, gelbe und rote Paprika sowie gläserne Zwiebeln frei, die vom indischen Subkontinent stammende Speise aus indischen Gewürzen und am Spieß im Tandoor zubereiteten Hackfleisch beschert uns einen optisch und geschmacklich entzückenden Auftakt. Auch das Papdi Chaat (für 6,50 Euro), ein kaltes Schicht-Küchlein aus Gemüse-Kartoffel-Kichererbsen-Salat und Knusperblättchen nebst Koriander, schmeckt bestens: bunt und fruchtig, leicht und fein zwiebelig, scharfe und süße Aromen machen es zu einem leckeren Snack. Auch bekannt als Papri Chaat oder Paapri Chaat ist es ein beliebtes Fastfood in Nordindien, Bangladesch und Pakistan, das vor allem mit seinen knusprigen Waffelanteilen punktet.
Sogar noch einen Tick steigern kann sich der Genuss mit dem Chicken Saag, einem Hauptgericht aus der traditionellen indischen Küche (für 12,50 Euro), das Butterhuhn, diverse Gewürze, pürierten Spinat (Palak) und andere grüne Blättern mit orientalischem Spice vereint. Die bunte Gewürzmischung verleiht der grünen, Pesto-ähnlichen Sauce ein besonderes Aroma, das alle sechs Geschmackstypen der indischen Küche aufgreift (süß, salzig, sauer, bitter, würzig und herb nach der indischen Lehre von Körper und Geist – laut Ayurveda muss eine gute Speise all diese Geschmacksrichtungen aufweisen). Dieses Chicken Saag hält gekonnt die Waage zwischen Kardamom (gilt als antiseptisch und schmeckt süß, leicht herb), Kurkuma (schafft eine würzige und bittere Note), Koriander (frisch und süßlich), Knoblauch (leicht scharfes und salziges Aroma) sowie Ingwer (scharf) und Zitrone (säuerlich). Der dazu gereichte Neon-Reis greift die Farben grün, rot und gelb wieder auf und stillt selbst Riesenhunger, sodass es trotz gutem Willen schwerfällt, die letzten Saucen-Reste noch mit dem reichlichen Naan-Brot aufzutunken.
Beim Malayi Kofta (für 10,50 Euro), einem typischen Gericht der Mogul-Küche, setzt sich die Vorliebe für Süßes durch und die Kokosnuss-Mandel-Cashew-Soße zu den Gemüse-Kartoffel-Bällchen redet uns mit ihrem satten Sahneschlag beinahe das Dessert aus – zum Glück lässt sich der aufmerksame und zuvorkommende Gastwirt nicht beirren und bringt uns dennoch Gulab Jaman zum Kosten: Um diese besondere, in warmem Zuckersirup schwimmende Süßspeise zu beschreiben, müssen wir sämtliche Erinnerungen an Rumkugeln und Schmalzkuchen bemühen, um uns dann doch schlicht auf köstlich zu einigen. Zum Abschluss reicht uns Herr Warraich lächelnd ein Gefäß, aus dem wieder der herrliche würzige Duft steigt; Minze, Anis, Kardamom und vielzählige andere Samen und Granulate vereinen sich zum Abschieds-Löffel Taste of India. Märchenhaft!
Schwarzer Bär 5
30449 Hannover
Tel. (0511) 67 43 13 64
www.tasteofindia-hannover.de
Öffnungszeiten:
Mo – Sa 12-15 Uhr und 17-22.30 Uhr, So 14-23 Uhr
Text und Fotos: Anke Wittkopp