Alkohol ist doch keine Lösung

Aus der Rubrik „Stadtkinder streuen Gerüchte“

Toll! Wie britische Forscher jetzt herausgefunden haben wollen, ist Alkohol gar keine Lösung. Und auch das morgendliche Liegenbleiben und das tagelange Rumgammeln würden unterm Strich für jene Ziele, die man sich gemeinhin als Mensch so setze, wenig bis gar nichts bringen. Man solle lieber ganz auf Alkohol verzichten, früh aufstehen und viel Sport treiben, so die Wissenschaftler in ihrem Abschlussbericht. Die Studie weist allerdings bei genauerer Betrachtung einige schwerwiegende Mängel auf. So ist beispielsweise gar nicht weiter definiert, welche Ziele sich Menschen „gemeinhin“ so setzen. Bei einer spontanen Straßenbefragung auf dem Engelbosteler Damm im Herzen der Nordstadt Hannovers belegten beispielsweise die Ziele „Chillen“ und „Shoppen“ die ersten beiden Plätze, sehr dicht dahinter „Verpiss dich!“ (was jedoch kaum als Ziel gelten kann und darum aus unserer Wertung gefallen ist). Wenn nun die allermeisten Menschen tatsächlich eher solche nach Konsum und Entspannung ausgerichteten Ziele für sich formulieren, ist die ganze britische Studie natürlich Blödsinn. Denn für solche Menschen ist Alkohol selbstverständlich eine Lösung. Eine sehr gute sogar. Wer am liebsten chillt, dem hilft Freund Alkohol ganz immens dabei, die drängenden Probleme des Alltags (Miete, etc.) auszublenden. Oder anders ausgedrückt: Wenn du ordentlich einen im Tee hast, kannst du tagelang sorglos auf dem Sofa gammeln. Und wer das Ziel „Shoppen“ für sich favorisiert, dem hilft Freund Alkohol bei der Verdrängung der Tatsache, dass dafür meistens das notwendige Kleingeld fehlt, beziehungsweise die diversen Kleinkredit-Raten sich bereits zu einem hohen fünfstelligen Betrag summieren. Okay, wer den nächsten Marathon in Hannover gewinnen und 102 Jahre alt werden möchte, der ist eventuell gut beraten, auf Alkohol zu verzichten und auch das Liegenbleiben und das tagelange Rumgammeln stark einzuschränken. Wer gar Karriere machen möchte, um möglichst viel Geld anzuhäufen, dass dann irgendwann später dazu dienen soll, den Rest des Lebens mit „Chillen“ und „Shoppen“ zu verbringen (wozu die Karrieristen aber später meistens keine Zeit haben, weil sie viel zu wichtig geworden sind), der ist vielleicht ebenfalls gut beraten, auf das eine oder andere Glas zu verzichten. Aber zu pauschalisieren, Alkohol sei keine Lösung, erscheint uns bei näherer Betrachtung tatsächlich Unsinn. Für sehr viele Menschen ist und bleibt Alkohol die einzige schnell verfügbare und wirksame Lösung – und daran wird sich (nach allem, was sich politisch bei uns so entwickelt) auch in absehbarer Zeit kaum etwas ändern. Prost!

Text: VA


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