Jazzig, bluesig und poppig zugleich – so lassen sich die Arrangements der aus Georgien stammenden Sängerin Tinatin Tsereteli beschreiben. Zusammen mit zwei Mitgliedern ihrer Band (Sebastian Bauer – Kontra-/Bass, Robert Jöcks – Drums) stellt die in und um Hannover bekannte Singer-Songwriterin im Rahmen des Soloprojektes „Tinatin“ eigene deutsche Texte vor und zeigt dabei sowohl den stimmlichen als auch den sprachlichen Ausdrucksreichtum des deutschen Souls.
„Musik ist meine Heimat, meine Identität, sie ist das Persönlichste, Tiefste und vielleicht auch das Beste, das ich zu geben habe und das, was mich bewegt, was ich auszudrücken imstande bin – im Geflecht von Wort, Stimme und Klang.“ Aussagen wie diese lassen unschwer erkennen, was für eine Bedeutung die Musik für Tinatin hat und das ist eigentlich auch schon ihr ganzes Leben lang so. „Seitdem ich denken und mich erinnern kann, hat mich zu Hause Musik umgeben“. Mit Berufsmusikern als Eltern und dazu viel Zeit in den Orchestergräben der Staatsoper und in den Kulissen diverser Bühnen ist das schließlich auch kein Wunder. So war es dann auch „auf eine bestimmte Art selbstverständlich“, dass Tinatin ein Instrument erlernen sollte, in ihrem Fall gleich zwei, Violine und Klavier. Im Jahr 1993, zu Zeiten des Bürgerkrieges, war die heutige Hannoveranerin gezwungen, nach Deutschland zu fliehen. Dort angekommen, „brach allerdings alles Musikalische für eine ziemlich lange Zeit ab.“ An einen intensiven Instrumentalunterricht war im Flüchtlingsheim nicht zu denken, mangelte es dort ohnehin schon an allem. „Aus dieser Not heraus entdeckte ich für mich das Singen neu. Aber selbst das tat ich lange heimlich, denn für all das, was mein Leben vorher ausgemacht hat, war in unserer Einzimmer-Unterkunft gefühlt kein Raum mehr.“
Heute singt Tinatin deutsche Texte, das ist allerdings keine Selbstverständlichkeit. Die Flucht in ein anderes Land und das damit verbundene neue Leben, gingen mit einer erschwerenden Sprachlosigkeit einher. Das bedeutete für Tinatin wiederum das Einbüßen eines sehr großen Teils an Ausdrucksvermögen der eigenen Persönlichkeit sowie Identität. All das ließ ihre Liebe zur Musik jedoch keinesfalls schwinden und so fand die junge Sängerin dank Schulwechsel und Studium letztlich zurück zu ihren Musikwurzeln. „Das Besondere daran ist vielleicht eben diese Mischung und das natürliche Bedürfnis auf deutsch Schreiben zu wollen, ausgerechnet ich als ehemals in dieser Sprache völlig Fremde, während die meisten Muttersprachler doch eher zum Englischen tendieren.“ Inhaltlich thematisieren ihre Werke bedeutungsvolle Augenblicke im Leben, die von Zögern, Suchen, Sehnen und Scheitern geprägt sind, jedoch auch dazu antreiben, über sich selbst hinauszuwachsen.
Wer sich auf ihre Lieder einlässt, wird auf eine aufregende Reise in neue und bereits vertraute Welten mitgenommen, möglich gemacht durch Tinatins bildgewaltige Sprache und signifikant warme Stimme. Ihr Solodebüt (April 2018), das unter dem Motto „Step into my Soul“ steht, gewährt dabei tiefe Einblicke in das Persönlichste der Sängerin. „Musik kommuniziert eigentlich auch ohne Worte, sie wirkt und berührt immer. Genau das ist mein Anliegen: Meine Sicht, meine Welt und meine Gedanken zu teilen. Wenn ich dann Menschen damit innerlich bewegen, beglücken und gar trösten kann, habe ich mein Ziel erreicht: Gesehen zu werden, indem ich auch die anderen sehe, spiegele und sie sich gesehen fühlen.“ Und genau das schafft sie auch.
Text: Lisa Trzewik
Foto: Jesús Gómez
Weitere Infos auf Facebook @tinatinband und unter tinatinband.com.
Tinatin Konzert: am 30.11.18 ab 19 Uhr im
Hannover Gin-Store, Weidendamm 20, 30167 Hannover