Das Restaurant bell’ARTE befindet sich im Sprengel Museum und damit nicht nur direkt am Maschsee, sondern auch nur 500 Meter entfernt von der HDI-Arena und in unmittelbarer Nähe zum Landesfunkhaus des NDR. Von den 80 Restaurantplätzen, 30 Wintergartenplätzen und 140 Terrassenplätzen aus kann man den Blick auf den See genießen. Das bell’ARTE offeriert junge, frische Küche mit italienischem Akzent, die die Nähe zur Kunst laut Internetauftritt in ausstellungsbegleitenden Speisekarten umsetzt. Es bietet sich ein Rundgang durch das Sprengel Museum an, bevor man die kulinarischen Interpretationen der Werke von Künstlern, die dort gezeigt werden, probiert – genau so haben wir es gemacht.
Als wir am Ende unseres Museumsbesuches den Weg über die Terrasse wählen, fühlen wir uns, mit einem Aperol Spritz in der Hand auf die beleuchtete Uferpromenade blickend, trotz herbstlicher Frische wie an einem Italienurlaubs-Abend. Auch im Wintergarten platziert, halten die schönen Assoziationen an, sodass wir sogar mit unseren Tischnachbarn über Italienreisen und die Museumsausstellungen plaudern. Uns der Speisekarte widmend, stellen wir fest, dass es keine direkten Hinweise auf kunstbezogen kreierte Speisen gibt – wir machen uns an das Menü und das Rätsel. In der schmackhaften Steinpilzcremesuppe ahnen wir gleich die Farbpalette der Worpsweder Maler, aufgetragen in einer stimmigen Komposition. Die zweite Vorspeise deutet tatsächlich auf die aktuell ausgestellte Künstlerin Florentina Pakosta; die für sie ab den 1980er-Jahren typische Darstellung des Massenphänomens, hier in Form eines ausdrucksstark mit Honig marinierten Rucolabeets, schafft es glücklicherweise nicht, das bis dato grimassierend dargestellte Individuum (hier: den Ziegenkäse) zu vereinnahmen. Eine tolle Balance! Der gratinierte Käse, dazu das süßliche Roma-Tomaten„chutney“ und der knackige, bittersüße Salat – diese klassische Komposition (hier für 13,50 Euro) hat schon längst Einzug ins Rezept-Museum gehalten. Hauptspeise Nummer eins, ein saftiger Auflauf (für 13,50 Euro), lässt sofort an die Künstler der Gruppe „Blauer Reiter“ denken: Der Gebrauch expressionistischer Farbträger (zweifach knallig orangener Kürbis, weizengelber Käse, rostroter Rauchschinken) spricht eindeutig Marcs, Mackes und Delaunays Pinselsprache. Ganz anders das Hirschgulasch (für 17,50 Euro): Das schlicht gerahmte Tellergericht stellt sich mit kräftig gewürztem Fleisch, naturalistischem Pilz-Kräuter-Zwiebel-Cranberry-Mix und herzhaften, nicht zu mageren Serviettenknödelscheiben in einer barocken Üppigkeit dar. Da sich Vertreter dieser Zeit nicht im Sprengel Museum finden lassen, raten wir, welche Künstler der Koch hier auf die Tellerleinwand gebracht haben könnte: Collagenkunst à la Schwitters? Nicht ganz. Oder sitzen wir hier vor einem Beuys’schen Aktionskunstwerk? Wohl kaum. Wir essen grübelnd, aber genüsslich und fragen schließlich nach. In neuer Sachlichkeit erklärt die Servicekraft, dass die kulinarische Umsetzung der Kunstwerke nicht mehr auf der Karte stehe. Ob diese reizvolle Idee in Zukunft noch einmal aufgegriffen wird, wer weiß? Uns würde es freuen, aber auch so können sich das Ambiente und die Gerichte des bell’ARTE sehen lassen.
Text und Fotos: Anke Wittkopp
Kurt-Schwitters-Platz 1
30169 Hannover
Tel. (0511) 809 33 33
www.bellarte.de
Öffnungszeiten:
Di bis Sa 11-23 Uhr
Sonntags und an Feiertagen
11-21 Uhr