Hallo, Herr Schostok! Ich bin‘s, Illi!
Guten Tag.
Ich… Ich muss ihnen da mal was sagen.
Bitte.
Es hat aber ganz mini-bisschen auch mit Kritik zu tun.
Na, ganz was Neues. (singt leise: „Why does it always rain on me“)
Also… es ist so… Tschuldigung schon mal, ja? Sie sind… Herr Schostok, Sie sind nicht lustig. Leider. Sorry.
Ich will auch gar nicht lustig sein. Ich bin Oberbürgermeister und kein Clown.
…was schade ist! Ich glaube, Clowns sind meist beliebter als Oberbürgermeister.
Ach, jetzt bin ich auch noch unbeliebt, oder was?
Na, das wollte ich damit doch gar nicht sagen. Flinten-Uschi! DIE ist unbeliebt.
Tja.
Ich sag ja nur, dass Sie immer so furchtbar ernst sind…
Ich mache Politik. Das ist eine ernste Angelegenheit.
Aber der Herr Weil lächelt immer. Und der ist sogar Ministerpräsident.
Ja, der tolle Herr Weil!
Nicht so giftig bitte, das ist nicht cool.
Wohl bin ich cool! Wohn nämlich in Linden.
Dann wird‘s ja mal Zeit für einen akkuraten Schnurrbart.
Versteh ich nicht.
Macht nichts. Hier, weiter jetzt…. Da haben Sie ja richtig auf die Sahne gehauen letztens, mit ihrer Wutrede. Ich dachte kurz, es wäre ne Büttenrede vom Karneval, bis ich Sie erkannt habe.
So lustig?
Sie? Um Gottes Willen, eben nicht! Was mich so furchtbar erschreckt hat, das war, dass ich Sie eben erst so spät erkannt habe. Sie kommen immer so… unpersönlich rüber.
Hm! ….Hmmm…
Herr Schostok? Spielen Sie etwa gerade nebenbei am Handy rum?
Was? Was!? Nee!
Sie machen das oft. Richtig oft. Mir hat mein Vater das ja immer verboten. Meinte, das wär unhöflich. Aber der war auch kein Politiker.
Hmmm…Nicht…?
Nein. Sie hätten ihn nicht gemocht. War ein lustiger Mann. Zurück zum Thema: Sie müssen die Hannoveraner auch hin und wieder mal spüren lassen, dass Sie ein Mann des Volkes sind. Dann werden sich die Leute auch ihr Gesicht merken.
Die Leute kennen…
Eben nicht. Letztens war irgendwo ein Bild von ihnen und ein Kind rief: „Guck mal, Mami, da ist Onkel Ulf!“ Soviel dann dazu.
Ein Kind. Wie aussagekräftig.
Ich mein ja nur: Haben Sie nicht irgendein lustiges Hobby, das Sie mal präsentieren können? Handpuppentheater, HoolaHoop, Burleske-Tanz, so was in der Richtung? Oder einen neckischen Fetisch? Sie könnten auch mal mit dem Kopf nach unten im Park von einer Kletterstange hängen und Kurt Schwitters zitieren oder so.
Bitte?
Na gut. Dann Wenzel Storch. Oder Helge Schneider.
Dann denken ja alle, dass ich betrunken bin.
Betrunkene sind oft auch viel…
…ja, ja, schon klar, beliebter als Politiker.
Ich hätte ja jetzt ‚unterhaltsamer‘ gesagt, aber wenn sie das schon selber so deutlich aussprechen…
Na, Sie haben ja angefangen.
Ach! Immer sind es die anderen. „Die CDU ärgert uns! Die CDU hat unsere Brunnen vergiftet!“ Ja, ja, die gemeinen Christdemokraten immer.
Es ist aber wa-har!
Was jetzt? Dass die CDU Sie ärgert, vergiftet oder gemein ist?
Alles davon. Über die CDU kann man sagen, was man will – stimmt alles!
Als ob bei der SPD alles Gold wär, was glänzt! Mal sachte, ja? Außerdem geht‘s hier ja um Sie persönlich. Um ihre Unlustig- und Unpersönlichkeit und ihre Uncoolness.
Will ich eh alles nicht sein!
Merkt man. Lonely Wolf, was? A propos, selbst mit dem Wulff war mehr los.
Ja, der weiß, wie man feiert. Die Frau wohl auch.
Na, aufgepasst. Hinterher sucht die nen neuen Job und dann reden wieder alle. Sie kennen aber auch Leute… wie diesen Herrn Feldschlösschen. Nein, Wolters! Nein, …
Härke!
Das haben jetzt aber Sie gesagt. Ich hätte da ja nicht von angefangen. Aber wenn wir schon mal dabei sind: Was war denn da los? Er so: Ich kündige! Und Sie dann so: Nein, du bist gefeuert! Und er so: Dann bleib ich eben hier! Und Sie dann wieder: Ja, genau. Das ist also Politik?
Ich weiß nicht, was Sie meinen. Oh, tut mir leid, ich fahre gerade in einen Tunnel…kkrkrschhhhfffppppt…
Ja, ja. Schon gut, geschenkt.
Illi Hinzberg