Droht in Hannover das Ende des inhabergeführten Einzelhandels?
In Hannover schließen die inhabergeführten Geschäfte. Zunehmend. Geschäfte mit langer Tradition, aber auch Geschäfte, die nach der ambitionierten Gründung nur ein oder zwei Jahre durchhalten. Lederwaren Rissmann, Fisch Hampe, das Fachgeschäft für Modellbau Georg Brüdern, die Fleischerei Eikemeier, das Schuhcaffè, LOOMS Living … um nur einige Namen zu nennen. Die Liste ist inzwischen sehr sehr lang. Allein in der Innenstadt stehen momentan rund 30 Geschäfte leer. Und auch die Stadtteile erleben einen Strukturwandel und teilweise Leerstand. Der inhabergeführte Einzelhandel hat es immer schwerer, sich über Wasser zu halten. Ist das eigentlich ein Problem? Und falls ja, wie könnte man diesen Trend aufhalten oder sogar umkehren? Wir haben für diesen Artikel über 40 Geschäftsleute gefragt. Und Ideen gibt es durchaus …
„Handel ist Wandel“, so lautet ein altes Sprichwort. Die Gewohnheiten ändern sich, die Nachfrage ändert sich, man muss mit der Zeit gehen, sonst fällt man irgendwann zurück – und ist Geschichte. Wenn Einzelhändler darüber klagen, dass die Geschäfte nicht mehr so gut laufen, die Kunden ausbleiben, es weitaus anstrengender geworden ist, sich halbwegs über Wasser zu halten, und es eher immer schlimmer als besser wird, dann hören sie recht oft solche Sprüche. Und die Frage, ob sie denn wenigstens schon eine eigene Internetseite haben. Denn natürlich hat das Internet den Handel revolutioniert. Und natürlich hat das die kleinen Einzelhändler vor Ort teilweise ganz extrem unter Druck gesetzt. Es wird mehr und immer mehr im Internet bestellt, weil es gemütlich und unkompliziert ist, weil sich die Preise sehr leicht vergleichen lassen, weil man das gewünschte Produkt schnell findet. Die Vorteile liegen auf der Hand und werden gerne genutzt. Da muss man also mitmischen. Wer die Frage nach der Internetseite oder dem Internetshop mit nein beantwortet, erntet darum mitleidiges Kopfschütteln. Dann musst du dich auch nicht wundern, so der unausgesprochene Vorwurf. Den Zug leider verpasst, wer solche Entwicklungen nicht erkennt und rechtzeitig einsteigt, der hat schlicht verloren. Ist es wirklich so einfach? Warum scheitern dann auch Geschäfte, die längst über eine gut funktionierende Internetseite verfügen?
Weil beispielsweise das kleine Schuhfachgeschäft im Internet erst mal gefunden werden müsste, neben Zalando, amazon, mirapodo, OTTO, Deichmann und Co. Was bringt der schönste Shop, wenn man bei Google, falls überhaupt, erst auf Seite fünf oder sechs erscheint? Auch die gerne angebotenen Suchmaschinen-Optimierungen helfen da nur bedingt weiter. Klar, man kann eine Menge richtig machen im Internet, aber in Konkurrenz mit den Branchenriesen kämpft man trotzdem meist auf verlorenem Posten. Und darüber hinaus ist mit so einem Shop im Internet natürlich auch jede Menge Arbeit verbunden. Allein die verschiedenen Produkte zu fotografieren und mit ansprechenden Beschreibungen einzustellen, braucht Zeit, abgesehen von der Abrechnung. Möglichst zeitnah verschickt werden muss das bestellte Produkt dann auch noch. Hinzu kommen die Retouren. Kann das ein Einzelhändler leisten, der meistenteils alleine im Geschäft steht? Und lohnt sich die Einstellung eines Mitarbeiters? Finanziert der Internetshop dann am Ende vielleicht nur diesen Mitarbeiter? Viele inhabergeführte Geschäfte in Hannover haben sehr viel Geld und Zeit investiert, um vom Internet zu profitieren, nicht wenige sprechen heute von Fehlinvestitionen. Es gibt natürlich Branchen und Nischen, dort hat sich der Schritt ins Internet durchaus ausgezahlt. Für viele war dieser Schritt bisher jedoch lediglich ein Geldgrab.
In Hannover macht allerdings nicht allein das Internet dem kleinen Einzelhandel zu schaffen. Als Hauptgrund der Misere werden überwiegend die in den letzten Jahren stark gestiegenen Mieten genannt. Die darf es im Gewerbe bekanntlich auch ohne Gegenleistung des Vermieters geben, privat genießen Mieter einen vollkommen anderen Mieterschutz. Und wenn auf der anderen Seite ein Geschäft davon berichtet, noch ganz gut im Rennen zu sein, ist im gleichen Atemzug fast immer von einem verständigen Vermieter die Rede, der ein Interesse daran hat, an besondere und schöne Geschäfte zu vermieten, die eine Bereicherung für den Stadtteil darstellen, auch wenn damit weniger Mieteinnahmen verbunden sind. Doch solche Vermieter sind inzwischen wohl eher die Ausnahme. Vor allem in der Altstadt Hannovers scheint das ein massives Problem zu sein. Die Mietkosten stehen dort in keinem Verhältnis mehr zu dem, was an Umsätzen möglich ist. Junge, innovative Geschäftsideen haben in diesem Stadtteil vorerst keine Chance. Die steigenden Mieten sind allerdings stadtweit ein Problem, vor allem natürlich in den Einkaufsstraßen, die Situation ist für viele inhabergeführte Geschäfte prekär. Bezahlbar sind die Mietpreise ganz am Ende bei der momentanen Entwicklung irgendwann nur noch für Ketten und Filialisten, dieser Trend ist nicht nur auf der Lister Meile bereits sehr deutlich zu erkennen. Wir erleben im Handel tatsächlich eine Form der Gentrifizierung.
Das Internet, die Mieten, was noch? Der Verkehr.
Und daran scheiden sich in Hannover bekanntlich die Geister. Viele, gefühlt immer rote Ampeln – es ist nicht mehr besonders attraktiv, mit dem Auto in der Stadt unterwegs zu sein. Hinzu gesellen sich unzählige Baustellen. Argumente für oder gegen einen möglichst ungehindert fließenden Verkehr gibt es auf beiden Seiten reichlich. Die einen wünschen sich eine Fahrradstadt, die Mehrheit der Einzelhändler verweist dagegen auf Studien, die eindeutig belegen, dass Menschen, die mit dem Auto aus dem „Speckgürtel“ in die Stadt fahren, deutlich mehr einkaufen, als jene, die sich beispielsweise mit den Öffis auf den Weg machen. Aus Sicht der Einzelhändler ist das natürlich ein starkes, weil existenzielles Argument. Fast alle würden Ansätze in Richtung „Grüne Welle“ begrüßen, zumal es inzwischen auch Studien gibt, die die damit verbundenen positiven Auswirkungen auf die Luftqualität in der Stadt nachweisen. Vielfach kritisiert wird zudem die Baustellenplanung. Zu viel auf einmal und ohne Fingerspitzengefühl werde in Hannover gebaut, umgestaltet und ausgebessert. Man wünscht sich allgemein mehr Aufmerksamkeit seitens der Stadt für die damit verbundenen Probleme für den Einzelhandel. Und das ist nachvollziehbar. Inhabergeführte Geschäfte, die wochen- oder sogar monatelang mit einer Baustelle vor der Ladentür leben müssen, geraten oft massiv unter Druck.
Zum Thema Verkehr gehört natürlich auch das Parkplatzproblem, ebenfalls ein Dauerbrenner in Hannover. Marstall, Goseriede, Klagesmarkt, Landtag, Flohmarkt, Bahnhof, Köbelinger Markt, überall sind Parkplätze verschwunden. Das passt natürlich zur Idee der „autofreien Stadt“, für die ansässigen Einzelhändler macht es das Leben dagegen meist nicht leichter.
Noch mit einem anderen Problem kämpft der Einzelhandel. Für viele Geschäftsinhaber stellt sich natürlich irgendwann das Nachfolger-Problem. Die eigenen Kinder kennen die Situation im Einzelhandel genau, sind mit den Problemen aufgewachsen – und entsprechend machen sie häufig lieber einen großen Bogen um die Selbstständigkeit. Nachvollziehbar. Viele Geschäftsleute berichten von 60 oder 70 Arbeitsstunden in der Woche (plus Netzwerktreffen und Messen), von kaum mal einem Wochenende ohne Arbeit, von seltenen Urlauben und gleichzeitig sehr viel Verantwortung, zum Beispiel auch für die eigenen Mitarbeiter. Das gilt natürlich längst nicht für alle, manche kommen auch mit einer guten 40-Stunden-Woche hin. Doch Nine to Five ist im Grunde für alle Geschäftsleute undenkbar. Der eine oder andere neidische Blick auf Freunde und Bekannte in Festanstellung mit Urlaub und Weihnachtsgeld bleibt da natürlich nicht aus. Zumal wenn es sich unterm Strich fast nicht mehr lohnt und ein Inhaber teils weniger verdient als die eigenen Angestellten (die nebenbei, noch so ein Problem, immer schwerer zu finden sind). Bei einem Stundenlohn von 10,- Euro landen heute manche Einzelhändler. Nicht besonders lukrativ.
Trotzdem würde die überwiegende Mehrheit der Einzelhändler sich auch heute sofort wieder selbstständig machen, vielleicht mit der Einschränkung, dass man nicht unbedingt den gleichen Stadtteil wählen würde. Denn sein eigener Chef zu sein, Verantwortung zu tragen, das macht Spaß und hat viele Vorteile. Meist haben diese Geschäftsleute zudem einen ganz besonderen Bezug zu den Produkten, die sie verkaufen. Da ist fast immer sehr viel Herz im Spiel. Entsprechend liebevoll gestaltet sind die Geschäfte. Und auch der Kontakt zu den Kunden ist für viele Geschäftsinhaber ein Pluspunkt, fachlich zu beraten, das passende Produkt zu finden und zu verkaufen, macht große Freude. Und sie berichten zahlreich von sehr positiven Kundenkontakten, von ihrer Stammkundschaft, die die gute Beratung und Qualität noch zu schätzen weiß.
Allerdings gibt es auch hier Einschränkungen, beziehungsweise einen ganz anderen Trend. Die negativen Erfahrungen im Kundenkontakt nehmen deutlich zu. Insbesondere der „Beratungsklau“ ist für viele Geschäftsinhaber ein Motivationskiller. Tatsächlich berichten immer mehr davon, dass völlig ungeniert bereits während der Beratung (die teilweise lange dauert, gerne auch mal eine Stunde oder mehr) erwähnt wird, dass man später sowieso nichts kaufen, sondern nach dem entsprechenden Produkt im Internet suchen würde, um es günstiger zu bekommen. Es wird anprobiert und im Anschluss werden in der Kabine die Etiketten fotografiert. Es wird ausprobiert und man macht sich Notizen über die genaue Produktbezeichnung. Natürlich fühlen sich die Einzelhändler und ihre Angestellten in solchen Situationen alles andere als wohl, dieses Verhalten ist mehr als dreist, es ist herabwürdigend. Und es ist gar nicht so leicht, bei der Beurteilung des eigenen Jobs diese negativen Erfahrungen nicht zu wichtig zu nehmen. Die positiven Erfahrungen überwiegen eindeutig, doch die negativen Erfahrungen haben die Eigenschaft, sehr dominant nachzuwirken.
Erschreckend ist dabei, dass bei solchen Kunden überhaupt keine Selbstzweifel oder Skrupel zu beobachten sind. Der Einzelhändler um die Ecke wird als kostenloser Dienstleister missbraucht, ohne jedes Schamgefühl. Man darf sich stellenweise schon seine Gedanken machen über die Kinderstube solcher Kunden.
Zunehmend beliebt ist es auch, im Internet gekaufte und defekte Produkte in den Einzelhandel zu tragen, um sie dort möglichst günstig reparieren zu lassen. Das wäre für die meisten noch in Ordnung, doch auch hier gibt es Menschen, die es übertreiben. Sie kommen zum Beispiel lediglich mit der Bedienungsanleitung, um sich von einem Fachmann erklären zu lassen, wie das gute Stück denn nun funktioniert. Oder sie kommen, wenn bei ihrem Internetkauf Teile fehlen. Um, falls es sie im Geschäft nicht vorrätig gibt, sich darüber zu beklagen, dass der Fachhandel auch nicht mehr das sei, was er mal war.
Vielleicht schmerzhaftester Dorn im Auge vieler Einzelhändler sind aber jene Kunden, die sich erklären. Die sich zunächst lange beraten lassen, dann das Geschäft verlassen, um später zurückzukehren und zu berichten, dass sie nun das Produkt um sechs Prozent günstiger im Internet gefunden hätten und darum, falls man ihnen nicht in gleicher Weise entgegenkomme, notgedrungen im Internet bestellen würde, wobei sie betonen, dass sie den inhabergeführten Einzelhandel ja eigentlich gerne unterstützen, aber nicht zu diesem Preis. Dafür habe der Einzelhändler doch sicher Verständnis. Nein, die Einzelhändler haben dafür kein Verständnis – und dafür haben sie unser Verständnis.
Wie gesagt, solche Kundenkontakte wirken leider nachhaltig demotivierend. Man versucht, einen möglichst guten Job zu machen, profund und geduldig zu beraten, sich Zeit zu nehmen. Das Erfolgserlebnis ist dann, wenn ein tatsächlich zufriedener Kunde mit dem passenden Produkt das Geschäft verlässt, die Empfehlung für den gesamten Bekanntenkreis bereits auf den Lippen. Selbstständig zu sein, bedeutet zwischendurch auch mal Kampf, um den Erhalt des Geschäfts, da müssen Durststrecken und Finanzierungslücken überbrückt werden, da braucht es Engagement und Ehrgeiz. Mit solchen Negativerfahrungen fällt manchen Einzelhändlern das zunehmend schwerer. Wir haben in den vielen Gesprächen erfahren, dass nicht wenige immer mal wieder und immer ernsthafter über eine Geschäftsaufgabe nachdenken. Zumal es noch viele weitere Schwierigkeiten gibt. Auf Wiedersehen Gewerbesteuer, auf Wiedersehen Zwangsabgabe IHK, auf Wiedersehen Brandschutz und Arbeitssicherheit, auf Wiedersehen Steuerprogramm Elster. Abschließen und den Schlüssel wegwerfen, die Versuchung, so sagen manche, sei recht groß. Aber das ist natürlich leichter gesagt als getan. Was man vor Jahren und über Jahre aufgebaut hat, lässt man nicht so einfach los.
Okay, sagen nun vielleicht manche, dann ist der inhabergeführte Einzelhandel vielleicht tatsächlich ein Auslaufmodell, dann machen diese Geschäfte halt demnächst alle zu. Wen kümmert’s? Dann besetzen eben Ketten den Leerstand. Wo ist das Problem?
Das kommt darauf an, in was für einer Stadt man leben möchte. Bevorzugt man das Einerlei, Innenstädte und Einkaufsstraßen, die sich in allen größeren Städten zum Verwechseln ähnlich sehen mit den überall gleichen Auslagen in den Schaufenstern? Ein Einkaufserlebnis, bei dem man vielleicht tatsächlich Neues und Unerwartetes entdeckt, ist so ein Stadtbummel dann ganz sicher nicht mehr. Attraktiv sind Einkaufsstraßen und Plätze nur dann, wenn sie eine große Vielfalt bieten, das bestätigen auch alle Umfragen zur Wohnqualität. Das ist die Erwartungshaltung, die Menschen an ihren Stadtteil haben. Und wenn dann so ein Zusammenschluss von Einzelhändlern (die nebenbei alle in der Stadt ihre Steuern zahlen) ab und zu noch ein schönes Fest auf die Beine stellt, umso besser. Ein eher positives Beispiel haben wir in Hannover am Lindener Marktplatz. Deutlich an Attraktivität gewonnen hat in letzter Zeit auch der E-Damm. Alteingesessene inhabergeführte Geschäfte, dazu frische, ganz neue Konzepte, das macht auch Publikum aus anderen Stadtteilen neugierig. Stadtteile mit eigenem Charakter sind ein Magnet. So eine bunte Fundgrube macht einfach Spaß. Und es macht Spaß, inmitten so einer Fundgrube zu leben. Dazu gehört allerdings, dass man nicht am heimischen PC hockt und alles, was man auch direkt nebenan findet, fleißig Schnäppchen jagend im Internet bestellt. Dass man einen Zusammenhang zwischen dem eigenen Konsumverhalten und der Existenz der Ladenvielfalt im Stadtteil herstellt. Es ist eine ganz einfache Formel: Wenn niemand mehr nebenan einkauft, dann müssen die Geschäfte schließen.
Viele Einzelhändler haben uns geschrieben, dass sie glücklicherweise noch Kunden haben, die diesen Zusammenhang sehen. Manche erkennen sogar einen positiven Trend. Aber bei steigenden Mieten und Nebenkosten sind es längst nicht mehr genug Kunden, die ganz bewusst nebenan einkaufen. Und der „Mainstream“ folgt dann doch lieber dem Internet-Trend. Womit wir bei den Ideen sind, wie man das zunehmende Sterben des inhabergeführten Einzelhandels in Hannover verlangsamen, aufhalten oder sogar umkehren könnte.
Für ganz wichtig halten alle Einzelhändler Kampagnen, die den Gedanken „Buy Local!“ in den Mittelpunkt stellen. Und sie wünschen sich dabei mehr Unterstützung durch die Stadt Hannover, denn aus eigener Kraft lassen sich solch Kampagnen nur sehr begrenzt finanzieren.
Außerdem fordern einige dringend die Einrichtung eines lokalen Online-Marktplatzes, in dem die inhabergeführten Einzelhändler ihr Sortiment präsentieren oder sogar verkaufen können. Dass das geht, haben andere Städte in Deutschland bereits erfolgreich vorgemacht. Natürlich muss so ein Marktplatz mobil nutzbar und mit einer exzellenten Suchfunktion ausgestattet sein. Der Stadtkind-Verlag hat mit www.kauflust-in-hannover.com bereits ein solches Portal annähernd auf den Weg gebracht, aber es gibt bei diesem Projekt noch Luft nach oben. Anders gesagt: Wir bemühen uns im Rahmen unserer (knappen) Möglichkeiten. Auch der Print-Einkaufsführer KaufLust präsentiert, nach Stadtteilen geordnet, viele inhabergeführte Geschäfte. Und das Erscheinen Ende November wird nun bereits seit einigen Jahren mit der Kampagne „Einkaufen nebenan!“ begleitet. Doch das reicht natürlich längst nicht. Öfter, größer, mit noch mehr Breitenwirkung, das ist momentan ein dringendes Anliegen vieler Geschäftsleute.
Ein anderer, konkreter Vorschlag ist das Einführen einer speziellen Parkplakette, die das kurzzeitige Parken in zweiter Reihe, in einer Fußgängerzone außerhalb der üblichen Einfahrtzeiten oder das kostenfreie Parken auf normalen Parkplätzen und Parkgaragen erlaubt. Solche Plaketten könnte es direkt in den Geschäften geben, der Kunde geht dann nicht zum Ticketautomaten, sondern in das Geschäft seiner Wahl, besorgt sich dort dieses spezielle Ticket und kann im Anschluss in Ruhe einkaufen. Den Geschäften ein oder zwei solcher Parkplaketten kostenlos zur Verfügung zu stellen, wäre immerhin ein Anfang und auch eine Geste seitens der Stadt. Parken in zweiter Reihe? Da ist das Chaos doch vorprogrammiert. Das stimmt natürlich. UPS, DPD, GLS und DHL richten ja tagtäglich auf den Straßen in Hannover bereits genug Chaos an, wenn sie all die Pakete von Zalando ausliefern. Man kann verstehen, wenn so manchem Einzelhändler bei dem Chaos-Argument der Kamm schwillt …
Eine Idee ist auch die gebührenfreie Freigabe des Bereichs direkt vor den Geschäften für die Gestaltung durch die Einzelhändler, ohne dass es weitere Vorschriften gibt. Ein knapper Meter würde für die Warenauslage bereits reichen. Viele Einzelhändler verzichten momentan lieber darauf, um keine Strafen zu riskieren.
Geteilt sind die Meinungen bei den verkaufsoffenen Sonntagen. Manche sehen unterm Strich durch diese Möglichkeit keine oder kaum Vorteile, andere schätzen vor allem den Werbeffekt, zumal wenn mit solchen Tagen ein großes Stadtteilfest verbunden wird. Dann kommen Menschen auch aus anderen Stadtteilen und entdecken vielleicht ihren neuen Lieblingsladen.
Die Gewerbesteuer ist für viele Einzelhändler in den letzten Jahren zum Problem geworden, man wünscht sich ein Umdenken, auch was andere Auflagen und Verpflichtungen angeht. Man wünscht sich zudem eine noch stärkere Unterstützung der Standortgemeinschaften, beispielsweise indem das Engagement zumindest ansatzweise bezahlt wird, um während der investierten Zeit Aushilfen bezahlen zu können. Und man wünscht sich seitens der Stadt mehr Druck auf die Vermieter, obwohl alle wissen, dass die Stadt kaum eine Handhabe hat.
Viele unterschiedliche Vorschläge und es gab noch weitaus mehr. Vielleicht wird es Zeit, dass die Stadt mal alle inhabergeführten Einzelhändler zu einem gemeinsamen Brainstorming einlädt. Schaden würde es nicht. Höchste Zeit ist es aber ganz sicher für den bewussten Einkauf nebenan. Das hilft auf jeden Fall und ganz direkt.
LAK