Joan Randall

Die Planetenpolizei hat grünes Licht gegeben: Es wird Zeit. Zeit für Joan Randall. Wie bitte? Nein, nein, keine Liedermacherin aus Nordirland und auch kein Südstaaten-Country-Girl, sondern vier junge Männer aus Hannover. Und die haben ihre Band nach einer Figur aus der Serie „Captain Future“ benannt. Vier Leute, Indie-Pop/-Rock, deutsche Texte – gibt es von solchen Bands denn nicht schon mehr als genug? Ganz klares Nein, und das beweisen Joan Randall auf ihrem gleichnamigen Debütalbum, das gerade erschienen ist. Zum Glück klingt das eben nicht nach austauschbarem Belanglospop à la Tim Bendzko und die Zwangsjuvenilität aktueller Top-Acts geht ihnen auch ab. Kein metaphorisch-verkopfter Folk Noir, kein Liedermacher-Gejammer und keine weiteren Erben „befindlichkeitsfixierter“ Bands wie Kettcar oder Tomte. Fragt man Joan Randall selber, nennen sie es „Mindie-Pop“ – melodiösen Indie-Pop.

Erfrischend realistisch ist auch ihre Einstellung. Jeder von ihnen hat vorher schon Musik gemacht, teilweise mit Major Deal. Sie wissen, wie‘s läuft, sind keine Studenten mehr, die von der großen Zukunft als Rockstars träumen, sondern Lehrer, IT-ler, Projektmanager im Marketing und Werber. Insbesondere aber einfach vier Freunde, die gerne gemeinsam Musik machen.

Laut Sänger Rafael und Gitarrist Basse läuft das dann so: „Alle Songs entstehen gemeinsam. Jeder trägt seinen Teil, egal wie groß oder klein, dazu bei. Stell dir einen großen Kochtopf vor. In diesen Songkochtopf wirft jeder eine Zutat rein, die ihm wichtig ist. Am Ende kommt ein fertiger Song dabei heraus, abschmecken, gegebenenfalls nachwürzen – fertig. Guten Appetit!“ Lecker? Ja!

Beim Hören von Joan Randall fällt direkt auf, dass die Einflüsse aus vielen Richtungen kommen. Gleich der Opener des Albums, „Kein Liebeslied“, erinnert ein bisschen an Bruce Springsteens „Born to run“, ein wenig an „Heroes“ von David Bowie und hat einen leichten Touch vom „Dakota“ der Stereophonics. Und trotzdem ist der Sound ein ganz eigener. In ihrem Proberaum, in dem auch das Album aufgenommen wurde, haben sie so lange gefeilt und experimentiert, bis sie mit dem Ergebnis zufrieden waren. Gemischt wurde im Glockseestudio und heraus kamen letztlich 12 Songs. Melodisch, tanzbar und treibend, manchmal fast sphärisch, dann wieder druckvoll – alles in allem angenehm abwechslungsreich. Aber was, wenn das Ding total durch die Decke geht und Joan Randall plötzlich zum neuen Darling in den Medien avanciert? Ist „Popstar sein“ ein alternativer Lebensentwurf?

„Natürlich. Aber man muss die Kirche im Dorf lassen. Aus Erfahrung wissen wir, dass, um wirklich von der Musik leben zu können, sehr viel Glück dazu gehört. Wir wollen einfach nur gute Songs schreiben, die berühren. Sollte die Göttin der Musik für uns das goldene Los ziehen, dann mal sehen.“ Rafael und Basse sehen es realistisch. Vorerst stehen Festivals und Konzerte in und um Hannover auf der Agenda. Nach einer Bookingagentur, die sie unterstützt, suchen die vier Jungs von Joan Randall noch. Doch man ist da zuversichtlich, dass am Ende alles gut wird. Aber bis dahin ist ja noch Zeit. Zeit für Joan Randall.

Text: UM
Fotos: Ina-Jasmin Kossatz

Rafael Rybandt: Gesang, Gitarre
Sebastian Bartels: Gitarre, Gesang, Trompete
Ilja Littau: Bass, Orgel / Keyboards
Philip Günther: Drums, Percussions


Schlagwörter:

Diesen Beitrag kommentieren

Stadtkind twittert