Handwerk

Die Südstadt hat einen neuen Handwerks-Meisterbetrieb: Im Restaurant Handwerk wird vom täglich Brot bis zur Abschiedspraline alles handgemacht. Darum gibt es auch keine feste Speisekarte, sondern ein Menü, dessen kreative Gerichte regelmäßig wechseln. In Anlehnung an das Thema diniert man in einer Umgebung, der man die Liebe zum Detail ebenso ansieht wie den Ergebnissen der handwerklich hochbegabten Jungköche. „Casual fine dining“ locker und raffiniert umgesetzt!

Graugetünchte Europaletten als Terrassenmöbel, die Wände und Decken schick schiefergrau, dazu ein paar gerahmte Fotografien – casual fine trifft hier den Nagel auf den Kopf, wirkt dabei aber nicht zu clean, sondern ziemlich einladend. Dem Chefkoch Thomas Wohlfeld (aus Tim Mälzers Off-Club-Team) kann man bei der Arbeit zusehen, denn direkt hinterm Tresen beginnt die offene Küche. Handwerker-Kellnerschürzen passen ins Bild und auch, dass hier konsequent geduzt wird. Was nicht heißt, dass die Bedienung weniger seriös ist, ganz im Gegenteil: Jeder Gang wird vom Personal so fröhlich-versiert erläutert, wie Fragen gerne und souverän beantwortet werden. Ein paar schöne Details haben sich die „Handwerker“ zusätzlich einfallen lassen: Eine hölzerne Ablage assistiert dem benutzten Besteck auf dem Tisch und warme Tücher werden zur Handreinigung gereicht.

Das Menü besteht aus sieben Gängen, von denen es mindestens vier zu wählen gilt (55-77 Euro) – die angebotene Getränkebegleitung (28-49 Euro) schlagen wir heute aus und erfrischen uns an ingwerherber/ holunderblumiger Limonade. Zum Essen schmeckt ein nordspanischer Tempranillo mit gewünscht kräftig-fruchtigem Temperament. Zauberhafte kleine Grüße aus der Küche eröffnen das Spiel mit Textur- und Geschmacksgegensätzen: Auf dem knusprigen Krupuk-Chip vergnügt sich der Krabbencocktail mit bittersüßer Grapefruit; der süße Keks nebenan trägt ein würziges Rindertatarkrönchen. Sauerteigbrot wird im warmen, mehligen Blumentopf serviert, seine feste Krume von einer geradezu sahnigen Olivenbutter umschmeichelt. Originell: Der gegrillte Melonentaler auf Fenchel, etwas zu vorsichtig gepfeffert, macht mit seiner frischen Süße und scharfem Kressetupfer einen farbenfrohen, leichten Einstieg. Mit den Zwischengängen machen die Köche den Gaumen dann endgültig zu ihrem Spielplatz: Die Lachsforelle, harmonisch lanciert von einem perfekt pochierten Ei und malerischer Feldsalatcreme, bringt mit Senfsaat-Streuseln knackigen Witz ins Spiel, der Celler Spargel wird ungewohnt charmant von einer lauchigen Nussbutter dominiert. Sowohl der hierzu gehörende Kalbsbrie als auch der Fisch schmelzen beinahe auf der Zunge. Ein erneutes Augenzwinkern aus der Küche kommt in Form eines Jägi-Sorbet-Lollies, der im Bunde mit einem geheimnisvollen Apfelstaub nicht nur formal überrascht. Überraschend gut passen auch die süßen Erdbeeren zum unfassbar geschmeidigen, weil sieben Wochen gereiften Rinderrücken – ein saftiger, ebenfalls bestens gebratener Gaumenschmeichler. Und schließlich trumpft das Dessert frech auf: Zur Ingwersorbetnocke gesellen sich nicht nur Möhrenmus-Tupfer, der mit Knusper-Krümeln gesprenkelte Joghurt ist auch noch mit Kopfsalat garniert – das muss man sich erstmal trauen … Schmeckt irrerweise ausgezeichnet! Die Rechnung (angesichts all der Aufmerksamkeiten wahrlich nicht zu hoch) wird mit einer Miso-Praline sowie einem Mini-Macaron überreicht, sodass auch Naschkatzen zufrieden schnurren. Top!

Anke Wittkopp

Handwerk
Altenbekener Damm 17
30173 Hannover
Tel. (0511) 26267588
www.handwerk-hannover.com

Öffnungszeiten: Mi-So ab 18 Uhr


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