Im September hat die Gourmet-Meile in der List einen neuen Gaumen-Tempel dazu bekommen – das La Rock. Im ehemaligen Azurro haben Frank Ochotta und Modemacher Ulli Hahn einen individuellen Ort irgendwo zwischen Szene-Treff und bodenständigem, aber exklusivem Restaurant geschaffen. Hier machen sie „Gastronomie für die Nachbarschaft“ ohne festgelegtes Konzept, dafür mit viel Hingabe an Qualität und Authentizität. Entspannt, aber mit Stil.
Rockige, aber nicht abgerockte mischen sich unter liebevolle, edle Details: Unter der kupferfarbenen Decke schwebt ein riesiger Kronleuchter, an den schiefergrauen Wänden hängen pop-rockige Bilder von Szenekünstler Niko Nikolaidis, das Weinregal aus Europaletten ist mit feinen Tropfen, beispielsweise vom Winzer des Vertrauens, Axel Neiss, gefüllt, in den Bädern liegen Stoffhandtücher bereit. Stylisch und klar ist die Linie, ohne zu cool für eine einladende Atmosphäre zu sein. Insgesamt stehen 34 Plätze zur Verfügung, bei geschlossenen Veranstaltungen können bis zu 46 Personen zusammenrücken. Was auf den Tisch kommt, ist nicht festgeschrieben; eine bleibende Speisekarte, das wäre ja auch langweilig. So können sich Philipp Wecke und Annabell Müller, die jungen Köche, jeden Tag neu erfinden und mit Kreationen aus guten Zutaten der Region je nach Saison die Gäste überraschen.
Einen angesagten Negroni aus rotem Belsazar-Vermouth, Gin und Campari sowie das Röstbrot aus dem Hause Gaues mit olivigem Dip genießend checken wir, welche Leckereien die aktuelle Karte rocken: An erster Stelle ein Pastinakensüppchen zum Selber-Dosieren, das originell in der Tee-Kanne an den Tisch kommt und sich in der Schale mit sich bereits darin befindlichen Mandel-Makronen, feinen Grapefruit-Tropfen und würziger Kresse zu einem sahnigen Schlemmer-Ereignis verbindet. Die Vorband des Abends bekommt schon einmal ausgelassenen Applaus. Doch es kommt noch besser: Die Kürbis-Ravioli mit oder – so wie wir sie möchten – ohne Pulpo, Schwarzbier und Feta-Nocken (14,40 Euro) sind nicht anders als sensationell zu nennen, fast gibt es Standing Ovations. Davon hätten wir gerne noch eine Zugabe gehabt, denn der Traum vom perfekten Pasta-Auftritt war leider schneller vorbei als der begeisterte Gaumen es glauben mochte. Beim Star-Gericht des Tages, Keule vom Reh (27,90 Euro) ist dagegen mehr als genug Fleisch auf dem hübschen italienischen Steingut-Teller. Und das ist geradezu unverschämt saftig (der Einfall mit dem Espresso – wo auch immer er genau zur Anwendung gekommen ist – war definitiv ein guter). Schwarzwurzel-Stangen und Kartoffelgratin sind die perfekten Begleiter, garniert ist das rosane Fleisch mit einer Decke aus knusprigen Kartoffel-Spänen, und fruchtige Hagebutte-Sauce-Punkte setzen der Komposition das I-Tüpfelchen auf. Die Desserts geben eher die zahmen Backgroundsänger des Menüs: Die krosse Apfeltarte mit Karamell und Schokomousse dazu sowie Mini-Knödel mit Nougatfüllung nebst Zwetschgenspalten und Vanilleeis sind ein schlicht leckerer Abschluss für die spektakuläre Teller-Show der jungen Küchen-Rocker. Als kleinen Abzug an der Gesamtnote für den Küchen-Auftritt können wir nur eins finden; fleischlose Gerichte sind auf der Speisekarte rar. Aber wenn die jungen Wilden immer so gute Varianten bieten wie heute, bricht ihnen das auch keinen Zacken aus der Krone. Keep on rockin‘!
Text und Fotos: Anke Wittkopp
Voßstraße 51
30163 Hannover
Tel. (0511) 66 63 22
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www.la-rock.com
Öffnungszeiten:
Mo bis Sa 17-1 Uhr
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