Heike Herbst, geboren und aufgewachsen in Norddeutschland, lebt mit Mann und Hund in der Nähe von Hannover und blickt auf eine lange Tätigkeit als Lehrerin und in der Lehrerausbildung zurück. Schon in den 80er-Jahren hat sie das Kreative Schreiben entdeckt. Da die Entwicklung an den Schulen immer weniger Raum für Kreativität bot, suchte und fand sie Möglichkeiten, abseits von Schule Kreatives Schreiben zu praktizieren – sie leitet seit 2011 eine Schreibgruppe in einer psychosozialen Beratungsstelle in Hannover und hat 2015 eine Ausbildung zur Schreibtherapeutin absolviert. Außerdem hat sie einen Schulroman und einen Erzählband mit Erzählungen aus dem Leben und der Schule geschrieben.
Die erste Veröffentlichung der Pädagogin Herbst war „Post für den Pinguin – Mit Tieren durch die Buchstabenwelt“, ein fibelunabhängiges, leselernbegleitendes Material, das Ansätze unterschiedlicher Leselernmethoden berücksichtigt. Gerade der Unterricht in der Grundschule werde immer mehr verwissenschaftlicht, bedauert die ehemalige Grundschullehrerin. Sie ist der Überzeugung, dass Inhalte viel nachhaltiger ankommen, wenn man sie den Kindern auf einer emotionalen Ebene anbietet.
Wie sich der Unterricht, aber auch die Ansprüche an Kinder und der Umgang mit ihnen im Laufe des vergangenen Jahrhunderts gewandelt haben, beschreibt die Autorin Herbst in ihrem Schulroman „Adler rauben eure Tauben“. Er führt den Leser in Schulklassen der Kaiserzeit, des Nationalsozialismus und der 60er-Jahre. Erzählt wird von prägenden Schulerlebnissen der weiblichen Mitglieder einer Familie über drei Generationen hinweg. Als Mädchen schwanken diese zwischen Neugier und Ängsten, Gehorsam und Talenten, später als Frauen zwischen Rollen- und Alltagsbewältigung und dem Wunsch nach persönlicher Freiheit. Es ist auch die Geschichte von ihrem Ringen um die einzelnen Buchstaben und richtigen Worte, vom Lesen- und Schreiben-, aber auch vom Nicht-Fragen- und vom Schweigen-Lernen. Eine Chronik der (schul-)politischen Ereignisse ist jeweils den Kapiteln vorangestellt, so dass sich der Roman zwischen Bildungs- und Familiengeschichte bewegt.
Der Erzählband „D.A.S.E.I.N. Denn alles Sein endet im Nirwana“ führt die Lebensgeschichte des letzten weiblichen Mitglieds der Familie fort und begleitet den Leser durch die collagemäßig angeordneten Texte in die Schule der Gegenwart. Drei Männer und ein Junge kreuzen den Lebensweg der Lehrerin Hildegard – auf durchaus traumatisierende Weise. Als sich alle Episoden zusammenfügen, trifft Hildegard die Entscheidung, sich frühzeitig aus der Schule zu verabschieden. Sie macht sich auf die Suche, um ihrem Dasein einen neuen Sinn zu geben.
Dass es „ein Leben nach der Schule“ gibt, weiß Heike Herbst und zeigt mit ihrem Kursangebot – in der Kreativen Schreibwerkstatt, beim Autobiografischen Schreiben und beim Therapeutischen Schreiben – verschiedene Wege auf, abseits der Schul-Praxis mit Worten umzugehen. Auf ihrem Blog „Schreibzeit“ (www.schreibzeit.me) gibt es alle Infos zu den Kursen und anderen „herbstlichen“ Tätigkeiten rund um‘s Wort.
Anke Wittkop
D.A.S.E.I.N.
Denn alles Sein endet im Nirwana
116 Seiten
Re Di Roma-Verlag
Adler rauben eure Tauben
Ein Schulroman
242 Seiten
Re Di Roma-Verlag