Salon Herbert Royal

Sechs Journalisten der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung, namentlich: Kristian Teetz, Imre Grimm, Bruno Brauer, Uwe Janssen, Dirk Schmaler und Volker Wiedersheim. Sie haben den Salon Herbert Royal gegründet, Hannovers lustigstes Satire-Sextett (gut, auch das einzige), das vier Mal jährlich alles, was nicht schwimmen kann, durch den Kakao zieht. Bis auf vier von ihnen sind alle Waldorfschüler, dafür sind aber zwei Friesen dabei und zumindest die Hälfte von den sechs Herberts ist noch unter fünfzig. Schmaler, Wiedersheim und Janssen standen mehr Rede und Antwort, als es überhaupt Fragen gab.

Was ist das Konzept des Salon Herbert Royal?
Janssen: Uns gibt es seit 2011 in dieser Besetzung. Wir haben zwar vorher schon Glossenlesungen gemacht, aber dann überlegt, ob wir nicht ein Satireprogramm über Hannover machen können, weil es das so noch nicht gab, jedenfalls nicht regelmäßig. Das TaK wollte es dann mit uns versuchen. Anfangs monatlich, jetzt machen wir das in vier mehrtägigen Blöcken pro Jahr. Wir bilanzieren dann – weil wir ja alle Nachrichtenleute sind – was ist in Hannover passiert, Lustiges, Tragisches und alles andere.
Schmaler: Das Besondere ist, dass wir eigentlich jedes Mal eine neue Show machen. Fertig machen, absolvieren und nach zwei, drei Abenden wieder wegschmeißen. Wir machen Lieder, Texte, manchmal anderen Quatsch. Aber wie bei der Zeitung: Wenn‘s gedruckt ist, kommt‘s weg. Und einmal im Jahr fassen wir das Beste daraus zusammen, dann aber auch mit Band.

Ist Lustigsein für euch der Ausgleich zur nicht so lustigen Tagespresse?
Wiedersheim: Als wir angefangen haben, hat noch kein Mensch über „Lügenpresse“ oder dergleichen gesprochen. Nein, es ist kein Ausgleich, sondern eher: Wenn du diese Stadt beobachtest, ihre Veränderungen und alle kleinen Verästelungen, Verwaltungen, Bürgertum… Da ist so viel Sinnvolles, aber auch so viel urkomischer Wahnsinn, der sich da abspielt. Das rauscht jedoch an den Medien so ein bisschen vorbei. Und wir gucken dann: Das ist zwar nicht groß oder wichtig oder ernst genug für die Zeitung, aber unterhaltsam ist es, unglaublich erfreulicher Quatsch!
Schmaler: Und anders als im Journalismus, wo man ja auch immer alle Seiten betrachten muss und nicht jeden veräppeln kann, hat man so dann auch die Chance, Dinge bewusst einseitig und überspitzt zu betrachten.
Wiedersheim: Hannover bietet ja auch genug Stoff. Die größte Liebesgeschichte aller Zeiten zwischen Christian Wulff und Bettina Körner! Oder, wenn Carsten Maschmeyer ein neues Buch rausbringt: „Die Millionärsformel“. Der König der Drückerkolonnen zeigt, wie‘s geht. Na, danke! Das ist doch Futter für uns!

Wenn man bis nachmittags alles, was in der Stadt passiert, hochseriös und bitterernst abhandeln muss, ist es doch bestimmt ganz schön, nach Feierabend alles durch den Kakao ziehen zu dürfen?
Janssen: Klar. Wir schreiben ja tagsüber auch Glossen, aber das dann eher mit angezogener Handbremse. Geschrieben ist das immer was anderes als auf der Bühne. Hannoveraner haben da schon auch Bock drauf, dass sich jemand mit ihrer Stadt beschäftigt.
Schmaler: Wir sind ja Hannoveraner. Und zu sagen: Hannover ist die schönste Stadt der Welt, um sich dann direkt über all die kleinen und großen Idiotien dieser Stadt lustig zu machen, ist schon ganz witzig. Doch, das hat schon ‘ne gewisse Komik.
Wiedersheim: Klar, damit kriegst du die Leute. Hannoveraner sind ja eher etwas zurückhaltend, aber wenn du sagst: Hannover ist fantastisch, aber auch wahnsinnig, dann lachen sie. Sie wollen sich gerne über ihre Stadt lustig machen, sich aber nicht schlecht dabei fühlen.

Was findet ihr privat lustig und was gar nicht?
Janssen: Volker. Volker ist nicht lustig. Aber Teetz‘ Frisur schon.
Schmaler: Absolut.
Wiedersheim: Auch wenn‘s pathetisch klingt: Die Wirklichkeit ist manchmal komisch. Zum Totlachen fast! Fips Asmussen ist nicht komisch. Das ist bei uns der Maßstab: Alles, was nach Fips Asmussen klingt, ist direkt raus. Und Mario Barth, der ist auch nicht witzig.

Ist Jan Böhmermann lustig?
Wiedersheim: Nee. Lustig nicht. Aber subversiv. Und auch das Subversive löst ja Lachimpulse aus, was auch ganz gut so ist. Aber lustig ist er jetzt nicht unbedingt.
Janssen: Der ist böse. Böhmermann ist – wie jeder gute Kabarettist – böse. Der hat Wut in sich. Der ist getrieben von irgendwas. Aber er ist gut. Das Schmähgedicht war eine bewusste Provokation. Die sollte gar nicht lustig sein, sondern übertrieben, denke ich. Das hat geklappt!
Wiedersheim: Es ist natürlich grauenvoll, wenn du nachts irgendeine Sendung im ZDF machst und plötzlich brauchst du Polizeischutz. Und zu allem Überfluss singt Didi Hallervorden dann noch ein Lied über dich. Auch nicht lustig, übrigens.

Interview: UM

Am 4. September kann man Salon Herbert Royal auf der Gilde-Parkbühne erleben.

Das STADTKIND verlost 5×2 Tickets für Salon Herbert Royal auf der Gilde-Parkbühne am 4. September. Einfach bis zum 29. August eine Mail an gewinnen@stadtkind-hannover.de mit dem Stichwort „Salon Herbert Royal“ schicken. Viel Glück!


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