Die Bärenhöhle in der List ist eine Institution. Hier gibt es seit zwanzig Jahren Bären jeder Art und jeden Alters sowie Bärenmacherbedarf und vor allem auch Hilfe für Bäreneltern mit plüschigen Patienten – Hanne Mahnke ist eine der wenigen Bärendoktorinnen des Landes. Doch nach dem Jubiläumsjahr hat das Ehepaar Mahnke nun eine traurige Mitteilung zu machen: Die Ladenräume werden zu privatem Wohnraum umgewandelt, am 31. März muss das Geschäft seine Türen schließen. Noch wird fieberhaft an einer Nachfolgelösung gearbeitet, aber eins ist sicher: Auch wenn Hannover wieder um einen kleinen inhabergeführten Laden ärmer wird – die Firma Bärenhöhle mit der Bärenklinik, dem Online-Handel und den Workshops bleibt weiter bestehen.
Mitten in der heißen Phase für die Festvorbereitungen zum Jubiläum der Bärenhöhle erhielten die Mahnkes die kurzfristige Kündigung für das Geschäft in der Flüggestraße. Durch einen Besitzerwechsel wurde Eigenbedarf angemeldet, der Bärenladen wird zukünftig zum Wohnzimmer der dahinterliegenden Erdgeschosswohnung, die bereits einen neuen Eigentümer hat. Ein Schock für die Geschäftsinhaber, denn eine bezahlbare Alternative zu finden, ist nahezu aussichtslos. Ab Januar startet das Ehepaar deshalb einen Räumungsverkauf mit 30% Rabatt auf das gesamte Warenangebot. Schweren Herzens geben sie zwar den Laden auf, nicht aber das Gewerbe: Die Mahnkes bleiben weiterhin in Sachen Bären tätig.
Die Wahl-Hannoveranerin, die eigentlich Lehrerin für Deutsch, Kunst und textiles Gestalten ist, und ihr Mann machten sich 1995 mit der Bärenhöhle selbstständig. Da Peter Mahnke weiterhin als Orthopädie-Schuhmachermeister arbeitet, war Hanne Mahnke immer die Ansprechpartnerin für die Kunden im Laden und führt auch den Großteil der Reparaturen an den lädierten Teddys durch, die aus aller Welt in die Bärenklinik eingeliefert werden. Ob neue Augen für erblindete Bärchen oder die Komplett-Restaurierung für wertvolle Exemplare aus der Steiff- oder Hermann-Kollektion – die Bärendoktorin heilt behutsam selbst die abgeliebtesten Plüschpatienten. Bei großen „Eingriffen“ unterstützt sie ihr Mann gerne mit Kenntnissen aus seinem Metier. Das wichtigste ist es dabei, den Charakter der tierischen Gesellen zu erhalten, denn manche sind jahrzehntelange Weggefährten und ihren Besitzern sehr ans Herz gewachsen. Ein Bärenpapa, der in China lebt, kam mit seinem bärigen Schützling sogar extra den weiten Weg nach Hannover geflogen, weil er Angst hatte, beim Versand könne etwas schief gehen.
Neben antiken und brandneuen, Mini-Bären und Riesenbären, Markenteddys und zahlreichen eigenen Entwürfen von Hanne Mahnke und anderen Bärendesignerinnen sowie Bärenkleidung bietet das Sortiment der Bärenhöhle auch andere Plüschtiere, altes Spielzeug und niedliche Puppenstubenminiaturen. Und wer seinen eigenen Bären herstellen möchte, bekommt nicht nur alles vom Teddyplüsch bis zum passenden Werkzeug und komplette Bastelsets mit ausführlicher Anleitung, sondern kann auch einen Bärenmacher-Kurs bei der Bärenfachfrau oder weiteren Teddykünstlern belegen. Die Workshops, der Online-Handel und die Bärenklinik bleiben definitiv erhalten: Über die Homepage kann man dazu aktuelle Informationen finden und die Bärenhöhlenbesitzer kontaktieren. Auch wenn Bärenliebhaber mit ihren Anliegen rund um die pelzigen Kuscheltiere dann bei der Bärenhöhle immer noch an der richtigen Adresse sind, verliert Hannover dennoch einen bärenstarken Laden, der mit viel Liebe für das Detail und die knuddeligen Stofftiere gestaltet und geführt wurde. Schade!
A.W.