El Lissitzky und Sophie Lissitzky-Küppers

Von Hannover nach Moskau

Oktoberrevolution in Moskau, Ausstellungen in aller Welt und eine Liebesgeschichte, die in Hannover begann: In seinem Bildband zeichnet Prof. Dr. Ulrich Krempel den gemeinsamen Lebensweg des russischen Konstruktivisten El Lissitzky und der deutschen Kunsthistorikerin und -sammlerin Sophie Küppers nach. Mit erstmals veröffentlichten Bildern aus dem Nachlass der Lissitzkys.

Elizar „El“ Lel_lissitzkyissitzky gilt unter anderem wegen seiner „Proun“-Bilder aus geometrischen Formen als eine prägende Figur des russischen Konstruktivismus. Nur wenigen abstrakten Malern gelang es wie ihm, zweidimensionalen Formen die Illusion einer dritten Dimension zu verleihen. Unter dem Credo „zielbewusstes Schaffen“entwickelte der studierte Architekt verschiedene Konzepte der Gebrauchskunst, die er in den Dienst seiner politischen Bestrebungen stellte. Als Maler, Buchgestalter, Ausstellungsdesigner, Fotograf, Architekt und Kunsttheoretiker hinterließ er ein umfangreiches Oeuvre, von dem sich Künstlerbewegungen wie De Stijl und Das Bauhaus inspirieren ließen.

1922 lernte er während eines Aufenthalts in Hannover über Kurt Schwitters seine spätere Ehefrau Sophie Küppers kennen, die aufgrund ihres Interesses und Einsatzes für die sowjetische Avantgarde scherzhaft den Namen mère des bolcheviks trug. Die Witwe des ersten Direktors der Kestnergesellschaft stellte für ihn zahlreiche Kontakte zu progressiven Künstlergruppen her und organisierte bedeutende Ausstellungen wie die bemerkenswerte Werkschau in der Galerie Goltz in München 1926. Gemeinsam bereisten sie Europa und pflegten einen regen Austausch mit Künstlerfreunden aus Frankreich und den Niederlanden. Nachdem Lissitzky 1927 für das Sprengel Museum den Präsentationsraum „Kabinett der Abstrakten“ gestaltet hatte, siedelte das Paar zusammen mit Küppers beiden Söhnen aus erster Ehe nach Moskau über. Von da an begann eine produktive Zeit, die immer wieder vom nationalsozialistischen Druck auf den Juden Lissitzky, aber auch von stalinistischen Repressionen gegenüber seiner ausländischen Frau überschattet wurden.

In Krempels Bildband werden die Lebensstationen des kunstliebenden Paares in einer Vielzahl von Fotos umfassend illustriert: die Geburt des gemeinsamen Sohnes Jem, die ergänzende Partnerschaft in Arbeit und Alltag, die sich stetig verschlimmernde Tuberkulose-Erkrankung Lissitzkys. Ergänzt von Texten der Zeit, Dokumenten von Freunden, Einschätzungen von Historikern und Kritikern und Varianten berühmter Fotografien der Lissitzkys, gelingt eine tiefgreifende Zusammenschau eines ereignisreichen Lebens für die Kunst. Die Dokumentation endet einen Monat vor El Lissitzkys Tod im Jahre 1941 – zum Zeitpunkt des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion.

Anja Dolatta

Die begleitende Ausstellung „Von Hannover nach Moskau. Neuerworbene Dokumente aus dem Nachlass von Sophie Lissitzky-Küppers“ ist noch bis zum 4. Oktober im Sprengel Museum zu sehen.


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